Erzgebirge und seine Hauptflüsse – © WikiCommons: Alexander Karnstedt
Alljährlich zieht es mich im Frühjahr in das Erzgebirge. Diese an der Grenze zu Tschechien liegende Region in Süd-Sachsen, bietet dem begeisterten Fliegenfischer eine unglaubliche Dichte an befischbaren Flüssen. Der Niedergang der regionalen Industrie seit der deutschen Wiedervereinigung – schmerzhaft für die im Erzgebirge heimische Bevölkerung – zog eine rasche Erholung, der stark in Mitleidenschaft gezogenen Flusslandschaft zu DDR Zeiten, nach sich.*
Was die Region aus fischereilicher Sicht besonders macht ist die Organisation der Fischereivereine unter dem Dach des Deutsche Anglerverband e.V (DAV) . Somit ist es den Gästen des Anglerverband Südsachsen Mulde/Elster e.V. möglich, mit einer Wochenkarte (75€) – Tageskarten werden nicht für Gäste ausgegeben – die in der Karte oben abgebildeten Haupt- und dazugehoerigen Nebenflüsse – mit wenigen Ausnahmen auf ihrer gesamten Länge zu befischen. Zum Erwerb von Erlaubnisscheinen, Gastkarten, Gewässerinformation und weiterführenden Informationen empfehle ich den Besuch der Homepage des Anglerverband Südsachsen Mulde/Elster e.V.
Schongebiete, die wenigen privaten Pachtstrecken, sowie den Vereinsmitgliedern vorbehaltene Abschnitte sind gut markiert und dem Gastfischer stehen beachtliche 430km, an zu befischenden Flüssen und Bächen zur Verfügung. Bei dieser Auswahl macht es auch Sinn, sich zumindest eine Woche Zeit zu nehmen um sich ins landschaftliche äusserst reizvolle Erzgebirge zu begeben. Und selbst dann, kratzt man eigentlich nur an der Oberfläche, was die vorhandenen Möglichkeiten betrifft.
So ergab es sich auch, dass ich in meinen bisherigen Ausflügen nach Südsachsen, die meiste Zeit an der Zschopau verbrachte. Bedingt durch meine Unterkunft nahe Thermalbad Wiesenbad, floss die Zschopau direkt an meiner Pension vorbei und in den Abendstunden war bei geöffnetem Fenster das zügige Rieseln des Flusses deutlich wahrzunehmen. Welch unbeschreibliche Freude, sub-sonare Bässe synthetischen Ursprungs – die ich sehr schätze – durch Töne aus dem Mittelfrequenzbereich eines Fließgewässers, zu ersetzen!
Es lohnt sich für Besucher, Berichte zum Erzgebirge im Fliegenfischer Forum zu verfolgen um sich eine Idee über die besonderen Hotspots zu verschaffen. Zu leicht verliert man sich ansonsten, an der riesigen Auswahl an Möglichkeiten die Nymphe oder Trockene durch zügige Rinnen, an Bacheinflüsse, Kehrwasser sowie turbulenten Rauschen zu befördern. Sächsische Fliegenfischer erwiesen sich dabei sehr hilfreich, die Erfolg versprechendsten Stellen mitzuteilen, zu beschreiben, ja sogar gemeinsam zu besuchen. Nur keine Scheu – wie man in den Wald ruft, so hallt es zurück.
Ich schätze diese Austauschfreude und Kameradschaftlichkeit und unterstreiche die weisen Worte Thomas McGuane’s in ‘The Longest Silence’.
Recently I heard of an old friend saying that the two rules of life he followed: don’t even tell your your mother your fishing spots, and other fishermen are the enemy. It is embarrasing to note the ring of truth these rules seem to have. But I think we’re going to have to rise above them.
Bedauerlicherweise wurde einer meiner Lieblingsabschnitt der Zschopau – Himmelmühle aufwärts, Pöhlbacheinfluss, Kurparkeinfluss – im Frühjahr 2012 zur Schonstrecke erklärt. Der Lieblingsabschnitt ergab sich jedoch zum überwiegenden Teil aus dem Umstand, dass ich wie beschrieben, praktisch mit Wathose und Stiefeln aus dem Bett rollen konnte, um mich am Fluss einzufinden. Wie mir ein Referent Gewässerwirtschaft des AV Südsachsen Mulde/ Elster e.V. in einer umgehenden Mitteilung auf meine Anfrage mitteilte, begründet diese zwingende Maßnahme, das mittlerweile kaum vorhandene Vorkommen der Äsche in der Zschopau. Angesichts der Tatsache, dass ich in zwei einwöchigen Besuchen an der Zschopau keine Äsche von Beachtung fangen konnte, erscheint diese Vorkehrung plausibel und zielführend. Dieser Beschluss wird nach Angaben über 2013 hinaus seine Bestimmung haben.
Das in der Zschopau aber stattliche Forellen schwimmen untermauert untenstehendes Foto. Der Fang von Fischen dieser Größe, entspricht sicherlich nicht meiner Erwartung an einen erfüllenden und erfolgreichen Tag am Wasser und ich weiss mich mit diesem Treffer sehr glücklich zu schätzen.
Der Großteil meiner in der Zschopau gefangenen Forellen bewegte sich um das Mindestmaß und darunter, was den Zschopauer Forellen gute Laichfreudigkeit einräumt und ein Indiz für sich selbst reproduzierende Salmonidenbestände darstellt. Um abermals oben erwähnten Autor zu zitieren:
If you can find no higher ideal than outfishing your buddies, catching something big enough to stuff or winning a trophy, you have a lot of work to do before you are what Izaak Walton would call an angler.
*Während ich mir noch Gedanken machte, ob ich in diesem Herbst noch einmal die Zschopau besuche, um umgeben von einem bunten Laubmeer die herbstliche Landschaft auf mich einwirken zu lassen, erreichte mich diese traurige Nachricht.
Welche Auswirkungen, dieser verheerende Unfall auf weiter flussabwärts liegende Top-Abschnitte haben wird, die sich mir als besonders fischereilich interessant gezeigt haben – Wolkenstein, Pressnitzeinlauf, Floßplatz, Hopfgarten – wird wohl die persönliche Recherche jedes Einzelnen, vor Antritt der Reise ergeben müssen. Mich wird es nicht abhalten, der besonders reizenden Kulturlandschaft Erzgebirge einen weiteren Besuch abzustatten. Die Summe eines erfolgreichen Tag am Wasser ist zumeist mehr, als die Anzahl und Größe der gefangenen Fische, auch wenn stattliche Fische in wenig naturbelassenem Umfeld durchaus Attraktion ausüben können. Da möchte ich mich nicht heiliger als der Papst hinstellen. Denn, die fettesten Forellen stehen auch in der Zschopau – wie oft sonst wo – gerne bei Kläranlagen- oder Molkereizuflüssen.
Eindrücke von Bauch oben treibenden Forellen, vermitteln unumstritten ein verzerrtes Bild der von mir sehr geschätzten Zschopau. Negative Wahrnehmungen sind natürlich schwierig zu entkräften. Warum die Zschopau aber ihre Anziehungskraft auf mich nicht einbüßen wird, bis ich vielleicht eines Tages ernüchternd feststellen muss, diesem wunderbaren Gewässer wurde durch Menschenhand der Garaus gemacht, könnt ihr an folgenden Aufnahmen festmachen.
Mit der Nymphe im Erzgebirge unterwegs? Die besten Muster gibt es in unserem Buch – ‚Nymphenfischen: Geheimnisse entlarvt‘
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Erich Müller says
Guten Morgen Tankred,
vielen,vielen Dank für deine ausführliche Info, da zuckt schon die Fliegenrutenhand.
Ich werde deinen vorgeschlagenen Weg nach Pfingsten folgen und das Angebot von
Detlef Augustin in anspruch nehmen,vielen Dank noch mals. Die Ergebnisse der Angelwoche
werde ich dier dann mitteilen.
Viele Grüße vom Bodensee
Erich
Tankred Rinder says
Gern geschehen Erich,
gegen die zuckende Hand hilft in der Zwischenzeit der Ausflug an Dein lokales Gewässer, oder das Bindegarn in die Hand zu nehmen. Bei Detlef Augustin – einem äusserst hilfbereiten und wissensreichen Herren – bist Du in guten Händen, der Dich an tolle Stellen führen wird. Zu fängigen Mustern wird er Dich sicher auch beraten.
Bin schon gespannt was Du zu berichten haben wirst und wünsche Dir ein ganz dickes Petri Heil!
Viele Grüße, Tankred
Erich Müller says
Hallo Tankred,
sorry für die Anredeverwechslung.
Ich bin schon gespannt auf deine Info.
Also bis dann.
Viele Grüße vom Bodensee
Erich
Tankred Rinder says
Hallo Erich,
überhaupt kein Ding. Die Info zur Fischerei im Erzgebirge habe ich bereits am Tag Deiner Anfrage an EnricoMaximo@gmx.de geschickt. Sieh mal in Deinem Spam Ordner nach, ob diese dort einging. Betreffzeile ‘Fliegenfischen Sachsen Erzgebirge’
Viele Grüße aus Köln
Tankred
Erich Müller says
Hallo Tobias,
ich habe mit begeisterung deinen Bericht über die Zschopau gelesen.
Ich war noch nie im Erzgebirge beim Fliegenfischen,bin jedoch durch
deine Erzählungen neugierig geworden.Meine Angelwoche möchte ich nach Pfingsten in angriff nehmen.
Meine Frage nach Unterkunft und aktueller Stand derder Zschopau.
Ich bin schon gespannt auf deine Mitteilung.
Gruß
Enrico
Tankred Rinder says
Hallo Erich,
Es freut mich sehr, dass Dich mein Beitrag über die Zschopau bzw. dass Fliegenfischen im Erzgebirge begeisterte. Einen Ausflug dorthin kann ich von vollstem Herzen empfehlen. Bin soeben beruflich unterwegs, werde mich jedoch abends mit einer persönlichen Nachricht via Email melden. Darin teile ich Dir noch einmal mit wie Du deine Wochenkarte beziehen kannst, wo ich Dir empfehle abzusteigen, Kontakt zu einem hilfsbereiten Fischer vor Ort und die von mir befischten Hotspots.
Viele Grüsse, Tankred
PS: kein Problem, dass Du dich in der Anrede mit meinem Namen geirrt hast.
Tobias says
Wiedereinmal habe ich deinen Artikel mit Freude gelesen. Auch wenn mir diesmal etwas wehmütig wurde. Sowohl auf Grund des Unfalls aber in erster Linie weil der Artikel tolle Erinnerungen an die Ausflüge ins Erzgebirge weckt. Ich teile deine Einschätzung in zweierlei Hinsicht: Eine Reise ins Erzgebirge ist absolut empfehlenswert und im kommenden Jahr werde ich dort in jedem Fall wieder auf die Prisch gehen! Tight Lines!
Tankred Rinder says
Hi Tobias,
es freut mich sehr, dass du meinen Blog mit Freude verfolgst. Aus meiner Sicht ist ein weiterer gemeinsamer Ausflug ins Erzgebirge sehr erwünscht. Von der Anreise bis zu den Ausflügen ans Wasser, waren unsere beiden Trips von Spass und Erfolg geprägt. Das möchte ich 2013 nicht vermissen! Tight Lines