Zuviel Farbe kann man nicht auftragen – ein Leitsatz, den nicht nur Bonbonhersteller und Make-up Erzeuger stolz vor sich her tragen. Um diese Jahreszeit, wenn alles in grau und braun versinkt, darf man bei Bindematerial ruhig etwas tiefer in den Farbkübel greifen. Einem dem es nicht geschadet hat und der wie ich, dabei den inneren Schweinehund erst überwinden musste, war NorthCountry Angler Matt Eastham. Doch lest selbst.
Das Fliegenbinden am Wochenende drehte sich in erster Linie darum die Fliegenmuster des englischen Stadtfischers Gary Hide nachzubinden. Von der Effektivität seiner Nymphen für Winteräschen war ich so beeindruckt, sodass ich gerne einige mit Euch teilen möchte.
Vor kurzem hatte ich eine wertvolle Lektion gelernt – eine die mir schon öfter beigebracht wurde, doch diesmal blieb sie hängen. Schreib niemals etwas ab, nur weil es am Hausgewässer nicht funktioniert. Oder weil man glaubt, dass sei wahrscheinlich der Fall. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, Gary’s Muster einfach so anzuschreiben. Andererseits hätte ich seine Nymphen niemals aus eigenen Stücken versucht. Ihre Fängigkeit wurde mir kürzlich augenscheinlich – eine um die anderen interessierte Qualitätsäschen ließen sich bestaunen. In meiner Nymphenbox habe ich also Platz gemacht und mit dem knalligsten Bindematerial seit langem, einige der grellen Verführungen nachgebunden.
UV Pink Shrimp
Man muss wahrscheinlich mit der Lupe nach Nymphenfischern suchen, die keine rosaroten Bachflohkrebsmuster in ihrer Fliegenbox haben. Ich muss gestehen, dass ich nie dachte dass diese Farbe effektiver wäre als andere Muster aus meinem eigenen Repertoire. So hebe ich mir diese bunten Knaller immer auf, bis mein Heimatfluss etwas getrübt ist. Dann werden die pinken Bachflohkrebse ausgeführt – wie auch die orangen. Unbedingt hinweisen möchte ich aber darauf, das die Pinktöne die ich bislang benutze subtil und oft ausgewaschen waren. Abgeschaut habe ich mir das von anderen, sehr erfahrenen FliFi Freunden. Und diese Farbmischung hat mir bislang auch gut gedient – Sow Scud Dubbing in Flohkrebs Pink – wie auch ein klassischer Tups Farbmix aus Lammwolle, den ich mir aus einem Jeremy Lucas Artikel vor einigen Jahren geholt habe.
Ich könnt Euch vorstellen wie ich geschaut habe, als ich zum ersten Mal, meinen Blick über Gary’s UV Muster habe kreisen lassen. Ich fühlte mich mich fast geblendet. ‘Warte nur, bis du eine nass siehst’ rief Gary mir zu und wisst ihr was? Er hatte recht! Das verdammte Teil sah aus, als würde es unter meinen Ärmel kriechen…mich radioaktiv verseuchen. Aber freilich bestätigte das Muster seine Fängigkeit im angestaubten, winterlichen Stadtfluss, immer und immer wieder. Keine Frage, dass ich in der Zwischenzeit, mir ein halbes Dutzend davon gebunden habe,
Haken: Skalka RD #12
Faden: UTC 70 pink
Rippung: 6lb Copolymer
Rücken: Clear Scud Back
San Juan Worm
Wenn auch der Pink Shrimp, mir auf seltsame Art und Weise vertraut erschien – zumindest in gedeckteren Farben – der San Juan Worm, ist weit entfernt yon allem, dass ich je ans Vorfach knüpfte. Seit vielen Jahren bin ich mir seiner Bedeutung bewusst – in den USA ist das Muster höchst populär, wird mit rotem Chenille an sehr große Haken gebunden und löst bis heute kontroverse Diskussionen, unter etwas konservativeren US Fliegenfischern aus. Die Logik hinter dem Muster ist umumstritten, wie jeder betätigen wird, der als Kind nach einem Hochwasser, mit kleinen roten Würmern Forellen fing. Fische fressen Würmer und in diesem Sinne, ist eine Wurmimitation nicht weniger koscher, als eine detailliert gebundene Dun, während eines Schlupfs der Olivfarbenen.
Trotz dieser Einsicht muss ich gestehen, kam es mir nie in den Sinn einen San Juan Worm zu binden. Irgendwie entging es meinem Radar. Im Gegensatz zu Gary, der mir schnell ein paar in die Hand drückte und mich anwies: “einen an den Strecker und wart’ nur ab”. Ohne Widerrede hielt ich mich an die Anweisung. Der UV Shrimp schlug zwar am meisten ein, aber die Wirkung des Wurms war nicht zu übersehen – besonders hinsichtlich der Forellen. Ich habe es im Hinterkopf behalten, einige davon in meine Box zu geben. Speziell für die Tage, wenn etwas mehr Wasser im Fluss ist und dieser getrübt abfliesst. Das Muster ist unglaublich einfach zu binden und sobald ich das geeignete Material hatte, dauerte es keine zwanzig Minuten bis ein Dutzend Würmer gebunden war.
Hook: Kamasan B170 #12
Faden: UTC70 hot orange
Perle: 3mm Tungsten rot
Körper: 5cm rotes Micro Pearl Core Braid
Weißkopf PTN Melanist
Obwohl wir dieses Muster an jenem Tag nicht nutzten, möchten ich es gerne der Liste hinzufügen. Mit einigen Kollegen hier in Nordengland, hatte ich Diskussionen über die Sichtbarkeit von Nymphen in getrübtem Wasser. Mein Modus Operandi bei solchen Verhältnissen war bislang immer, einer Nymphe einen knalligen Hot Spot am Thorax oder Schwanz zu verleihen. Vielleicht auch allgemein mehr Disco und Lametta einführen. Gerne auch eine durchgehend schwarze Nymphe, deren kräftige Konturen, sich im schmuddeligen Wasser gut abheben.
Allerdings haben mir mindestens drei weitere, höchst erfolgreiche Nymphenfischer, von ihren Erfolgen unter diesen Umständen, mit Nymphen mit weißem Kopf berichtet. Keine Ahnung woher dieser Minitrend stammt, aber ich denke der Yorkshire basierte Fliegenfischer Fred Bainbridge mag dafür verantwortlich sein. Nachdem ich diese Woche ohnehin mein Tungsten Arsenal aufgestockt hatte, habe ich meiner Bestellung eine Packung 2,5mm weißer Kopfperlen hinzugefügt. Die ersten Versuche mit einer melanistischen PTN, wenn auch mit Kupferkopf, waren überzeugend.
Haken: Dohiku 644 #14
Faden: Sheer 14/0
Perle: 2.5mm Tungsten weiß
Rippung: Kupfer fein
Schwanz/Körper: schwarz gefärbter Pheasant Tail
Thorax: Diamond Brite Dubbing braun
Ich muss sagen, einige vielversprechende Stunden am Bindestock liegen jetzt hinter mir. Wenn man bedenkt, dass ich im Winter oft Muster aufstocke, die ich mit verbundenen Augen tüddeln könnte, waren die BallaBalla Stunden letztes Wochenende, eine willkommene Abwechslung. Denn ehe man sich’s versieht, greift auch schon bald die Äschen Schonzeit. Dann werden sich meine Gedanken wieder um LDO und Märzbraune drehen. In der Zwischenzeit werde ich aber solange die Zeit und die Wasserstände es hergeben, weiter den Äschen nachstellen – egal ob in der Stadt oder am Land.
Herzlichen Dank für diesen Beitrag an Matt Eastham – einem fanatischen Fliegenfischer, der seine Besessenheit fürs Fischen, Fliegenbinden und Fotografie in seinem höchst lesenswerten Blog North Country Angler festhält. Als geschätzter Schreiber und Fotograf liefert er regelmäßig Beiträge für Publikationen wie Trout & Salmon und Eat, Sleep, Fish.
Discover more from Forelle & Äsche | Fliegenfischen | Fliegenbinden
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Leave a Reply