Fragen zu Glück und Lebenserfüllung, sowie Erinnerungen an verstorbene und verschollene Freunde drängen sich besonders kurz vor dem Jahreswechsel auf. Beschliesst man erst, mit den wichtigen Freunden der Jugend wieder in Kontakt zu treten, sickert nach dem lang ersehnten Wiedertreffen Ernüchterung durch, wie in dem Verhältnis zwischen den Hauptdarstellern in Low & Clear.
Der eine – JT – lebt an der texanischen Golfküste – widmet sich inzwischen seiner Familie, dem Bootsbau und dem Fliegenfischen auf Redfish (Roter Trommler). Der andere – Xenie – hat die gebirgige Landschaft Colorados nie verlassen und ordnet Berufs- und wahrscheinlich Familienleben, ganz dem Fliegenfischen unter. Als die beiden sich in einem Colorado Tackleshop kennen lernten, war Xenie bereits eine lokale Legende. Von jedem Einheimischen gekannt, für seine Besessenheit berüchtigt und als Hüter der Umwelt an allen, selbst in privater Hand befindlichen Landstrichen und Flüssen geduldet.
Zu dem Zeitpunkt, als beide beschliessen in British Columbia beim Steelhead Fischen die alten Zeiten wieder hochleben zu lassen, hat sich jedoch nicht nur der Wohnort, das Umfeld und das Berufsbild der beiden verändert. Der gemeinsame Trip weckt wenige Erinnerungen an die schönen alten Zeiten, sondern testet die Freundschaft von JT (‘Fliegenfischen bedeutet mehr, als Fische zu fangen‘) und Xenie (‘wer fängt hat Recht‘) auf ihren Fortbestand. Denn trotz der langwährenden Freundschaft, reiben sich Weiterentwicklung und Stillstand und drohen das Band der Gemeinsamkeit zum Zerreißen zu bringen.
Low & Clear wurde zurecht mit unzähligen Auszeichnungen überhäuft – die wenigsten davon Fischfilmpreise. Wie in den wirklich herausragenden Filmen des Genres, bildet Fliegenfischen einzig das Skelett für eine Geschichte, die an Universalität die Grenzen des Hobbys überschreitet. Den Machern des Films ist ein erzählerisches Meisterstück gelungen, das subtil und mit feinsinnigem Humor die Unterschiede der Persönlichkeiten und deren Betrachtungsweisen von Lebensgestaltung und Erfolg zu Tage fördert. Low & Clear läuft aber nicht nur narrativ zu Höchstform auf, sondern besticht auch durch kameratechnische Umsetzung. Anders als viele Fliegenfischerfilme, überzeugt Low & Clear außerdem mit stimmiger Filmmusik, die die Gegensätze der beiden Charaktere unterstreicht. Zeig mir wie du fischst und ich sage dir wer du bist!
Low & Clear ist in Deutschland bei Springforelle erhältlich.
Wer des Sinnierens bereits überdrüssig ist und nichts mehr wünscht, als die Geister die er rief mit basalen Bedürfnissen nach Adrenalin und Highs zu verdrängen, möge sich folgendes Video reinziehen. Die spannensten vierzehn Minuten seit Borussia Dortmund – FC Málaga: Action pur!
Ich wünsche Euch – meine geschätzten Leser – ein fröhliches Weihnachtsfest, ob alleine oder mit den Liebsten. Den nächsten Beitrag auf Forelle & Äsche gibt es wie gewohnt, kommenden Sonntag. No rest for the wicked!
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