Ich muss wieder mehr unter Leute kommen, hat das letzte Wochenende gezeigt. So prächtig unterhalten und mächtig Spaß gehabt wie während der 1. OÖ Fliegenfischer Tag habe ich schon länger nicht mehr. Jetzt war der Weg von Köln nach Linz nicht gerade der kürzeste – ich spreche von der Stadt an der Donau, nicht der am Rhein – doch hat sich jeder einzelne Reisekilometer gelohnt. Für alle mitlesenden KollegInnen aus Österreich, es gibt tatsächlich ein Linz in der Nähe von Bonn.
Den weiten Weg bin ich angetreten auf die Einladung von Bernhard Niedermaier hin. Einem sehr engagierten Fliegenfischer aus Oberösterreich, der seit einigen Jahren die Anlaufstelle für alles rund um das Thema Tenkara ist. Die Anzahl der Betreiber an wirklich interessanten und vor allem kontinuierlich aktualisierten Websites zum Thema Fliegenfischen ist im deutschsprachigen Raum ja relativ überschaubar. Bei Tenkara Austria schaue ich aber regelmäßig vorbei, um etwas mehr zu erfahren, über eine auch bei uns an Bedeutung gewinnende Nischentaktik im Universum Fliegenfischen.
Während der eintägigen Veranstaltung letzte Woche wird dieses Thema aber nur eines von vielen sein, das in Vorträgen vorgestellt wird bzw. durch einen Stand repräsentiert sein wird. Im Kern war die Veranstaltung dazu gedacht Ausstellern und Besuchern in ungezwungener Atmosphäre die Möglichkeit zu bieten, sich zu vernetzen, Anregungen zu finden, freundschaftliche Kontakte zu knüpfen und sich darauf zu besinnen, dass uns als ‘Gemeinde’ mehr verbindet als trennt.
Denn die öffentlich ausgetragenen mühseligen Grabenkämpfe der letzten Monate und Jahre – seien es die der großen politischen Bühne (USA), der weniger großen aber noch immer bedeutenden (D), oder der im globalen Kontext beinahe leicht zu übersehenden Bretter der Welt (AUT) – lassen einen manchmal darauf vergessen, was mein nicht wenig strenger Mathematiklehrer zu sagen pflegte: “Beim Reden kommen die Leute z’amm…”.
Und so gab es ausreichend Gelegenheit das Verbindende – die Liebe für die Natur, die Fische und den Fischfang mit der Fliege in all seinen Facetten – in den Vordergrund zu rücken. Und dabei in der Unterhaltung erstmal Interesse zu zeigen für sein Gegenüber und dabei den Anstand walten zu lassen, den man aus Elternhaus, Schule und Gesellschaft mitbekommen hat. Etwas worauf in den kürzlich beendeten Wahlkämpfen in Österreich und Deutschland auf dem Nebenschauplatz ’Soziale Medien’ gerne vergessen wurde.
Dass aber gerade die Kontakte aus dem Netz, diese virtuellen Bekanntschaften über die man so einiges zu wissen glaubt, es erst ermöglichen in Windeseile ein Gefühl von Vertrautheit zu entwickeln, ist eine wirkliche Einzigartigkeit unserer Zeit. Eine Errungenschaft, die im Zuge der Ermüdung aufgrund von Manipulationsvorwürfen bei Sozialen Medien, gerne ausser Acht gerät. Plötzlich stand ich diesen flüchtigen online Bekanntschaften gegenüber und Hand aufs Herz, nach der kurzen Vorstellung von Angesicht zu Angesicht stellte sich jeder Einzelne davon als so interessant heraus, dass ich mir gerne die Zeit genommen hätte mehr zu erfahren. Eine 1-tägige Veranstaltung – übrigens kostenlos für Besucher und Aussteller – ist leider nicht ganz darauf ausgerichtet.
Und dass sehr viele Leser und Leserinnen von Forelle & Äsche, bzw. Käufer des Buches ’Nymphenfischen: Geheimnisse entlarvt’ es sich nicht nehmen ließen, persönlich an meinem Stand vorbeizusehen und zur Publikation unseres Buches zu gratulieren und ihre Begeisterung über diese Homepage ausdrücken, hat wieder ins Bewusstsein gerufen, wofür die Mühen auf sich genommen werden. Wenn der Verkauf des Buches an dem Tag ein Hinweis sein darf, dann miete ich für die bevorstehende EWF besser einen Minivan anstatt eines Kombis.
Bernhard Niedermair ist mit der Ausrichtung des 1. OÖ Fliegenfischer Tags etwas Beachtliches gelungen. Wohin man auch sah während der Veranstaltung, überall – so zumindest mein Empfinden – erblickte man glückliche Gesichter, in einer wirklich entspannten Atmosphäre. Einzig die Kollegen rund um meinen Stand für die exzellente Laune hervorzuheben – Hermann Klier, Reinhard Lang, Alexander Nussbaumer, Thomas Schatzmann, Karl Flick – täte allen anderen Akteuren die so viel zum Gelingen dieses Events beigetragen haben Unrecht. Seht Euch die beeindruckende Liste an Beteiligten an.
- ALPINESPEY – Passion Zweihand / Georg Haitzmann
- APU Fly Fishing / Andy Pucher
- catcheria.com / Gewässerplattform für Fliegenfischer
- Czech Nymphs / Karel Křivanec
- FineArts Flyfishing / Axel Janousch
- Karl Flick / Fliegenbinder
- Fliegenfischer Heußerer / Wolfgang Heußerer
- Manfred Folie / Holz-Kunst
- Forelle und Äsche / Tankred Rinder
- hejfish / Onlineportal Kartenverkauf
- Stefan Höfler / Fliegenfischen auf Hecht
- Hermann Klier / Fliegenfischen auf Friedfische
- Reinhard Lang / Bau gespließter Ruten
- Angela Lenz / Künstlerin
- Österreichische FIschereigesellschaft von 1880 (ÖFG)
- Peter Postlbauer / Bau gespließter Ruten
- Klejch Fly Fishing & Outdoor (vormals Secret Rivers Flyfishing)
- Walter Reisinger / Fliegenbinder
- TENKARA AUSTRIA / Bernhard Niedermair
- Willi “DocKebari” Charwat / Kebari binden
- TENKARA TIMES / Oleg Strapatayn
- WEBSTA Angelgeräte / Christian Weber
- Bernd Wiesbauer / IFFF Instructor
- Fischereibund Grieskirchen
- Angelsportverein Steyr
- FANG FRISCH Magazin
Ich für meinen Teil freue mich darauf im März 2020 – yep, etwas lange hin – wieder zu den 2. OÖ Fliegenfischer Tagen nach Linz zu kommen. Ins Sport- und Kommunikationszentrum SK VÖEST, an dessen Eingang eine Gedenktafel daran erinnert, das an selber Stelle einst ein Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen stand, welches Häftlinge für die nahegelegenen Hermann-Göring-Werke – heutige Voestalpine – bereitstellte.
Am Vortag des 80-jährigen Jubiläums des Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland im Jahr 1938, möchte ich diese Gelegenheit zur Erinnerung an die wohl schrecklichste Zeit in der beeindruckenden Geschichte beider Länder nutzen. So manch ein Zeitgenosse – speziell auch unter den Jüngeren – möchte nicht mehr auf diese Zeit angesprochen werden. Denn jaja es stimmt schon: keiner der heute Lebenden unter 90 trägt eine Mitverantwortung für das, was damals geschah. Doch wir alle tragen die Verantwortung dafür zu sorgen, dass es nie mehr wieder passiert. Das Bewusstsein darüber scheint in den letzten Jahren etwas verloren zu gehen – das wird man ja wohl noch sagen dürfen!
Discover more from Forelle & Äsche | Fliegenfischen | Fliegenbinden
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Peter says
Schön an dieser Stelle mal wieder was neues zu lesen! Und dazu noch so ein schöner Bericht, der Lust auf mehr als nur Fliegenfischen macht.
Tight Lines
Peter
Tankred Rinder says
Hallo Peter,
schön von Dir zu hören und zu erfahren, dass man irgendwie vermisst wurde. Lass Dich vom Bericht auch anstecken – Messebesuche und ähnliches sind eine tolle Gelegenheit, Verbundenheit mit Gleichgesinnten zu erfahren. Schon bald gibt es mit der EWF die nächste Gelegenheit.
Beste Grüße
Tankred
Andreas Pucher says
Hallo Tankred! Was für ein toller Bericht. Danke das du in Linz warst, dann bis 2020.
lg
Andreas
Tankred Rinder says
Vielen Dank, dass Du auch dort warst Andreas
und erst mit Deinem Erscheinen zur von mir angesprochenen Vielfalt beigetragen hast.
Viele Grüße und bis 2020
Tankred
Raimund Bleninger says
schön, Sie mal wieder zu lesen junger Mann (ich bin fast 80!), jetzt keine Pause machen, die Gemeinde wartet auf ihre spannenden Beiträge.
Freundlich grüße ich,
Raimund Bleninger
Tankred Rinder says
Hallo Herr Bleninger – das junge Mann nehme ich gerne an! z.Zt. mache ich nur ungern verpflichtende Zusagen, aber mehr Motivation als Deine prägnanten Worte braucht es nicht. Mir geht das Beitrag verfassen nämlich schwer ab!
Liebe Grüße, Tankred