(Foto: Charles Rangeley-Wilson) Kein Ausrüstungsgegenstand fürs Fliegenfischen frustriert annähernd so schwer wie die Wathose. Ruten lassen sich testen, Qualitätsschnüre halten im Wesentlichen was sie auf der Verpackung versprechen und Rollen werden, zumindest beim klassischen Fliegenfischen, ganz selten auf Ihre Funktionstüchtigkeit geprüft. Aber Wathosen, die Uniform der FliegenfischerInnen die schon von weitem unsere Zunftzugehörigkeit verraten, sie sind der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser.
Wenig versaut einen Angeltag mehr, als das sanfte, kaum wahrnehmbare Tropfen einer undichten Wathose an den Beinen. Summasummarum ersetzt man keinen unerlässlichen, großen Ausrüstungsgegenstand notgedrungen öfter. Man stelle sich vor, man ‘müsse’ eine Rute ähnlich oft austauschen, weil ihr Mangel nach ein, zwei oder drei Saisonen keine andere Wahl ließe. Der Spaß am Fliegenfischen würde schnell vergehen.
Zugegeben, die richtige Pflege kann die Lebensdauer von Wathosen enorm steigern. Für einen milde unordentlichen Menschen wie mich kein einfaches Unterfangen, wenn ich ermüdet und erschöpft, spät von einem Angeltag nach Hause komme. Und wie meine Wäsche, hängt auch meine Wathose manchmal länger in der Sonne, als sie zum Trocknen benötigt. Und trotzdem: Ich bin der festen Überzeugung, handelsübliche Wathosen sind nicht für Fliegenfischer gemacht, die sich wohl oder übel einen Weg durch dichten Waldessaum suchen müssen, um ans Wasser zu gelangen.
Was also tun, um nicht Jahr für Jahr, oder von mir aus jedes zweite, eine neue Wathose zulegen zu müssen. Flicken natürlich!
Wie man das selbst machen kann, dafür gibt es verschiedenste Anleitungen. Ob mit Apothekenalkohol besprühen, aufblasen und in die Wanne tauchen, oder mit Wasser befüllen. Allesamt aufwendig und mühsam und besser von denen ausgeführt, die von Herzen gerne selbst die Hand anlegen.
Einer, dem das so richtig Spaß macht, ist der Slowene Andrej Sostaric von Waders Repair. Vermutlich bin ich auf ihn gestoßen, als ich vor einem Jahr wieder mal nach einer Reparaturmethode suchte, die diesmal aber wirklich alle feinsten offenen Poren des atmungsaktiven Materials dichtet. Denn so richtig Freude auf die kommende Saison wollte sich zu Beginn des Jahres nicht einstellen, als ich an die wasserdurchlässige Hose dachte. Der Gedanke daran, schon wieder mehrere hundert Euro ausgeben zu müssen, vermieste mir die Vorfreude auf die Frische des langsam erwachenden Flusses, auf die ersten Blüten, die zart steigende Fische hier und da. Die Hose müsse dicht sein, sonst wird das nichts, dachte ich mir.
Und während ich noch Frustbeulen anwachsen fühlte, ob der Gedanken an die gefüllte Badewanne, der Wathose darin und der feinen Bläschen, die schon wieder an diesen und jenen Stellen austraten, versprach seine Seite, meine Hose wieder fit zu machen. Das Angebot, Hose und Schuhe zu reparieren und die Testimonials zufriedener Kunden auf der Seite, ermutigten mich ausreichend, meine damals vier Jahre alte Patagonia Hose gemeinsam mit den abgenutzten Watschuhen einzusenden.
Vier Jahre Gebrauch an ca. fünfzig Angeltagen pro Saison sind den Augen mancher bestimmt ein respektables Vorzeigealter, um an den Ersatz des Teils zu denken. Als Anhänger der wachsenden Bewegung, Gegenstände zu reparieren, anstatt beim ersten Anzeichen eines Defekts zu entsorgen aufgrund in der Zwischenzeit fehlender Möglichkeiten für eine Reparatur, wollte ich den Versuch unternehmen und die Hose zumindest inspizieren lassen. Schließlich möchte ich mir von einem mehrere hundert Euro kosteten Gebrauchsgegenstand eine höhere Lebensdauer erwarten. Und sowohl äußerlich, als auch auf der Innenseite, zeigte die Hose keine offensichtlichen Spuren die auf großen Schäden hinwiesen. Doch erste Anzeichen des Verschleisses, in Form nasser Flecken an den Knien und im Schritt, traten bereits in der zweiten Saison auf.
Wenige Tage nach dem Versand erhielt ich dann die Email von Waders Repair. Meine Hose leckt weitgehend an den Nähten und weise zahlreiche Mikrolöcher an diesen und jenen Stellen auf. Belegt war diese Diagnose anhand einer ausführlichen Dokumentation mit insgesamt 31 Fotos, an denen deutlich kleine Wassertropfen auf der Innenseite der Hose an unterschiedlichsten Stellen zu sehen waren. Die Hose sei abgesehen davon in einem guten Zustand und ließe sich zum Preis von 112€ reparieren. Zudem erhielte ich eine zweijährige Garantie, wenn ich die Reparatur beauftrage.
Wen wundert es, dass ich ins Grübeln kam. Ein wirksamer Beitrag zur Müllvermeidung beginnt mit einer Konsumeinschränkung. Warum sollte ich zum doppelten oder dreifachen Preis eine neue Wathose kaufen, wenn ich gleich wenig Sicherheit darüber habe, ob diese neue Hose mindestens zwei Jahre dicht wäre. Zumal, wenn ich Erzählungen aus dem Freundeskreis höre, der Umtausch oder die Reparatur eines Montagsstücks nicht immer ganz einfach über die Bühne geht. Mal legt sich der Hersteller quer, mal auch der Händler, ließ ich mir erzählen. In aller Fairness möchte ich betonen, dass zur Bildung eines Urteils, die Anhörung beider Seiten wichtig wäre.
Wie auch immer – beim Kauf von Wathosen, kann man sich sich nicht darauf verlassen, dass das neue Stück nach einem oder zwei Jahren noch immer vor dem Einlass von Wasser schützt. Wahrscheinlich werden die wenigsten Hosen für eine Tauglichkeit in bestimmten Situationen fabriziert. Dort wo ich fische, lässt es sich nicht vermeiden, speziell im Sommer an dornigen Büschen und verästelten Sträuchern vorbeizustreifen. Das setzt dem feinen Material, das den Eintritt von Wasser nach innen abweist, den Austritt von Schweiß nach außen aber ermöglicht, ordentlich zu.
Nicht zuletzt verursacht sorglose Pflege einen schleichenden, frühzeitigen Verschleiß des Hightech Materials. Nasse Hosen müssen beim Nachhausekommen, trotz Ermüdung und Erschöpfung sofort aufgehängt werden und nicht erst am nächsten Morgen. Nach dem Trocknen sollte die Hose nicht tagelang am Balkon hängen, will man frühzeitig einsetzende Porosität des Materials durch Sonneneinwirkung vermeiden. Schon durch diese Maßnahmen wird die Lebensdauer deiner Hose verlängert.
Diese und ähnliche, eigentlich selbstverständliche Tipps erhielt ich von Andrej Sostaric von Waders Repair, als ich meine Hose nach kurzer Reparaturdauer zurück erhielt. Die Verdichtung der Nähte war eindeutig zu erkennen und fühlte sich nicht mehr ganz so sanft an – speziell im Schritt – wie nach dem Neukauf. Ein Preis den ich bereit war zu zahlen, angesichts der Trockenheit meiner Unterwäsche, die ich so seit Jahren nicht mehr kannte. Dass ich trotzdem von meinem Garantierecht Gebrauch mache musste, lag schließlich an mir – schuldig im Sinne der Anklage! Für wirklich kleines Aufgeld wurde eine weitere Reparatur an Materialstellen durchgeführt, die durch meine unachtsame Behandlung porös wurden.
Wenn auch du keine Zeit und Lust auf die Ermittlung von Mikrolöchern an deiner Hose und das anschließende, mühevolle Abdichten der durchlässigen Stellen hast, kann ich völlig unvoreingenommen den Service von Waders Repair empfehlen. Die Umwelt wird es dir danken, dass du einen Beitrag leistest, durch Reparatur anstatt von Neukauf das rasante Anwachsen unserer Müllberge ein wenig zu verlangsamen. Deinen Geldbeutel freut es zudem und das Ersparte lässt sich an anderer Stelle einsetzen – an Versuchungen mangelt es wahrlich nicht.
Seit 2012 unterhält die Seite Forelle & Äsche mit Beiträgen um das Thema Fliegenfischen. 2017 wurde der Verlag gleichen Namens mit der einfachen Prämisse gegründet: Fliegenfischern und Fliegenfischerinnen einzigartige Angelbücher und Literatur zu bieten. Unser Team an Autoren und Gestaltern, allesamt Fliegenfischer mit Leib und Seele, gibt alles, dass Du packende und unterhaltsame Bücher zum Fliegenfischen genießen kannst.
Discover more from Forelle & Äsche | Fliegenfischen | Fliegenbinden
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Jochen Heuking says
Der Artikel fasst die Argumente für die Reparatur ebenso trefflich zusammen wie die gute und faire Bearbeitung durch Andrej Sostaric. Dort habe ich meine alte Simms Headwaters letztes Jahr reparieren lassen und insgesamt sehr gute Erfahrungen gemacht.
Jochen
Tankred Rinder says
Hallo Jochen,
verfasse ich einen Beitrag, der eine Empfehlung ausspricht, hoffe ich immer, dass irgendein Leser diese unterstreicht. Darum freut es mich, dass Du ebenfalls sehr gute Erfahrungen mit dem Service von Waders Repair gemacht hast.
Besten Dank und viele Grüße – Tight lines, Tankred
Hubert Tschunkert says
Sehr hilfreicher Artikel, auch gut geschrieben.
Tankred Rinder says
Vielen Dank – ich war fast sicher, dass andere schon vor ähnlichem Dilemma standen. Dass der Stil gut ankommt, freut mich besonders!
Peter Gebhardt says
Das Thema ist wichtig und war schon letztes Jahr mal auf dieser Seite. und es es macht absolut Sinn, immer mal wieder darauf hinzuweisen, dass es auch ohne Neukauf geht.
Peter
Tankred Rinder says
Ich bin der festen Überzeugung, als Menschheit müssen wir die Kurve kratzen, was unseren Umgang mit vorhandenen Ressourcen betrifft. Recht auf Reparatur – Recycling – Upcycling – Maßhaltung. Ohne diese Schritte steuern wir auf eine wenig schöne Zukunft zu.