Nun gut, im ersten Teil dieser Artikelreihe hatte uns North Country Angler Matthew Eastham seine Begründung dargelegt, warum FliegenfischerInnen bei der Wahl der besten Nymphing Methode zum Fang von Forelle & Äsche, der flussaufwärts servierten Nymphe vertrauen sollen. Im heutigen Beitrag gewährt er uns Einblick in einfache Nymphenmuster, die ihm über die Jahre verlässliche Dienste geleistet haben.
Nymphen Design by Matthew Eastham
Einige Leser sind vielleicht vertraut mit den Veröffentlichungen des englischen Topfischers Jeremy Lucas – einem produktiven Schreiber regelmäßiger Beiträge für die Zeitschrift Fly Fishing & Fly Tying sowie Autor des Buchs Tactical Fly Fishing. Der auf höchstem internationalen Niveau fischende Jeremy ist sicherlich vom Fach. Möglicherweise vermuten wir, dass er eine unglaubliche Anzahl unterschiedlichster Fliegen, voll von geheimen Zutaten und Zauberformeln einsetzt. Doch weit gefehlt – er verlässt sich im Großen und Ganzen auf Varianten der klassischen Pheasant Tail Nymph (PTN), mit sowie auch ohne beschwerten Köpfen, ganz abhängig von der Situation am Wasser, um Forelle & Äsche an ihren Standplätzen zu erreichen.
Meine eigenen, weitaus bescheideneren Erfahrungen brachten mich zum selben Schluss: das grundlegende Profil der Nymphe und mindestens ebenso wichtig ihre Funktion (z.B. wie sich diese im Wasser bewegt), sind die Kernüberlegungen bei der Auswahl eines Musters. Diese beiden Faktoren sind wichtiger als Fragen der detailtreue in Bezug auf Farbe oder anatomisch korrekte Anfügungen. In der Zwischenzeit reflektiert meine Fliegenbox diese Haltung, mit einer Auswahl an wenig aufreizenden Tungstenkopf Nymphen in der Größe 12-18. Es sind PTNs (Pheasant Tail Nymphe), Hasenohrnymphen (Hare’s Ear), manche Tinselbemühungen und einige die farbliche Hot Spots integrieren. Unabhängig davon wie viele Variationen ich von Zeit zu Zeit binde, führt mein Weg immer zurück an meinen Ausgangspunkt – dieselbe einfache Handvoll an universell einsetzbaren Nymphen, nichts Besonderes.
Es gab eine 1-2 Jahre anhaltende Phase, zu der ich mich mehr und mehr mit genauen Imitationen von Insekten beschäftigte. Zu der Zeit war – und ich bin es immer noch – fasziniert von der Arbeit Oliver Edwards und seinen mittlerweile legendären Imitationen von Baetiden, Heptageniden, Rhyacophila und Hydropsychiden. Die große Frage die sich mir irgendwann stellte war: wird der Mehraufwand der das Binden dieser komplexen Muster gegenüber einfachen und schnell zu fertigenden, universellen und impressionistischen Nymphen nach sich zieht, gerechtfertigt durch vielfach gesteigerte Fangzahlen? Wie zu erwarten war, fingen die naturgetreuen Nymphen eine große Anzahl an Fischen. Als irgendwann jedoch die Zeit die ich am Bindetisch verbringen konnte knapper wurde, musste ich mich mehr und mehr auf einfach zu bindende Muster verlassen, von denen ich in wenigen Stunden vor einem Ausflug, die sich leerenden Reihen meiner Fliegendose wieder füllen konnte. Im direkten Vergleich kam ich auch zu der Feststellung, dass kleine Kupfer- oder Tungstenkopfnymphen die natürlichen Vorbilder nicht nur gut andeuteten, sondern die realistischen Nachahmungen beim Fang von Forelle & Äsche sogar übertrumpften.
Naturgetreue Nachahmungen sind interessant und finden nach wie vor ihren Platz in meiner Fliegendose. Ohne ein gutes halbes Dutzend davon möchte ich mich nur ungern ans Wasser begeben wenn z.B.: im Frühsommer Olive Upright Nymphen (Rhithrogena semicolorata) und Yellow May Fly (Heptagenia sulphurea) zugegen sind, oder wenn Fische allgemein nervöser sind durch die glasklare Beschaffenheit von Niedrigwasser. In all den genannten Situationen sind Oliver Edwards Heptageniden unerlässlich für den Nymphenfischer. Zumal der Fang von Forelle & Äsche mit einer Imitation, die der natürlichen Nahrungsquelle bis auf das kleinste Detail ähnelt, unumstritten einen besonderen Genuss darstellt. Der Zeitaufwand zur Erstellung dieser realistischen Muster, lohnt sich für diese raren jedoch immer wieder eintretenden Fälle.
Nichtsdestotrotz muss ich gestehen zur Einsicht gekommen zu sein, dass diese reizvollen Muster – anspruchsvoll und aufwendig in der Herstellung – weniger naturgetreuen Nachahmungen in vielleicht einer Handvoll von Situationen überlegen sind. Von Mutter Natur mit einem faulen Gen versehen, driftete ich zurück zu Kupferköpfen und Hasenohrfell. Wie gesagt, trage ich nach wie vor einige Oliver Edwards inspirierte Nymphen und eine Handvoll stark beschwerte Flutwassernymphen, bei meinen Besuchen am Wasser mit mir herum. Aus diesem Grundgerüst, aufgestockt mit unzähligen Kupfer- und Tungstenkopf- nymphen setzt sich meine gesamte Nymphendose zusammen. In den überwiegenden Fällen meiner Ausflüge, kann ich mich auf letztgenannte Nymphen verlassen und möchte mich diesen in diesem Artikel widmen.
Die Fliegen des Titelbilds sind charakteristisch für meine jetzige Ausstattung – ein einfaches Machwerk aus Fell und etwas funkelndem Material. Die gezeigten sind relativ groß mit #14 Haken und 2.8mm Kupfertungstenperlen. Zur Verwendung kommen diese im Frühjahr, wenn meine Nymphen etwas tiefer fischen und einige der größeren Larven imitieren sollen – Caddis, Rhitrogena, Ecdyonurus usw. Das Grundprinzip beim Binden ist immer dasselbe:
1. Eine Perle am Haken anbringen und diesen im Bindestock fixieren
2. Einige Windungen Blei anbringen und dieses zur Sicherung bis in die Vertiefung der Perle einschieben
3. Mit dem Garn die Bleiwindungen die an die Perle anschliessen gut abdecken und das Garn in konischem Verlauf an den Hakenbogen führen
4. Beliebiges Schwanzmaterial einbinden
5. Feinen Rippungsdraht einbinden
6. Das Dubbing bzw. anderes Körpermaterial zurück an den Perlenkopf führen
7. Den Körper rippen
8. Kopfknoten anbringen und mit einen Tropfen Lack das Garn versiegeln.
Es ist Fliegenbinden, wie es einfacher nicht sein könnte – das kommt mir entgegen. Der Bindeablauf bleibt weitgehend derselbe, mit Ausnahme der einen oder anderen geringfügigen Abwandlung, die wahrscheinlich mehr zu meiner Zuversicht beitragen, als eine merkbare Auswirkung auf die Fängigkeit des Musters vorweisen. Einige PTNs und Hare’s Ears auf diese Weise gebunden, werden den Nymphenfischer vortrefflich ausstatten. Erstellt also eine Auswahl in den Hakengrößen 12 (3mm Perle) bis 18 (2mm Perle), wobei der Großteil sich aus den Größen 14 (2.8mm) und 16 (2.4mm) zusammen setzen soll.
Dem Artikel habe ich einige beliebige Muster beigefügt – nichts besonders Originelles, ganz einfach zu binden und am wichtigsten, allesamt effektive Fänger von Forelle und Äsche.
Flashback hare’s ear (Titelbild)
Haken: Dohiku type 644, #14
Gewicht: 2.8mm Kupfer Tungsten Perle, drei Bleiwindungen vor der Perle
Garn: Griffiths Sheer 14/0, Zimt
Schwanz: Eichhörnchen
Körper: Dubbed Hasenmaske
Rib: Feiner Kupferdraht
Flashback: UTC Mirage Tinsel – mittel
Dunkle PTN (Pheasant Tail Nymph)
Die gute alte und verlässliche PTN – es gibt keine bessere Fliege für den North Country Nymphenfischer. Ich verwende standard Fasanenstossfedern als auch dunkel gefärbten. Eine helle Markierung vor dem Schwanz kann bei getrübtem Wasser unbezahlbar sein.
Haken: Dohiku type 644, #14
Gewicht: 2.8mm Kupfer Tungsten Perle, drei Bleiwindungen vor der Perle
Garn: Griffiths Sheer 14/0, Zimt
Schwanz: dunkel gefärbte Fasanenstossfibern
Markierung (optional): einige Windungen Glo-brite Floss #4
Körper: dunkel gefärbte Fasanenstossfibern
Rib: Feiner Kupferdraht
Thorax Dubbing: Diamond Brite in schokoladebraun
Dunkle Eden Larve
Aus irgendeinem Grund mögen die Fische des Cumbrian Eden, sehr dunkle Nymphen. Das untenstehende Muster hat sich als sehr verlässlich erwiesen. Die Farbe der Nymphe ist nicht schwarz, sondern ein sattes durchscheinendes braun. Sehr vorteilhaft in angetrübtem, torfigem Wasser.
Haken: Dohiku type 644, #16
Gewicht: 2.8mm Kupfer Tungsten Perle, drei Bleiwindungen vor der Perle
Garn: Griffiths sheer 14/0, dunkelbraun
Schwanz: schwarze Hahnenfibern
Körper: eine Strähne schwarzes ‘Krystal flash’ in zwei Lagen eingebunden
Rib: feiner schwarzer Draht (UTC)
Thorax Dubbing: Seals Fur in ‘Ameisen schwarz’, Fibern in halber Länge
Backen (optional): Jungle Cock
In Teil 3 der Serie, sehen wir uns typische Gewässerstrukturen für die Nymphenfischerei an und nehmen verschiedenste Techniken unter die Lupe.
Unser Buch ‚Nymphenfischen – Geheimnisse entlarvt‘ ist ab sofort erhältlich
Von Nymphen und Nymphenfischen – pt. 4
Von Nymphen und Nymphenfischen – pt. 3
Von Nymphen und Nymphenfischen – pt. 1
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Peter WS says
Die schwarze Nymphe hat mir vorgestern die erste Forelle der Saison aus der Ahr beschert.
Tankred Rinder says
Hallo Peter, das freut mich besonders – ich bin auch ein großer Fan dieses Musters. Tight lines für die verbleibende Saison!
Viele Grüße, Tankred
Hans says
Hallo Tankred,
einfach Klasse!
mach so weiter, bin gespannt wie es weiter geht!
Gruß
Hans
Tankred Rinder says
Hallo Hans,
danke für das Kompliment. Freut mich sehr, dass Du als renommierter Fliegenbinder Dich für die Muster begeistern kannst. Die dunkle Eden Larve hat es in sich, einfach zum Anbeissen. Teil 3 der Serie ist ganz besonders aufschlussreich.
Viele Grüße, Tankred