(© Matt Eastham) In Köln lebend ist es für mich keine große Überraschung, sehr oft ähnliche Wetterbedingungen vorzufinden, wie meine Freunde jenseits des Ärmelkanals. Anfangs als ich hierher zog, irritierte mich das. Mittlerweile bin ich daran gewöhnt, eine Front über den britischen Inseln im Wetterbericht, innerhalb kurzer Zeit über Nordfrankreich und Holland kommend, hier ebenfalls vorzufinden. So teile ich Matt Easthams Leid. Eigentlich hätte ich das in Deutschland seltene Privileg, nach Beginn der Forellenschonzeit ans Wasser zu dürfen. Doch was tun, wenn denn das Wetter wie zuletzt nicht mitspielt? Fliegenbinden natürlich, was sonst!
The Red Tag Jig Head – Matt Eastham
Zurzeit kann man sicherlich nicht geeignet mit der Fliege fischen. Es regnet quasi pausenlos, die Flüsse sind angeschwollen, der Wind peitscht die Haustür und für die nächsten Tage ist keine Änderung der Situation vorhergesagt. Da ich ein paar Stunden Zeit hatte, habe ich mich mit dem Zweitbesten zufriedengegeben und stattdessen ein paar Fliegen gebunden. Es waren unweigerlich Äschenfliegen, und es ist eine Ironie des Schicksals, dass ich in letzter Zeit nur beschwerte Nymphen gebunden habe, aber noch keine Gelegenheit hatte, eine davon zu fischen. Vielleicht bessert sich das Wetter zum neuen Jahr hin.
Nun zu den Jig Backs aus Tungsten, mit denen ich experimentiert habe. Wir Angler mögen ein bisschen Tungsten, das ist wahr. Mit einer fast 50 % höheren Dichte als Blei ermöglicht es uns, viel Gewicht auf einen relativ kleinen Haken zu packen, so dass man auch bei starker Strömung ein einigermaßen lebensgroßes Nymphenmuster in der Tiefe fischen kann. Perlen aus Tungsten in verschiedenen Größen und Farben sind heutzutage das Grundnahrungsmittel des modernen Flussanglers, und es ist nicht ungewöhnlich, dass man in der Nymphenkiste eines jeden Anglers Dutzende von Fliegen mit Perlenkopf findet, die auf ihren Einsatz warten.
Nun, ja und nein. Ich hatte kürzlich ein interessantes Gespräch mit Glen Pointon über die Wirksamkeit seiner Soft Touch Shrimps auf Silikonbasis. Ich bin noch nicht dazu gekommen, dieses Muster auszuprobieren, aber es hat in den letzten Jahren für viel Aufsehen gesorgt. Glen erzählte mir, dass er beobachten konnte, wie Äschen beim Sichtangeln beschwerte Angebote in einem Wimpernschlag einatmeten und sofort wieder ausspuckten – etwas, von dem man immer wieder liest, das aber nur wenige von uns, die in angestaubten Flüssen angeln, jemals zu sehen bekommen. Interessanterweise nahmen die Fische die Soft-Touch-Variante nicht nur auf, sondern behielten sie viel länger im Maul, wenn man die Fliege an ihnen vorbeiführte. Ich glaube nicht, dass das eine große Überraschung ist, aber es wirft eine Reihe von Fragen darüber auf, wie häufig Äschenangler Fänge verpassen – oder sie gar nicht erst registrieren -, weil die Fische das beschwerte Angebot fast sofort wieder ausspucken.
Wenn ich an meinen letzten Tag am Nith zurückdenke, ist es schwer zu sagen, ob mir das passiert ist. Ich glaube, ich habe zwei Takes verpasst, aber es könnte auch sein, dass eine der Fliegen den Grund erwischte, wer weiß…..und was die Bisse angeht, die sich erst gar nicht einstellten? Nun, das kann man einfach nicht mit Sicherheit sagen. Was ich bestätigen kann, ist, dass kleine, sehr dicht beschwerte Nymphen an diesem Tag den Unterschied ausmachten, und ich kann mir nicht vorstellen, wie wir gleich große Perlenköpfe dazu gebracht hätten, sich in der Strömung ausreichend festzuhalten, um die gleiche Präsentation zu erreichen.
Mit Erfolg fischte ich mit den Dingern die hier “McDonald’s Killer” heißen, und das ist für mich Motivation genug, um die Möglichkeiten von geformten Tungsten-“Jig-Backs” als schwergewichtige Alternativen zu Standard-Kopfperlen weiter zu untersuchen. Natürlich gibt es hier nichts besonders Neues; ich erinnere mich, vor fast sechs Jahren in diesem Blog über “Bidoz-Bodies” geschrieben zu haben und habe sie seitdem immer wieder mit einigem Erfolg eingesetzt. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass die Jig Backs diese in Sachen Kompaktheit sogar noch übertreffen, da sie etwas breiter sind und ihnen die Rillen und Mulden der Bidoz-Bodies fehlen, die das Überziehen auf den Haken etwas schwierig machen und somit die Variationen der Muster, die man mit ihnen binden kann, einschränken. Ich müsste mir einen Satz empfindlicher Waagen besorgen, um das zu bestätigen (und obwohl ich ein bekennender Fliegenfischer bin, bin ich nicht so bedauernswert), aber ich würde wetten, dass man mit dem Jig Backs mehr Gewicht für sein Geld bekommt.
Das Wichtigste zuerst: Wo bekommt man sie und die Haken in der richtigen Größe? Mittlerweile unter genau dem Begriff ‚Jig Back‘ fast überall. Als Haken eignen sich alle mit weitem Schenkel wie man sie für Bachflohkrebse, Caddis Pupae etc. verwenden würde. Mir wurde gesagt, dass die Fulling Mill ‘grab gape’ sehr empfehlenswert sind und sich gut für diese Art von Fliege eignen, aber ich habe mich für den Dohiku 644 entschieden, einfach weil ich ihn bereits benutze und sehr zufrieden damit bin. Also, mittlere Jig Backs = #14 Haken; kleine Jig Backs = #16 Haken. Ganz einfach!
Das Grundprinzip ist, dass man die Jig Backs mit Sekundenkleber auf den Schaft des Hakens klebt, wobei man den Schlitz auf der Unterseite zur Fixierung nutzt. Die Schlitze sind jedoch recht schmal, und das bedeutet, dass man sich überlegen muss, wie und in welcher Menge man das Material einbindet, denn wenn man den Schaft entlang arbeitet und Schwänze, Rippen, Umwicklungen usw. einbindet, entsteht am Ende einfach zu viel Masse, und der Jig-Back lässt sich überhaupt nicht auf den Haken stecken. Um ehrlich zu sein, sind das sowieso fette, gedrungene kleine Tungstenklumpen, die sich nicht dafür eignen, übermäßig mit Material umwunden zu werden, damit sie nicht wie winzige Möpse aussehen – etwas, das ich bei meinen ersten Versuchen am Schraubstock feststellen musste.
Die Mc’Donalds Killer ist denkbar einfach – Faden, Schwanz und ein paar Wicklungen Nymphenhaut. Der Rest ist mit Markierstiften, Fluo-Nagellack und UV-härtendem Harz gemacht – eine stromlinienförmige Mini-Bombe von einer Fliege, die schnell in die Tiefe geht und wie ein herkömmliches Jig-Muster mit dem Haken nach oben fischt. Ich habe zwei Reihen in meiner Nymphenbox damit gefüllt!
Wir Fliegenbinder sind jedoch ein experimentierfreudiger Haufen, und ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, ob sich die Vorlage auf einige meiner Lieblingsnymphen für Forellen und Äschen anwenden ließe. Ich habe eine dieser Nymphen für die folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung ausgewählt, um zu veranschaulichen, wie einfach diese Dinger zu handhaben sind, und um einige der Fallstricke aufzuzeigen, auf die ich beim Herumspielen mit ihnen in den letzten zwei Wochen gestoßen bin. Es wäre schön, wenn ich einige dieser Bugs tatsächlich angeln könnte, aber solange die Wasserstände sind wie sie sind, ist es zumindest spannend, über die Möglichkeiten nachzudenken.
Jig Back Red Tag
Dubbing: Hasenmaske + Diamond Brite-Schokoladen-Dubbing
Haken: Dohiku 644 #14, 16
Faden: Sheer 14/0
Schwänzchen: Globrite Floss rot
Rippung: Kupferdraht fein
Körper: Tungsten Jig Back, passend zur Hakengröße, kupfer
- Den Haken einspannen. Das Foto habe ich nur eingefügt, um die Art des Hakenprofils zu zeigen, die am besten zum Jig-Back passt. Haken mit geradem Schaft sehen einfach nicht gut aus.
- Den Faden anlegen. Nimm dazu einen feinen, um unnötige Anhäufungen zu vermeiden, da wir die den Jig Back später über den Schaft schieben müssen (hier habe ich Fadenstärke 14/0 verwendet). Für das rote Schwänzchen ich Glo-brite-Garn verwendet, das ich doppelt genommen habe, um eine 8-fache Dicke zu erreichen. Das ergibt einen kräftigen Schwanz. Das Floss muss oben am Schaft befestigt werden, nicht an der Hakenseite, aus demselben Grund wie oben.
- Jetzt das Floss in Richtung der Hakenkrümmung weiter fest umwickeln, bis der Faden kurz hinter dem Ende des Hakens liegt, wo das Körperende des Jig Backs sein wird. Das überschüssige Floss abschneiden.
- Als nächstes einen Tropfen Sekundenkleber auf den oberen Teil des Hakenschaftes anbringen. Ich verwende hierfür gerne Loctite Powerflex Gel, da es zähflüssiger ist als normaler Sekundenkleber, so dass es nicht überall hinläuft und eine etwas längere Aushärtezeit hat, wodurch wir sicherstellen können, dass der Tungsten-Rücken richtig positioniert ist. Den Jig Back nun aufsetzen und bei Bedarf mit einer feinen Zange in die richtige Position rücken.
- Unter normalen Umständen hätten wir es vorgezogen, die Drahtrippe früh zu fassen und um den Hakenschaft in seiner ganzen Länge zu binden. Diesen Luxus haben wir hier nicht, da wir ein relativ voluminöses Material für den Schwanz verwenden. Aber es ist noch nicht alles verloren – ich habe festgestellt, dass ein kurzer getaperter Fadenabschnitt unmittelbar am hinteren Ende des Jig-Rückens erforderlich ist, um einen sauberen Übergang vom Körper zum Schwanz zu bilden. Wir können diese Verjüngung verwenden, um die Drahtrippe einzufangen. Da er aber nur kurz ist, binde ich den Draht mit einer doppelten “Acht” an, bevor ich die Fadenverjüngung darüber baue, das Drahtende abknipse und dann zur Sicherheit einen winzigen Klecks Sekundenkleber hinzufüge.
- Der Jig-Back ist an sich schon voluminös, daher muss das Dubbing dünn gesponnen und dicht aufgetragen werden, um das Aussehen eines “Blobs” zu vermeiden. Ich habe den Bindeschritt unten eingefügt, weil die ersten Wicklungen des Dubbings knifflig sein können – der Faden will durch die steile anfängliche Verjüngung zum Schwanz hinunterrutschen, also muss man bei den ersten paar Wicklungen etwas Spannung wegnehmen, damit das Dubbing gut auf dem Hintern des Jig Back sitzt… und dabei immer noch genug Spannung beibehalten, um enge Umwicklungen hinzubekommen, damit der Tungstenkörper nicht durch das Dubbing hindurchscheint.
- Das Dubbing führen wir nun bis in den gerillten Teil des Jig Backs. Da ich hier ein glitzerndes Thoraxmaterial einfüge, habe ich das Hasenohr etwa an der 2. hinteren Rille gestoppt, um Platz zu lassen. Danach folgt die Drahtrippe – auch hier muss man mit den ersten Windungen vorsichtig sein, da zu viel Spannung das Dubbing rückwärts bis zum Schwanz zieht….Die ersten paar Windungen spannen wir lockeer und beißen dann erst richtig zu, wenn wir den Körperteil erreichen.
- Nun nur noch den Thorax hinzufügen, mit einem Kopfknoten abbinden.
- Fast fertig – jetzt muss nur noch der Kopfknoten lackiert und das Schwänzchen auf Länge geschnitten werden.
Geschafft! Nicht die stromlinienförmigste Nymphe die man je gesehen hat, aber kleine, dicht und mit einem Hauch von Farbe. Die herkömmliche Red Tag Hare’s Ear ist eine Nymphe, die mich noch nie im Stich gelassen hat. Es wird interessant sein, zu sehen, ob sich diese Inkarnation als ebenso effektiv erweist.
Herzlichen Dank für diesen Beitrag an Matt Eastham – einem fanatischen Fliegenfischer, der seine Besessenheit fürs Fischen, Fliegenbinden und Fotografie lange Zeit im nun vom Netz genommenen Blog North Country Angler festhielt. Als geschätzter Schreiber und Fotograf liefert er regelmäßig Beiträge für Publikationen wie Trout & Salmon und Fly Culture Magazine. © Fotos: Matt Eastham
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