In unserem Haushalt gilt das Prinzip des englischen Starkochs Neil Ferguson: Nose to Tail. Alles vom Tier muss (wie früher auch) in den Topf – so viel Respekt schulden wir jedem für die Essenszubereitung getöteten Tier. Der Grundsatz der für die Verwertung aller essbaren Körperteile steht, erschien mir bis vor kurzem als die natürlichste Form der Fleischnutzung. Lebewesen sind wertvoll, nichts davon soll verschwendet werden.
Bis zum Ansehen obigen Videos war mir nicht bewusst, dass selbst im Fischreich echte Feinschmecker existieren. Oder wusstest Du, dass z.B. Fischotter mit Vorliebe nur die Innereien von Fischen fressen und den Rest des Körpers unberührt zurücklassen? Jaja, Fuchs, Bussard und Rabe werden sich über ein Stück Fischkadaver sicher auch freuen.
Evolutionstechnisch erscheint mir das Fressverhalten des Fischotters in der jetzigen Zeit trotzdem wie eine Einbahnstraße, vergleichbar mit dem Fleischkonsum des Menschen. Wenig nachhaltig und auf Dauer nicht zur Arterhaltung geeignet. Denn die Überpopulation des putzigen Marders einerseits, reduzierte Fischbestände durch massive Flußverbauungen andererseits, bei gleichzeitig schrumpfenden Lebensräumen, lässt die gefräßigen Otter nun auch Jagd auf Beute machen, die lt. Wikipedia nicht zum typischen Beuteschema passen:
Der Fischotter frisst das, was er am leichtesten erbeuten kann. Einen großen Teil seines Beutespektrums stellen Fische dar, wobei er überwiegend kleine Fischarten erbeutet und darunter langsame und geschwächte Tiere. Ihm kommt daher eine Rolle bei der Gesunderhaltung der Fischbestände zu.
Bei der Vergabe des ehrwürdigen Titels Tier des Jahres 2021 an den Fischotter hat die Deutsche Wildtierstiftung den Blick scheinbar nicht bis nach Österreich schweifen lassen. Dort macht der ‘niedliche’ Otter seinem von der Stiftung erteilten Beinamen – Ruheloser Fischjäger – alle Ehre. Das unaufgeregte, zugleich deprimierende Video des Grazer Umweltaktivisten “Huchen“-Franz Keppel appelliert an eine ganzheitlichere Sichtweise beim Thema Artenschutz.
Der unermüdliche Einsatz Franz Keppels zum Erhalt einer ikonischen Fischart ist unvergleichlich. Der Gegner in Form der riesigen Wasserkraftlobby auch vor dem Hintergrund Energiewende, E-Mobilität und Digitalisierung beinahe übermächtig. Trotzdem liegt es an jedem einzelnen von uns, vor dieser Übermacht nicht völlig teilnahmslos in die Knie zu gehen. Zumindest auf das “Greenwashing” dieser schlammig-blutigen Energiegewinnung hinzuweisen ist das Mindeste, dass von jedem Flussangler erwartet werden darf. Denn für die meisten Nicht-Angler endet der Blick fürs ganzheitlich-aquatische noch immer leider an der Wasseroberfläche. Teilen des Videos ist somit ausdrücklich erwünscht. Fluß frei – wie Franz sagen würde.
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Imberger says
Schade dass Markus Hansen auf die Berichterstattung so reagiert . Wenn jeder nur auf seinem Standpunkt verharrt und nicht auf die andere Seite zugeht und zuhört werden wir nie zu nachhaltigen , integrieren ,gesamtheitlichen Lösungen kommen.
Herzliche Grüße
Imberger
Tankred Rinder says
Guten Tag Hr/Fr Imberger, Wiederansiedlungen sind eine edle Tat. Allerdings bin ich 100% bei Dir, dass diese unter gesamtheitlichen Gesichtspunkten erfolgen müssen. Einzig den Feindfaktor Mensch für das Gedeihen der Otter auszuschließen, war wohl zu wenig. Wie es scheint, gedeiht der Otter unter den neuen Lebensbedingungen und dem Fehlen natürlicher Feinde wohl ähnlich gut wie der Kormoran. Der Ruf nach Management der Otterpopulation ist absolut gerechtfertigt. Schöne Pfingsten noch, Grüße Tankred Rinder
Markus Hansen says
Bitte zu diesem Thema auch unbedingt den Artikel über Fischotter in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift “Fliegenfischen” lesen !!!
(in meinen Augen wesentlich ausgewogener recherchiert und vorallem nicht so einseitig hetzerisch gegen den Fischotter sondern ganzheitlich. Der Fischotter gehört seit je zur hiesigen Natur.
Und nicht vergessen, dass auch andere ‘eher akzeptierte’ Tierarten zeitweise (viel) zu große Beute attackieren und fangen, die dann auch verletzt zurückbleibt wie z.B. Hecht, Graureiher, Sperber, Mäusebussard (fängt Steinkäuze), Uhu, Kolkrabe, nicht zu letzt all die Hauskatzen (viele Singvögel) !
Markus Hansen says
Leider ein extrem einseitiger Bericht und nur in Auszügen auch sachlich richtig.
Die gezeigten Zeitungsartikel wie z.B. “Fischotter frisst den ganzen Bach leer” sind reißerisch völlig unglaubwürdig. So was gab’s noch nie dass Fischotter ein Gewässer leeren, schon gar nicht möglich in so einem breiten/großen Bach wie im Film sichtbar.
Tankred Rinder says
Hallo Markus, wenn der Fischotter doppelt so große Fische wie den Huchen attackiert – die Verstümmelungen im Video ab der 12 Minuten sind grauenhaft – deutet das für mich auf wenig ausreichend vorhandene Nahrung für die Gesamtpopulation der Fischotter hin. Was, wie Franz Keppl im Video sagt, nicht nur am Fressverhalten der Fischotter liegt, sondern am Mangel an fleischlicher Nahrung für ihn verursacht durch Stauraumsspülungen, Querverbauungen und nicht zuletzt am Fehlen von natürlichen Feinden aus der Tierwelt: Wolf, Luchs, Seeadler und freilaufenden Hunden. Ein häufiges Problem bei Wiederansiedlungen. Somit ist ein vernünftiges Management der Fischotterpopulation in Österreich höchste Zeit. Seine Forderung, die an den Ohren vieler Tier- und Umweltschützer abprallt: Artenschutz muss für alle Tiere zählen. Nicht nur die putzigen, gefiederten, oder zum Streicheln geeigneten. Grüße, Tankred