Geschätzte 12 Milliarden Euro entfallen auf die EU bei der Bekämpfung einer biologischen Invasion. Das Problem der Einschleppung ist nicht neu. Ratten, einst an Bord von Schiffen portugiesischer Entdecker nach Europa gebracht, trugen die seuchenauslösenden Rattenflöhe mit sich. Erst 300 Jahre und 25 Millionen Pesttote später, wird man ihrer Herr werden. Zugegeben, ähnlich bedrohlich ist die Migration neuer Tier- und Pflanzenarten nicht. Die Bedrohung für einen Teil der menschliche Nahrungskette ist aber real z.B. Rippenqualle, Pazifische Austern, Dreiecksmuscheln, Killeralgen.
Der von biologischen Invasoren angerichtete ökonomische Schaden in der Forst-, Land- und Fischwirtschaft ist enorm. Da wird die Bekämpfung von für uns Fischer lästigen Eindringlingen wenig Priorität besitzen. Diese Aufgabe wird wahrscheinlich privaten Initiativen zufallen. Initiativen wie sie in England zuhauf aus dem Boden spriessen.
An ihrer Speerspitze taucht immer wieder, der Londoner Theo Pike auf. Als Vorsitzender des Wandle Trust engagiert er sich seit Jahren, das einstige Kreidefluss Juwel Londons wieder zu alter Blüte zu verhelfen. Diesem Vorbild sind in der Zwischenzeit Dutzende Fischereiclubs auf und ab durch die ganze Insel gefolgt. Industrielle Vergehen an englischen Flüssen werden mit viel Aufwand – vom Entfernen von Alltagsmüll, bis zur Beschaffung von Geldmitteln für größere Aufgaben – von einer kleinen Brigade an Freiwilligen beseitigt. Bürgerbeteiligung in Reinform.
Im Zuge dieser Verrichtungen ist es nicht verwunderlich, auf den einen oder anderen Flussabschnitt zu treffen, der durch überbordenden Wuchs von Drüsigem Springkraut nicht mehr zu sehen war. Oder ungewollt an einem Riesen-Bärenklau zu streifen und dabei schmerzvolle Verletzungen zu erleiden. Oder an von Signalkrebsen erodierten Bach- und Flussufern einzustürzen. Die Liste an Tier- und Pflanzenarten – zumeist unter guter Absicht nach Europa eingeführt – die in heimischer Fauna und Flora, autochthonen Organismen den Lebensraum streitig machen und nachteilige Konsequenzen nachziehen ist lange.
So machte sich Theo Pike daran eine Auflistung der geläufigsten biologischen Invasoren zusammen zu stellen. Welche diese sind, welchen Schaden sie verursachen und wie man diesen am besten, mit den zur Verfügung gestellten Mitteln bekämpft, wird im handlichen Pocket Guide to Balsam Bashing veranschaulicht.
Ein brusttaschengroßes Büchlein, das man leicht an sich trägt und welches jeder Naturliebhaber, besorgt über die Ausbreitung invasiver Arten, bei Ausflügen bei sich tragen sollte. Auch wenn vielleicht in Deutschland andere Gesetze herrschen, um eine effektive Schädlingsbekämpfung vorzunehmen – von chemischen Sprayen bis Abschuss – so liefert das Büchlein sehr hilfreiche Hinweise bei der Identifizierung gebietsfremder Arten. Neobiota, die sich zum Teil seit Jahrhunderten ausbreiten und vielleicht bereits als heimische Form wahrgenommen werden.
Graswurzelbewegungen Mittel in die Hand zu geben, um konsensorientierte Veränderungen in der unmittelbaren Einflusssphäre herbeizuführen, wird eine der großen Aufgaben für unsere Regierungen und Umweltämter werden. Staatliche Stellen zur Auslöschung unangenehmer Eindringlinge werden sich mehr und mehr auf private Initiativen verlassen müssen, um sich den größeren Problemen der Bioinvasion widmen zu können. Das nötige Wissen, um unerwünschte Pflanzen und Tiere zu erkennen und das richtige Mittel zu wählen, diese auf Eigeninitiative aus unseren Kulturlandschaften nachhaltig zu beseitigen, vermittelt uns Fischern aber A Pocket Guide To Balsam Bashing.
Bevor man jedoch auf eigene Faust Pflanzen und Tiere entfernt ist es ratsam, dass Bundesamt für Naturschutz oder lokale Umweltschutzämter zu kontaktieren. Von Experten eingeholte Information zu gesetzeskonformen Massnahmen, sichert so das eigenmächtige Handeln ab.
Der Fischereiverein in dem ich Mitglied bin, befindet sich mit dem Fang von Signalkrebsen auf legal sicherer Seite und lädt alljährlich zum köstlichen Krebsessen. So macht Schädlingsbekämpfung noch viel mehr Spass.
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