Es tut sich was im deutschsprachigen Raum. Fliegenfischen auf Forellen im See, Stillwasser und Stausee gewinnt an Bedeutung. Rechnet man das Interesse fürs Fliegenfischen auf Meerforellen hinzu, wofür Gerät, Wurf- und Einholtechnik bis hin zu Fliegen Ähnlichkeiten aufweisen, entdecken mehr und mehr Leute die Reize, in `statischen´ Gewässern ihr Können zu testen. Beim Anblick einer riesigen Wassermasse, kann einen schnell der Mut verlassen. Etwas Umsicht, Wahrnehmung der örtlichen Erscheinungen und Vertrauen in den eigenen Instinkt, senden auch im Stillwasser deutliche Signale wo See- oder Regenbogenforellen sich befinden bzw. vorbeiziehen.
In einer Serie an Beiträgen möchte ich mich in den kommenden Monaten dem Fliegenfischen im See und Stilwasser widmen. Vom Ufer als auch vom Boot und Bellyboat. Denn Fliegenfischen an natürlichen oder naturgetreuen stehenden Gewässern, ist eine spannende und herausfordernde Disziplin, die an Facettenreichtum als auch Naturbelassenheit, dem Fliegenfischen in Fliessgewässern um nichts nachsteht.
Der Ein- oder Umstieg in das Fliefgenfischen am Stillwasser oder See wirft für Interessierte viele Themen auf. Vorrangig dabei Fragen zu Gerät, Montage, Fliegen, saisonalen Unterschieden und wo der Fisch in den unüberschaubaren Weiten der Seen und Stauseen zu finden ist. Ein dichtes Themenfeld zu dem tausenden Buchseiten verfasst wurden – wenn auch wenige davon auf Deutsch. Rühmliche Ausnahme dabei Karel Krivanecs – Grundlagen der Fliegenfischerei an stehenden Gewässern. Der tschechische Autor wird manchen vielleicht bekannt sein, als der Verfasser der ausführlichen Einführung in das Czech Nymphing – Tschechische Nymphe und andere verwandte Angeltechniken.
Die erfreuliche Nachricht, insbesondere für Fliegenfischer die bereits Erfahrungen an Fliessgewässern sammeln konnten: Gerätschaften können vielfach übernommen werden und geläufige Fliegenmuster finden gleichfalls im Stillwasser Anwendung.
Bevor ich in den Folgebeiträgen auf technische Besonderheiten und Anwendungen während der ganzen Saison eingehe, möchte ich mich in diesem Artikel den Grundlagen der Ausstattung widmen, um aufzuzeigen das ein Versuch am Fliegenfischen im Stillwasser keine fundamentale Erneuerung der existierenden Ausrüstung nachzieht.
Stillwasser Fliegenfischen – die Rute:
Wie beim Fliegenfischen in Fliessgewässern, gibt es auch für das Fliegenfischen am Stillwasser eine beinahe unüberschaubare Anzahl an Spezialruten, die für eine bestimmte Anwendung entwickelt wurden. Somit drängt sich für Ein- und Umsteiger die zwingende Frage auf, welche Rute ist wohl die geeignetste. Dass sich diese Frage nicht ganz einfach beantworten lässt, liegt auf der Hand. In Anbetracht ziehen sollte man Faktoren, die auf das Fliegenfischen an großen, offenen Gewässern zutreffen.
Offene Gewässer sind natürlich windanfälliger als viele Flüsse, an denen Wald und Gebüsch, Schutz vor heftigen Böen bieten. Somit sollte die passenden Rute über genügend Rückgrat besitzen, auch mit stärkerem Wind zu Recht zu kommen. Zudem wird an windzugewandten Uferseiten Nahrung angespült und es lohnt sich, sich mit diesen widrigen Vorraussetzungen zu arrangieren. Denn dort wo sich Nahrung sammelt, treffen wir auch Fische an.
Anders als in vielen Kleinflüssen und Bächen, trifft man in Seen und Stauseen auf See- und Regenbogeforellen, deren Durchschnittsgewicht auf dem Niveau von Ausnahmefischen vieler heimischer Flüsse liegt. Zugegeben, der gehakte Fisch kann sein Gewicht nicht in der Strömung einsetzen und somit unsere Rute zusätzlich strapazieren. Es ist aber keine Geheimnis, dass Pfund-für Pfund Regenbogenforellen, ausdauerndere und kampffreudigere Genossen als unsere Bachforellen sind.
Fast jeder von uns wird sich im Besitz einer 9ft (270cm) langen Rute der Schnurklasse 5 befinden. Zugegeben, sicherlich ist eine Rute dieser Gewichtsklasse zu filigran um Sinkschnüre abzuheben und ebenso zu schwächlich um Streamers mit Gewicht zu werfen. Eine etwas längere Rute wäre zudem vorteilhaft beim Watfischen in Seen oder beim loch-style fishing vom Boot aus. Für eine erste Kostprobe am Stillwasser ist jedoch diese Rute, bestückt mit einer Schnur der Klasse WF6, völlig ausreichend. Ruten lassen sich ohne weiteres mit Schnüren einer Gewichtsklasse höher werfen und für das Fliegenfischen mit Nymphen oder der Trockenfliege, ist diese Zusammenstellung für den Anfang passend.
Wird man vom Fliegenfischen am Stillwasser erst begeistert, kommt man nicht umhin sich kräftigere und längere Ruten zuzulegen, um oben genannte Anwendungen – Sinkschnüre, beschwerte Streamers, Fliegenfischen vom Boot – mit mehr Leichtigkeit auszuführen.
Stillwasser Fliegenfischen – die Rolle:
Vielleicht noch mehr als für das Fliegenfischen an Flüssen und Bächen, ist eine Large Arbor (Großkern) Spule, für das Fliegenfischen am Stillwasser von Bedeutung. Diese Spulen besitzen in der Regel eine funktionstüchtigere Bremse und die große Spule unterstützt dabei den Fisch von der Rolle zu drillen. Noch häufiger als Ruten, müssen Rollen aber gelegentlich dazu herhalten den Status seiner Besitzer zu unterstreichen.
Salzwasser resistente und für den Drill von Großfischen konzipierte Rollen, müssen ohne Zweifel den härtesten Belastungproben standhalten. Ob die Rolle für das Fliegenfischen im Stillwasser aus Formel 1 tauglichem Material hergestellt sein muss, soll jeder Fliegenfischer für sich selbst entscheiden. An der Stelle gilt es die richtige Balance zu finden zwischen Erschwinglichkeit und Funktionalität. Denn wird man erst vom Virus Fliegenfischen im Stillwasser erfasst, wird sich eine Spezialschnur an die andere reihen – Distanzschnüre, unterschiedlicher Sinkgeschwindigkeit, Sinktip usw. Der Kauf von bis zu zehn Ersatzspulen soll kein Risiko für die eigene Bonität werden.
Stillwasser Fliegenfischen – die Schnur:
Aus meiner Sicht sind Schnüre die wichtigste Komponente beim Fliegenfischen am Stillwasser. Bevor man aber in die Tiefen der Spezialschnüre und ihrer Speichersystem (Ersatzspulen) eintaucht, sei gesagt das man für die Fischerei mit zwei WF Schnüren (Schwimmschnur + Intermediate) sein Auskommen findet. Schnell sinkende Schnüre finden in erster Linie beim Fliegenfischen vom Boot ihren Einsatz. In der kurzen Zeit in der das Boot auf die Fliege zutreibt, müssen Schnur und Fliege auf die gewünschte Tiefe gebracht werden. Vom Ufer sinkt jede Sinkschnur – irgendwann – zu Grund.
Nun könnte man davon ausgehen, beim Fliegenfischen im Stillwasser von Ufer auf eine Sinkschnur komplett verzichten zu können. Der langsam sinkenden Intermediate Schnur kommt jedoch eine wichtige strategische Rolle, bei starken Winden zu. Drückt der Wind und die Strömung eine tiefen Bauch in die Schwimmschnur, lässt sich der Kontakt zur Fliege schwer aufrecht erhalten und der Anschlag in einen Biss verpuff leicht. Beginnt man nach der Landung der Schnur auf dem Wasser sofort mit dem Einholen, treibt diese geradelinig, knapp unter der Oberfläche und hält den Kontakt zur Fliege bei.
Und sollten die Forellen selbst im flachen Bereich nicht gewillt sein nach Nahrung auszusteigen, so unterstützt die Intermediate dabei die Fliege auf einer Ebene zu führen. So gilt es nur noch durch Mitzählen beim Absinken der Schnur, die richtige Tiefe zu finden auf der die Forellen schwimmen und fressen.
Den Fragen an welchen Stellen, mit welchen Fliegen, mit welchen Montagen und zu welcher Jahreszeit wir See- und Regenbogenforellen im Stillwasser fangen, werde ich mich in den nächsten Monaten auf Forelle & Äsche widmen. Denn Fliegenfischen im Stillwasser ist eine faszinierende Disziplin mit ihren eigenen Herausforderungen, Besonderheiten und Reizen. Erfreulich, dass immer mehr FliegenfischerInnen diese spannende Form des Fischfangs für sich entdecken.
Mehr zum Thema gibt es im Buch: ‚Nymphenfischen – Geheimnisse entlarvt‘
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Göttgens Marc says
Hallo ,
Ich war gestern mit meinem neuen Hobie Kajak in Freux ,das Wasser ist zur Zeit noch sehr klar da noch keine Eintrübung durch Algen stattgefunden hat.
Das kalte Wetter hat auch was Gutes
Tankred Rinder says
Hallo Marc,
an Freux gibt es aber auch Boote zu mieten, oder? Lass uns doch eine kleine Belgien Tour machen, Lust darauf?
VG Tankred