Durch den großartigen Journalisten Paul Procter und seine monatlichen Beiträge für Trout & Salmon wurde ich auf den River Annan aufmerksam. Paul ist der Fang von großen Forellen & Äschen nicht fremd – egal ob in Norwegen, Island, Neu Seeland . Zudem befindet sich sein Wohnort in Cumbria direkt am River Eden – einem Angebot von Forelle & Äsche Reisen. Wenn Paul aber eine mehr als einstündige Autofahrt in Kauf nimmt, anstatt zu Fuß an sein Hausgewässer zu gehen, so liegt es sicher nicht an der Übersättigung durch vertraute Pools, Rauschen und Läufe die er in- und auswendig kennt.
Ein klein wenig hinter der englisch-schottischen Grenze im Westen der britischen Inseln, entspringt nahe dem ehemaligen Kurort Moffat, in den berüchtigt klingenden Hügeln Devil’s Beef Tub der River Annan. Seinen Quellort teilt er sich mit dem River Tweed und Clyde, nimmt jedoch anders als diese den kurzen Weg in Richtung Süden, um nach nur 78km im Solway Firth ins Meer zu münden. Durch ein Einzugsgebiet von mehr als 1.000km2 entwickelt er sich bis zu seiner Mündung jedoch zu einem beeindruckenden Fluss. In Moffat, einst wichtiger Umschlagplatz für Highland Wolle, vereint er sich mit dem River Evan und Moffat Water, um fortan durch pastorales Weideland, oft frei und ungesäumt von Bäumen und Sträuchern, in Richtung Meer zu mäandern. Gehegt und gepflegt wird der Fluss in der Zwischenzeit vom 2010 gegründeten River Annan Trust der sich glücklich schätzen darf, die Fischereirechte über dieses noch wenig beachtete Juwel unter den Flüssen Schottlands verwalten zu können.
Und anders als an seinen schottischen Verwandten, deren Hauptattraktion der Lachs ist und bleibt, und an denen Forelle & Äsche von Lachsfischern beinahe als Plage angesehen werden, sind die lokalen Angler stolz auf den reichen Bestand anderer Salmoniden. Es ist zutreffend, dass nicht wenige Zweihandangler sich auf den Weg nach Moffat machen, um hier vergleichsweise besonders günstig auf Lachs und Meerforelle zu fischen. Die wahre Anziehungskraft geht aber von natürlich angewachsenen Bachforellen und Äschen aus, die im struktur- und nährreichen River Annan zu Größen gedeihen, wie sie in Großbritannien und auch am restlichen europäischen Kontinent nur schwer zu finden sind.
Die hegerischen Vorteile von C&R wurden den örtlichen und besuchenden Fliegenfischern schon früh bewusst – ein Fisch im Fluss wiegt fünf in der Pfanne. Und Junge, Junge können die Forellen und Äschen in diesem Fluss Gewicht anlegen. Eine zweipfündige Bachforelle ist lediglich ein guter Fisch, Exemplare bis 5 Pfund werden jährlich mehrfach gefangen und Äschen bis zu 3 Pfund sind keine Seltenheit. Wen wundert‘s also, dass für den begeisterten Fliegenfischer für vergleichsweise wenig Geld, die Chance auf den Fang eines Ausnahmefisches eine reelle Chance ist. Besonders für uns Kontinentaleuropäer, für die Fische dieses Formats – wild und angewachsen, nicht aufgezüchtet und eingesetzt – nur noch an wenigen Flüssen zu realisieren sind.
Was nicht heißen soll, dass man sich diese Fänge mit jedem Schritt ins Wasser erwarten darf. Doch die Durchschnittsqualität der Fische während meines Aufenthalts am River Annan, lag deutlich über meinen Vergleichsreferenzen in den Flüssen der Eiffel, Bergisches Land und Sauerland. Den größten Unterschied zur hier in meinem Umfeld erlebten Fischerei sind jedoch, das reiche Vorkommen an Insekten und die Steigfreudigkeit der Fische. Daraus ergibt sich qualitativ hochwertiger Oberflächensport, wie er mir an meinen heimischen Flüssen nicht bekannt ist. Ich führe das in erster Linie auf den Einfluss des Golfstroms und die moderaten, winterlichen Temperaturen zurück. Hand aufs Herz – wie oft konntet Ihr schon einen Massenschlupf im März und April erleben, wo die Oberfläche des Wassers von Ringen übersät war. Wo Schwalben mit weit geöffneten Mäulern in Formation über dem Fluss, wie die Patrouille Suisse ihre akrobatischen Einlagen liefern. Mag Zufall sein, dass ich dieses Schauspiel bislang nur am River Annan und River Eden bezeugen durfte. Der bleibende Eindruck mit Emergern und Trockenfliegen zu Ostern zu fischen und dabei einen Fisch nach dem anderen aus dem Oberflächenfilm zu picken, lässt sich einfach nicht mehr aus meinem Gedächtnis löschen.
Während meines Ausflugs an den River Annan im Mai 2015, an dem ich mit einem plötzlichen Temperatursturz zu kämpfen hatte, war die Abkühlung von beinahe 10° das geringste Problem dem ich mich stellen musste. Auf das Nymphenfischen eingestellt aufgrund der vorherrschenden Konditionen, musste ich mich von dieser Idee nach dem ersten Tag verabschieden. Dem selbstverschuldeten Bruch meiner Rutenspitze war das zu verdanken. Auf eine delikate, kurze Rute gedacht zur Trockenfliegenfischerei musste ich mich fortan verlassen. Doch weder Wetterverhältnisse, noch Rutenlänge und –stärke bereiteten mir Kopfzerbrechen. Die richtige Fliege in der passenden Größe und Farbe zu finden war die Herausforderung, als zeitgleich Olive Uprights, BWOs, Medium Olives, Yellow Mayflies, Yellow Sallies und nicht identifizierbare kleine Köcherfliegen ihren Weg zur Paarung suchten. Neunzig Minuten lang musste ich eine im Minutentakt steigende Forelle anwerfen, bevor ich des Rätsels Lösung finden konnte. Zugegeben fing ich keine Giganten an diesen Tagen. Diese zogen es doch vor am Flussgrund zu schmollen. Aber konstante Fischerei mit der Trockenfliege unter widrigsten Umständen, mit bis zu acht Fischen pro Tag in der Größe von 25-35cm. Mal ehrlich – kann fischen viel mehr Spaß machen?
Die französischen Kollegen denen ich am Ufer begegnete, hatten mit ihrer Nymphenausstattung weit bessere Erfolge zu vermelden. Vier Bachforellen in der Größe zwischen 40-55cm ließen mich wehmütig fantasieren, was möglich gewesen wäre. Hätte mein Missgeschick mich nicht dazu genötigt, mich einzig auf die Trockenfliege zu verlassen. Die aber aufgrund der Steigfreudigkeit der Forellen, nichtsdestotrotz die beliebteste Art der Fischerei unter den Einheimischen ist. Sich auf sanften Pfoten einem Pool zu nähern, die schlüpfende Insektenfamilie zu identifizieren, die plantschenden Steiger von den gemächlichen Schlürfern zu unterscheiden, im Sekundentakt steigende Fische anzuwerfen – ein Traum! Besonders wenn ab Juni sich zu Bachforellen und Äschen auch noch Meerforellen gesellen, die wenig Scheu zeigen eine große Trockenfliege von der Oberfläche zu pflücken. Und dass nicht nur Nachts – auch das ein fischereiliches Erlebnis ist, dass ich mir noch gerne einmal gönnen möchte.
Die Qualität der Fischerei zieht natürlich viele FliegenfischerInnen aus nah und fern an, sodass nicht wenige der örtlichen Hotels gut darauf eingestellt sind, wenn Fliegenfischer mit nassen Watschuhen über den typischen Pubteppich spazieren. Landschaftlich ist die Region um Dumfries und Galloway etwas weniger spektakulär als das angrenzende Cumbria, mit seinem Anteil am Lake District, den Pennines und dem Eden Valley. Fliegenfischer die mit der ganzen Familie verreisen wollen und sich mit einigen Tagen alleine auf ihr Hobby konzentriert begnügen, sind dort sicherlich besser aufgehoben. Das Freizeitangebot für nichtfischende PartnerInnen ist sicherlich ein wenig eingeschränkt am River Annan. Wer jedoch mit fliegenfischenden KollegInnen einen Trip plant, sollte den River Annan und seine gigantischen Bach- und Meerforellen, Äschen und Lachse einmal in Betracht ziehen. Für einen Bruchteil der Auslagen an die Sahnenstücke in Schottland, Island und Norwegen, kann am River Annan jeder fischereiliche Traum wahr werden.
Für interessierte Leserinnen und Leser an einer Reise an den River Annan, bin ich bei Fragen jederzeit da. Gerne übernehme ich auch die Organisation der Reise – Info zu Anreise, Sehenswürdigkeiten und Freizeitaktivitäten, Buchung des Ferienhauses, Guide und Fischereilizenzen. Füllt bitte untenstehendes Formular aus und schlüsselt in einigen Worten auf: wie viele Personen, Zeitpunkt des Urlaubs, Zielfische (z.B. Forelle, Äsche, Lachs) und ich erstelle ein attraktives Angebot. Freue mich von Euch zu hören!
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