Wenn dieser Beitrag live geht, werde ich gerade von einem Ausflug an Rutland Water zurück gekehrt sein. Mein Zwischenstopp während meines alljährlich statt findenden Osterurlaubs im UK. Gestärkt von Spezialitäten aus Leicestershire – Stilton Käse und Pork Pies – werde ich es mir im Wohnzimmer gemütlich machen und meine Fliegendose inspizieren. Waterhen Bloa, Partridge & Orange, Snipe & Purple in Größen 14-18 und einige Grannoms und Soft-Hackle Goldkopfnymphen sind alle dabei. Und viel mehr werde ich wahrscheinlich nicht brauchen, wenn ich mich mit Frau und Freunden in der englischen Grafschaft Cumbria einquartiere, um den durch die malerische Hügellandschaft fliessenden River Eden zu besuchen.
Die biblische Bezeichnung für ein Paradies ist ohne Zweifel zutreffend für das gleichnamige Tal – Eden Valley – durch das sich der 145km lange Fluss zieht, der als einer der wenigen Großflüsse Englands nach Norden fliesst. In Wahrheit jedoch geht der Name des River Eden zurück auf die lateinische Bezeichnung ‘Itouna‘, unter der der Fluss den Römern bekannt war. Diese wiederum leiteten diese vom keltischen Word ‘ituna‘ ab, was für ‘Wasser‘ als auch ‘vorbeiströmend‘ stand. Denn der River Eden – ein klassischer englischer Kalkstein Fluss – entspringt hoch in den Yorkshire Dales, einer hügeligen Hochmoor Landschaft unbeschreiblicher Schönheit. Folgt man seinem Lauf von Quelle bis Mündung, nistet sich das Eden Valley zwischen The Pennines im Osten und dem Lake District im Westen. Die drei Landschaften sind entweder ein Nationalparks oder ein designiertes ‘Gebiet von außerordentlicher natürlicher Schönheit‘.
Während jedoch der spektakuläre Lake District mit seinen Dutzenden Seen und historischen Pässe von unzähligen Wanderern und Bergläufern heimgesucht werden, geniessen das Eden Valley und seine Mischung aus dichtem Wald- und üppiger Heidelandschaft relative Unberührtheit. Die pulsierenden, attraktiven Marktstädte und die kleinen traditionellen Sandsteindörfer, sahen wahrscheinlich zuletzt zur Zeit der Wikingerüberfälle größere Aufregung. Über weite Strecken wird der River Eden begleitet von der berühmten Settle to Carlise Railway, einer umwerfend pittoresken historischen Eisenbahn, welche in den 60er Jahren von örtlichen Enthusiasten vor der Schliessung gerettet wurde. Hoch auf Viadukten oder entlang des Flusses – idyllischer kann man das Eden Valley nicht entdecken.
In den wenigen Kilometern von Oberlauf bis zum Mittellauf, entwickelt sich der River Eden vom Gebirgsflüsschen das sich über holpriges Gelände stürzt, zu einem majestätischen Fluss der sich noch immer rasch fliessend, jedoch auf einer Breite von bis zu 50 Metern durch das ewig grüne und fruchtbare Tal wälzt. Entlang seines Weg, befinden sich Sehenswürdigkeiten von höchstem historischen Interesse – der monolithische Steinkreis Long Meg and her Daughters, der beeindruckende Eden Lacy Viaduct und zu guter Letzt in Carlisle, der letzte Abschnitt des Hadrian Walls. Dort wo auch der River Eden in den Solway ins Meer mündet.
Ist der River Eden im Herzen ein Fluss, der über weite Strecken durch ausgedehnte Agrarkulturlandschaften fliesst, ist es wenig verwunderlich, dass auch dieser von den Folgen ungezügelter Landwirtschaft in der Vergangenheit an so manchen Stellen betroffen war. Zum Schutz der ansonsten meist unberührten Naturlandschaft wurde 1996 der River Eden Trust gegründet, der anrainenden Landwirte und Grundbesitzer über den besonders schützenswerten Status des River Edens informiert und gemeinsam Projekte zur Habitatverbesserung und Renaturierungsinitiativen einläutet, zum Schutz besonders bedrohter Tierarten. Eine sehr interessante und in Großbritannien häufig anzutreffende Initiative ist die Bereitstellung mehrerer Gewässerstrecken, im Rahmen eines Fischereipasses. Go Wild nennt sich das Konzept des River Eden Trust, dass 28 Strecken auf privaten Land umfasst und den Fischereirechtsbesitzern ein zusätzliches nachhaltiges Einkommen sichert.
Mich zieht es immer an den Mittellauf des River Eden, da ich im Kölner Umland wo ich zu Hause bin, kaum die Gelegenheit vorfinde an einem wirklich attraktiven großen Fluss für Forelle & Äsche zu fischen. Dort, in der Nähe von Lazonby liegt ein privates Anwesen mit Gutshaus und aus ehemaligen Mühlen konvertierten Ferienhäusern. Ein spektakuläres Stück Land, an dem der berühmte Viadukt den Fluss kreuzt und an dem aus dem Sandstein des Ufers Höhlen geschlagen wurden. Der River Eden hat in diesem Flussabschnitt eine durchschnittliche Breit von 45 Metern, und bietet dem Besucher einzigartig abwechslungsreiches Fliegenfischen auf Forellen, Äschen, Lachs und Meerforelle.
Auf einer Strecke von 2.5km befinden sich 15 namentlich genannte langgezogene Pools – Rastplätze für Lachse – und unzählige tiefe Läufe und Rinnen als auch rasch fliessende Rauschen, mit einem sehr guten Bestand an Forelle & Äsche. Über weite Strecken ist das Waten relativ einfach, auch wenn natürlich an mit grobem Stein und Geröll überzogenen Grund, oft die besten Forellen zu finden sind. Und da der Fluss nicht wenig Kraft besitzt, fühle ich mich mit Watstock um einiges sicherer. Wer es wirklich möchte, kann bis zur Hüfte im Wasser stehen ohne dabei alle Fische in der Nähe zu vergrämen.
Bereits zum sechsten Mal fahre ich nun an den River Eden. Doch den ersten Osterurlaub werde ich wohl nie vergessen. Als Ende März bei milden Temperaturen, der Fluss von Ringen überzogen war, nachdem Forellen die in Massen aufsteigenden Large Dark Olives abfingen. Nie zuvor und nie mehr danach konnte ich an heimischen oder fremden Flüssen ein Spektakel dieser Art erleben. Der Fluss ist auch berüchtigt für seinen intensiven Grammon Schlupf – der Aufstieg einer in Mitteleuropa nicht vorkommenden, tagsüber schlupfenden Sedge/ Caddis Art. Die späten Ostern in diesem Jahr werden mich hoffentlich zum Zeugen und Nutznießer dieses Auftretens werden lassen. Meine beste River Eden Forelle konnte ich jedoch im Herbst fangen, wenn die wilden Stammforellen sich auf den Weg flussaufwärts in die vielen Bachzuflüsse begeben.
Sympathisch finde ich das Management der Fischereimöglichkeit dort. Um ungestörte Fischerei zu ermöglichen, werden täglich nicht mehr als drei Tageskarten für die 2.5km ausgegeben. Weiters wird ein bestimmtes Kontingent an Tageskarten für örtliche Fischer reserviert. Sind es doch diese, die mit ihrem persönlichen Einsatz das das ganze Jahr über dafür mitverantwortlich sind, die Exklusivität dieses Flusses beizubehalten. So muss der übernachtende Besucher in Kauf nehmen, entweder von den vielen anderen Möglichkeiten zur Urlaubsgestaltung Gebrauch zu machen. Oder an eines der vielen in der Nähe befindlichen Gewässer auszuweichen. Seien es River Lowther oder River Eamont im fünfzehn Minuten entlegenem Penrith, oder in den einzigartigen Seen des Lake Districts, welche sich keine 30 Fahrminuten entfernt befinden. Auch an den River Annan sind es nur 40 Minuten mit dem Auto. Eine Gelegenheit die ich immer wahrnehme.
Die Vielfalt der Möglichkeiten in Cumbria zu fischen, haben den River Eden zu einer meiner Top-Destination werden lassen. Zwei der drei Ferienhäuser stehen einen Steinwurf vom Fluss entfernt. Und liegt man abends bei geöffnetem Fenster im Bett, wird man vom Gurgeln und Rauschen des tosenden Wassers am ehemaligen Mühlwehr, in den Schlaf geschaukelt. Die Fischerei – egal ob auf Forelle & Äsche oder Lachs & Meerforelle – ist nicht einfach. Wäre es anders würde es doch auch schnell seinen Reiz verlieren. Und dennoch sind die Chancen überdurchschnittliche Fische zu fangen sehr groß. Bislang war der River Eden gut zu mir. Wenn auch nicht bezüglich der Masse an gefangenen Fischen. Doch jene, die sich dazu entschlossen meine Trockenfliegen oder Spiders zu akzeptieren, waren von überdurchschnittlicher Qualität – in punkto Größe als auch Schönheit.
Für interessierte Leserinnen und Leser an einer Reise in das Eden Valley und den Lake District, bin ich bei Fragen jederzeit da. Gerne übernehme ich auch die Organisation der Reise – Info zu Anreise, Sehenswürdigkeiten und Freizeitaktivitäten, Buchung des Ferienhauses, Guide und Fischereilizenzen. Füllt bitte untenstehendes Formular aus und schlüsselt in einigen Worten auf: wie viele Personen, Zeitpunkt des Urlaubs, Zielfische (z.B. Forelle, Äsche, Lachs) und ich erstelle ein attraktives Angebot. Freue mich von Euch zu hören, tight lines.
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