Die Bezeichnung ‘North Country’ umfasst in England die für die Entwicklungsgeschichte des britischen Fliegenfischens besonders wichtigen Grafschaften: Yorkshire, Cumbria, Lancashire, Staffordshire und Derbyshire. Landwirtschaftlich und zugleich lange Zeit industriell geprägt – schliesslich nahm die Industrielle Revolution hier ihren Ausgang – kennzeichnet die Region, bewohnt zu sein von Typen eines eigensinnigen Menschenschlag. So unterschiedlich im klimatisch rauen Norden gedacht, gegessen und gesprochen wurde, ebenso andersartig wurde dort schliesslich auch gefischt.
Die Entwicklungsgeschichte von Spiders oder Soft Hacke Flies (amerikanisch) ist nur lückenhaft dokumentiert und überliefert. Dient die Fischerei überwiegend dem Erhalt der Familie, anstatt der vergnüglichen Entspannung vom Arbeitsalltag in Ämtern, Praxen und Kanzleien, gerät die schriftliche Dokumentation der Tätigkeit zwischen Arbeit und Muße zur Nebenschaubühne. Einer Handvoll einstiger North Country Anglers ist es zu verdanken, dass spätere viktorianische und edwardianische Schreiber, den Wert der ihnen vorliegenden raren Aufzeichnungen erkannten und die ihnen vorliegenden Fliegenmuster, Bindeanleitungen und Materialien publizierten.
Von wem und wann die Spiders zuerst gebunden wurden, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Bereits früh wurde jedoch die Entdeckung gemacht, dass die geflügelten Fliegen der sanften südenglischen Kreideflüsse, ungeeignet waren für die reissenden und turbulenten Spate- und Kalksteinflüsse des rauhen Nordens. Somit wurden Hahnenhechelkränze ersetzt durch die Federn, des in den Mooren und Bergen des englischen Nordens zahlreich vorzufindenden Federwilds (Game Birds): Rebhühner, Schnepfen, Regenpfeifern, Teichhühnern und Eichelhähern.
Behauptete der Schotte W.C. Stewart in ‘The Practical Angler’ noch das Spiders den Arachniden (Spinnentieren) ähnelten, so wird diese Mutmaßung in der Zwischenzeit abgetan, da es keinen Beleg dafür gibt, dass diese einen prominenten Platz in der Nahrung von Forelle & Äsche einnehmen. Mittlerweile ist man sich sicher, dass Spiders kein bestimmtes Insekt imitieren, sondern aufsteigende und tot geborene Nymphen, als auch ertrunkene Duns.
Spiders sind filigrane Gebilde. Zwei Lagen Bindeseide und zwei bis drei Windungen der weichen Hechel sind ausreichend, um den Fliegen einige Trigger Punkte zu verleihen. Das verführerische Spiel der weichen Hecheln, deutet die Beine und Flügel von Insekten an. Die Körperfarben – von dunklem lila bis strohgelb – nehmen im nassen Zustand Farben an, wie sie in Stein-, Mai-, und Köcherfliegen vorzufinden sind. Farbe, Hechel und die durch die Bindeseide erzeugte Segmentierung, vermitteln in Kombination den Eindruck einer Nymphe die sich bemüht von ihrer Hülle zu befreien, sowie von ertrunkenen Duns, oder aufs Wasser gewehten Landinsekten. In Sekundenschnelle vorbei treibend, bleibt Forelle & Äsche nicht die Zeit die Gebilde näher zu inspizieren und jede Chance zur Nahrungsaufnahme muss wahr genommen werden.
Der Fangerfolg von Spiders beschränkt sich jedoch nicht nur auf Spate- und Kalksteinflüsse Nordenglands. Der während des 2. Weltkriegs in Nordengland stationierte Amerikaner Sylvester Nemes, sowie Vernon S. ‘Pete’ Hidy und Jim Leisenring, adaptierten diese Muster erfolgreich für schnellfliessende Gewässer der USA, unter dem Namen Soft Hackled Flies oder Flymph.
Ich benutzte Spiders erfolgreich in den Flüssen von NRW über Bayern bis ins Erzgebirge. Jedem der gerne mit einer anderen Form von Emergermustern Forelle & Äsche nachstellen möchte, die offensichtlich knapp unter der Wasseroberfläche jagen, empfehle ich es wärmstens, das eine oder andere Mal diese leicht zu bindenden Muster ans Vordach zu knüpfen. Um erste Schritte dazu zu Unternehmen, stelle ich einige für das Frühjahr gängige Muster vor.
Wie gesagt sind Spiders einfach zu bindende Muster, die mit wenigen Materialien pro Fliege auskommen. Federwild (Game Birds) Hecheln sind günstig und in ausgezeichneter Qualität von Cookshill Flytying zu erstehen. Die Hecheln zeichnen sich dadurch aus, dass der Stamm des Federkiels sich zur Federspitze hin verjüngt. Der Stamm wird dadurch zu dick, um sich wie von Hahn- und Hennenhecheln gewohnt am Kiel einbinden zu lassen. Deshalb wird die Hechel an der Spitze eingebunden, nachdem einige Fibern abgespreizt und nach jeder Windung zurück in Richtung Hakenspitze gestrichen werden. Dubbing – oft vom Maulwurf (mole skin) – wird spärlich angebracht und nur angedeutet, um die Garnfarbe durchschimmern zu lassen. Hares Ear Spiders sind die Ausnahme.
Die Flüsse des Norden Englands sind in ihrem Charakter durchaus zu vergleichen mit denen des Mittelgebirges und Alpenvorlands. Die Fangfähigkeit von Spiders konnte nicht nur an diesen, sondern an Gewässern weltweit, von Enthusiasten von Soft Hackled Flies unter Beweis gestellt werden. Macht euch ein Bild davon, um meine persönliche Einschätzung nachvollziehen zu können.
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Anonymous says
Tankred, you lucky man, how was the fishing? could you even get to the river? or were you on Telemarks ?
Tankred Rinder says
No snow in the Eden valley. The fishing was patchy though. A bitter easterly pretty much dented our efforts. A few fish stuck though during the very brief spells of sun and hatching olives. It was tough, to say the least. Still, heartening to see insects, fish and fishermen rearing to make the best of a difficult situation.
Best regards, Tankred
Anonymous says
I when the fishing is hard, as it seems to be everywhere at the moment just remember that old saying the worst days fishing is better than the best days work. ;-)
CJ
Tankred Rinder says
True, true: and time spent at the water will not be deducted from your life span!
Tankred
Anonymous says
Hello Tankred , once again thank you for another excellent article, you seem to have developed a vast knowledge of North County Fishing so much so you are making me home sick again !
Grüß CJ
Tankred Rinder says
Hi CJ,
I’ve just returned from Cumbria and had to rekindle the memories of the trip. I absolutely love it there and have found for the first time a place I can return to time and time again. A very magical place I embrace wholeheartedly.
Best regards, Tankred