Wie stelle ich ein Buch vor, für das ich in den sechs Monaten vor der Veröffentlichung im April 2024 einigermaßen viel Werbung gemacht habe? Eines, dass dank einer Crowdfunding Kampagne ermöglicht wurde und das vor wenigen Wochen auf der EWF offiziell vorgestellt wurde. Ein Buch, dass mittlerweile von einer gesunden dreistelligen Zahl am Fliegenwerfen interessierten Anglern gekauft wurde.
Es ist verlockend, den Dingen jetzt einfach ihren Lauf zu lassen und darauf vertrauen, dass das Interesse daran ungebremst anhält. Denn wir als Team – Christopher Rownes (Autor), Jürgen Friesenhahn (Autor), Veit Dresmann (Illustration & Gestaltung), Benjamin Laschet (Fotografie), Marcus Sies (Fotografie) und ich als Herausgeber – sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Das Feedback dazu ist auch überwiegend sehr positiv. Doch ohne formelle Vorstellung des fertigen Buches auf dieser Seite, fühlen sich die Anstrengungen der letzten Monate unvollendet an. Eine Buchveröffentlichung ohne einen Blick auf einige Seiten des Buches, wäre eine halbe Sache. So möchte ich den Unentschlossenen und Neuankömmlingen, die die Anpreisung der letzen Monate verpasst haben, einen Blick ins Innere von Line Poetry ermöglichen.
Christopher Rownes und Juergen Friesenhahn, beide renommierte und zertifizierte Master Casting Instruktoren, verbindet eine langjährige Freundschaft. Eine Verbundenheit die über die Liebe fürs Fliegenwerfen und Fliegenfischen hinausgeht. Sie teilen die Erfahrungen der Vergangenheit, was es bedeutet im Rampenlicht zu stehen. Christopher Rownes fand sich als Balletttänzer auf den großen Opernbühnen dieser Welt und Juergen Friesenhahn bespielte als Drummer des Rocktheater Ensembles N8chtschicht die Unterhaltungshallen quer durchs Land. So mussten sie sich mit Line Poetry nichts anderes beweisen, als ein Buch zu veröffentlichen, dass das Publikum (die Leser) vor der Bühne beeindruckt.
Für einige Leser kam der einleitende Teil des Buches überraschend. Begreift man Line Poetry aber als Verschriftlichung und Verbildlichung eines Wurfkurses der beiden Autoren, erschließt sich die Logik hinter dieser Entscheidung. Denn genau darin hebt sich Line Poetry von allen mir bekannten Wurfbüchern ab. Kein einziges das ich besitze, zeigt mir auf, wie ich am Esstisch oder der Wohnzimmerwand Muskelgedächtnis aufbaue, oder mit einfachen, praktischen Übungen Wurffehler ausmerze. So wurde Line Poetry nicht nur ein Buch über die Eleganz von Spey Casting, sondern eines zur Perfektionierung von Standardwürfen.
“Mein Vater war sich gewisser Dinge die das Universum betreffen, sehr sicher. Für ihn kommen alle guten Dinge – Forellen ebenso wie ewige Erlösung – aus der Gnade, und Gnade kommt von Kunst, und Kunst kommt nicht von allein.” (Norman Mclean – Aus der Mitte entspringt ein Fluss)
Die meisten Rückmeldungen rechnen uns dieses Konzept sehr hoch an, wie auch diese Buchbesprechung belegt. Manch weit fortgeschrittener Werfer sah es als überflüssig an, wie dieser Faden im Fliegenfischer Forum aufzeigt. Für mich als Verleger war es schlüssig, ein Wurfbuch zu machen, dass sich zwar sehr speziellen Wurfformen widmet, dabei aber Einsteigern, als auch Fortgeschrittenen mit Entwicklungwunsch, ein Arbeits- und Lehrbuch in die Hand gibt. Eines aus dem selbst Wurflehrer didaktisch einiges aufgreifen werden können.
Der zweite Teil des Buches widmet sich in aller Pracht den namensgebenden Würfen dieses Buches. Stand der erste noch ganz im Zeichen der klaren und verständlichen Illustrationen (kein einfaches Unterfangen bei dynamischen Wurfabläufen) meines langjährigen Partners Veit Dresmann – dem Gestalter aller Bücher im Forelle & Äsche Verlag – verzaubern die atemberaubenden Fotos von Marcus Sies und Benjamin Laschet diese Hälfte des Buches. Wer schon einmal versucht hat, eine ganze Fliegenschnur im Wurf deutlich sichtbar in einem Foto festzuhalten, wird erkennen, welch handwerkliches Geschick hinter diesen Aufnahmen steckt. In sechs Schritten wird die Wurfsequenz in ihre Einzelteile zerlegt und Rutenhaltung und Körperbewegung werden anhand einprägsamer Merksätze beschrieben. Zusätzlich erleichtern Drohnenaufnahmen jedes Wurfschrittes das Verständnis für den vollen Bewegungsablauf.
Bewusst haben wir uns entschieden, die Auswahl der vorgestellten Spey Casts auf vier zu beschränken. Zwei für jede Uferseite auf der der Fliegenfischer sich befinden kann. Plus zwei für die jeweilige Richtung aus der der Wind – flussab oder flussauf – eintreffen kann. So ist der Werfer gerüstet, für jegliche Situation die er am Wasser antreffen wird.
Die Gründe für das Erlernen der Spey Casts habe ich in vorhergehenden Beiträgen ausführlich geschildert. Der wesentlichste für mich ist, in beengten Bedingungen am Fluss, ohne Frustration über den Köder im Geäst, meine Fliege auswerfen zu können. Plötzlich erschliessen sich Gewässerbereiche, die vorher unerreichbar bzw. als nicht anwerfbar erschienen. Paare diesen Vorteil, mit der Möglichkeit im Wurf schnell und mit einer einzigen Bewegung die Richtung zu ändern und die hinter Dir steigende Forelle, wird auf einmal ein realistisch zu erreichendes Ziel.
Wir denken, mit Line Poetry: Spey Casting mit der Einhandrute ein Buch veröffentlicht zu haben, dass den Spaß am Werfen und die Effektivität beim Fliegenfischen immens erhöhen wird. Zudem ist uns ein Buch gelungen, dass den heiklen Spagat zwischen Lehr- und Kunstbuch bzw. Coffee Table vollbringt und Nichtanglern die Poesie eines gelungenen Fliegenwurfs vermittelt. Lass bitte hören, ob Du auch unsere Einschätzung teilst, oder falls Du ganz anderer Meinung bist.
Wir erwarten uns nicht, dass jeder Leser, beim Lesen von ‘Line Poetry’, sich zu einem Gedicht inspiriert fühlt. Dass das Erlernen dieser Würfe in einem geschätzter Leser dieser Seite diesen kreativen Anflug bewirkte, freut uns aber sehr.
Der glückliche Fliegenfischer
Da in dem Flusse steht ein Mann
und schwinget seine Rute.
Er schwingt, weil er nicht anders kann
und ihm ist wohl zumute.
Und mit der Rute, vor – zurück,
saust seine Fliegenschnur.
Der Mann, der ist schon ganz verzückt,
er schaut auf keine Uhr.
Und mit der Schnur da sirren hin,
das Vorfach und die Fliege.
Er hat das Werfen nur im Sinn,
es lag ihm in der Wiege.
Der Mann, er ruft St. Petrus zu:
die Fische halt mir ferne!
Und sieh, sie lassen ihn in Ruh,
der Mann, er hat es gerne.
So wirft er bis zum letzten Licht,
und bleibt an dieser Stelle.
Die Fische interessieren nicht,
nicht Äsche, nicht Forelle.
So steht im Flusse dieser Mann,
und schwinget seine Rute.
Er schwingt, weil er nicht anders kann,
und ihm ist wohl zumute.
Hans Klas
Die kommenden Wochen werden mir und den Autoren zeigen, was die Fachpresse von unserem Werk hält. Also aufgepasst auf Fisch & Fliege und Fliegenfischen. Ein sehr lesenswertes Interview mit Christopher Rownes zur Motivation ein Buch über Spey-Würfe mit der Einhandrute zu schreiben, findet sich jetzt schon auf der Seite von ADH.
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