© Matt Eastham
Diese Frage habe ich mir in den letzten Wochen oft gestellt. Es hat den Anschein als wäre die Welt des Fliegenfischens gegenwärtig überschwemmt mit innovativen Erneuerungen bezüglich Technik und Ausrüstung. Heftige Diskussionen darüber, was noch als Fliegenfischen definiert werden kann, folgten im Eilschritt hinterher. Die Benutzung stark auftreibender Bissanzeiger oder Schwimmhilfen – wer sich mit diesem Begriff wohler fühlt – scheint ein ständiges heißes Thema in Foren und sozialen Netzwerken zu sein. Genauso Tenkara, Euro Nymphing und ein ausgesprochen fängiges Muster welches – wie kann man es elegant ausdrücken – keine besondere Augenfreude ist. Im Versuch immer mit der Zeit zu gehen, habe ich alle oben genannten Schismen ausprobiert. Bunte, auftriebsstarke Bissanzeiger habe ich bereits vor langer Zeit probiert. In jenen Tagen als ich die ersten Gehversuche im Nymphenfischen übte. Davon habe ich bald abgelassen und mich aufs Nymphenfischen am geraden, strammen Vorfach konzentriert. Und trotzdem…ich habe keine Bedenken eine Nymphe unter einer Trockenfliege anzubringen, wenn die Bedingungen danach schreien. Macht mich das zum Scheinheiligen? Mit Sicherheit!
Eine Handvoll Winteräschen Ausflüge haben mir die Gelegenheit geboten, alle die genannten Techniken auf ihre Wirksamkeit und Würde zu testen. Während dieses Prozesses kam ich zu der Einsicht, dass die Grenzen zu was wir allgemein als ’anständiges’ Fliegenfischen bezeichnen, oft verschwommen sind. Die Einschränkungen sind oft selbstauferlegt und schwierig zu erklären – besonders anderen Anglern – ohne uns dabei nörgelig und snobistisch anzuhören. In Anbetracht dessen sollten wir vielleicht in keinen gedanklichen Grenzen über das Fliegenfischen denken. Sondern über die Freude des Anglers am Fliegenfischen, solange diese sich im Einklang mit Fisch und Natur verhalten und ihr Tun und Handeln sich innerhalb der bestehenden Regeln befindet.
Das Fliegenmuster das aus der Hölle kam
Schon mal von Squirmy Wormy gehört? Ich wäre überrascht wenn es anders wäre! Denn in den letzten zwei Jahren sorgte dieses Muster für heftige Debatten. Im Wesentlichen besteht diese ‘Fliege’ aus super elastischem, billigem, gummiwurmartigen Material das man am Haken anbringt (mit etwas Schwierigkeit möchte ich betonen) bevor man es ins Wasser wirft und darauf wartet von einem Fisch brutal attackiert zu werden. Zum Thema Squirmy Wormy gibt es zwei Denkschulen:
Schule A – es ist ein Wurmimitat, dass ich unter bestimmten Umständen einsetze, wenn Würme den Fischen als natürliche Nahrungsquelle zur Verfügung stehen.
Schule B – wenn du denkst ich lasse dieses Muster nur in die Nähe meines Vorfachs, musst du verrückt sein…ich betrete nicht den Fahrstuhl zur Fliegenfischerhölle.
Ich konnte der Versuchung lange widerstehen, kaufte mir dann aus Interesse das Material, um herauszufinden worum sich der ganze Wirbel dreht. Nachdem ich mir einige gebunden hatte, war ich über deren Anblick in meiner gepflegten Nymphenbox so entsetzt, dass ich über Wochen den Gedanken sie einzusetzen nicht tolerieren konnte. Letztendlich verschwörten sich die Umstände gegen mich, als ich eines Tages an einem Cappuccino braunem Fluss ankam. Die Versuchung auf mich wurde zu groß, ich umging mein übliches Muster für diese Verhältnisse (eine San Juan Worm Variante) und griff anstatt dessen zum ultra-sichtbaren und erheblich beweglicheren Squirmy. Zu meinem Leidwesen war der Erfolg umwerfend. Eine Äsche nach der anderen stürzte sich auf das Muster am obersten Springer. Ein Erfolgserlebnis, dass sich unzählige Male auch an anderen Flüssen wiederholte. Es kam wenig überraschend, denn die Geschichten waren mir bekannt. Und doch hoffte ich insgeheim, dass das Muster versagen würde, sodass ich mit Inbrunst verlauten könnte: “Wie, Squirmies? Naja – mir haben sie keinen Erfolg gebracht. Ich ziehe einen dezenteren Ansatz vor.” Leider war das nicht der Fall.
So, welche Erkenntnis konnte ich aus dieser Erfahrung ziehen? Zum einen ist der Squirmy Wormy ein unglaublich effektives Muster für Äschen in getrübtem Wasser und leider manchmal auch – Gott verzeih mir – bei klarem Wasser. Des weiteren lernte ich, dass sich mein Sinn für Ästhetik gemächlich verabschiedet, wenn ich regelmäßig große Fische fange. Plötzlich neige ich dazu Entschuldigungen zu finden: “Naja, es geht doch um die Freude am Fischen…und ich breche doch keine Regeln, oder?” Aber andere Fragen drängten sich auch auf: Ist die Verwendung von wurmartigen Mustern eine valide Form des Fliegenfischens? Ist ein San Juan Worm akzeptabel, dort wo der Squirmy verachtet wird? Wie kann es sein, dass ich einen San Juan Worm ruhigen Gewissens ans Vorfach knüpfe, mich aber ein Gefühl der Peinlichkeit bis hin zur Selbstverachtung überfällt, sobald ich einen Squirmy Wormy in die Hand nehme? Ich kann das Frühlingserwachen und die ersten Baetis Rhodani Schlüpfe kaum erwarten, um mich von diesem akuten Problem abzulenken. Ansonsten werde ich zum Fall für einen Psychotherapeuten.
Wann ist eine Fliegenschnur keine Fliegenschnur mehr?
Müsste eine signifikante Art und Weise bestimmt werden, die das Flussfischen in den letzten fünf Jahren verändert hat, so kämen dafür nur Fliegenschnüre in Betracht. Oder besser gesagt, der Verzicht auf diese! Derart weiterverbreitet sind zwischenzeitlich Französische/ Spanische/ Leader-to-hand Techniken, dass der Eindruck entsteht, einige Fliegenfischer haben sich voll und ganz von Fliegenschnüren verabschiedet. Ich gehöre nicht dazu – trotzdem gestehe ich, dass ein French Leader eine gehörige Zeit auf meiner Rolle sitzt wenn ich Nymphenfische. Ich gebe aber auch zu mich an diesen Tagen nach der Fliegenschnur zu sehnen und mir die Chance auf einen ordentlichen Wurf mit der Fliegenschnur im klassischen Sinn wünsche. ’Ordentlich’ im weitesten Sinne – ein Wurfexperte bin ich auf keinen Fall.
Wie steht es aber um diese neue Generation ultra-dünner Nymphenschnüre die in den letzten Jahren auf den Markt kamen? Auf den ersten Blick erscheinen diese wie ein Kompromiss – eine willkommene Hintertür für Wettbewerbsangler, eingeschränkt durch Regeln die besagen, dass das Vorfach nicht länger als zwei Runterlangen messen darf. Blöd, dass die meisten speziell angefertigten Euro Nymphen Vorfächer diese Längenvorgabe weit überschritten. Die Wettkampfangler sahen sich also vor dem Problem, auf herkömmliche Fliegenschnüre als Wurfmedium zurück greifen zu müssen. So standen sie vor der Herausforderung: wie kann die Fliegenschnur von der Wasseroberfläche ferngehalten werden, um dadurch mehr Kontrolle über Fliegen in der Distanz zu haben.
Cortland und RIO versuchten dieses Problem mit speziellen ‘Euro-Nymphen’ Schnüren zu überkommen. Vordergründig normale plastikumhüllte Fliegenschnüre, die viel leichter und mit einem dünneren Durchmesser versehen sind. Diese können mit modernen, langen und leichten Ruten geworfen werden, zugleich aber mit weniger Durchhang als herkömmliche Schnüre von der Wasseroberfläche ferngehalten werden. Das hört sich in der Theorie gut an und erscheint ein nützlicher Kompromiss für die Leute im Wettkampfzirkus…wie realistisch ist aber der ‘heilige Gral’ des ‘Null-Komma-Nichts’ Durchhang wirklich? Eine Unterhaltung mit Oliver Edwards bestätigte etwas was ich längst wusste, in meinem Vergleich aber übersah – fundamentale physische Gesetze lassen dieses Versprechen als falsche Fährte erscheinen. Ich hoffe Oliver nimmt es mir nicht übel, ihn hier zu umschreiben: das Ziel des Anglers ist eine ‘drag-free’ Driftlinie soweit es geht. In anderen Worten, der Fliegenfischer bemüht sich darum Zugkräfte zu eliminieren, die Fliegen aus ihrer natürlichen Drittbahn ziehen. Um dieses Ziel zu erreichen, streben wir nach einer hochgehaltenen Rutenspitze, mit sowenig Fliegenschnur wie möglich auf dem Wasser. Zur Aufhebung der Zugkraft gibt es einen wichtigen Punkt zu bedenken: um den unerwünschten Effekt zu eliminieren, muss die Masse (Gewicht) der Fliegen und die Reibung der Schnur unter Wasser, dem Gewicht der von der Wasseroberfläche aufgehobenen Fliegenschnur entsprechen. In der Praxis bedeutet das: oft muss ein Team an schweren Fliegen eingesetzt werden, um diesen Teil der Gleichung aufrechtzuerhalten. Ansonsten – egal ob wir es sehen oder nicht – täuschen wir uns vor, dass unsere Fliegen sich absolut natürlich verhalten, wenn sie in Wirklichkeit aus ihrer natürlichen Drittbahn gezogen werden.
Und wie kommen Fliegenschnüre mit geringem Durchmesser nun dabei ins Spiel? Die RIO Version habe ich einige Male ausprobiert und sie liess mich ziemlich unbeeindruckt. Ohne Zweifel war diese eine Verbesserung in Bezug auf gewöhnliche Fliegenschnüre und die Zugkraft auf die Nymphen wurde spürbar reduziert… diese war aber noch immer bemerkbar. Besonders während einer heftigen Brise, wenn der Wind die hängende Schnurkurve in alle Richtungen beutelte. Da die Nymphen die ich einsetzte noch immer weit weniger wogen, als die Fliegenschnur außerhalb der Rutenringe, war das Ergebnis eindeutig: wenig Kontrolle über meine Fliegen, bis hin zu keiner Kontrolle bei Distanzen die über 8m hinausgingen. Somit wirklich nur ein Kompromiss für einen Nicht-Wettbewerb-Fliegenfischer wie für mich und die Mühen absolut nicht wert. In der Zwischenzeit habe ich mir aber eine der hochgepriesenen Sunray Schnüre zugelegt. Eine laut Rückmeldung von Freunden und Produktbesprechungen erhebliche Verbesserung zur ersten Generation mikro-dünner Fliegenschnüre. Ich bleibe dabei: der einzige todsichere Weg zum ultimativen furchenfreien (drag-free) Nymphenfischen – und ja ich akzeptiere, dass das nicht immer erwünschenswert ist – besteht darin das Verhältnis von Wurfdistanz : Rutenlänge : Schnurmasse ins Gleichgewicht zu bringen. Kurz gesagt, die Zugkraft der durchhängenden Schnurkurve zu reduzieren. Was mich überleitet zu….
Tenkara: lieben oder hassen!
Wenige andere Themen spaltet die Gemeinschaft der Fliegenfischer ähnlich. Tenkara wird scheinbar zu gleichem Maß mit Spott als auch grenzwertiger, beinahe religiöser Hingabe begegnet – eine neutral Mitte scheint nicht zu existieren. Ich konnte lange widerstehen, bis letzten Herbst um genau zu sein. In der Zwischenzeit hatte ich ausgiebig Grund meine anfängliche Skepsis zu überdenken. Auch wenn ich noch immer nicht von Tenkara’s Bedeutung für das Mainstream Fliegenfischen überzeugt bin. Um ehrlich zu sein kann ich von Glück sprechen es überhaupt ausprobiert zu haben. Bei einem Fotowettbewerb wurde ich zum unerwarteten Gewinner eines Tenkara Sets – eines sehr guten obendrein. Brian Smith at the Tenkara Centre UK stattete mich freundlicherweise mit einer seiner Hayase Ruten aus (ein Freund versicherte mir, diese seien eine der besten Tenkara Ruten die er jemals probierte) und es konnte losgehen. Wenige Tage später knüpfte ich ein 4 Pfund Fluorocarbon mit einem dünnen Vorfach und einer winzigen Trockenfliege an die Rute und warf ein paar steigende Äschen im Oberlauf des River Hodder an. Obwohl ich schnell einige Bisse verwerten konnte, waren meine ersten Versuche tollpatschig und Paul, meine Begleitung des Tages war zurecht köstlich amüsiert. Trotzdem war mir sofort klar, dass in der Technik viel Potential steckt, das darauf wartet entfaltet zu werden. Ich wurde also neugierig und machte mich an mehr herauszufinden. Hauptsächlich durch diese DVD und die großzügige Unterstützung seines Urhebers, Dr. Paul Gaskell.
Weitere Versuche haben dieses Gefühl verstärkt. An einigen Gelegenheiten konnte ich mit meinem Tenkara Set-Up Äschen in meinem Stammgewässer dem River Ribble entlocken. Dabei benutzte ich Duo-Nymphen und vor kurzem erst ein Paar Spiders, die ich sporadisch steigenden Äschen präsentierte. Jedes Mal war ich von der Präsentation der Fliegen begeistert. Die Kombination aus langer Rute, mit einem sehr langen Vorfach, hebt die oben angesprochenen Drag oder Zugkräfte beinahe vollständig auf. Zudem ist die Ausrüstung einfach, günstig und macht einfach Spaß; ein Klubkollege der schon viel früher sich von Tenkara begeistern hat lassen, spricht immer von ‘lauthals Lachmomenten’. In der Zwischenzeit weiß ich genau was er meint und die Hayase wird mich in diesem Jahr an viele Orte begleiten, von denen ich der Meinung bin, dass bislang verschlossene Türen durch dieses Set-Up geöffnet werden.
Natürlich stößt man mit Tenkara ebenfalls an Grenzen. Die meisten Gegner der Technik werden nicht müde darauf zu verweisen, dass durch die fixe Schnurlänge die an der Spitze der Rute befestigt wird, kein Spielraum besteht Schnur nachzugeben, sollte sich ein größerer Fisch für die präsentierte Fliege interessieren. Ist es wirklich verantwortlich seine Beute der fürchterlichen Möglichkeit auszusetzen, mit einem Haken im Maul wegzuschwimmen, sollte es zu einem Schnurbruch kommen. Ich denke nicht und genau aus dem Grund – egal was die überzeugtesten Tenkara Vertreter meinen – bin ich der Überzeugung, dass sich diese Methode besonders für Gewässer eignet, an der mit keinen großen Fischen zu rechnen ist. Eines Nachmittags hakte ich tatsächlich eine 40cm+ Forelle. Es stand außer Zweifel, dass ich diesen Fisch landen würde. Die ganze Prozedur erschien aber im völligen Kontrast zur einfachen Form der Fischerei die diesem Fang vorweg ging. Als ich nämlich den Fisch zuletzt mit der Hand an der Schnur ans Netz zog um festzustellen, dass dieser noch lange nicht ermüded war und wild vor meinen Knien herumschlug, bevor ich ihn noch einmal ziehen ließ um ihn zu ermüden. Für mein Verständnis war es ein übertrieben langer Kampf der mich außer Zweifel ließ, mit ein wenig Übung und besserer Anwendung durch mich, lassen sich auch 2lb+ Fische mit Sicherheit mit einem Tenkara Outfit landen. Der ganze Zirkus ist aber unwürdig und nicht ganz fair dem Fisch gegenüber.
Aber ist Tenkara noch immer Fliegenfischen? Ich denke schon. Bezüglich Feinheit und Geschicklichkeit übertrifft es unsere westlichen Techniken bei weitem. Es sieht zwar für unsere Augen etwas seltsam aus – die sehr lange Rute, die fixe Schnurlänge und keine Rolle. Vor zwölf Monaten hätte ich mich damit nicht anfreunden können…doch damals hätte ich auch noch keinen Squirmy Worm auf meinen Haken gebunden.
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So, wo stehe ich nun? Nun ja – wie ich bereits erwähnte, wird Fliegenfischen zu einem nicht geringen Teil von unserem eigenen Sinn für Ästhetik bestimmt. Und nicht zuletzt wo in diesem Spektrum wir unsere Grenzen ziehen. Nicht nur das, sondern noch viel wichtiger – wir wenden uns einer Methode zu die uns Spaß macht. Mit Sicherheit sollte darin unser ultimatives Ziel zur Ausübung unserer Leidenschaft bestehen, egal wie ‘korrekt’ die von uns gewählte Methode wahrgenommen wird. Ich bekenne mich des Snobismus schuldig und habe diese und andere Methoden verächtlich abgetan. Je mehr ich aber meine Erlebnisse analysiere, desto tiefer versinke ich in hausgemachten Gefühlen der Unsicherheit…völlig dämlich. Es fällt sehr leicht in seinem eigenen Denken zu verharren und andere, flexiblere Fliegenfischer und deren Freude an ihrer Methodenwahl herablassend zu behandeln. Andererseits bin ich davon überzeugt, worin sich Fliegenfischen von anderen Richtungen des Angelsports unterscheidet ist die Kapazität seiner Akteure, Zurückhaltung aufzuweisen und Wertschätzung für Tradition und Ästhetik zu zeigen. Werte die weit über die Mechanik des Heranziehens von Fischen hinausgehen – womit wir wieder bei Squirmy Wormies und fetten Bissanzeigern gelandet sind, die beide ernsthafte Fragen an unser fischereiliches Weltbild richten. Es ist eine spannende gedankliche Auseinandersetzung. Eine der ich in den kommenden Wochen noch mehr Aufmerksamkeit widmen werde. In der Zwischenzeit denke ich aber an die Rückkehr des Frühjahrs und mit ihm die Freude auf einen ‘tadellosen’ Freizeitvertreib, während dem ich mit der Trockenfliege eine steigende Forelle anwerfe. Welche Erleichterung!
Herzlichen Dank für diesen Beitrag an Matt Eastham – einem fanatischen Fliegenfischer, der seine Besessenheit fürs Fischen, Fliegenbinden und Fotografie in seinem höchst lesenswerten Blog North Country Angler festhält. Als geschätzter Schreiber und Fotograf liefert er regelmäßig Beiträge für Publikationen wie Trout & Salmon und Eat, Sleep, Fish.
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Sepp Prantler says
Nach dem Lesen aller Kommentare freut es mich, daß anscheinend ein hohes Maß an Toleranz unter den Fischern für verschiedene Methoden und Möglichkeiten der Umsetzung herrscht. Auch wenn nicht alle die neuen Methoden anwenden wollen, was ich sehr gut verstehe.
Mit dem Auto komme ich auch meist schneller ans Ziel, aber oft will ich gerne mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen, weil es mir mehr Freude macht.
So ist es auch beim Fischen und das ist gut so!
Ich setzte mich sehr gerne mit den neuen Nymphen-Methoden und Tenkara auseinander, da ich viel davon lernen und profitieren kann. Auch wenn ich diese Methoden nicht wirklich auf Dauer anwenden will, kann ich viel Wissen auf meine Techniken mit Rolle und “normalen” Fliegenschnüren transferieren. Das hat mir bei meiner persönlichen Weiter-Entwicklung als Fliegenfischer wirklich viel gebracht.
Schön, daß das Fliegenfischen mir ermöglicht mein ganzes Lebens lang zu lernen!
San Juan und Squirmy verwende ich allerdings immer noch nicht. Auch wenn sie erfolgreich sein sollten, lassen sich die mit meinen äthetischen Vorstellung nicht in Einklang bringen.
Dynamit wäre übrigens noch erfolgreicher, aber das knüpfe ich auch nicht ans Vorfach.
Die letzten Tage des Jahres 2020 waren für mich übrigens noch sehr schöne und erfolgreiche auf Äschen und Forellen. Huchenfischen ist dann aber ausgefallen.
Der Saisonbeginn dieses Jahr war schon fast sensationell und der beste seit langen Jahren. Es war lange sehr kalt, aber dadurch kam das Schmelzwasser in unserer Region sehr spät und ermöglichte für dies Jahreszeit außerordentlich viele Tage am Wasser.
Allen noch für Sommer Herbst, und Winter schöne Stunden am Wasser!
Herzliche Grüße, Sepp
Tankred Rinder says
Hallo Sepp,
gleich vorweg…ich wünschte meine Saison hätte begonnen wie Deine, Gratuliere vom Herzen!
Stimme völlig mit Dir überein, dass das Interesse an neuen (alten) Techniken die eigene Herangehensweise bereichert. Bin von Deiner Einstellung sehr begeistert, die sich letztlich ja auch in Deiner beruflichen Ausrichtung wiederfindet. Habe anhand Deiner Mailadresse Dein Unternehmen recherchiert. Tolle Arbeit! Bin jetzt einfach so frei, für die Mitleser denUnternehmensnamen hier zu posten: Bodengraf
Vielen lieben Dank für die Zeit die Du dir für die beiden Beiträge genommen hast. Einen lieben Gruß auch unbekannterweise an die Skifluglegende und begeisterten Fliegenfischer Toni Innauer.
Viel Erfolg Euch beiden fischereilich und beruflich!
Grüße, Tankred Rinder
Josef Prantler says
Danke für Deine netten Worte!
Du machst das gut hier! Deine und die Beiträge Deiner Gastautoren sind interessant und abwechslungsreich. Regen auch immer wieder mal zum Nachdenken an. Weiter so!
LG Sepp
Sepp says
Ja, da soll jeder nach seinen Vorstellungen glücklich werden und Fliegenfischen so interpretieren, wie er es für richtig hält. Und auch die Akzeptanz aufbringen, daß Andere es anders machen.
Ich selber werfe gerne die Leine und bin damit glücklich. Am liebsten mit der Trocken-Fliege, aber auch gerne mit Naßfliege und Nymphe. Auf Forellen und Äschen aber praktisch nie mit Streamer. Nur auf Huchen.
Gelegentlich an passenden Stellen auch mit kurzer Leine, strammem Vorfach und Nymphe, was den verschiedenen modernen Nymph-Stilen dann ähnlich kommt.
Alle Wurm- und Brot-Imitationen verwende ich nicht. Das entspricht nicht meinem ästhetischem Empfinden. Wenn´s nur so gehen sollte, schwimmen die Fische halt ohne Belästigung durch mich und ich wende mich anderen Interessen zu.
Bissanzeiger (als Sichthilfe und nicht als Schwimmer) dagegen verwende ich schon immer mal wieder. Eine korrekte Dead-Drift mit längerer Fliegenleine am Wasser ist an den von mir überwiegend befischten größeren Voralpenflüsse aus meiner Sicht nur so einigermaßen sicher zu stellen. Nicht nur für die Bißerkennung ist das gut. Ich bin mir sicher, daß es (speziell für kleinere Fische) wesentlich schonender ist, mit Bißanzeiger zu fischen. Es kommt wirklich sehr, sehr selten vor, daß Fische damit die Nymphe tief schlucken. Speziell untermaßige Fische, die man sowieso zurücksetzen muß, werden damit nicht ernsthaft verletzt und können so zu stattlicheren Größen abwachsen und zur Vermehrung ihrer Spezies beitragen.
Ohne Widerhaken ist für mich sowieso selbstverständlich.
Ich fische schon lange Jahrzehnte, habe vieles ausprobiert und entsprechende Erfahrungen gesammelt. Und traue mir auch zu schreiben, daß meine Fangergebnisse meist konstant deutlich über dem Durchschnitt an den jeweiligen Gewässern ausfallen, auch im Vergleich mit Streamer- Spinn- oder “Stoppel”-Fischern.
Wie bereits am Anfang geschrieben, sollten Toleranz und Akzeptanz der Fischer untereinander im Vordergrund stehen.
Aber jeder wird beim Fliegenfischen feststellen, daß es Sinn und Freude macht, seine Fertigkeiten zu perfektionieren.
Neues ernsthaft ausprobieren, Altes und Bewährtes aber auch immer wieder anzuwenden, trotzdem alles zu hinterfragen und vielleicht auch moderner umsetzten. Das führt zu einer individuellen Umsetzung, die Freude macht!
Herzliche Grüße, Sepp
Tankred Rinder says
Hallo Sepp,
erst mal Verzeihung, dass ich nicht eher Zeit fand auf Deinen ausführlichen und wirklich umsichtigen Kommentar zu antworten.
Aus Deinen Ausführungen lese ich heraus, dass Du an einer sehr hohen Stufe des Fliegenfischens angelangt bist, die hoffentlich die meisten unter uns früher oder später auch erreichen werden.
An der Art von Gewässern die Du beschreibst, konnte ich auch schon fischen. Somit stimme ich Dir zu, dass viele der in klassischer Literatur oder in Netzquellen beschriebenen Nymphentechniken ohne Bissanzeiger und mit anderen Formen der Bisserkennung dort weniger effektiv und ggf. wenig schonend sind. Eleganter als der Bissanzeiger ist da für mich noch immer ein Dropper-System mit vorgeschalteter Trockenfliege. Schade dass viele Gewässerbewirtschafter und Vereine den zwei Anbissstellen einen Riegel vorschieben.
Deine Toleranz gegenüber anderen Techniken, als den von Dir bevorzugten, scheint im Wissen zu wurzeln, mit der Perfektion der eigenen Lieblingstechniken vorzeigbare Erfolge zu erzielen. Was kümmert Dich dann wie andere es machen.
Ich bin mit Dir voll und ganz auf einer Linie, dass Toleranz und Akzeptanz unter Fischern an oberster Stelle stehen sollen. Noch fetter unterstreiche ich, dass es Freude, Bestätigung und Zufriedenheit schafft, die eigenen Fertigkeiten zu perfektionieren und auch vor neuen, oder schwierigen Anwendungen nicht zurückzuscheuen.
Dein letzter Absatz spricht Bände zu einer Philosophie des Fliegenfischens, die für Neugierde und zugleich Traditionspflege spricht.
Vielen, vielen Dank für Deinen wirklich wertvollen Beitrag auf dieser Seite.
Ich wünsche Dir Frohe Weihnachten, einen guten Rutsch ins Neue Jahr und so wie es sich anliest, einige erfolgreiche Tage beim winterlichen Äschen- und Huchenfischen.
Herzliche Grüße, Tankred
Heribert Hahne says
Tankred, wenn ich das Titelbild richtig sehe, fischst Du da in einer Jauchegrube – oder? Mein Gott! sehen so alle deutschen Fluesse aus? Ich meine den Muell am Ufer und die Plastiksaecke in den Baemen. Ich hoffe nicht! Dann bleibe ich doch lieber hier.
Habe den Beitrag mit grossem Interesse gelesen. Auch, weil ich von diesen “Neuigkeiten” nichts wusste. Stehe der ganzen Sache aber sehr neutral gegenueber. Wie sagt der Koelner: Jeck los Jeck laans. Was meint, Jedem das Seine. Wer’s mag – warum nicht.
Ich jedenfallt, bin vom alten Lager und liebe das Fliegenfischen in seiner traditionellen Form – auch wenn ich vielleicht nicht bei jedem Wurf einen dicken Fisch lande.
Eben – Jeck loss Jeck laans!
Tankred Rinder says
Haha Heribert – die Aufnahme stammt aus dem Großraum Manchester. Aber auch in Ballungszentren hier findet man gelegentlich ein trauriges Bild vor. Besonders an Flüssen entlang einer Bundesstrasse. Meine Vereinsmitglieder und ich machten bei den Uferaufräumarbeiten immer große Augen. Wenn ich die Wahl hätte würde ich in Kanada bleiben!
Grüße, Tankred
Heribert Hahne says
“Wenn ich die Wahl hätte würde ich in Kanada bleiben!” Danke Tankred, fuer diesen Ratschlag. Werde ihn aber nicht befolgen – sondern im Herbst ’16 nach Good Old Germany kommen. Vielleich sieht man sich! Heribert Hahne
Tankred Rinder says
Lieber Heribert – ich freue mich sogar darauf, Dich endlich persönlich kennen zu lernen. VG Tankred
Heribert Hahne says
Wird so im September sein und ich werde mein Hauptquartier in Euskirchen haben. Ist ja nicht sooo weit weg von Koelle. Gruesse Heribert
Bernhard Niedermair says
TENKARA ist NICHT EINFACH und ist NICHT SIMPEL !
Auch wenn die Tenkara-Methode einfach ist und auch so “verkauft” wird,
so bedarf das Handling der Tenkara-Rute das Werfen, die Fliege
präsentieren & führen), der Drill, die Landung doch einiger Übung
und auch das richtige SetUp (welche Rute / welche Schnurlänge
für welche Umgebung / Fisch) will richtig ausgewählt sein.
Wer einfach mal so an Wasser geht, ohne sich gründlich mit diesen
Punkten auseindergesetzt und geübt zu haben (oder jemanden zu
haben, der zeigt wie es FUNKTIONIERT), der wird meistens Frust
einfangen. Auch langjährige “normale” Fliegenfischer-Erfahrung ist nicht unbedingt eine “alles lösende” Voraussetzung !
Bernhard
http://www.tenkara-austria.at
Tankred Rinder says
Hallo Bernhard,
dass Tenkara nicht einfach ist geht aus dem Beitrag sehr gut hervor. Dass die Ausrüstung vergleichsweise minimalistisch ist, wirst Du als Experte sicherlich bestätigen – darin liegt doch unter anderem die Anziehungskraft. Und von einer Experteneinführung, egal ob beim Sport oder Hobby, hat noch jeder profitiert.
Grüße, Tankred
Bernhard Niedermair says
Hallo Tanker
Ja sehr gut und dafür bin ich dir sehr sehr dankbar.
Ich wollte es einfach auch von MEINER Seite her sehr deutlich festhalten.
Ich bin leider des Öfteren mit solchen “Ausprobieren” konfrontiert, die die Botschaft “einfach /simpel” anders interpretieren.
Bernhard
Blog@fliegenfischen-deutschland.de says
Wie klein die Welt doch ist, Tankred! Genau die gleiche Fragestellung geisterte auch mir durch den Kopf. Bezüglich Tenkara und Sqirmy Worm konnte ich bislang wiederstehen. Bissanzeiger beim Nymphenfischen benutze ich äußerst ungern und auch Frech- bzw. Czechnymphing ist nicht mein Ding. Vielleicht bin ich zu alt, stockkonservativ oder………was mir da erklärungsmäßig am liebsten wäre: Einfach nicht “erfolgsorientiert” genug, um mich auf solche Experimente einzulassen. Dafür freue ich mich darauf bald wieder ein paar Durschnittsforellen fangen zu können, um gleichzeitig einen verschwenderisch grossen Teil der kostbaren Zeit damit zu verbringen die Landschaft und die Insektenwelt auf Speicherkarte zu bannen und die Natur einfach nur mit einer Zgarette im Mundwinkel zu beobachten.
So wird aus mir nie ein “Ausnahmefischer”, aber eben ein glücklicher Mensch!!!!
Tankred Rinder says
Hallo Detlef,
genau diese Haltung unterstreicht der Beitrag – jeder nach seiner Façon! Für die Fotografie hast Du eh ein tolles Auge. Kein Wunder, dass Du einen erheblichen Teil der Zeit am Wasser damit verbringst. Fliegenfischen und das komplette Naturerlebnis soll glücklich machen und Du scheinst dabei den für den Dich richtigen Weg eingeschlagen zu haben.
Grüße, Tankred