Vor etwas mehr als vier Jahren zog es mich nach Deutschland. Lange vor dem Umzug durchforstete ich Tag für Tag das Web nach fischereilichen Möglichkeiten im Kölner Umland. Ein Name und eine Persönlichkeit, der damals bereits immer wieder in unterschiedlichsten Websuchen auftauchte war, Alex Keus – Betreiber des Blogs Flybei.de Seine Seite beeindruckte damals schon nicht nur mit unglaublich schönen Fischen, sondern bestach mit fundierten, einleuchtend formulierten Meinungen zu verschiedensten Techniken für den Fang von Forelle & Äsche. Hier nahm ich zum ersten Mal einen jungen Mann wahr, der sichtlich seinen eigenen Weg einschlug, sich zu jedem Vorgang und Ereignis am Wasser Gedanken machte und nicht davor zurückschreckte Meinungen zu vertreten, Taktiken und Techniken einzusetzen, die nicht immer – zumindest im deutschsprachigen Raum – mehrheitsfähig sind.
Weitere zwei Jahre sollte es dauern, bis wir uns zum ersten Mal flüchtig in Monschau an der Rur trafen. Ich war ohnehin dort, an einem bitter kalten Apriltag und Alex willigte ein mich Nachmittags kurz zu treffen. Was mir damals noch normal erschien – nicht jeden Tag zwingend selbst mit Rute in der Hand durch Flüsse zu streifen, stellt 2015 in seinem Leben wohl eher die Ausnahme dar. Doch zurück zu unserem Kennenlernen. Zu meinem Erfolg an jenem Tag befragt, hatte ich nicht viel vorzuweisen. Ja, die eine oder andere kleine Forelle, doch nichts besonders erwähnenswertes. Also geleitete Alex mich an einen kleinen Bachzufluss, keinen Meter breit mit einem 2m² großen Pool unter einer Brücke. Mein Set-up mit einem Parachute Emerger und einer kleinen beschwerten Nymphe gefiel ihm. Diese sollte ich in jenen Pool befördern, mit Platz für gerade mal einen Fisch respektabler Größe. Meine Zweifel ob der gewählten Stelle verflogen nach wenigen Würfen, als eine stattliche Forelle sich auf meinen Emerger stürzte.
An jenem Tag, noch lange bevor Alex Keus formal sein Rur Guiding aufnahm wurde mir bewusst, dass ich einem Mann gegenüber stand, der mit jedem Standort an diesem sicherlich nicht einfach zu befischendem Gewässer vertraut sein muss. In Folge verging keine Woche an der nicht wieder ein Foto eines Ausnahmefisches auf seiner Homepage gepostet wurde, gespickt mit hilfreichen taktischen Hinweisen. Noch im selben Jahr trafen wir uns zum ersten Mal zu einem gemeinsamen Fischtag in Monschau. Auch wenn für uns beide der Tag nur mäßig erfolgreich verlief, war mir schnell klar worin der große Unterschied zu einem Fliegenfischer besteht, durch dessen jede einzelne Ader Fliegenfischen pumpt. Während ich von einer zur anderen mir vielversprechend erscheinenden Stelle ging, schlenzte er lässig seine Nymphe in jedes noch so unscheinbar erscheinende kleine Loch auf seinem Weg. Denn wer weiss schon, wem dieser Stein Schutz und Unterstand bietet.
Es sollte ein weiteres Jahr vergehen bis wir uns das nächste Mal am Wasser trafen. Gelegentlich geplaudert hatten wir immer wieder, doch wollte sich die Zeit nie einrichten lassen, wieder gemeinsam los zu ziehen. Wie auch? Denn der Terminkalender von Alex füllte sich zunehmend mit Anfragen von Leuten, die auch gerne einmal eine Sternstunde an der Rur erleben wollten. Aber auch mit Kursen für Einsteiger, die für sich entdecken wollten womit es so auf sich hat beim Fliegenfischen. Seine ruhige Art, klar und verständlich komplexe Zusammenhänge zwischen Gewässerstruktur, Fliessgeschwindigkeit, Nahrungsvorkommen und Fischverhalten zu vermitteln, infizierte mit Sicherheit viele Neulinge. Dabei fischt Alex selbst noch gar nicht so lange mit der Fliege. Wenn ich mich richtig erinnere seit 2006. Ich vertrete ja ohnehin die Meinung, dass die Anzahl der Jahre der man sich einem Hobby oder Beruf widmet, nur eine gewisse Aussagekraft über das Können des Betreffenden hat. Letztlich wird Erfahrung erst durch die Intensität der Hingabe bestimmt. Etwas lange zu tun, ist noch kein Garant für Qualität.
Wohnhaft in Aachen, war es für Alex Keus selbstverständlich, seine Fühler auch nach Kontakten in Belgien und Holland auszustrecken. Beide Länder bekannt für ihre exzellenten Fliegenfischer und Fliegenbinder. Und genauso bekannt für ihre Offenheit gegenüber neuen Techniken und Methoden. Viele davon aus dem Wettkampffischen, dessen besondere Bedingungen und auch Einschränkungen – z.B. keine Nutzung von Bissanzeigern, relativ niedrig angesetzten Maximal Hakengrößen und Beschwerungen – es mit sich bringen, Montagen und Taktiken dahingehend zu verfeinern, selbst unter hohem Befischungsdruck ausgezeichnete Fangerfolge zu erzielen. Wo der Wettkampffischer sich zumeist aber auf eine Menge kleiner Fische konzentriert, richtete Alex Keus seinen Fokus auf große Fische – und das in Menge! 170 Tage am Wasser pro Jahr begünstigen natürlich die Chancen überproportional viele große Fische zu fangen. Das Engagement jedoch, trotz Familie jede freie Minute am Wasser zu verbringen, ist ein Zeichen der absoluten Hingabe an unser Hobby. Wird nicht gefischt, wird gebunden. Wird nicht gebunden, wird gelesen und gelernt. Jeder gedankliche Impuls steht praktisch im Zeichen von Forelle, Äsche und Hecht. Denn die Wintermonate wollen auch am Wasser verbracht werden – vor allem wenn es sich um einen faszinierenden Zielfisch wie den Hecht handelt.
Letztes Jahr fanden wir einige Male die Gelegenheit uns wieder zu treffen, ob auf ein Bier in Köln, oder am Wasser in der Rur oder in Belgien. Und jedes Mal wurde mir erneut bewusst welche Ausnahmefischer Alex Keus ist. Die Beharrlichkeit und Konzentration mit der eine Stelle abgefischt wird, die Entschlossenheit beim Durchqueren des Flusses um in eine bessere Drillposition zu gelangen und sich trotz seiner 1.90 bereits die Wathose füllt, lassen einen verblüfft am Ufer stehen. Es erging mir wie Reverend McLeane – nur dass ich nicht aus meinem Buch aufsah, sondern meine Rute ans Gebüsch lehnte.
Wenig verwunderlich also, dass Alex in der Zwischenzeit zum deutschen Vertreter des Vision Fly Fishing World Team und Pro Team Member des belgischen Bindematerial Herstellers Fly Scene wurde, die er beide auf nationalen und internationalen Messen vertritt. Seine Beiträge zu methodischen Themen sind in heimischer und internationaler Presse begehrt. Nicht zuletzt agiert er als Guide für den Salmon Fishing Club, der auch Reisen für die Fischerei auf Forellen & Äschen nach Lappland, Irland und Argentinien organisiert.
Die Nähe zu seinen Freunden und Bekannten und die, die es werden möchten ist ihm trotz all seiner Verpflichtungen noch immer sehr wichtig. In Aachen werden regelmäßig Bindetreffen veranstaltet und wer sich schon immer in die hohe Kunst des French- oder Czech Nymphings einführen lassen wollte, tut gut daran einen Kurs bei Alex Keus zu buchen. Besser angelegtes Geld, als die nächste High-End Rolle.
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