Was soll ich sagen, das vergangenen Jahr war in jeder Hinsicht durchmischt. Zuviel Arbeit, zu viel dies und zuviel das. Die positiven Rausreißer hatten es jedoch in sich und entschädigten, für die zuletzt auch wenigen Tage am Wasser und auch die Stunden der Verzweiflung. Leicht neidisch blicke ich dabei auf meinen Freund Alex ‘Flybei’ Keus – nicht nur auf die unglaubliche Menge an Ausnahmefischen die er 2014 dem Wasser entkitzelte. Auch auf seine 178 Tage am Wasser – so sieht work-life balance aus!
Fischereilich bin ich absolut dem Barbenfischen verfallen. Dabei ist endlich der Knoten geplatzt – nicht ohne die kräftige Mitwirkung von Michael Wenzel, Fliegenfischer und Fliegenbinder par excellence. Schön wie sich über Social Media bereichernde Bekanntschaften ergeben können. Tage des Glücks, als auch der Demut mit Barbus barbus – dazu gibt es in den nächsten Wochen einen ausführlichen Beitrag. Hier, als auch in SCALE Magazine. Welches mich im letzten Jahr mit der Anfrage beglückte, ob ich nicht fortan als Übersetzer für alle Ausgaben tätig sein möchte. Ein absolutes Highlight des letzten Jahres und Bestätigung, dass sich die Mühen für Forelle & Äsche eines Tages lohnen würden. Danke Hauke Barz, Stefan Alt, Mathias Kensa, Frank Steinmann für die Wertschätzung und für die Aufnahme ins Team.
Nicht zuletzt startete ich eine Reisevermittlung, an die von mir während meiner 12-jährigen Zeit im UK häufig befischten Gewässer. Auch wenn ich aufgrund anderer Verpflichtungen, die noch bis April dieses Jahres anhalten werden, nicht wirklich Zeit fand mich um die Vermarktung dieses Angebots zu kümmern, gab es doch konkretes Interesse für die von mir vermittelten Fliegenfischerreisen. Und um den Start von 2015 perfekt gelingen zu lassen, konnte ich in den Anfangstagen dieses Jahres, meine erste Reise des Jahres verkaufen. Ich wünsche mir, dass geht so weiter. Euch, liebe Käufer der Reise an die Midlands Reservoirs, ist der nachfolgende Beitrag meines Freunds Veit Dresman, zur Vorfreude gewidmet.
Fliegenfischen Midlands Reservoirs – Rutland, Pitsford, Eyebrook (Veit Dresmann)
Nach vielen Gesprächen und einiger Planung war es endlich soweit. Mit einem Haufen Gepäck auf dem Rücken traf ich Tankred am Kölner Hauptbahnhof, um zu seinen früheren „Homewaters“ aufzubrechen. Wer diesen Blog regelmäßig besucht weiss, dass die Rede von den großen englischen Midlands Reservoirs ist. Eigentlich hatte ich nie großes Interesse am Stillwasserfischen auf Salmoniden, was allerdings wohl am Mangel an Möglichkeiten lag. Und da Tankred sehr hartnäckig darin war, mir den Mund wässrig zu machen, konnte ich irgendwann nicht mehr widerstehen.
Schon am ersten Tag unseres Trips wurde mir beim Anblick der riesigen Wasserfläche klar, dass ich diese Art der Angelei unterschätzt hatte. Vor uns lag, umsäumt von der wunderschönen, typisch englischen Hügellandschaft, das legendäre Rutland Waters. Hier werden schon seit vielen Jahren regelmäßig internationale Wettkämpfe abgehalten. Wohl nicht ohne Grund. Glücklicherweise konnte ich auf Tankreds Erfahrung und die hilfreichen Tipps der ortskundigen Guides aus dem Tackleshop zurückgreifen. Denn anders als am Bach oder Fluss, wo man leicht fängige Strukturen ausmachen kann, fühlte ich mich auf dem großen Reservoir erstmal recht verloren. Doch nicht nur die Größe des Gewässers, sondern auch seine extrem wählerischen Bewohner, stellen hohe Ansprüche an den Fliegenfischer. Die Wahl der Köder sollte gut überlegt sein und nach kurzer bissloser Zeit immer mal wieder überprüft werden. Dazu aber später mehr.
Es war einfach herrlich entspannend, sich auf der Bootsplanke sitzend vom Wind über den riesigen See treiben zu lassen und Nymphen oder Streamer durch das Wasser zu zupfen, oder aber einfach mal einen Daddy auf der Oberfläche treiben zu lassen. Rutland Waters zeigte sich gnädig und gab, wie auch die anderen Gewässer, die wir die kommenden Tage befischten, einige seiner Schätze her. Der Bestand setzt sich zu einem großen Teil aus kämpferischen Regenbogenforellen und zu einem kleinen Teil aus wunderschönen stämmigen Bachforellen zusammen. Fotos im Tackleshop zeigen, zu welchen wahrhaftigen Riesen beide Arten dort abwachsen. In vier Tagen befischten wir neben Rutland, noch das Grafham- und Pitsford Water und Eyebrook-Reservoir. An den ersten drei Gewässern griffen wir vom Boot aus an, das Eyebrook Reservoir befischten wir vom Ufer. Alle Gewässer haben ihren besonderen Reiz, doch an Eyebrook hatten wir den interessantesten Tag mit einem sehr lehrreichen Verlauf.
Am Wasser angekommen, konnten wir direkt am Damm schnell einige Regenbogenforellen ausmachen, die immer mal wieder die Oberfläche durchstießen, um eine der zahlreichen Schnaken von der Oberfläche zu schlürfen. So war dann auch der Daddy Long Leg die Fliege der Wahl. Doch obwohl Tankred und ich beide eine Schnaken-Imitation angebunden hatten, fing nur er, während meine Fliege ignoriert wurde. Erst als Tankred mir eines seiner etwas feiner und kleiner gebundenen Muster gab, mit hell orangen Körper statt dem erdigen braun meiner Fliege, konnte auch ich endlich meine erste Eyebrook-Trutten keschern. Es macht wahnsinnigen Spaß, am Ufer entlang zu pirschen, nach cruisenden Forellen Ausschau zu halten und diese dann gezielt anzuwerfen. Super spannend, da man meist nur eine Chance für eine saubere Präsentation bekommt. Schlecht platziert, sind die Fische beim nächsten Wurf schon längst weitergezogen. In den folgenden Stunden nahm die Oberflächenaktivität immer mehr ab und wir wechselten die Strategie. Einige Male konnten wir flüchtende Kleinfische ausmachen, sodass uns die Streamerfischerei sinnvoll erschien. Hin und wieder hatten wir Fischkontakt, die Bissfrequenz der Morgenstunden blieb aber leider unerreicht.
Erst gegen Abend fingen die Forellen wieder an zu steigen. Wieder wechselten wir die Montagen. Streamer in die Box, dünneres Vorfach mit jeweils einer Nymphe und einer Trockenfliege angeknüpft. Da nun wieder etliche Schnaken unterwegs waren, schien uns der Daddy, der schon am Morgen das Nonplusultra war, wieder der richtige Köder zu sein. Doch zu unserer Verwunderung passierte gar nichts. Auch wenn wir die Fliege einige Meter vor dem Fisch in seiner Zugrichtung präsentierten, machten die Forellen einen Bogen um unsere Köder. Zeit für eine Zigarettenpause und um zu grübeln, woran es liegt. Wir wollten auf jeden Fall weiterhin mit der Nymphen/Trockenfliegenkombi fischen, nur der richtige Verführer musste noch gefunden werden. Immer wieder wechselten wir nach wenigen Minuten die Köder, bis Tankred endlich wieder eine krumme Rute in der Hand hatte. Jackpot! Die richtige Fliege schien gefunden und Tankred bekam in kurzer Zeit mit einer winzigen Mückenimitation einige Fische ans Band. Das Problem: er hatte von diesem Muster nur ein Exemplar und dieses wurde leider später auch von einem gutem Fisch aufgebogen. Selbst sehr ähnliche Fliegen, die sich teilweise nur in der Art der Rippung oder der Farbe minimal von der erfolgreichen unterschieden, wurden verschmäht. Ein so selektives Verhalten, gerade von Regenbogenforellen, habe ich bisher an Flüssen nie erlebt! Wenn ihr also auch einmal eine Reise dorthin plant, macht eure Fliegenboxen voll!
Alles in allem war unsere Tour ein absoluter Erfolg und ich hätte es mir nicht schöner, herausfordernder und lehrreicher vorstellen können! Erwähnen möchte ich auch noch den beispiellosen Service an den Gewässern. An jedem der Seen gibt es eigene Tackleshops, die die ortsunkundigen Fischer gerne beraten und die derzeit fängigen Fliegen empfehlen. Auch wenn niemand den ultimativen Hotspot verraten kann, so wird man definitiv auch bezüglich Stellen und Vorgehensweise nicht im Stich gelassen. Die reservierten führerscheinfreien Boote lagen vollgetankt am Steg, waren teilweise sogar schon mit langstieligen Keschern ausgestattet.
Was mich auch wirklich begeistert hat, war die Freundlichkeit, die uns die Locals entgegenbrachten. Während bei uns in Deutschland Gastangler, vor allem aus dem Ausland, oftmals mit runzelnder Stirn gerade so geduldet werden, sind wir in England durchwegs äußerst freundlich begrüßt worden. Egal ob im Tackleshop oder am Wasser, wir hörten beim täglichen Fachsimpeln immer wieder Sätze wie „Great to know there are trout enthusiasts across in Germany who make the trek to the UK for some fly fishing“. Großartig!
Abgerundet wurde der ganze Aufenthalt durch die ansprechende Unterbringung in einem kleinen gemütlichen Hotel in Oakham, von wo aus die entsprechenden Seen gut erreichbar sind. Ach ja! Wer wie ich leichte Vorurteile gegen die englische Küche hat, den kann ich beruhigen. Ich habe jeden Tag lecker gegessen und so ein typisches „english breakfast“ ist eine feine Sache, wenn man den ganzen Tag werfend auf dem Boot sitzt. (Veit Dresmann)
Es würde mich freuen, Euch liebe Leser, ebenfalls für eine Fliegenfischer Reise zum Stillwasser oder Flussfischen im UK begeistern zu können. Neben dem höchst spannenden Fliegenfischen an den großen Stauseen der englischen Midlands, vermittle ich weitere Reisen. Zum Beispiel an den nördlichsten Zipfel Schottlands zum Seefischen auf wilde Forellen auf den Orkney Inseln, oder in den englischen Lake District. Stillwasserfischen ist nicht so Euer Ding? Wie wäre es mit einer Reise an den mit Forellen, Äschen und Lachsen wimmelnden River Eden in Nordengland?
Ich wünsche Euch allen, ein in jeder Hinsicht erfolgreiches Jahr 2015 und freue mich von Euch zu hören.
Tight Lines,
Tankred Rinder
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