Foto ©Mario Schlegel – Trotz meiner österreichischen Herkunft, komme ich seltener auf Besuch dorthin, als mir lieb ist. Die angestammte Familie wird immer kleiner, viele der besten Freunde sind wie ich im Ausland und die die noch dort sind, wohnen oft in fürs Fliegenfischen weniger bedeutenden Regionen. Heuer hat es aber geklappt. Über die Einladung des Allgäuers Mario Schlegel an sein Pachtgewässer, die steirische Salza, habe ich mich seit einem Jahr gefreut. Den Sommerurlaub mit der Familie in Kroatien musste ich, ohne lange zu überlegen, mit einem Ausflug in die Steirische Eisenwurzen verknüpfen.
Die Region bezieht ihren Namen aus der historischen Bedeutung des steirischen Städtchens Eisenerz und seinem wirtschaftlichen Zentrum, dem Erzberg. Vom 15. bis zum 19. Jhdt. prägte eine Kleineisenindustrie die Täler der gebirgigen Landschaft. Im 19. Jhdt. erfolgte die Industrialisierung des Gebiets um den Erzberg und verschaffte der von engen Tälern gekennzeichneten Landschaft, die sich wie Wurzeln durch die Kalkvoralpen ziehen, wirtschaftlichen Aufschwung.
Heute zählt die Eisenwurzen bedingt durch den schleichenden Niedergang der Eisenproduktion eher zu einer strukturschwachen Region. Kompensiert wird der Rückgang durch eine touristische Erschließung, auch dank der Schaffung einiger Nationalparks, wie z.B. dem in der Steiermark.
Die Kalkvoralpen erstrecken sich über die Bundesländer Ober- und Niederösterreich und die Steiermark und umfassen einige der für uns Fliegenfischer bedeutendsten Flüsse Österreichs: Steyr, Ybbs, Erlauf und eben die Salza die in die Enns mündet. Aus der Geologie des Gebirges lässt sich schon die Färbung der Salza erahnen: smaragdgrünes Wasser wie es vielen Anglern von der Soĉa in Slowenien bekannt sein dürfte.
Mit der teilt sie weitere Gemeinsamkeiten wie zum Beispiel eine Dominanz von Regenbogenforellen. Anders aber als mir von der Soĉa bekannt, besteht der Bestand der Salza aus einem sich selbst reproduzierendem Stamm. Und anders als man es an vielen Gewässern erwartet, verzichtet Mario Schlegel in seinem 6,5 km langem Revier auf den Besatz von Zuchtfischen. Er vertraut darauf, dass das Gewässer ausreichend strukturell intakt und nährstoffreich ist, um die Vermehrung von Regenbogen-, Bachforellen und Äschen zu begünstigen.
Sein Revier befindet sich unter- und oberhalb der Ortschaft Palfau, wo die Salza eine tiefe Klamm eingeschnitten hat. Ein Merkmal des Reviers, dass den Zugang ans Gewässer erschwert und ein gewisses Maß an Kondition erfordert. Der Abstieg ans Ufer verläuft aber entlang gut eingerichteter Wege, ist zum Teil aber steil. Der (mittlere) Wasserstand ist mit 140cm beachtlich, sodass man sich nicht überall von einer Stelle zur anderen im Wasser bewegen kann, sondern den üppig mit Vegetation überwachsenen Fels besteigt und sich dort fortbewegt.
Der körperlichen Fitness verlangt das einiges ab. Die Entschädigung für die Mühen sind aber glasklares Wasser, in dem man Fische selbst in mehreren Metern Tiefe wahrnehmen und beobachten kann. Erreicht man dann eine der langgezogenen Kiesbänke, fällt die Fischerei schon um vieles leichter.
Wer es sich wie mein Freund Miran und ich bequem machen möchte, steuert überhaupt gleich einen dieser Hotspots an. Den Wagen an einem großen Parkplatz geparkt, ging es über einen Abgang an einen riesigen Pool. Als ich mit dem dritten Wurf bereits eine 50cm große Regenbogenforelle fing, fühlte ich mich wieder an Slowenien erinnert.
Hätte ich gewusst, dass mir das Glück in dem Moment besonders zugeneigt war, hätte ich es mir nicht nehmen lassen, ein Foto von diesem erfolgreichen Einstand zu machen. Es sollte der beste Fisch des Tages bleiben, wenn auch nicht der letzte. Als kurze Zeit später aber eine Gruppe an Raftern eintraf, war es erst mal vorbei mit der Idylle, in der wir uns wähnten.
Dass ein Fluss derartiger Schönheit in einer spektakulären alpinen Landschaft nicht nur uns Fliegenfischern attraktiv erscheint, hätte uns bei der Ankunft längst dämmern müssen. Da die Kiesbänke auch für Kanuten und Rafter an einem heißen Juliwochenende willkommene Anlegestellen sind, suchten wir uns Orte, wo diese rasch an uns vorbei treiben würden.
Davon gibt es ausreichend an einem Fluss, der zwar zügig, aber nicht zwingend wild, durch die manchmal schmale, oftmals aber breitere Schlucht fließt. Wie auch an anderen Flüssen mit regem Bootsverkehr, stören sich die Fische an den vorüberziehenden Gefährten weniger als wir Angler. Auf unseren Fangerfolg sollte sich deren Präsenz in keinster Weise auswirken, stellten wir fest.
So konnte sich unsere Bilanz dieses Tages durchaus sehen lassen, wenn man bedenkt, dass wir zum ersten Mal an diesem Gewässer fischten. Jeder von uns konnte Fänge im untersten zweistelligen Bereich vorweisen. Die großen Bachforellen, die in der Salza schwimmen, blieben uns verwehrt. Jedoch fingen wir beide alle drei in der Salza vorkommenden Fischarten: Regenbogen-, Bachforellen und Äschen.
Interessant fand ich die Regenbogenforellen die wir in Größen von 20-50cm fingen. Ich hatte lange angezweifelt, ob die Erzählungen von sich reproduzierenden Regenbogenforellen der Realität entsprechen. Allerdings habe ich keine Antwort auf die Frage, wie diese sonst in vollkommen unterschiedlichen Größen im Fluss vorkämen.
Schade, dass ich dieses Traumrevier in wahrlich spektakulärer Landschaft nur an einem einzigen Tag kennenlernen konnte. Ein Tag der von glühender Hitze und einer akuten Nasennebenhöhlenentzündung getrübt war. Zum Abschluss unseres Ausflugs lernten wir Mario Schlegel noch vor Ort kennen, der extra für uns beide mit seinem jungen Sohn aus Wolfegg im Allgäu angereist kam.
Mit der Pacht der Salza erfüllen die beiden sich einen Traum, seit sie vor wenigen Jahren vom Fieber des Fliegenfischens angesteckt wurden. Gelegenheiten wie diese muss man förmlich am Schopf packen, wenn sie sich auftun, dachte sich Mario. Dieser Haltung kann ich nur zustimmen, seitdem ich selbst im letzten Jahr zu einer Beteiligung an einer Pächtergemeinschaft eingeladen wurde.
©Mario Schlegel
Das Wissen darum, ein Gewässer rund um die Uhr zur Verfügung zu haben, verändert den Zugang zum Fliegenfischen. Man wird experimentierfreudiger bei der Wahl der Angeltechniken, reagiert kurzfristig auf Meldungen aus dem Verbund, um Sternstunden nicht an sich vorbeiziehen zu lassen und begnügt sich oft mit nur einigen Stunden am Wasser, die oft ergiebiger sein können, als ein ganzer Tag auf Basis einer Tageskarte.
Solltest Du im Dreiländereck Nieder-, Oberösterreich und Steiermark wohnen, oder von mir aus in Graz oder Linz, lohnt es sich mit Mario Schlegel Kontakt aufzunehmen. Denn die ein oder andere Jahreskarte ist noch zu haben. Um die Einzigartigkeit der Fischerei an der Salza beizubehalten, werden keine Tages- oder Wochenkarten ausgegeben. Das ist zwar bedauerlich zugleich aber verständlich, angesichts des Drucks dem mehr und mehr fragile Ökosysteme zunehmend ausgesetzt sind.
Für das Privileg, an diesem wunderbaren Fluss in beeindruckender Landschaft und mit sehr gutem Fischbestand mit der Fliege angeln zu dürfen, bedanke ich mich herzlich. In den fünfundzwanzig Jahren seitdem ich nicht mehr in Österreich wohne, habe ich vergessen welche landschaftlichen Schönheiten dort vorzufinden sind. Ich dachte in Kanada zu sein. Naturbelassener geht es kaum!
Neugierig geworden? Auf der Seite flyfishingsalza findest Du alle Informationen, wie auch du dir die Fischerei in außergewöhnlich schöner Landschaft ermöglichen kannst.
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