Charles Cottons Fischerhaus erbaut 1674 für Izaak Walton © wikimedia commons
Die wahrscheinlich geschichtsträchtigste Fischerhütte steht zum Verkauf. Der Begriff Hütte wird dem prunkvollen Zufluchtsort für durchnässte, verschwitzte, ermüdete Fliegenfischer nicht ganz gerecht. Steintisch und offener Kamin beleben selbst den demotiviertesten Fischer. Erbaut wurde der luxuriöse Ort der Erholung 1674 von niemand Geringerem als Charles Cotton, für sich und seinen Freund Izaak Walton am River Dove in Staffordshire.
Der englische Dichter und Schreiber Charles Cotton verbrachte wie viele Adelige, die Zeit während des englischen Bürgerkriegs zurückgezogen auf seinem Landsitz. Neben der Übersetzung der Werke des französischen Essayisten Montaigne, widmete sich Cotton dem Verfassen gewagter Landpossen und schlüpfriger Poesie. Einem Gentleman gebührend verbrachte er die restliche Zeit mit Spiel und Sport – besonders dem Fliegenfischen.
Die Freundschaft Cottons zu Izaak Walton begann zwanzig Jahre früher. So angetan war der nüchterne Izaak Walton von den Fähigkeiten des Lebemanns, Forelle & Äsche aus dem River Dove an die selbstgebundenen Fliegen zu locken, dass ab der fünften Auflage von The Compleat Angler, Charles Cotton das erweiterte Kapitel über Fliegenfischen und -binden beisteuerte: ”Instructions how to angle for a trout or Grayling in a clear stream.”
Cottons Beitrag zur Entwicklung des Fliegenfischens war enorm. Der auf ihn zurück gehende Ratschlag ‘fish fine and far off‘ mag sich im 21. Jahrhundert, in Zeiten von verjüngten Fliegenschnüren und Copolymer wie ein Klischee anhören. Im 17.Jahrhundert mit seinen sechs Meter Ruten und Pferdehaaarschnüren klang dieser Tipp aber wie aus der Küche eines Alchemisten. Besondere Aufmerksamkeit schenkte man den für damalige Zeiten detailgetreuen Kunstfliegen aus den Händen Cottons. Kleine, akkurate Gebilde die aus seiner Feder erstmals eine Klassifizierung erfuhren, die zwei weitere Jahrhunderte weiter geführt werden wird – Browne (Steinfliegen), Drakes und Duns (Eintagsfliegen).
Trotz des großen Altersunterschied verband die beiden eine innige Freundschaft. Und mit dem Bau der Hütte 1674, erhoffte Cotton den damals bereits in Winchester lebenden Izaak Walton öfter nach Derbyshire zu locken. Walton war kein Fliegenfischer, wird sich aber vermutlich den gängigen Freuden des Dapping mit lebendigen Maifliegen hingegeben haben. In den Stein der beindruckenden Fischerhütte sind bis heute, die Initialen der beiden ungleichen Freunde gemeißelt unter dem Motto: piscatoribus sacrum – heilige Fischer.
Für 570.000€ ist nun Charles Cottons Tempel, der durch den heutigen Peak District verläuft zum Verkauf angeboten. Beresford Fishery besteht aus einem knapp 5km langen Verlauf am River Dove und umfasst neben dem Recht zur Ausübung der Fischerei von beiden Uferseiten, insgesamt 13ha Wald und Wiesen. Weitere Fotos der Immobilie und des Grundstücks finden sich bei Knight Frank.
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