Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgangen sein, dass letzten Sonntag der standesgemäße Beitrag auf Forelle & Äsche entfiel. Fischen, fischen, fischen ließ den Laptop während langer Zeit geschlossen. Meinen Gedanken zu Blatt zu bringen bereitet mir sehr viel Freude. Meine Leser mit interessanten Beiträgen zu überraschen, lässt mich seit drei Jahren Woche für Woche einen Artikel verfassen. Wächst jedoch der berufliche oder private Druck, gibt es keine bessere Kur als Verpflichtungen und Ziele für kurze Zeit sich selbst zu überlassen.
Da nehme ich mir die Weisheit des hervorragenden amerikanischen Autors John Gierach zu Herzen. “The solution to any problem — work, love, money, whatever — is to go fishing, and the worse the problem, the longer the trip should be.”
Also packte ich meine Sachen so oft es nur ging und lud meine Batterien mal wieder so richtig voll auf. Und je mehr ich mich auf das Fischen konzentrierte, desto besser fielen plötzlich meine Erfolge aus. Subjektiv betrachtet behaupte ich meinen besten Saisonstart aller Zeiten hingelegt zu haben. Fischen, wie jede Art von Bemühung, ist ein Nummernspiel. Je öfter man sich darin versucht, desto größer sind die Erfolgsaussichten. Und je besser die Fänge, desto mehr möchte man davon haben. Und so jagte ich von einem Fix zum anderen und erlebte Höhen und bislang noch keine Tiefen.
Mal abgesehen von den gelegentlichen Zweifeln an mir selbst und meinen Fähigkeiten, während der Beobachtung vieler toller Leute die ich in diesem Jahr bereits am Wasser oder auf der EWF treffen durfte. Ob der scheinbaren Leichtigkeit mit der sie Schnüre werfen, Fliegen binden, Fische fangen, Fotos schießen, Texte verfassen – Bescheidenheit hat noch niemandem geschadet.
Deren vorbildliches Können als Motivation, fische ich zur Zeit mehr als ich es bisher tat, binde noch eifriger Fliegen als in den Saisonen zuvor, stelle mich nach der Arbeit für ein Stündchen in den Park um die vom Winter eingerosteten Gelenke wieder an ihre Funktion zu erinnern. Und fühle mich gut wie schon lange nicht mehr. Nachvollziehbar, dass mein Textoutput aus gutem Grund etwas zurück ging, oder?
Bei aller Zufriedenheit über die traumhaften Stunden am Wasser, die großartigen Fänge in meinen Händen und meiner rundum Zufriedenheit mit vielen Aspekten meines Lebens, vernachlässigte ich es bei allem umtriebigen Tun jedoch nicht, an Euch meine lieben Leser zu denken. Somit freue ich ganz besonders auf einige bevorstehende Beiträge und Ereignisse, die ich kurz anreissen möchte:
1. French Nymphing
Meine Ausflüge ans Wasser im letzten Jahr mit Alex Keus glichen gelegentlich einer Lektion in Demut. Oberflächlich betrachtet tat ich nicht viel anderes als er auch. Die ans Vorfach geknüpften Fliegen schienen auch ähnlich. Und doch blieben am Haken seiner Schnur x-mal soviel Fische hängen als an meinem. Es wurde Zeit, dass ich mich eingehender mit der von unseren belgischen Nachbarn ausgefeilten Taktik beschäftigte. Welch umwerfende Steigerung meines Erfolgs – besonders in Bezug auf die Qualität der gefangenen Fische – die Auseinandersetzung mit dieser modernen Methode nach sich zog, möchte ich Euch geschätzten Lesern nicht vorenthalten. Genauso wenig die Techniken, Vorfachmontagen und Fliegen, die es bedarf um sich an dieser nicht wenig umstrittenen Form des Nymphenfischens zu beschäftigen. Wer nicht so lange warten möchte dem empfehle ich einen Kurs mit Alex Keus.
2. Barbenfischen
Die Auswahl und der Zugang an reine Forelle & Äsche Gewässer nahe meines Wohnorts Köln ist beschränkt. Was liegt also näher, als sich mit dem Verhalten anderer Zielfische intensiver auseinander zu setzen – denn was schwimmt, lässt sich mit der Fliege/Nymphe fangen. Irgendwann stellte ich mir die Frage, wie ich gezielt diesen puren wilden Fischen nachstellen könnte. In der Zwischenzeit denke ich ein Rezept gefunden zu haben, wie ich konstant mehrere 60+ Fische an einem Tag ans Band bringe. Wie es auch Euch gelingen wird, den Bonefish des armen Mannes mit Regelmäßigkeit zu überlisten, werde ich in den nächsten Wochen vorstellen.
3. Ostvoornse Meer
Meine Lernkurve zum erfolgreichen Barbenfischen wäre sicherlich nicht so steil angestiegen, ohne die Hilfe von Michael Wenzel . Einem Fliegenfischer aus Köln dem ich das erste Mal persönlich an der Wiesent begegnet bin. Ein Fischer für den das Motto gilt, je größer die Herausforderung, desto magischer der Reiz sich dieser Aufgabe zu stellen. Sei es das Binden ultra-realistischer Fliegen, deren Fertigstellung mehrere Tage in Anspruch nehmen kann. Oder der Fang mit der Fliege von Zielfischen, die andere für verrückt halten. Unsere gemeinsamen Ausflüge ans holländische Ostvoornse Meer zählen zwischenzeitlich zu meinen Highlights des Jahres, auf die ich mich besonders freue. Wie es einem Fliegenfischer in glasklarem Brackwasser, im Schatten von Schiffsverladekränen des größten europäischen Seehafens ergeht, möchte ich Euch nicht vorenthalten. Genau so wenig das Portrait eines Fliegenfischers, der mit Beharrlichkeit und Ausdauer fischt, wie nur wenige Angler die ich kenne. Und der trotz aller Preise und Auszeichnungen für das Binden ultra-realistischer Fliegen, den Fang von Fischen an erster Stelle der Dreifaltigkeit bestehend aus Fischen-Werfen-Binden stellt. Mehr davon in Kürze.
4. Forelle & Äsche Reisen
Weit weniger plagen als Michael Wenzel und ich an Ostvoornse, eine der begehrten Trophäen Forellen ans Band zu bringen, musste sich Anton Hausberger. Wie es Anton und seinem Freund Robert Hämmerle, bei einer von Forelle & Äsche organisierten Reise an die Midlands Reservoirs – Eyebrook Fishery und Rutland Water – erging, werden sie uns in den nächsten Wochen wissen lassen. So viel sei bereits verraten: eine 10 Pfund Regenbogenforelle fängt man auch dort nicht jeden Tag. So füllt sich meine Inbox zur Zeit mit Anfragen englischer Fliegenfischer Magazine, nach Fotos des Ausnahmefangs.
Das Reiseangebot von Forelle & Äsche um weitere aufregende Destinationen zu erweitern ist auch der Grund meines gegenwärtigen UK Aufenthalts. Nach einigen Tagen im Kreis der Familie um gleich zwei runde Geburtstage zu feiern, setzt sich meine Reise fort nach Schottland an den River Annan. Für diesen an der Grenze zwischen England und Schottland gelegenem Fluss, bekannt für sehr gut abgewachsene Bachforellen, Äschen, Meerforellen und Lachsen, werde ich ein Paket schnüren, dass Euch begeistern wird.
5. German Fly Tying Team
Das Thema Reisen setzt sich auch in kürzlich gemachten Bekanntschaften fort. Und so freut es mich besonders, dass eine Hälfte des German Fly Tying Teams bestehend aus Marco Reisen und Mario Malarczuk eingewilligt hat, die Entomologie- und Bindeserie von Forelle & Äsche – Fliege des Monats – mit seinen inspirierenden, ästhetisch höchst ansprechenden Bindemustern zu bereichern. Willkommen im Team Marco Reisen! Sollten Ihr jetzt schon eine der fangfähigen Fliegen in Eurer Box sehen wollen – der Besuch von Marios Fliegendose ist nur einen Mausklick entfernt.
All diese erfreulichen Entwicklungen lassen mich mit viel Freude auf die nächsten Wochen blicken. Jetzt jedoch heisst es aber meine Sachen packen, denn morgen reisen wir ab aus Robin Hood’s Bay um unseren Trip mit Rute, Rolle und Kescher fortzusetzen. Die Flüsse Annan, Eden und Wharfe empfangen mich als Gast nächste Woche. Tight lines!
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