© Holger Lachmann
Den meisten Lesern wird Holger Lachmann ein Begriff sein. Ein in Nordrhein-Westfalen beheimateter Fliegenbinder erstklassiger Muster – attraktiv und in leicht verständlichen Bindeschritten, auf seiner Website theonefly.com in Szene gesetzt. Womit außer Fliegenbinden, Fotografie und Bildverarbeitung verbringt Holger sonst so seine Zeit, habe ich ihn gefragt? Unter anderem mit Rapfenfischen, kam die unverzügliche Antwort. Bestens, dachte ich mir. Denn lange ist es her, dass ich zuletzt Kontakt mit einem Rheinrapfen hatte. Und – die eine Fliege? Wenn sonst absolut nichts geht?
Aspinator, es gibt kein Entkommen!
Ok, ein reißerischer Titel – aber zumindest habe ich jetzt Eure ungeteilte Aufmerksamkeit. Der Name der Fliege, um welche es im Folgenden geht, erhielt ihren Namen von der lateinischen Benennung des Rapfen, Aspius Aspius oder auch Leuciscus Aspius. Die englische Bezeichnung „Asp“ für den Rapfen, leitet sich ebenfalls daraus ab. Woher das „…inator“ stammt? Arnie lässt grüßen – unkaputtbar!
Dieses Muster fische ich nun seit einigen Jahren mit Erfolg in verschiedenen Größen und es ist mein, mit weitem Abstand bestes Rapfenmuster.
Berichte im Netz und Magazinen lassen einen denken, dass sich Rapfen mit Vehemenz auf alles stürzen, das ihren Weg kreuzt. Dies mag durchaus so sein, wenn man den Rapfen in zügiger Strömung oder im Weißwasser befischt. Da bleibt nicht viel Zeit die Beute genau zu betrachten und er schlägt brutal zu. Gelegentliche Fressräusche unter Futterneid haben ähnliche Wirkung.
In meinem Heimatgewässer, der Oberweser, trifft dies aber nicht zu. Popper, Gurgler und andere Oberflächenköder, welche andernorts sehr gut funktionieren, werden dort von den Rapfen kategorisch abgelehnt. Allerhöchstens folgt ein Räuber mal dem Köder. Wahrscheinlich fliesst die Weser dort einfach zu gleichmäßig und ist zudem im Herbst sehr klar. Die Rapfen scheinen den Braten zu riechen. Besonders im ruhigen Hafenbecken konnte ich beobachten, wie genau die Rapfen den Köder betracheteten und bei Nichtgefallen einfach wieder abdrehten und dies, obwohl sie nicht weit entfernt mit ordentlich Radau jagten.
Was macht den Aspinator jetzt so erfolgreich? Beginnend beim Wurf der Fliege, vertüddelt der Schwanz selbst bei wenig eleganten Gewaltwürfen nicht. Das war mir bei der Gestaltung dieses Musters sehr wichtig, denn an meiner Hausstrecke muss ich meistens sehr weit werfen, um die Rapfen zu erreichen. Und nichts ist ärgerlicher als eine Fliege, die just dann ihre Form verliert, durch Haare die sich um den Haken wickeln, während die Rapfen zu rauben begonnen haben.
Erst einmal gelandet, fischt die Fliege somit vom ersten Moment an, wie es sein soll. Der durchscheinende Körper wirkt im Wasser realistisch und läuft beim Einholen sehr natürlich. Der Schwanz aus weißem, arktischem Fuchs ist im Wasser extrem beweglich und spielt unglaublich schön in der Strömung. Zudem sind die Haare – obwohl sehr weich – recht stabil, sodass die Fliege viele Bisse erträgt.
Der wichtigste Bindeschritt: Der Ansatz der Haare direkt hinter der Einbindestelle, muss auf 5-7mm mit UV-Kleber versteift werden. Diese Versteifung soll über den hintersten Punkt des Hakenbogens hinausragen. Nur so ist sichergestellt, dass die weichen Haare in Position bleiben und während des Wurfs sich nicht um den Hakenbogen wickeln. Keine Sorge – die Haare spielen immer noch verführerisch.
Persönlich beschwere ich meine Rapfenstreamer gerne noch. So wird garantiert, dass sie auch bei schnellem Tempo immer knapp unter der Oberfläche bleiben und nicht furchen. Der Körper besteht aus Ice Dub in pearl, oder auch aus einem Mix aus Ice Dub und Saltwater SLF in weiß oder grau. Die beiden Schwingen binde ich mit Senyos Laser Dub von Hareline. Die untere Schwinge muss weiß sein, da diese Farbe im Wasser semitransparent wirkt und somit äusserst „fischig“ aussieht. Die Oberseite halte ich gerne in Grau- oder Grüntönen. Aber auch rein weiße Muster fangen gut.
Gekrönt wird die Fliege mit zwei schönen großen 3-D Augen, welche mit Sekundenkleber aufgeklebt und zusätzlich mit UV-Kleber gesichert sind. An sich ein recht simples Muster, dass sich mit relativ wenig Material, zügig binden lässt – spart Zeit und Kosten. Kleiner Tipp am Rande: Wenn das Laser Dub nach einem gefangenen Fisch ein wenig verfilzt, einfach mit ein wenig Klettverschluss ausbürsten. Dann ist der Streamer wieder fast wie neu.
Wie fischt man nun dieses Muster? Wie erwähnt, muss ich an meiner Hausstrecke oft sehr weit werfen und so fische ich auch gerne eine Zweihandrute. Ich biete den Aspinator dabei bevorzugt an einem Intermediate Schusskopf an, damit er wirklich knapp unter der Oberfläche läuft. Ich strippe ihn in mal schnelleren und mal langsameren Zügen ein. Der Aspinator hat mir aber schon auch Erfolg beim einfachen Swing gebracht.
Den Streamer werfe ich dann im 90° Winkel so weit wie möglich in Richtung Flussmitte, mende stromabwärts und lasse den Aspinator im großen Bogen zum Ufer schwingen. Der Zug der Strömung verleiht dem Muster ausreichend Geschwindigkeit, sodass ich auf das Einstrippen verzichten kann. Höchstens wippe ich ein wenig mit der Rutenspitze. Der Schwanz des Streamers spielt dabei wunderbar schön im Wasser und vermittelt den Eindruck, eines schnell fliehenden Fischchens, alarmiert um die bevorstehende Gefahr.
Wenn dann hinter dem Streamer eine Bugwelle auftaucht, immer schneller auf die vermeintliche Beute zuschiesst und schliesslich der „Tug“ in der Rute erfolgt, oder der Rapfen dem Streamer seitlich entgegenkommt und beim Biss aus dem Wasser schießt…sind das Momente, die für immer unvergesslich bleiben, und diesen Raubfisch so unglaublich faszinierend machen!
Für die Bindeanleitung aufs Foto klicken
Jetzt wo die Wasserstände an den großen Flüssen, langsam wieder zurückgehen, kommt dieser Beitrag gerade richtig. Herzlichen Dank dafür Holger – I hope you’ll be back!
Holger Lachmann wurde 1981 in Höxter geboren. Einer kleinen Mittelstadt in der Nähe Paderborns, an den Ufern der Weser. Bereits im Alter von 12 begann er seine eigenen Fliegen zu binden. Heute zählt er zu den gefragtesten Bindern Deutschlands und nichts bereitet ihm mehr Freude, als Fliegenfischen und alles damit Zusammenhängende. www.theonefly.com
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