Von Ostern in der Eifel, schnurstracks zum Saisonabschluss. Wo blieb die Zeit frage ich mich. Wo bleiben die Beiträge fragen sich die Leser von Forelle & Äsche. Dabei hätte es genug fischereiliches zu berichten gegeben in diesem Jahr. Von einem Aufwärtstrend möchte ich sogar sprechen, wenn ich die Zeit am Wasser in diesem Jahr mit der des letzten vergleiche. Noch erfreulicher ist der Umstand, dass meine nun beinahe 3-jährige Tochter Interesse an meiner Leidenschaft und meinen Ausflügen zeigt.
Das fischereiliche Jahr begann mit dem Kauf einer Jahreskarte für eine neuen Gewässerabschnitts sogar erfreulich gut. Etwas weiter flußaufwärts ging es. Über die zahlreichen Kraftwerks-Aufstauungen hinaus. Dorthin wo man etwas weniger von den Launen der Energiebetreiber abhängig ist. Es ist nicht so, dass es diese an dieser Strecke nicht gibt, im Gegenteil. Aber die Pegelschwankungen an meinem letzten Revier empfand ich nicht mehr länger erträglich. Die Regelmäßigkeit des Schwellbetriebs war zwar vorhersehbar und die Zeit am Wasser konnte fast danach gerichtet werden. Den Anblick der gestresst wirkenden Fische, die sich dicht an dicht drängten wenn der Fluss wieder einmal zu einem Rinnsal verwandelt wurde, wollte ich mir aber nicht mehr länger antun.
Da hatte ich wohl Glück, über einen Freund Zugang an diesen Abschnitt zu erhalten. Denn die Agger schlängelt sich dort abwechslungsreich, zwischen Schieferwänden ständig die Struktur ändernd, durch eine historisch industriell geprägte Landschaft. Auch wenn auch dort nicht alles rosig ist. Die Spinnangler, tja – die stören mich nicht. Klar wäre mir ein FliFi-Only Gewässer lieber. Aber auch unter den Blech- und Gummianglern gibt es Leute denen Arten- und Umweltschutz mindestens genauso wichtig ist, wie dem vermeintlich erhabenen Fliegenfischer. Das wird jetzt nicht auf das Vereinsmitglied zutreffen, dem ich an meinem ersten Tag am Wasser begegnete. Das war schon ernüchternd. Doch über die ganze Saison verteilt hatte ich das Gefühl, wenig andere Angler am Fluß zu treffen. Zum Glück gibt es ja auch genügend Stellen die etwas weniger leicht zugänglich sind, wo etwas mehr Kraxlerei und Anstrengung verlangt wird. Die einfach zu erreichenden Angelplätze sollte man sowieso den etwas betagteren, oder weniger mobilen KollegInnen überlassen.
Weitaus gewöhnungsbedürftiger fand ich die Einheitlichkeit der Größe der Fische. Fängt man am Tag mehrere 40+cm Fische soll man sich sehr freuen. Fängt man allerdings nur Fische in der Größe, muss man sich einige ernsthafte Fragen stellen. Beginnend mit: welche Stellen an diesem Gewässer eignen sich weniger als leicht zugängliche Besatzstellen. Denn dort wird man eher eine vernünftig verteilte Alterspyramide vorfinden. Es mag sich nach einem Luxusproblem anhören, groß gewachsenen Fischen ausweichen zu wollen. Wird man sich aber der Künstlichkeit der Begebenheit erst bewusst, freut man sich über die gerade maßige Bachforelle autochthonen Stamms mehr, als über den 45cm Saibling. Auch wenn der anglerisch natürlich Spaß macht. Dieser Fisch und seine Verwandten aus dem Zuchtbecken, egal ob Bach- oder Regenbogenforelle, schmecken dafür umso besser. Aus dem Wissen heraus einen Fisch zum Verzehr zu entnehmen, der ohnehin nicht seinen Ursprung in diesem Gewässer hat. Bei einer Entnahme pro Wochenende bleibt es dann aber auch. Ein Appetitanreger für unsere kleine 3-köpfige Familie reicht. Limit your kill – don’t kill your limit!
Was mich sehr freudig stimmte, waren die guten Insektenschlüpfe die ich an meinem neuen Heimgewässer vorfand. Ich möchte nicht von einem Massenschlupf sprechen. Das würde die Wahrheit fürchterlich verzerren. Es ist aber schön festzustellen, dass a. einige der Besatzfische das Vorjahr gut überlebten und b. sich diese darauf schon einstellten, dass Nahrung nicht nur in Form von Pellets von der Wasseroberfläche zum Grund sinkt, sondern auch umgekehrt vom Flußgrund in Richtung Oberfläche aufsteigt. An heimischen Gewässern habe ich schon lange nicht mehr derart steigfreudige Fische gesehen. Spiders, Emergers, Duns – im Laufe der Saison habe ich knapp unter, als auch im Film sitzend und auf der Oberfläche gefangen. Zu der Taktik hätte ich mich nicht verleiten lassen, ohne eindeutige Anzeichen dass die tiefgeführte Nymphe in jenem Moment die falsche Wahl wäre. Darüber habe ich mich wirklich sehr gefreut.
Das Nahrungsaufnahmeverhalten war aber nicht der einzige Grund, dass ich in diesem Jahr vermehrt zu unterschiedlichen Methoden griff. Dem abwechslungsreichen Flußverlauf ist es zu danken, dass ich an manchen Tagen einfach mit einem anderen Mindset loszog. Anstatt die Stellen auszusuchen die meiner benutzten Methode entgegenkommen, wählte ich einen Gewässerabschnitt mit der Absicht andere Taktiken zu nutzen. So fischte ich auch mehr mit dem Streamer als in anderen Jahren. Und ja – macht auch ordentlich Spaß! Besonders dann wenn im klaren Wasser Forellen beim Biss beobachtet werden können. Besonders gut in Erinnerung ist mir eine Regenbogenforelle.
Aus dem tiefen Pool einer langgezogenen Kurve kam sie hoch und wollte flußaufwärts ziehen. Meine Wurfbewegungen ließen sie kurz anhalten, bevor sie nervös den Versuch unternahm in wenigen Metern Abstand von mir durch den engen Einlauf des Pools zu schwimmen. Fasziniert von der Beobachtung stand ich still um zu sehen, was sie weiter unternehmen würde. Nervös zog sie langsam weiter von Stein zu Stein. Mir wenig Hoffnung dabei zu machen, schlenzte ich den Streamer flußauf. “Wußte ich es doch”, sagte ich mir, als der Woolly Bugger an ihr vorbeitrieb. Schon hatte ich den Streamer aus den Augen verloren, da meine Aufmerksamkeit dem Verhalten des Fischs galt. Dann, ganz unerwartet stoppte die Forelle ihren Weg und drehte um. Als das Weiß des Mauls aufblitzte, hob ich sanft die Rute sobald es sich schloß. Und ab ging der Zug zurück in den Pool.
Angetan haben es mir auch die mäßig schnell fließenden Abschnitte mit dichtem Baumbewuchs an beiden Ufern. Habe ich nun endlich einen Grund mir eine leichte Zweihand-/Switchrute zuzulegen? Reizen tut es mich sehr, Neues auszuprobieren! An Abwechslung scheint es mir trotz der kurzen Revierstrecke wirklich nicht zu fehlen. Wie mir an einem großen Sturzpool unterhalb eines Wehres vor Augen geführt wurde, der sich am Ende einer Talsperre befindet. Da scheinen bei Hochwasser einige Karpfen den Weg aus dem Stausee verloren zu haben. Mit großen Augen beobachteten mein Freund Veit und ich diese einige Stunden vorher, als sie dicht unter der Oberfläche ihre Runden drehten. Es war leichtsinnig anzunehmen, die tiefgeführte Nymphe würde nie in ihr Sichtfenster treiben. Mit der 4wt Rute und dem 14-er Vorfach hatte ich dem gehakten Karpfen absolut nichts entgegenzusetzen. Als ihm der mäßige Druck den ich auf ihn ausübte zu bunt wurde, verabschiedete sich der Fisch, als er zum ersten Mal wirklich etwas gegen den für ihn nervigen Widerstand unternahm. Die Stelle habe ich mir nun für das schwere Gerät aufgehoben – die Forellen in diesem Pool interessieren fürs Erste nicht mehr.
Wie leicht man sich hingegen mit kapitalen Barben tut, hat mir dieses Beispiel bildhaft aufgezeigt. Auch wenn ich nichts davon halte, bewusst mit einer 4-er Rute zum Barbenfischen zu gehen. Ja, gerät eine beim Nymphen auf Forellen an die Fliege, wird man sie landen. Macht es mir Spaß einen Fisch zu drillen, bis mir der Arm abfällt? Mit Sicherheit nicht! Beim Barbenfischen verlasse ich mich auf meine 5er Rute, der kürzlich von Solitips Theo Matschewsky neues Leben eingehaucht wurde. Doch dazu bald mehr.
Schön, dass ich noch viel mehr über die abgelaufene Saison berichten könnte. Denn 2019 dass sich nun bald verabschiedet, hatte ganz viel zu bieten in fischereilicher, privater und geschäftlicher Hinsicht. Manchen Ausnahmefische gelang es mir zu landen, tolle neue Freundschaften sind im Entstehen, andere hingegen nähern sich ihrem Ablaufdatum wie dieses Jahr. Ich würde es mir sehr wünschen, noch einmal vor Jahresende von mir hören zu lassen. Viel zu leichtsinnig ging ich mit diesem Vorsatz in den letzten beiden Jahren um, als daraus ein Versprechen machen zu wollen.
Versprechen möchte ich aber ein kleines vorweihnachtliches Geschenk. Als (Buch)-Händler kann ich mich den Erwartungen der Kunden zum Monatsbeginn Dezember nicht ganz entziehen. Um Dich bei den Bemühungen um Geschenke für Dich selbst, oder deine fliegenfischenden KollegInnen zu unterstützen, gibt es alle Bücher im Forelle & Äsche Verlag in der Zeit von Freitag 30.November bis Montag 2.Dezember versandkostenfrei zu kaufen. Wo? Im eigenen Online-Shop. Und nur dort!
Herzliche Adventsgrüße und viel Freude während der verbleibenden Tage eines ereignisreichen Jahres – Tankred Rinder
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