Womit kann man Fliegen dubben?
Im zweiten Teil, der mir vom englischen Profibinder Dennis Shaw zur Verfügung gestellten Anleitung zum Dubbing, werfen wir einen Blick auf Materialeigenschaften, die es bei der Auswahl von Dubbing zu bedenken gibt. Es gibt praktisch tausende, kommerziell erhältliche Dubbingmaterialen und hunderte Felle, Fasern und Kunstoffe – natürlich oder synthetisch – die zum Dubbing von Fliegen herangezogen werden können. Die im folgenden Beitrag dargestellte Auswahl ist die nur die Spitze des Eisbergs. Oben abgebildet ist eine Auslese kommerziell erhältlicher voll- oder teilsynthetischer Materialien. Polypropylene, SLF, Spectrablend, Antron, Glister, Lite-Brite und Mohair, durchmischt mit etwas Flash.
Anbei eine Auswahl natürlichen Dubbing Materials. Schneeschuhhase, Maulwurf, Fuchshörnchen, Nerz, Hasenmaske. Man kann praktisch jedes Tierfell als Dubbingmaterial hernehmen.
Hier sieht man eine Auslese an Deckhaaren die vom Fell entfernt wurden. Die oberste Reihe besteht aus drei verschiedenen Haarmischungen, entnommen einer Hasenmaske. Die dunkelste ganz rechts, entstammt der Spitze der Ohren. Die untere Reihe zeigt Maulwurf und Kaninchen.
Diese Abbildung zeigt eine kleine Auswahl gefärbter und gemischter Dubbings aus meiner eigenen Fabrikation. Sie setzten sich hauptsächlich aus einer Mischung von Seehundfell, Kaninchen, Antron und Hase zusammen.
Auf keinen Fall dürfen wir auf Seehundfell vergessen. Beim Kauf ist es wichtig darauf zu achten das Fell der Jungtiere – feiner und dünner – zu kaufen, denn manche Hersteller verkaufen das Fell erwachsener Seehunde. Dieses ist borstig und widerspenstig und lässt sich schlecht verarbeiten. Vermeidet dieses wie die Pest!
Schliesslich gibt es noch eine Reihe an Material, dass manche nicht sofort mit Dubbingmaterial assoziieren würden. Strickwolle, Schafwolle, Egg Yarn, Sparkle Yarn und Zelon. All diese Materialien, als auch Teppichböden und eine Million anderer, ungewöhnlicher Stoffe kann für Dubbing verwendet werden. Etwas später werden wir darauf eingehen, wie diese eingesetzt werden können.
Abgebildete ist hier nur eine kleine Auswahl erhältlicher Materialien. Ein Blick auf Bindeanleitungen in Büchern oder Online, vermittelt einen Eindruck welche Materialien für bestimmte Anwendungen oder Muster verwendet werden.
Die Eigenschaften einiger Dubbing Materialien
Es sind so unterschiedliche Arten von Dubbing am Markt erhältlich, dass es unmöglich wäre alle aufzuzeigen und zu beschreiben. Die im Rahmen dieser Serie vorgestellten Materialien sind die von mir bevorzugt verwendeten und in welcher Situation ich auf ein bestimmtes Material zurückgreife erfährt Ihr weiter unten.
Die Serie ist weder dazu gedacht eine umfassende Liste aller verwendbaren Materialien aufzuzeigen, noch um eine Kaufempfehlung auszusprechen. Die aufgezeigten Marken oder Arten an synthetischen Material dienen der Orientierung. Mit dem Beitrag versuche ich Euch einige Materialien und ihre Eigenschaften vorzustellen und nachvollziehen zu können, warum ich in einer bestimmten Bindesituation einem Material, dem anderen den Vorzug gebe. Mit etwas Erfahrung werdet Ihr zu euren eigenen Rückschlüssen kommen und Eure eigenen Vorlieben für bestimmte Materialtypen entwickeln.
Bei der Wahl Eures Dubbings habt ihr viele Möglichkeiten. Soll das Material natürlich oder synthetisch sein? Soll die Beschaffenheit des Materials bzw. des Körpers grob, fein, oder in der Mitte beider Eigenschaften sein? Soll das Material Wasser aufnehmen oder nicht? Du meine Güte! Woher sollen wir das nur wissen? Nun ja, eine Entscheidung zu treffen ist weniger schwierig als man denkt. Es ist in letzter Instanz nur ein Prozess des Weglassens.
Natürlich oder synthetisch?
Die wohl am schwierigsten zu treffende Entscheidung, die man treffen muss. Einzig die Erfahrung mit dem von Euch am liebsten benutzten Material wird darüber Auskunft geben. Meinerseits gehe ich dabei folgendermaßen vor. Für Nassfliegen und Nymphen verwende ich natürliches Material und für Trockenfliegen synthetisches. Der Grund für diese Entscheidung ist den Kerneigenschaften beider Materialien geschuldet. Natürliches Material saugt Wasser auf und meiner Meinung nach wirkt es lebendiger an Nassfliegen, auch wenn einige künstliche Materialien in der Zwischenzeit, dem Erscheinungsbild natürlichen Dubbings sehr nahe kommen und somit sicherlich auch eine ausgezeichnete Wahl darstellen. Die meisten synthetischen Dubbings absorbieren kein Wasser und sind zudem leichter als Wasser und sind somit eine gute Wahl für Trockenfliegen. Es gibt natürlich einige Materialien auf die die vorige Aussage nicht zutrifft. Das Fell von im Wasser lebenden Tieren wie Biber, Seehund und Otter ist auch wasserabweisend und eignet sich somit hervorragend zum Dubben von Trockenfliegen. Um noch weiter zu verwirren, muss auch darauf hingewiesen werden, dass moderne Schwimmhilfen wie Watershed, Dill Wax oder Gink so gut sind, sodass selbst natürliche Materialien kein Wasser aufnehmen. Einzig Erfahrung und Vorliebe, wird Euch bei dieser Entscheidung behilflich sein. Letztendlich entscheiden auch Präferenzen wie, man verarbeitet lieber natürliche Materialien als synthetische und umgekehrt zurück. Vielleicht möchte man auch nicht für die Tötung von Tieren verantwortlich sein, wenn sich auf künstlichem Weg ein ähnlicher Effekt erzielen lässt. Wer die Wahl hat die Qual.
Grobe, mittlere oder feine Textur?
Viele Faktoren nehmen Einfluss auf diese Entscheidung. Möchte man einen engen oder glatten Körper? Wenn ja, so werden diese Eigenschaften mit feinem Dubbing leichter umzusetzen sein. Falls nein, und man zielt auf einen fusseligen Körper mit unscharfen Konturen ab, so ist es ratsam groberes Dubbing heranzuziehen. Auch die Hakengröße hat einen Einfluss auf diese Entscheidung. Sehr kleine Fliegen z.B. lassen sich leichter mit feinstrukturiertem Dubbing binden, als umgekehrt.
Soll das Dubbing Wasser aufnehmen oder nicht?
Für Nassfliegen oder Nymphen ist es vorteilhaft, wenn das Dubbing Wasser aufsaugt und die Fliege beim Sinken unterstützt. Ist das Dubbing wasserabweisend, wird man auf Beschwerung zurückgreifen müssen um das Absinken der Fliege zu erleichtern. Für Trockenfliegen hingegen ist es ratsam Dubbing Material zu verwenden, dass der Fliege Auftrieb verleibt. Wasserabweisendes Material ist dabei die bessere Wahl. Wie Ihr nun sehen könnt, durch die Ausgrenzung bestimmter Eigenschaften fällt einem letztlich die Wahl leichter. Wie bereits oben erwähnt, entwickelt jeder Fliegenbinder mit der Zeit seine persönlichen Favoriten, für einen bestimmten Fliegentyp.
Kommende Woche sehen wir uns eine Reihe an weit verbreiteten, leicht erhältlichem Material an. Wie bereits festgestellt, handelt es sich dabei um von mir gerne verwendetem Material und ich möchte keine Kaufempfehlung aussprechen.
Wer bereits jetzt alles über Material, Blending, Touch Dubbing und Split Thread Dubbing Loops wissen möchte, möge bitte das ausschliesslich dem Fliegenbinden verpflichtete Portal UK Fly Dressing besuchen. Ich hoffe die hiermit beginnende zwölfteilige Serie, macht Euch beim Lesen genau so viel Spaß wie mir.
Fliegenbinden – Dubbing in 12 Schritten – Teil 1
Fliegenbinden – Dubbing in 12 Schritten – Teil 3
Discover more from Forelle & Äsche | Fliegenfischen | Fliegenbinden
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Boris says
Hilarious! Ich muss gestehn deinen Blog seit Anfang des Jahres nicht mehr genauer verfolgt zu haben und habe mich beim Auffüllen meiner Fliegendose genau diesen Blogeintrag im englischen rausgesucht, da es das bei weitem Beste ist das man im Internet dazu finden kann. Wirklich großartig, dass du das der deutschsprachigen Leserschaft zugänglich machst. Danke und LG
Tankred Rinder says
Hallo Boris,
da ich von Dir weiß, dass Du der englischen Sprache sehr gut mächtig bist, freut es mich besonders auch Dir mit dieser Übersetzung Freude bereiten zu können.
Viele Grüße, Tankred