© Flickr: Janet Graham
Auch wenn die letzten verfügbaren Wochen der Forellensaison jetzt schnell an uns vorüberziehen werden, ist der Herbst doch eine glorreiche Zeit für uns Fliegenfischer. Kühlere Nächte, häufigere Regenfälle und steigende Wasserpegel, schaffen an unseren Fischwässer nun wieder ideale Bedingungen. Die tieferstehende Sonne erwärmt selbst an wolkenfreienTagen die Bäche und Flüsse nicht mehr bis zu einem Grad der Unerträglichkeit für Salmoniden. Und Insekten verlegen den Zeitpunkt ihres Schlupfs nicht mehr bis spät nach Sonnenuntergang. So auch die Brown Sedge – eine typische Herbst Köcherfliege, deren Flugzeit bis Ende Oktober reicht.
Von Natur aus resistenter gegenüber höheren Temperaturen, trifft man auf Brown Sedges hauptsächlich an ruhigeren Fluss- und Bachabschnitten und selbst im Stillwasser. Die Larven bauen sich aufwendige Köcher aus feinen Sandkörnchen, an denen sie zum Schutz vor Feinden noch fein verästelt, kleine Zweige anbringen. Ob dieser harte Mantel tatsächlich Forellen davon abhält, die Larven in ihren Verstecken zwischen Wasservegetation und feinem Geröll aufzustöbern sei in Frage gestellt. Harte Schalen werden von Forellen, vielleicht weniger von Äschen, ohne viel Mühe verschluckt und durch die kräftige Magensäure schnell aufgelöst. Wer jemals eine Stillwasser See- oder Regenbogenforelle in Händen hielt, durch deren Bauchdecke sich die Ausformung von Schneckenhäuser zeigte und die beim Aufheben rasselte, wird diese Schutzfunktion anzweifeln. Zumindest in Bezug auf größere Raubfische.
Sven Ostermann – Mini Muddler Sedge Hog
Als Sven vor einigen Tagen seinen Beitrag für die Brown Sedge einreichte, konnte ich mich vor Freude nicht halten. Zählen Sedge Hogs doch zu meinen absoluten Top Mustern in meiner Fliegenbox, besonders für die Fischerei im Stillwasser. Das dieses Muster seinen weiten Weg von den Lochs der Orkney Inseln angetreten hat, wo es vom schottischen Loch-Style Meister Stan Headley entwickelt wurde, spricht Bände für die Effektivität dieses universellen Sedge Musters. Der dichte Rehhaarflügel verleiht dieser Fliege besonders viel Auftrieb, dass diese selbst wenn kurz unter Wasser gezogen, nach wenigen Sekunden wieder an der Oberfläche aufploppt. Ein Bewegungsablauf dem die wenigsten Fische widerstehen können. Der Mini Muddler Kopf erzeugt eine deutliche Furche wenn die Rutenspitze angehoben, oder durch hin- und herbewegen zum Schlittern gebracht wird.
Tipp: Trotz des ohnehin hohen Auftriebs, die Fliege vor dem Fischen gut fetten. Dadurch erzielt man den Trick des an die Oberfläche poppenden Musters.
Bindematerial
Haken Langschenkliger Trockenfliegenhaken #10-12
Bindefaden Dyneema
Schwänzchen kleines Bündel Rehhaar ge”stacked”
Körper Seehund Dubbing rotbraun
Flügel Rehhaar
Köpfchen Rehhaar
Haken einspannen, Grundwicklung legen und ein schlankes Bündel Rehhaar an der Hakenbeugung einbinden. Die Rehhaareste vor dem nächsten Schritt entfernen.
Mit dem Bindefaden die Haarwurzeln niederbinden. Eine kleine Menge Seehundfell am Faden verzwirnen und das erste Körpersegment dubben. Danach das nächste Bündel Rehhaar nehmen – erneut schlank, wenn auch nicht dünn – und dicht am Dubbing einbinden. Einige Wicklungen legen und danach die Haarreste wieder entfernen.
Die vorigen Schritte wiederholen. Abwechselnd (‘stacked’) Rehhaar einbinden – stutzen – Dubbing anbringen. Dieser Schritt wird abhängig von Hakengröße 4-6 wiederholt, denn die Flügeln müssen dicht sein.
Für den Muddlerkopf ein größeres Bündel Rehhaar zur Hand nehmen. Die Haare dürfen in diesem Schritt ruhig etwas länger sein und sollen, den hohlen, grauen Haarteil umfassen.
Fest niederbinden und die Fliege mit einem Kopfknoten abschliessen. Die gespreizten Haare abschneiden und einen kleinen Kopf bilden. Die Silhouette des Muster beachten und dafür sorgen, dass keine Haare seitlich abstehen. Voilà – die fertige Fliege!
Marco Reisen – Sedge Pupae
Marco hat sich sich für das Puppenstadium entschieden. Eine Entwicklungsphase die bei unterschiedlichen Köcherfliegenarten zwischen 2-4 Wochen anhalten kann und das bei köchertragenden Arten im Inneren des Larvenköcher und bei ‘nicht gehäusetragenden’ Arten in einem eigens dafür gesponnen Kokon stattfindet. Im freien ‘Puppenstadium’, dass Marcos Muster imitiert, hat die Puppe den Köcher verlassen und zum Aufstieg entschlossen. Noch immer ist sie aber von einer Puppenhülle umgeben, derer sie sich an der Wasseroberfläche – manchmal auch an Land – entledigt. Fest steht jedoch ohne Zweifel, dass Puppen nicht nur in der Zeit des unmittelbaren Schlupfs zum erwachsenen Insekt, sondern besonders auch beim Aufstieg und beim Verlassen ihrer Puppenhülle, in Massen von Fischen abgefangen werden. Es lohnt sich somit sehr, beim ersten Anblick einer geschlüpften Köcherfliege – bevor Forelle und Äsche voll und ganz auf erwachsene Köcherfliegen eingeschworen sind – dass hektische Treiben unter Wasser zu nutzen.
Bindematerial
Haken Scudhaken z.B. Partridge CZ #10
Bindefaden UTC 140 schwarz
Körper Antrondubbing creme
Segmentierung Pheasant Tail 6-8 Fibern
Kopf Kugelkettenaugen 2mm
Thorax Hasenfell aus der Maske Nähe der Ohren in braun
Haken einspannen und Grundwicklung legen.
Die Fasanenfibern mit der Spitze nach vorne einbinden.
Mit dem Bindefaden einen Unterkörper formen.
Den Bindefaden mit dem Antron andubben und eine Wicklung legen.
Nun Abwechselnd die Fasanenfibern vorklappen, mit einer Wicklung Dubbing fixieren, danach 2 Wicklungen Dubbing und den Fasan darüber legen.
Eine Portion Hasenhaare aus dem Bereich zwischen den Ohren entnehmen, und die Unterwolle ein wenig auszupfen.
Die Kugelketten ca 5mm hinter dem Öhr einbinden und fixieren.
Eine Schlaufe legen, oder den Faden spalten und die Hasenhaare einlegen und verdrallen.
Mit dem Strang füllen wir nun die Lücke zwischen Körper und Augen auf, dabei achten wir darauf das die Fasanenfibern nach hinten stehen, diese werden …
…anschließend nach vorne zwischen die Augen gelegt und mit 2-3 Wicklungen fixiert, dabei werden die nach oben abstehenden Hasenhaare nach unten gezogen.
2 Fasanenstoßfederfibern werden als Fühler eingebunden, und die Fliege mit dem Kopfknoten abgeschlossen. Ein Tropfen Lack zur Sicherung schließt die Fliege ab.
Forelle & Äsche und Marco Reisen wünschen viel Spaß beim Nachbinden!
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