Nur wenige Fliegenfischer haben die Gelegenheit um diese Jahreszeit noch im Wasser zu stehen. Andere verzichten ganz darauf. Sei es wegen des unbeständigen Wetters, sei es das Äschen in den Haus- und Hofgewässern eine untergeordnete Bedeutung spielen. Die Hartgesottenen – die sich weder vom einen, noch dem anderen abhalten lassen – werden feststellen, dass das Nahrungsaufgebot der letzten acht Monate, seltener in Erscheinung tritt. Und trotzdem sieht man nicht selten das Wasser von Ringen überzogen, obwohl kein augenscheinliches Insekt auf der Oberfläche treibt. Wovon ernähren sich die Fische dabei wohl, wird man sich manchmal fragen?
Die Antwort darauf findet sich bereits in historischen Büchern zum Thema Fliegenfischen und -binden und wird auch unter dem Namen ‘Black Curse – Schwarzer Fluch’ geführt. Denn trotz der geringen Größe der ‘Black Flies’ – ein Sammelbegriff für verschiedene Arten an Bibios als auch Mücken – ernähren sich Forelle & Äsche oft exklusiv von diesen winzigen Insekten, die kaum größer als 3mm werden. Nicht wenige Buchkapitel wurden dem Thema ‘reed smuts – winzige Schilffliegen’ zu Beginn des modernen Trockenfliegenfischen gewidmet. Das einstimmige Urteil? Unfangbare Fische! Was sicherlich zu einem gewissen Grad, dem Mangel an passenden Haken im späten 19. Jhdt. zuzuschreiben war. Frederic Halford führte zwei Muster unter dem Namen ‘Black Gnat’ dafür auf. Doch vergleichen mit Haken der Jetztzeit, war deren Größe von #17, noch immer etwas überdimensioniert für diese Winzlinge der Insektenwelt.
Trotzdem begannen in den 60er – 70er Jahre des letzten Jhdt., die amerikanischen Fliegenfischer Vincent Marinaro und allen voran Ed Koch, sich dem Thema Mikrofliegen ernsthaft zu widmen. Eine in den USA mittlerweile bedeutende Taktik, für den Fang von Forellen mit der Fliege. Zusammengefasst wurde dieses Nischeninteresse unter ‘Midge Fishing’ und steht für das Fliegenfischen mit Mustern in der Größe #18 – 28.
Zugegeben kleine Größen, die aber nicht nur auf Mücken oder andere Zweiflügler zutreffen. Eintagsfliegen sowieso und selbst Köcherfliegen sind oft deutlich kleiner, als sie von Bindemustern in den Standardgrößen #12-16 abgedeckt werden. Somit nehme ich diese Imitation einer Kriebelmücke zum Anlass, erste vorsichtige Schritte zu wagen, Insektenimitationen auf kleinsten Hakengrößen zu binden.
Marco Reisen – Black Gnat Spider
Weichhechel Fliegenmuster des englischen Nordens – NorthCountry Spiders – eigenen sich besonders für den Einstieg in diese herausfordernde Bindeweise. Es ist sicherlich zutreffend, dass man über kurz oder lang, sein Bildmaterial mit eigens für diesen Bindestil gedachten Fäden, Fellen und Federn ergänzen wird wollen. Bei diesem Muster reicht es jedoch aus, zu einem etwas feineren Standardfaden zu greifen. Durch die geringe Größe der Fliegen, verzichtet man beim Binden auf aufwendige Details und bemüht sich einzig darum, Form, Farbe und Größe anzudeuten – auch ein Vorteil wie ich finde.
Bindematerial:
Haken: Nassfliege 18-22
Faden: UNI 8/0 Black
Körper: Fasanenstoß schwarz gefärbt
Hechel: Weichhechel z.B. Henne oder Sumpf, Teich- und Moorhuhn
Haken einspannen hier Größe #18
Grundwicklung legen
2Fibern einer schwarz gefärbten Fasanenstoßfeder mit der Spitze voran einbinden
Körper bilden
Eine Schwarze Hennenhechel mit der Spitze einbinden
Die Hechel um den Haken winden, und dabei die Fibern nach hinten streifen.
Kopfknoten und fertig ist der schnell gebundene, zugleich sehr fängige Black Gnat Spider. Viel Spaß beim Nachbinden wünschen Marco Reisen und Forelle & Äsche
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Volker Krause says
Als Black Flies habe ich in Canada kleine schwarze Ungeheuer kennengelernt, die einen regelrecht beißen, so dass ein Blutstropfen von der Bissstelle herabläuft.
Gruß Volker
Tankred Rinder says
Jaja – auch die Kriebelmücken stürzen sich blutrünstig auf alle Warmblüter in ihrem Weg. Den Fischen schmecken sie trotzdem allemal.
Viele Grüße, Tankred