© flickr: Roger Sanderson
Der von mir hoch geschätzte Oliver Kite verglich Nymphenfischen zur Maifliegenzeit mit ‘spiritueller Prostitution’. Oh well – man kann mit seinen Helden nicht immer 100% übereinstimmen. Vor allem dann nicht, wenn er im selben Atemzug in ‘Nymph Fishing In Practice’ (1963) seinen Ansatz – damals noch immer höchst umstritten – so umschreibt: “Er (der Nymphenfischer) ist frei sein eigenes Konzept des Nymphenfischens innerhalb der Vereinsordnung des befischten Gewässers zu formulieren, gemäß persönlicher Einschränkungen die ihm sinnvoll erscheinen und unter Berücksichtigung der Umstände und seinem eigenem Können.” Die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts sind Gott sei Dank aber lange vorbei – auch wenn heutzutage erstaunlich viele Menschen sich ein Zurückdrehen der Uhr in diese Zeit wünschen.
Ein Umstand der aber zur Maifliegenzeit beobachtet werden kann, ist das Ausbleiben dichter Schwarmflüge. An nur ganz wenigen Flüssen – die Wiesent wäre ein Beispiel – kann man den Kalender nach dem Maifliegenschlupf richten. Für die meisten von uns, bleiben Maifliegen tatsächlich ‘Eintagsfliegen’, deren ausbleibender Massenschlupf Forellen nicht dazu veranlasst sich auf eine einzige Insektenform oder -gruppe einzustellen. Selbst Reisinger et al. bemerken in ihrem Benchmarkwerk ‘Entomologie für Fliegenfischer’: “In Zentraleuropa kommt die Art zwar verbreitet vor, doch erreicht sie nur in wenigen Gewässern…, ähnlich hohe Dichten und damit größere fischereiliche Bedeutung.”
Entomologisch ist es belegt und die Erfahrung vieler Fliegenfischer bestätigt, dass Insekten erst in bestimmter Quantität schlüpfen müssen, bevor Fische die meisten anderen Nahrungsquellen ignorieren. Und selbst dann machen Forellen – opportunistische Vielfraße die sie nun mal sind -, noch lange keinen Bogen um Nahrung die vor ihr Maul treibt. Warum also nicht in den nächsten Wochen, Form und Farbe und Größe der gewöhnlich benutzten Nymphen etwas anpassen, aus der Überzeugung, dass auch große Nymphenimitate dankbare Abnehmer finden werden? Alternativ kann wer möchte, natürlich verträumt der am Wasser treibenden Maifliegen Dun hinterherblicken, in der Hoffnung dass eine Forelle ihr Schicksal besiegelt.
Marco findet, dass dieses Muster so schnell und einfach gebunden wird, dass es schon verboten sein müsste. Er fischt dieses Muster ganz nach der Manier wie Roman Moser es beschrieb – nämlich sehr aktiv. Den aus seiner Sicht größten Fehler den man machen kann, ist diese Fliege ohne Leben oder gar Dead Drift zu fischen. Je mehr Bewegung die Nymphe erhält, desto attraktiver wird diese für Forellen. Keine Scheu, einfach mal ausprobieren. Dabei variiert er auch gerne die Farbe, je nach Gewässer mal mehr gelblich mal mehr ins creme- oder beigefarbene. Als Haken benutzt er meist den #8er aber aus seiner Erfahrung haben sich auch 10er und 6er bewährt. Sollte das Wasser angetrübt sein, rät er zu einer orangen Tungstenperle. Fazit: ein Muster welches er schon viele Jahre unverändert bindet und mit großem Erfolg fischt.
Material
Haken: Gamakatsu F11 in #8
Perle: Tungsten 3,3mm Black
Faden: Uni 6/0 Tan
Feder: Marabou Strung Tan
Dubbing: UV Nice Dubbing Tan und Braun
Haken einspannen und eine Grundwicklung legen
Marabou mit etwa 1,5facher Hakenlänge einbinden und am gesamten Schenkel festbinden
Faden mit dem UV Nice Dubbing in Tan aufdubben
Mit dem Braunen Dubbing den Thorax direkt hinter der Perle formen.
Kopfknoten anbringen und mit einem Stück Klett, die Fliege schön buschig ausbürsten.
Fertiger Maifliegen Jig – danke Marco!
Durch Sven Ostermanns Ausfall diese Woche, muß ich mich wohl selbst einbringen. Zu groß sind die Fußstapfen in die ich trete – bindetechnisch und fotografisch, aber was soll’s – interessant ist das Muster allemal und vielleicht fühlt sich der eine oder andere dazu veranlasst, sich daran zu versuchen – wahrscheinlich besser als ich es kann.
Für dieses Muster habe ich mich von zwei ganz großen Fliegenfischern und Fliegenbindern inspirieren lassen. Zum einen vom großartigen Dick Walker, der nachdem er das Karpfenfischen bezüglich Technik und Getackle revolutionierte, sich voll und ganz dem Fliegenfischen verschrieb. Während viele seiner Kollegen darauf warteten, dass Forellen doch endlich zu steigen beginnen, ob des schieren Angebots an geschlüpften Gemeinen Eintagsfliegen (Ephemera Vulgata), vertrieb er sich die Zeit damit Danica Nymphen zu entwerfen, um den Mitstreitern erneut die Nase vorn zu haben. Bis heute eine der wenigen naturnah wirkenden Maifliegennymphen.
Den anderen Anstoß holte ich mir beim unübertroffenen Barry Ord Clarke, dessen Fliegen trotz geringer Komplexität, auf Fotos scheinbar ein Eigenleben entwickeln. Und was ich bei beiden ohnehin am meisten schätze ist die Tatsache, dass beide in erster Linie Fliegenfischer sind, deren Kreationen einen gehörigen Test durchlaufen, bevor sie auf eine gierig nach dem nächsten Wundermuster lechzende Community losgelassen werden.
Material
Haken: Kamasan B830 #10
Beschwerung: Wickelblei
Faden: Sheer Cobweb braun 6/0
Schänzchen/Rippung: Straußenfeder Zimt
Körper: Wolle weiß/creme
Flügelscheide/Beinchen: Fasan Stoßfeder
Thorax: Robbenfell Dubbing Tan
Grundwicklung legen und im Thoraxbereich einige Windungen Blei anbringen
Ich überwickle die Bleilage ganz gerne – ist aber nicht zwingend nötig. Drei Straußenfedern Stränge als Schwänzchen einbinden. Dafür sorgen, dass diese so gut es geht wie ein Fotostativ abstehen.
Die beiden äußeren Stränge der Straußenfeder abschneiden. Ein Stück Wolle einbinden und damit den Körper formen.
Mit der Straußenfeder eine Rippung wickeln – bei dieser Fliege schätze ich eine doppelte Wicklung pro Rippung, da die Segmentierungsstreifen der Danica stark akzentuiert sind.
Die Fibern auf der Oberseite des Körpers entfernen. Die verbleibenden Fibern sollen die Tracheenkiemen der Nymphe andeuten.
Einige Fibern vom Fasanenstoß am Beginn des Thorax einbinden.
Mit Dubbing den Thorax formen.
Fasanenfibern nun nach vor, über den Thorax klappen. Die Spitzen auf beide Seiten trennen, nach hinten klappen und mit einem Kopfknoten abschließen.
Voilà – die fertige Fliege. Ein go-to Muster für mich während des ganzen Mai bis Mitte Juni.
Viel Spaß beim Nachbinden wünschen Marco Reisen und Tankred Rinder
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Klaus-Peter Hansen says
Hallo Tankred,
Marco hat recht, in Dead Drift bringt keine Maifliegennymphe etwas. Aber, im Wetfly Swing verangelt meist nur kleine Forellen! Wobei ich nichts gegen die Angelei mit Nassfliegen habe. Die Maifliegennymphe ist, im wahrsten Sinne des Wortes, tödlich. Ich verwende sie daher nicht mehr. Die wirklich lohnenden Fische bekommt man auf Emerger und trockene Muster.
LG Klaus-Peter
Tankred Rinder says
Hallo Klaus-Peter,
interessante Erfahrungen die du mit mir und den Lesern von F&Ä teilst. Die manchmal negativen Ergebnisse des Wetfly Swings kann ich zu 100% bestätigen.
Während einer heißen Schlupfphase mit Bissen an der Oberfläche, würde ich auch niemanden eine Nymphe nahelegen. Doch um die Mittagszeit, noch bevor die Danicas tanzen, greife ich bedenklos zur Nymphe. Selbst an der Wiesent und auch in der dead drift, lässt sich die eine oder andere Schönheit verleiten. siehe Link
Wie schön, dass NIE und IMMER im Fliegenfischen keinen Platz haben – es würde uns sonst langweilig werden, oder?
LG und weiterhin tight lines, Tankred
SvenOstermann says
Tut mir ja leid und Deine Maifliegennymphe finde ich klasse.
Tankred Rinder says
Danke, danke Sven – freue mich auf Deine weiteren Beteiligungen!
LG Tankred