© Walter Reisinger
Die Maifliegenzeit wird nicht zu Unrecht von vielen FliegenfischerInnen als das Sahnestück der Saison angesehen. Zu kaum einem anderen Zeitpunkt des Jahres stehen die Chancen ähnlich groß, dass kapitale Forellen Vorsicht über Bord werfen und ihre muskelstrotzenden Schultern an der Oberfläche zeigen. Weit geöffnete Mäuler durchstoßen gemächlich die Wasseroberfläche, um eine Proteinpackung nach der anderen zu verschlingen. Wirbel unter der Wasseroberfläche deuten darauf hin, dass viele der aufsteigenden Maifliegennymphen, nie die Oberfläche erreichen werden um sich von ihrer Hülle zu befreien und im Glanz und der Wärme der Sonne ihre Flügel zu trocknen.
Abgesehen von ihrer Eleganz und Größe – beinahe doppelt so groß wie ihre nächsten Verwandten – zeichnet sich Ephemere Danica durch ihre Verlässlichkeit und Vorhersehbarkeit aus. Trifft man auf produktive Schlüpfe in unseren Breiten am häufigsten an Kreide- und Kalkflüssen, so kann man selbst an heimischen Seen auf ergiebige Maifliegenschlüpfe stoßen. Oft von Danicas enger Verwandter Ephemere vulgata, die sich nur farblich von Danica unterscheidet und es dunkler gezeichnet ist.
Maifliegen sind weit verbreitet und in beinahe allen europäischen Ländern zu finden – auch wenn fairerweise betont werden muss, dass ihr Auftreten in Europa, selten Ausmaße erreicht wie in Irland oder Großbritannien.
So überrascht es nicht, dass durch den Einfluss englischsprachiger Literatur zu Fliegenfischen und Fliegenbinden, auch hierzulande Muster zum Einsatz kommen, die ursprünglich für die großen irischen Seen Lough Mask und Lough Corrib als auch für die klassischen Kreideflüsse River Itchen und River Test gedacht waren. An letzteren Gewässern widmen sich die Imitationen der Fliegenfischer oft dem Spinner (eiablegende Weibchen) oder der Spent Mayfly (nach der Eiablage sterbende Weibchen). Imitationen für die wind- und wellengebeutelten irischen Loughs nehmen hingegen in erster Linie, beim oder Nach dem Schlupf verunglückte und ertrunkene Insekten in den Fokus. Und diesem Stadium, der nassen oder aufsteigenden Maifliege widmet sich dieser Beitrag.
Walter Reisinger – Ephemera Danica – Bubble Mayfly Emerger
Die dargestellte Fliege ist eine Variante eines Mayfly Emergers, den Walter Reisinger für die Fischerei zur Maifliegenzeit in Irland am Lough Mask entwickelte und dort erfolgreich fischte – das irische Muster ist am Titelfoto dieses Beitrags zu sehen. Emergers erfreuen sich in den letzten beiden Jahrzehnten steigender Popularität, da sie den kritischen Punkt des Insekts beim Schlupf zur adulten Fliege imitieren. Ein Prozess, der für das Insekt mühevoll und relativ langwierig ist und oft fatal endet – entschlüpft das Insekt der Hülle nicht, ertrinkt es und man spricht von einem ‘Stillborn’.
Bindematerialien:
Haken: TMC 5212, Größe 10
Bindefaden: gelb/dunkelbraun
Hinterleib: Floss beige (weiss), darüber eine Hahnenhechel silver badger
Rippung: Goldfaden fein
Körperhülle: Stockente-Flankenfeder gefärbt Wood Duck
Kopfhechel: Rebhuhnfeder gelb oder gelboliv gefärbt
Bindefaden anlegen, hinten das Floss und den Rippungsfaden anlegen, vorne die Hechel einbinden.
Den Körper mit dem Floss formen, die Hahnenhechel in engen Wicklungen palmerartig nach hinten winden, mit dem Goldfaden abfangen und diesen in Gegenrichtung zu den Hechelwindungen nach vorne führen. Dabei wird die Hechel gesichert. Eine Stockente-Flankenfeder auswählen. Die Fibern sollen maximal doppelt so lange wie der Hakenschenkel sein.
Die Flaumfedern wegzupfen, die Feder wie im vorhergehenden Schritt abgebildet vorbereiten und mit der Spitze einbinden.
Die Feder wie einen Hechelkranz anwinden. Nach jeder halben Wicklung die Fibern nach hinten streifen. Den Kiel festbinden und das überstehende Ende abschneiden. Den Faden mit einem halben Schlag sichern und abschneiden.
Die Fibern wie abgebildet nach vorne streifen und den Bindefaden hinten anlegen. Im Gegensatz zur Preska-Nymphe darf der Bindefaden auf keinen Fall in den Hakenbogen geführt werden, weil dies die flache Schwimmlage behindert. Die Fibern auf der Unterseite so gut es geht mittig teilen. Auf diesem Foto der Blick von unten.
Auf diesem Foto der Blick von vorne.
Mit der linken Hand alle Fibern nach hinten oben ziehen, auf den Hakenschenkel legen und mit dem Bindefaden durch zwei/drei Windungen in dieser Stellung fixieren.
Mit einer Nadel wie abgebildet die Fibern beidseitig vorsichtig öffnen und in Richtung Hakenöhr ziehen. Falls dies nicht beim ersten Mal gelingt den Bindefaden aufmachen und den vorigen Schritt wiederholen. Mit einem Kopfknoten abschließen. Den Knoten mit einem Tropfen Sekundenkleber sichern.
Die Hechelfibern auf der Unterseite mit einer Schere wegschneiden.
Den braunen Bindefaden anlegen. Die Rebhuhnfeder (gleich der Stockenten-Flankenfeder) vorbereiten und einbinden. Die Fibern sollten so lange wie der Hakenschenkel sein.
Mit einem Kopfknoten abschließen und den Kopf lackieren. Die fertige Fliege – gutes Gelingen beim Nachbinden.
Sven Ostermann – Ephemera Danica – Gosling
Sven Ostermann machte uns die Freude, eine der wohl geläufigsten und erfolgreichsten irische Maifliegen Imitation zu binden. Als Nassfliege für eine klassische drei-Fliegen Montage gedacht, wurde die Gosling ursprünglich am Top- oder Middle Springer befestigt um eine schlüpfende oder verunglückte Maifliege zu imitieren. Das Volumen und die Färbung des Musters, räumen jedoch auch bei heimische Forellen jede Art des Zweifels aus. Nicht wenige gestandene Fliegenfischer schwören auf dieses Muster und so mancher kapitalen Forelle mitteleuropäischer Herkunft, wurde die Gosling zum Verhängnis.
Bindematerial:
Haken: Daiichi 1180 #10
Bindefaden: Dyneema
Schwänzchen: drei Fasanenstoßfiebern natur
Körper: Light Olive Eichhörnchendubbing SLF
Rippung: Goldtinsel
Unterhechel: Hot Orange Hahnenhechel
Kopfhechel: Stockente Flankenfeder (Mallard)
Den Haken einspannen, das Tinsel anlegen und eine Grundwicklung anbringen.
Drei Fasanenstoßfedern als Schwänzchen an der Hakenbeugung einbinden. Um einen gleichmäßigen Körper zu erhalten, die Fibern bis nahe ans Hakenöhr niederbinden und erst an dieser Stelle die Fibernreste abschneiden.
Den Bindefaden an das Hakenende zurückführen. Dort einen vorbereiteten Dubbingstrang einbinden und den Bindefaden wieder nach vor führen. Das Dubbing kann auch in einer Schlaufe verarbeitet werden oder man kann den Faden auch spleißen. Da Sven jedoch Dyneema in 10/0 – 12/0 benutzt, trägt eine volle Schlaufe nicht auf, bietet jedoch mehr Kontrolle.
Den Dubbingstrang auf etwa 2/3 des Haken winden.
Mit dem Goldtinsel in gleichmäßigen Windungen die Rippung des Körpers vornehmen.
Die gefärbte Hahnenhechel im 45° Winkel einbinden.
Danach mit zwei bis drei Windungen, die Unterhechel anbringen.
Die Stockenten (Mallard) Hechel am Haken aufliegend einbinden.
Etwa drei bis viermal um den Körper der Fliege winden. Nach jeder Windung die Fibern nach hinten streichen, um zu sorgen dass die Fibern wie eine Hülle um die Fliege liegen. Letzlich mit einem Kopfknoten versehen und lackieren. Fertig – die pulsierende Gosling!
Hans Hilgers – Ephemera Danica – French Partrigde Mayfly
Hans Hilgers hat sich für eine Maifliege entschlossen, die wie so manches Muster sowohl trocken als auch nass gefischt werden kann. Die Buschigkeit der Rebhuhnhecheln lässt das Muster für einige Sekunden trocken an der Oberfläche fischen. Sinkt die Fliege ab, lohnt es sich das Muster nass unter der Oberfläche dahin treiben zu lassen. Forellen werden die French Partrigde Mayfly als totgeborene Maifliege betrachten.
Bindematerialien:
Haken: Trockenfliegenhaken Größe 10
Bindefaden: Primrose
Schwänzchen: Fasanenstoßfedern
Körper: Bright Yellow Floss
Körperhechel: Braune Hahnenhechel
Kopfhechel: Französisches Rebhuhn/ French Partridge
Den Haken einspannen und drei bis vier Fasanestoßfibern an der Hakenbeugung einbinden.
Eine braune Hahnenhechel an der Hakenbeugung anbringen und etwa 10-15cm gelbes Floss einbinden.
Mit dem Floss zuerst den Körper bilden und das Floss vor dem Öhr abbinden. Die Hahnenhechel im Palmer Stil um den Körper winden und am Körperende abbinden.
Die Rebhuhnhechel an der Federspitze einbinden und danach drei bis viermal um den Haken winden. Nach jeder Umwindung die Fibern nach hinten streichen.
Abbinden, mit einem Kopfknoten versehen und lackieren. Fertig ist die French Partridge Mayfly. Viel Spass beim Nachbinden.
Ephemera danica – Mayfly Emerger
Ich entschied mich bei der Maifliege für ein Emerger Muster im Parachute Stil. Im diesem Stil gebunden sitzt die Fliege trocken im Oberflächenfilm und wird von der parallel zum Haken gewundenen Hechel an der Oberfläche gehalten. Der Stamm um den die Hechel gewickelt wird, dient zugleich als Sichthilfe.
Bindematerial:
Haken: Partridge Klinkhammer #16 (Klinkhammer Haken sind riesig, #16 entspricht regulärer Hakengröße 12)
Sichthilfe/ Hechelstamm: Parachute Antron (weiß)
Bindefaden: UNI-Thread Tan
Nymphenhülle: Kalbsschwanz (die Hülle von der sich die Nymphe befreit)
Körper: Hare-Tron light olive
Rippung: Bindegarn hellbraun
Thorax: Robbenfell schwarz
Hechel: Badger
Den Haken im Bindestock einspannen und das Antron mit Achterwicklungen 1/3 vor dem Öhr befestigen
Das Antron an beiden Seiten fassen, hochhalten und einen Stamm bilden.
Ein Büschel Kalbsschwanzhaare nehmen und an der Hakenbeugung befestigen.
Die Bindereste nicht sofort entfernen sondern entlang des Hakens niederbinden und einen gleichförmigen Körper bilden. Am Hakenende den braunen Bindefaden anbringen.
Das Dubbing bis an den Hechelstamm führen.
Mit dem braunen Bindefaden den Körper rippen und eine Badger Hechel im 45° Winkel am Hechelstamm einbinden.
Die Hechel in drei bis vier Windungen um den Stamm legen und abbinden, ohne dabei die Fibern nieder zu binden.
Etwas schwarzes Dubbing unter der Hechel anbringen und damit den Thorax formen. Mit einem Kopfknoten versehen und abbinden. Die Nymphenhülle auf die gewünschte Länge stutzen – etwa eineinhalb Körperlängen – und fertig ist der Maifliegen Emerger. Viel Spass beim Nachbinden.
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