© Walter Reisinger
An Tagen wie diesen – noch eine Woche bis zur Saisoneröffnung, die in diesem Jahr besonders vielversprechend erscheint. Sonnige, warme Frühlingstage die nicht nur unsere Gemüter in Verzückung bringen. Auch das aquatische Insektenleben wird von diesen Temperaturen in Aufregung versetzt. Noch ist das Wasser sehr kühl doch mit ein wenig Glück, nützt auch Baetis Rhodani – die robuste Large Dark Olive – die warmen Mittagsstunden der kommenden Tage, um endlich vom Gewässergrund aufzusteigen und sich ihrer Nymphenhülle zu entledigen. Die Wettervorhersage macht Hoffnung, pünktlich zum Saisonstart tatsächlich einen Insektenschlupf zu erleben.
Ich bin bei meiner Fliegenwahl sicherlich nicht katholischer als der Papst. Wenn es mehr Aussicht verspricht, knüpfe ich ohne viel Aufhebens zum Saisonstart Streamer, Jigs und Goldkopfnymphen an das Vorfach. Doch die reelle Chance, mit einer Imitation dieser hartgesottenen Eintagsfliege, die nur wenig Sonnenschein und etwas Temperatur benötigt, um in der Zeit von Februar bis April ihre Gene weiterzugeben versetzt mich in aufgeregte Vorfreude. Der Fischfang mit Imitationen natürlicher Vorbilder ist ungleich erfüllender.
Keinen geringen Anteil an der Vorfreude muss ich Sven Ostermann und Walter Reisinger zuschreiben, die wieder einmal mit äusserst verlockenden Bindemustern, mit uns gemeinsam die Forellensaison einläuten.
Sven Ostermann – Baetis Nymphe (LDO)
Baetis Rhodani ist weit verbreitet – man findet sie in zügig fliessenden Alpenbächen, in Kreideflüssen, als auch in mäßig schnellen Gewässern der Niederungen und des Flachlands. Die Nymphen zeigen keine große Präferenz für ein bestimmtes Habits und so finden wir die Large Dark Olive, sowohl auf steinigen oder kiesigen Gewässergrund, als auch zwischen Krautbetten in Kreide- oder kreideflussähnlichen Lebensräumen. Der torpedoförmige Körper ist darauf ausgerichtet in mäßiger Strömung zackig von hier nach da zu stoßen und die Nymphen sind erstaunlich gute und schnelle Schwimmer. Wenn sich aus den Larven eine Nymphe entwickelt, nimmt die Flügelscheide eine markant dunkle Färbung an, wie sie von Sven Ostermann sehr deutlich imitiert wurde. Sehr gut gefällt mir ebenso die Nutzung eines relativ alltäglichen Materials für den Aufbau des Nymphenkörpers.
Bindematerial
Haken: Nymphe #14
Bindefaden: Dyneema
Schwänzchen: Graue Hahnenhechelfibern
Körper: Strang aus einem Gemüsesack, mit Permanent Marker oliv gefärbt
Flügelscheiden: Flexibody grün mit Permanent Marker braun gefärbt
Thorax/Beinchen: Seehunddubbing oliv (Seals Fur)
Den Haken einspannen, den Kunsstoffstrang eines Gemüsesacks um den Hakenschenkel winden und damit einige Fibern einer Hahnenhechel als Schwänzchen fixieren.
Mit dem Bindefaden eine Grundwicklung legen.
Mit dem Kunststoff einen gleichmäßigen Körper um ungefähr 2/3 des Hakenschenkel bilden.
Als nächstes das Flexibody anbringen mit dem wir später den Thorax abdecken, um die Flügelscheiden nachzuahmen.
Mit dem Seehunddubbing einen gleichmäßigen Thorax bilden und danach den Flexibody Streifen über den Thorax legen und abbinden.
Mit einem Kopfknoten versehen und lackieren. Zuletzt die Stränge des Dubbings etwas ausfransen. Viel Spaß beim Nachbinden!
Walter Reisinger – Large Dark Olive Emerger
Der Robustheit der LDO ist es zu verdanken, dass auch Trockenfliegenfischer bereits zu Anfang der Saison in den Genuss kommen, mit ihrer liebsten Taktik Forelle & Äsche nachzustellen. Das Schlupffenster mag kurz sein – in der Mittagszeit 1- 2 Stunden. Doch wenige Momente sind erfreulicher als bereits im März, wenn die Sonne noch tief steht, das Dümpeln der steigenden Fische zu beobachten. Wenn man bei diesem Muster darauf verzichtet es einzufetten und es mehr oder weniger ‘nass’ fischt, eignet es sich auch vorzüglich dazu das Stadium der Eibablage zu imitieren. Denn die weiblichen Spinner legen ihre Eier nicht an der Oberfläche ab, sondern tauchen unter Wasser um sich dort ihres Nachwuchses zu entledigen. Aufregender Stoff!
Bindematerial
Haken: TMC 2488, Größe 12
Bindefaden: Griffith Sheer 14/0, olive green
Hinterleib: Pearsall’s Gossamer Silk Thread Nr. 16 (olive green) gewachst
Thorax: Seal Fur Dubbing (Seehund) golden olive
Flügel: Rehhaar natur (hier Hirschhaar natur)
Hechel: CDC-Fibern natur und Waterhen-Fibern in der Schlaufe verarbeitet
Den Haken wie abgebildet, ca. 2 bis 3 mm vor dem Öhr biegen. Persall’s Silk anlegen. Den Faden mit Hartwachs behandeln.
Den Hinterleib formen, mit zwei halben Schlägen sichern und abschneiden. Danach mit einem Föhn den Hinterleib erwärmen (ca. 10 bis 20 Sekunden), sodass sich das Wachs verflüssigt und den Faden imprägniert.
Bindefaden anlegen. Das Dubbing anwinden und den Thorax formen.
Das Hirschhaar einbinden und festlegen und eine Schlaufe formen.
CDC-Fibern und Waterhen-Fibern gmeinsam in die Schlaufe legen und verdrallen.
Den verdrallten Faden mit den Fibern wie eine Hechel anwinden. Nach jeder Wicklung die Fibern nach hinten streifen. Den überstehenden Faden abschneiden und mit einem Kopfknoten abschließen. Bevor man den Kopfknoten macht, den Faden wieder mit Hartwachs behandeln.
Die Fliege faconieren. Alle Fibern auf der Unterseite wegschneiden. Den Kopfknoten wieder mit dem Föhn erwärmen. Die fertige Fliege – viel Spaß beim Nachbinden und Euch allen einen erfolgreichen Start in die Forellensaison 2015.
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Peter says
Ich hab’s noch nie ausprobiert, aber die G1000 Kleidung von Fjällraven wird mit Hartwachs nachimprägniert. Da diese Kleidung auch bei vielen Fischern beliebt ist, hat der eine oder andere also auch schon evtl dieses Wachs!
Ich werds bei Gelegenheit mal ausprobieren!
Viele Grüße und frohe Weihnachten :)
Peter
Tankred Rinder says
Bitte berichte uns von Deiner Erfahrung, Peter. Viele Grüße und einen großartigen Start ins Jahr 2017.
Tankred
J.V. says
Was für ein Hartwachs und woher soll man den nehmen? Welcher Shop hat so einen Hartwachs!
Tankred Rinder says
Hallo,
Hartwachs gibt es von der Firma Veniard (Tying Wax) im englischen Handel. Und natürlich vom, in Norwegen lebenden englischen Starbinder Barry Ord Clarke.
Beste Grüße
Tankred