© flickr: Mick Talbot
Irisierend blau und grün tanzen Libellen an uns vorbei, wenn wir erdrückt von der Hitze die nächste Bissflaute dazu nutzen, uns zu sammeln und ein wenig Erholung im Gras des Uferbewuchs suchen. Ich kann nicht der Einzige sein, der minutenlang dem eleganten Tanz dieser markanten, von jedermann, seiner Frau und seinem Hund erkannten Insekt folgt. Mit bangem Hoffen, dass der grazile Schwebflug plötzlich, durch eine vom Grund in die Höhe stoßende Forelle unterbrochen wird. Ein zu 99% unerfüllter Wunsch. Zu beweglich und zu agil sind Libellen, als das eine auf Ausgleich zwischen körperlicher Anstrengung und Nährwert bedachte Forelle, sich diese Mühe antun möchte. Warum auch, wenn es sich ungleich mehr lohnt, dieses Insekt in Nymphenform zu vernaschen.
Für den Stillwasser Fliegenfischer gibt es wenige Insekten von ähnlicher Bedeutung. Flussangler scheinen jedoch gelegentlich, die Bedeutung dieser Beute zu unterschätzen. Und als ich eines Tages so am Flußufer saß und wieder mal meine Augen über die unzähligen Reihen an Nymphen in meiner Fliegenbox streifen liess, musste ich an den Libellennymphen (Damsel Nymphs) stillhalten. Warum nicht dachte ich mir – der Flussabschnitt an dem ich mich befand war nahrungsreich und wenig turbulent. Langsam floss das Wasser vor sich hin, Unterwasservegetation war erkennbar und das Ufer war gesäumt von Pflanzenstielen. Beste Voraussetzungen somit für ein Vorkommen der zierlichen, jedoch äusserst räuberischen Damsel Nymphe. Eine richtige Entscheidung, wie sich schon bald herausstellen sollte.
Bestens getarnt zwischen Wasserpflanzen mit ihrer oliv bis braunen Färbung, kriecht die Damsel Nymphe auf ihre Beute – Larven von Chironomiden und Eintagsfliegen, Wasserflöhe und Kaulquappen – zu, um dann blitzschnell vorzustoßen und die nichts ahnenden Opfer mit einem Extrapaar kräftiger Klauen zu fassen. Ihren großen Augen entgeht keine noch so kleine Bewegung im Wasser und für Larven aller Art, werden sie zu ähnlicher Bedrohung wie Fische.
Zum Schlupf schwimmen die Nymphen in raschen, schlängelnden Bewegungen an die Oberfläche, auf der Suche nach Gräsern, Wurzel oder Stöcken, um an Land zu kriechen und die finale Häutung vorzunehmen. Forellen entgeht diese Migration natürlich nicht und mit ungestümen, planschenden Attacken greifen sie sich diese kalorienreiche Beute. Diese Steigform muss also nicht immer auf schlüpfende Köcherfliegen hinweisen.
Für den Stillwasser Fliegenfischer sind Damsel Nymphen ohnehin unerlässlich und viele Forellen verdanken diesen Insekten ihr Übergewicht. Dass aber an passenden Flussabschnitten, besonders an warmen Tagen zwischen Juni und August diese Nymphen vielleicht den Unterschied zwischen Erfolg und Flaute ausmachen können, ist vielleicht eines der best gehüteten Geheimnisse.
Sven Ostermann – Damsel Nymphe
Versucht man den langen Körper der Damselnymphe zu imitieren, gibt es dazu mehrere Ansätze. Fliegenbinder für die es etwas schneller gehen soll, ziehen dazu einen langschenkeligen Haken herbei und deuten den extralangen Körper mit einem Marabou-Schwänzchen an, dass bis zu 1 ½ so lang ist wie der Körper am Haken selbst: fix – fertig – fängig. Mit etwas mehr Anspruch an das eigene Binden, kann man natürlich wie Sven in diesem Beispiel, versuchen den Körper naturgetreuer aussehend zu binden.
Bindematerial:
Haken: Nymphenhaken #10
Bindefaden: Nano Silk 18/0
Schwänzchen: 3 kleine Streifen cremefarbener Kunstbast
Körper: cremefarbener Chenillefaden
Flügelscheiden: cremefarbener Kunstbast
Beinchen: Straggle-String braun von Semperfli
Augen: zwei grüne Glasperlchen auf Nylonfaden Enden angeschmolzen
Zuerst werden drei schmale Streifen (2-3mm) Kunstbast leicht verschränkt auf dem Chenillefaden eingebunden und die Einbindestelle mit Lack gesichert.
Danach wird der Chenillefaden in der Hakenschenkelmitte eingebunden, so dass ein ca. 2,5-3 cm Hinterkörper entsteht.
Dann werden das Straggle String für die Beinchen und der Kunstbast für die Flügelscheiden angebracht.
Nun den Straggle String mit vier bis fünf Windungen Richtung Öhr winden und abbinden.
Danach den Kunstbast für das erste Flügelscheidensegment, mit Hilfe einer Dubbingnadel, nach vorne klappen und abbinden. Erneut zwei bis drei Windungen mit Straggle String nach vorne und dann direkt am Öhr fixieren. Hier nun das Glasperlchen-Augenpaar befestigen und mit Kreuzwicklungen sichern. Der Bindefaden liegt rechts von den Augen am Öhr.
Nun den Kunstbast über die Augen nach vorne nehmen und abbinden. Den Faden nach links neben die Augen legen und den Kunstbast wieder zurück klappen und mit dem Faden festlegen. Den nach hinten überstehenden Kunstbast so abschneiden, dass das zweite Flügescheidenpaar entsteht. Kopfknoten und fertig. Vielen Dank an Sven Ostermann für das interessante Muster. Viel Spaß beim Nachbinden!
Marco Reisen – Wiggle Tail Damsel Nymphe
Dem notorisch schwierigsten Teil der Imitation von Damsel Nymphen – die schlängelnde Fortbewegung, die den Anschein erwirkt, als wäre der Körper der Damsel Nymphe zweigeteilt – wird von besonders motivierten Fliegenbindern Rechnung getragen, indem tatsächlich zwei getrennte Körperteile beim Bindevorgang zum Einsatz kommen. Wer diese Herausforderung an sein Damsel Nymph Muster sucht, für den ist die folgende Bindeanleitung gedacht. Das Prinzip dabei, lässt sich auch hervorragend bei der Imitation von Meeresbewohnern wie Seeringelwürmer etc. umsetzen.
Bindematerial:
Haken: 1x Opferhaken, 1x #10 Nassfliegenhaken zb. B175
Schwänzchen: Marabou Grün/Olive
Körper: MFD Big Fly Dubbing Olive
Rippung: Floss Grün
Beine: Rebhuhn Feder Olive
Augen Kugelkette passend zur Größe des Hakens
Flügelabdeckung: Schwarzes Floss
Etwas Lack, ein Stück 0.20er Mono Schnur und olivenfarbener Bindefaden
Den Opferhaken einspannen und die Grundwicklung legen. Dabei darauf achten das der Haken ein gerades Öhr besitzt.
Das Marabu als Schwänzchen und gleichzeitig ein Stück grünes Floss einbinden.
Den Faden mit dem Dubbing vorbereiten.
Und einen schönen Körper formen.
Rippung legen, Fliege abbinden und ausbürsten.
Den Hakenbogen abkneifen und fertig ist der Wiggle Tail.
Nun den vorderen Haken einspannen und eine Grundwicklung legen.
Auf einem Stück Monofil wird der Schwanz aufgezogen und auf dem Haken feste eingebunden. Wer mag, sichert diesen Bindeschritt mit etwas Lack, oder Sekundenkleber.
Jetzt nehmen wir ein Bündel von dem Big Nymph Dubbing und binden dieses nach hinten stehend, bis über das Öhr des Wiggle Tails ein.
Das vordere Teil des Dubbings klappen wir hach hinten und fixieren es mit 2-3 Wicklungen Bindefaden. Dadurch entsteht eine Art Trichter, der den Übergang vom Körper zum Tail schön verdeckt und zu einer Einheit verschmelzen lässt.
Ein Stück grünes Floss als Rippung einbinden und den Faden wieder andubben.
Vier Stränge schwarzen Floss mittig einbinden.
Eine Rebhuhnfeder vom Flaum befreien, die Fibern nach hinten ziehen und mit der runden Seite nach unten, die Spitze zum Öhr hin mittig vor dem Floss einbinden.
Hinter dem Öhr, wird nun eine Paar Augen Kugelketten eingebunden.
Jetzt den Zwischenraum mit Dubbing auffüllen.
Die Rebhuhnfeder wird jetzt nach vorne geklappt und hinter den Augen fixiert.
Anschließend wird das Floss über die Feder gelegt, wobei wir darauf achten, dass der Kiel der Feder unter dem Floss mittig liegt. Mit einer Achter-Wicklung wird das Floss vorne inmitten der Augen fixiert.
Das Floss wird jetzt nach hinten geklappt, und mit einer Wicklung direkt hinter dem Auge niedergebunden.
Zwei Kopfknoten schließen die Fliege ab. Jetzt noch ein Tropfen Bindelack auf den Knoten aufgebracht, und fertig ist die Wiggle Tail Damsel.
Die Fliege im nassen Zustand. Schön sieht man, dass der Körper durch diese Bindetechnik verschmilzt. Herzlichen Dank Marco Reisen für das spannende Muster. Viel Spaß beim Nachbinden!
Eingangs hatte ich ja erwähnt, dass erwachsene Damsel Fliegen oder Libellen, so gut wie nie für Forellen als Beute attraktiv sind. Dass ‘immer’ und ‘niemals’ im Fliegenfischen keinen Platz haben, unterstreicht dieses Video, aufgenommen an einem neuseeländischen Fluss, sehr eindrucksvoll. Welch wichtige Forellennahrung Libellen in Flüssen und Seen in all ihren Entwicklungsstadien sind, mit Sicherheit auch.
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