© flickr: Christophe Quintin
Bevor wir uns einer der wichtigsten Trockenfliegen im Arsenal eines Fliegenfischers widmen, möchte ich den hervorragenden Fliegenbinder und Fotograf Marco Reisen, ganz herzlich im Team von Forelle & Äsche begrüßen. Lange bevor ich überhaupt mit dem Gedanken spielte eine eigenen Homepage zu gestalten, verbrachte ich zahllose Stunden auf der Homepage German Fly Tying Team und bestaunte die makellos gebundenen Fliegen, abgebildet durch umwerfende Fotografie. Nicht das ich jemals dachte ähnlich versiert binden zu können, zog es mich immer wieder zurück zu den formvollendeten geflügelten Trockenfliegen, den Leben versprühenden Nassfliegen, den zum Reinbeißen echt wirkenden Streamern. Habe ich mal keine Zeit, mich an speziellen Mustern für einen bevorstehenden Trip zu versuchen, besuche ich den Online Tacklehändler Marios Fliegendose – denn dort werde ich fündig nach den Mustern, frisch vom Bindestock und aus den begabten Händen Marco Reisens. Zur Kurzbiographie über Marcos Fliegenbinder Werdegang geht es hier.
Ähnlich wie ‘das kleine Schwarze’ in der Garderobe einer Frau, darf die Black Gnat in keiner Fliegenbox fehlen. Und ähnlich wie mit dem zarten Bekleidungsstück, liegt Frau/Mann mit einer Haarmückenimitation am Vorfachende nie falsch. Black Gnats sind aus dem Fliegenfischen nicht wegzudenken und wie ihre größeren Cousins die Hawthorn (Weißdorn-, Hagedornfliege), lassen sie Forelle & Äsche oft jede andere Form aquatischer Nahrung vergessen. In feuchter Erde fühlen sich die Larven am wohlsten – wenig verwunderlich also, dass die erwachsenen Mücken sich oft gefährlich nahe dort aufhalten, wo sie uns Fliegenfischern die größte Freude bereiten. Speziell von Mitte Juni an, wenn die großen Wellen der im Frühjahr schlüpfenden Maifliegen langsam verebben, stellt sich der nächste verlässliche Nahrungskandidat für unsere Schuppenträger ein. Wären Black Gnats aquatische Insekten müsste man eigentlich von einem ‘Super-Hatch’ sprechen. Ihre Flugzeit erstreckt sich über mehrere Wochen und nicht selten kann man ein Knäuel in einander verknoteter Haarmücken dabei beobachten, wie sie versuchen sich ihren Paarungspartner gegenseitig abspenstig zu machen.
Black Gnatz werden seit Jahrhunderten imitiert und in der Literatur zum Fliegenbinden gibt es bestimmte mehr als zwanzig Muster inklusive der berüchtigten ‘Knotted Midge’. Doch dazu mehr beim nächsten Mal. Nehmen die klassischen Eintagsfliegenschlüpfe erst einmal ab, verfallen Forelle & Äsche in ein Stadium der allgemeinen Nahrungsaufnahme. Wenig wird ignoriert und etwas kleines schwarzes steht immer am Speiseplan. Besonders dort wo Bäche und Flüsse von Bäumen und Sträuchern gesäumt werden, wo das Erdreich sanft und grün ans Ufer angrenzt. Seht Euch um nach gemächlichen Läufen unter überhängenden Ästen, Poolausläufen und kräuseligen Strömungskanten. Die kleinen Größen der Fliegen bedingen natürlich die Wahl feiner Tippets. Verdrallte Vorfächer unterstützen besonders in diesem Fall die punktgenau Landung unserer Trockenfliegen.
Marco Reisen – Black Gnat – Spider
Für Landinsekten fühlen sich Black Gnats ungewöhnlich stark durch Wasser angezogen. Da endet so mancher Paarungsflug ungewollte im Nassen. Die kleinen Körper mit den flach am Körper anliegende Flügel lassen Haarmücken nicht wie Segelschiffe auf der Oberfläche treiben. Somit sollten Imitationen eher im, als auf dem Wasser sitzend, fischen. Marco Reisen hat sich für eine im deutschsprachigen Raum schwer unterschätzte Spider Version der Black Gnats entschieden. Die spärliche Behechelung und der fast anorexische Körper von Spiders, vermittelt noch immer geringes Vertrauen bei vielen Fliegenfischern. Sehr zum eigenen Nachteil, wie ich meine.
Bindematerial:
Haken: #14-20
Faden: Wahlweise rot oder schwarz
Dubbing: SLF Squirrel Schwarz
Körper: UTC Wire Schwarz
Hechel: Wahlweise Schwarze Henne Star oder Dohle (Jackdaw)
Haken einspannen und etwa 10 Windungen mit dem Bindefaden legen. Auf der Unterseite den schwarzen Draht einbinden.
Jetzt mit dem Draht je nach Hakengröße 20-25Wicklungen legen und in grober Spiralrippung zurück zum Öhr. Dort mit ein paar Wicklungen festlegen.
Jetzt ein wenig Dubbing nehmen und einen kleinen Thorax formen.
Eine Feder von der Innenseite einer Dohlenschwinge mit der Spitze voran einbinden. Die Feder wird nun 2x um den Haken gewunden und mit einem Kopfknoten abgeschlossen. Etwas Lack auf den Kopfknoten und fertig ist die Black Gnat Nassfliege.
Eine weitere Variante die Marco gerne benutzt ist genauso einfach gebunden, hier wird der Körper aus Dubbing hergestellt, und die Hechel ist eine Feder vom Star.
Diese sehr einfach und schnell zu bindenden Muster sind 2 Vertreter der Black Gnat, die Marco Reisen bevorzugt im Oberflächenfilm fischt. Viel Spaß beim Nachbinden!
Walter Reisinger – Black Gnat – Stewart’s Black Spider
Ein Muster das in seiner Einfachheit so genial ist, wie in seiner Fängigkeit. Es gibt keine Berichte, die sich mit der Historie des Fliegenfischens auseinandersetzen, wo dieses Muster nicht erwähnt wird. Tatsächlich fischen wie zuvor bereits erwähnt im deutschsprachigen Raum nur wenige Menschen mit Stewart’s Black Spider. Es ist ein hervorragendes Gruppenmuster und in den hier vorgestellten Hakengrössen eine ideale Imitation der Black Gnat. Wer glaubt, dieses Muster sei einfach zu binden, wird mit der feinen, an der Hechelspitze eingebundenen Feder, vielleicht die eine oder andere Überraschung erleben.
Bindematerial:
Haken TMC 2444, Gr. 16/18
Bindefaden schwarz
Hinterleib Bindefaden
Sicherungsfaden Bindefaden
Hechel Rückenfeder vom Star
Bindefaden anlegen. Den überstehenden Faden nicht abschneiden, sondern als Sicherungsfaden für die Hechel wie abgebildet festlegen
Die Feder mit der Spitze wie abgebildet einbinden.
Die Federspitze vorne abschneiden und den Faden mit einem halben Schlag sichern. Die Hechel mit dem Sicherungsfaden verdrallen.
Hechel und Sicherungsfaden nach vorne winden, zwei bis drei Windungen. Dabei so gut es geht die Fibern nach hinten streifen. Mit dem Bindefaden abfangen.
Mit einem Kopfknoten abschließen und diesen lackieren. Die fertige – sehr fängige – Fliege.
Sven Ostermann – Black Gnat – Griffith’s Gnat
Sven hat sich für das universellste aller Gnat Muster entschieden. Benannt nach George Griffith, einem Gründervater von Trout Unlimited, stellte Griffith’s Gnat bald seine ubiquitäre Einsatzfähigkeit sowohl an Flüssen als auch Stillwassern unter Beweis. In kleiner Abwandlung zum Original, ersetzte Sven den Peacock Herl (Pfauengras) mit schwarzgefärbtem Fasanenstoß. Da es sich um einen sehr kleinen Haken #20 handelt, gefiel ihm diese Variante besser.
Bindematerial:
Haken Curved Nymph Hook #20-22
Bindefaden Dyneema
Körper Black Pheasant Tail Fibern
Hechel Grizzly
Haken einspannen, drei Fasanenstoß Fibern an der Spitze einbinden und eine Grundwicklung legen.
Eine Grizzly Hechel anbringen.
Die Fasanenfibern um den Haken winden und abbinden.
Die Grizzly Hechel mit 7-8 Windungen um den Körper legen, mit einem Kopfknoten versehen und zur Sicherung lackieren. Viel Spaß beim Nachbinden!
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SvenOstermann says
Hi Marco, herzlich willkommen im Team.