© Walter Reisinger
Sommerzeit – Terrestrial Zeit, so die einstimmige Meinung. Eintagsfliegenschlüpfe gehen erst mal zurück und Köcherfliegen nutzen die kühleren Abendstunden zur Eklosion. Was also ans Vorfach knüpfen? Mageninhaltsuntersuchungen zeigen, dass Käfer während des Sommers – aber nicht nur dann – einen großen Teil der Nahrung von Forelle & Äsche ausmachen. Selbst während einer durch die Wärme verursachten Trägheitsphase, lassen sich Salmoniden mit einer Landinsektenimitation schnell zum Zuschlagen verleiten. Denn Fische können den Energieaufwand zur Nahrungsaufnahme sehr gut abschätzen und wenige Wasserinsekten können es mit kalorienreichen Käfern aufnehmen. Ein Käfer der Hakengröße #14 hat noch immer etwas mehr Fleisch am Körper, als eine Eintagsfliege derselben Größe.
Genau diese Eigenschaften machen Käferimitationen auch zu hervorragenden Suchmustern. Denn Käfer fressende Forellen verraten ihre Anwesenheit wahrscheinlich erst wenn Eure Imitation über ihren Standplatz treibt. An kleineren Bächen und Flüssen, werden Käfer und andere Landinsekten durch das oftmalige Ausbleiben aquatischer Insekten, ohnehin zur beinahe wichtigsten Nahrung. Und diese kommt in diesem Fall tatsächlich von oben. Es ist also naheliegend seine Imitation an Uferrändern zu platzieren. Dort wo Käfer von Gräsern, Ästen und Blättern ins Wasser fallen. Dennoch sollte man niemals die Mitte eines Flusses ignorieren. Auch wenn Landinsekten an Rändern ins Wasser plumpsen, werden sie von der Strömung auch in die Mitte von Gewässern gezogen.
Die meisten modernen Käfermuster verarbeiten Kunststoff, um dem Muster Auftrieb zu verleihen und dem Fliegenfischer bessere Sicht auf seine Fliege. Allerdings sind Landinsekten schlechte Schwimmer und sinken eher früher als später. Anders als Eintagsfliegenpräsentationen müssen diese nicht sanft auf der Oberfläche abgelegt werden. Ein deutlicher Platsch bei der Landung regt das Interesse von Forellen. Käfer werden zudem deutlich öfter bei windigen Verhältnissen Opfer ihrer tolpatschigen Art und schlechten Flugkünsten und sind vom späten Morgen bis in die frühen Abendstunden aktiv. Mit dem Aufnehmen der Fliege zum nächsten Wurf soll man sich ebenfalls Zeit lassen. Etwas Drag an der Fliege ist kein Hindernis für eine Forelle, sich noch im letzten Moment über einen scheinbar hilflosen Käfer herzumachen.
Sven Ostermann – Foam Beetle
Sven Ostermann bindet aus vollster Überzeugung mit Rehhaar, um Fliegen Auftriebsfähigkeit zu verleihen. Den Argumenten zu Form und Farbe bezüglich des Foam Beetles hat aber auch er nichts entgegenzuhalten. Zum Fliegenbinden eines Käfers eignet sich kaum ein Material besser als dünner Schaumstoff – leicht zu formen und schwimmfähig. Das Besondere an diesem Muster ist der Zuschnitt der Schaumstoffplatte.
Hier sollte ein Streifen entstehen, der im Querschnitt trapezförmig ist. Dazu schneidet man die Platte im 45 Grad-Winkel so, dass ein Streifen entsteht, der auf der einen Seite etwa 4-5 mm und auf der anderen Seite etwa 2mm breit ist. Wenn man die schmale Seite nach oben zeigend einbindet und anschließend den Streifen nach vorne klappt, entsteht ein wunderschön gerundeter Rückenpanzer (Flügeldecken), die dem natürlichen Vorbild sehr nahe kommen. Eine weitere Besonderheit sind die Pearl Maylar Enden, die als “Schwänzchen” hinten überstehen, was die herausstehenden Flügelenden eines sterbenden oder bereits toten Käfers perfekt imitiert und einen zusätzlichen Reiz darstellt.
Bindematerial
Haken Kamasan B405 #12
Bindefaden Dyneema
Schwänzchen Pearl Mylar als Imitation herausstehender Flügelenden
Rücken schwarze Schaumstoffplatte (zugeschnitten nach G. Laible)
Unterkörper Pfauengras
Beinchen 30er Monofil weich
Fühler Kielenden von Fasanenstoßfibern
Eine Grundwicklung legen, zwei Streifen Mylar zur Schlaufe formen und am Hakenende fixieren.
Das Schaumstoffteil – bereits wie im Anleitungstext zu Sven Ostermann beschrieben – zuschneiden und an der Hakenbeugung anbringen.
An selber Stelle zwei bis drei Stränge Pfauengras einbinden.
Von der Körpermitte beginnend wie abgebildet, drei gefärbte (alternativ wasserfest bemalte) Monofilstränge anbringen.
In dichten Windungen um den Körpfer wickeln und ein gutes Drittel der Hakenlänge freiliegend von Bindematerial – abgesehen von der Fadengrundwicklung – lassen.
Das Staumstoffteil nach vorne klappen und am ”Körperende” fixieren.
Den vorhergehenden Schritt vor dem Öhr wiederholen und die Materialreste entfernen.
Mit einem Kopfknoten versehen und den Bindefaden mit wasserfestem Stift bemalen.Zuletzt die Beinchen, Fühler und das Schwänzchen auf die gewünschte Länge zuschneiden. Hey Presto – fertig ist der Käfer. Viel Spaß beim Nachbinden!
Walter Reisinger – Der Hexenkäfer
Walter hat dieses Muster Hexenkäfer genannt weil es in kleinen Größen dem ‘Hexerl’ ähnlich ist und gleich gut fängt. Üblicherweise fischt er es als Imitat für kleine und mittelgroße Käfer. Die Mehrzahl der bei uns vorkommenden Käfer können fliegen. Allerdings gibt es nur wenige Käfermuster mit Flügeln. Der Grund liegt darin, dass Käfer die Hinterflügel mit denen sie fliegen unter das sklerotisierte obere Flügelpaar, den Deckflügeln kunstvoll falten und man die Flügel nur sieht wenn sie fliegen. Sofort nach der Landung werden die Hinterflügel wieder unter den Deckflügeln gefaltet. Allerdings gelingt ihnen dies nicht immer bei einer Wasserlandung. Dann stehen die Unterflügel oft als kleine gelbe (gelbbraune) Büschel nach hinten. Das gleiche gilt übrigens auch für Baumwanzen.
Bindematerial
Haken TMC 921 Gr. 12 bis 16
Bindefaden braun, schwarz, rot oder ähnliche
Tag/ Hinterflügel Diamond Hair gelb oder gelbbraun
Körper Pfauengraus mit Rehhaargrannen verdrallt
Kopfhechel Hahnenhechel braun, dunkelbraun oder schwarz
Bindefaden anlegen und das Diamond Hair mit einer Kreuzwicklung einbinden.
Das Pfauengras einbinden und eine Schlaufe formen.
Den Bindefaden unter dem Pfauengras nach vorne führen. Das nach vorne stehende Pfauengras verdrallen und den Unterbau formen, sodass ein pummeliger Körper entsteht. Rehhaar in die Schlaufe legen und verdrallen.
Das nach hinten stehende Pfauengras zum Rehhaar legen und gemeinsam verdrallen.
Mit dem verdrallten Strang den Körper formen. Die erste Wicklung soll eng beim Diamond Hair gelegt werden, damit dieses schräg nach hinten fixiert wird. Die Kopfhechel einbinden.
Die Kopfhechel anwinden, mit einem Kopfknoten abschließen und diesen lackieren. Das Diamondhair auf eine kurze Flügellänge abschneiden.
Die fertige Fliege (Bild 6 Blick von der Seite, Bild 7 Blick schräg von oben). Viel Spaß beim Nachbinden!
Marco Reisen – Foam Beetle
Marco benutze diese Fliege gerne als Suchfliege wenn keine Aktivität am Wasser herrscht. Hinter überhängenden Bäumen oder Büschen, lockt diese Fliege so manch einen dicken Fisch ans Band. Besonders auch die richtig großen Döbel stehen auf diese Fliege und durch den Blop beim Auftreffen auf der Wasseroberfläche, kommt direkt danach eine vehemente Attacke. Der Käfer kann in Farbe angepasst werden – blau und hellbraun haben sich für Marco als fängig herausgestellt.
Bindematerial
Haken Kamasan B175 #10
Bindefaden UNI 8/0 schwarz
Rücken Schaumstoffplatte anthrazit (2mm)
Unterkörper Rehhaar Dubbing dunkel
Sichthilfe Antron Yarn in orange oder pink
Fühler Elch (Moose) Haar
Den Haken einspannen und mit dem Bindefaden die Grundwicklung legen.
Aus einem Stück Foam ein zur Hakengröße passendes Stück in Form eines Weidenblattes ausschneiden und dieess am Hakenbogen fest einbinden.
Eine dicke Portion Rehhaardubbing in einer Dubbingschlaufe verdrallen.
Mit dem Dubbing-Strang einen dicken Körper bilden.
Danach den Foam stramm nach vorne über den Körper ziehen und mit 2-3 Wicklungen fixieren.
Optional kann jetzt ein Stück pinkes oder oranges Antron Yarn als Sichthilfe oben aufgebunden werden. 2 Haare vom Elch werden seitlich als Fühler eingebunden. Das überstehende Stück Foam wird knapp hinter dem Öhr feste niedergebunden. Dadurch entsteht die Brustpartie eines Käfers.
Jetzt noch den Körper mit etwas Klettband ausbürsten und fertig ist ein schnell gebundener Käfer. Viel Spaß beim Nachbinden!
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