© flickr: Roger Tabor
Die Spannung mit der ich den baldigen Saisonbeginn erwarte ist beinahe zum Zerreißen. Und ganz ohne die Hilfe eines Fischfangbuchs – ein Hilfsmittel, dass ich viel zu wenig benutze, obwohl ich weiss dass viele der Ausnahmeangler minutiös Buch führen um ihr Wissen zu erweitern – versuche ich mich an den Saisonstart vergangener Jahre erinnern. Eine Erinnerung kommt mir dabei immer wieder in den Kopf. Als ich mit meinem Kumpel Tobias zum Start der Forellensaison an der Ahr fischte. Die Forellen waren in ausgezeichneter Laune und wir konnten an diesem Tag beide mehrere tolle Fische fangen. Und eine dieser Forellen, die sich mit Schmackes meine nasse Märzbraune einverleibte, würgte im Kescher zwei unverdaute Mühlkoppen aus.
Schon längere Zeit spiele ich mit dem Gedanken, eine von mir vernachlässigte Fließwassertaktik öfter anzuwenden – Streamerfischen. Und die gegenwärtigen Bedingungen drängen die Fischerei mit einer Köderfischimitation nahezu auf. Hohe Wasserstände durch die anhaltenden Regen, lassen den Griff zum Koppenstreamer logisch erscheinen. Koppen sind in fast allen Gewässern der Forellen- und Äschenregion anzutreffen. Auch wenn sie sich nicht unmittelbar in der Nähe der Unterstände von Großforellen aufhalten, verirren sie sich auf ihren Erkundungszügen gerne dorthin, wenn sie dicht am Grund pfeilschnell von Stein zu Stein irren. Kapitale Fische sind keineswegs nur mit Imitationen von größerer Beute zu fangen – genauso wenig, wie nur kapitale Fische sich auf Fischnahrung stürzen. Da der Energieaufwand zur Nahrungsaufnahme in Balance mit der Energieaufnahme der Nahrungszufuhr stehen muss – eine Gleichung die besonders für kapitale Fische von lebenswichtiger Bedeutung ist – stehen aber die Chancen auf einen Ausnahmefisch zu Saisonbeginn mit Streamers besonders gut. Für einen proteinreichen Happen wie eine Mühlkoppe, lohnt es sich auch für Großfische ihre Verstecke kurzfristig zu verlassen und den Beutefischen hinterher zu jagen.
Sven Ostermann – Koppenstreamer
Bis vor wenigen Jahren, bevor eigens aus Metall angefertigte Koppenköpfe als Bindehilfsmittel auf den Markt kamen, gab es nur eine Art und Weise den bulligen Kopf von Koppen anzufertigen – mit einer großzügigen Portion Rehhaar. Kein anderes Material eignet sich besser dazu dieses Fischcharakteristika zu imitieren. Zu bedenken gibt es dabei natürlich, das Muster zum Grund zu bringen. Das Rehhaar verfügt über viel Auftrieb und die Koppen findet man dicht an den Flussgrund gepresst, von wo aus sie mit ruckartigen Fortbewegungen von einer Stelle zur anderen huschen. Somit fischt man dieses Muster am besten mit einer Sinkschnur, sinkenden Polyleaders oder vorgeschaltetem Bleischrot am kurzen Vorfach.
Bindematerial
Haken: langschenkliger Streamerhaken Daiichi 2220 #6
Faden: Nano Silk 12/0
Körper: beiges Antrondubbing
Rippung: Kupferdraht
Schwinge: Chinchilla gebändert
Kopf: Mule Deer
Den Haken einspannen und eine ab der Hakenmitten beginnende Grundwicklung legen.
Den Faden teilen – oder einen Dubbing Loop legen – um das Körper Dubbing anzubringen.
Den Kupferdraht an Hakenmitte anbringen und bis zur Hakenbeugung niederwickeln.
Nun den Loop und den Dubbingstrang aufgreifen und den Körper bilden.
Den Zonkerstreifen hernehmen, an der Beugung befestigen sodass der Streifen etwas über den Körper hinausragt.
Die Schwinge nun mit dem Kupferdraht im Matuka Style rippen und fixieren.
Nun beginnt der kritische Teil des Kopfaufbaus. Das erste Büschel so einbinden, dass die Spitzen zur Körpermitte ragen und die Haarspitzen nicht entfernen.
Die dicken Enden des Rehhaars nach hinten klappen und das Haar an der Knickstelle fixieren.
Das nächste Büschel Rehhaar an den Spitzen dicht an der Abbindestelle des zuvor eingebundenen Haarbüschels anbringen. Das Rehhaar wieder nach hinten knicken und fixieren.
Diese Schritte werden so oft wiederholt (2-4x) bis ein dichter voluminöser Kopf geformt werden kann.
Danach das Rehhaar je nach Bedarf zuschneiden.
Von oben betrachtet erkennt man eindeutig den bulligen Kopf einer Mühlkoppe mit den dazugehörigen abgespreizten Brustflossen.
Dieses Muster verlangt nach ein wenig Übung, besonders was die Verarbeitung des Rehhaars und des Kopfes betrifft. Der lange Zonkerstreifen sorgt für ein bewegliches und sehr verführerisches Spiel im Wasser. Der wuchtige Kopf erzeugt beim Einstrippen viel Wasserverdrängung und macht so zusätzlich auf sich aufmerksam. Sven Ostermann wünscht den Lesern von Forelle & Äsche viel Spaß beim Nachbinden.
Marco Reisen – Koppenstreamer
Während sich Forellenunterstände mit geringer Wassertiefe hervorragend mit einem unbeschwerten Koppenstreamer befischen lassen, gerät man in tiefen Gumpen mit jenem Muster auch schnell an seine Grenzen. Zu lange dauert es bis der Streamer dort hingelangt, wo sich Mühlkoppen artbedingt aufhalten – dicht am Grund. In schnelleren Flußabschnitten und an tiefen Kolken und Gumpen, bedarf es eines Musters dass durch massive Kopfbeschwerung rasch an den Grund gelangt. Nichts eignet sich dazu besser als ein Sculpin Head Koppenstreamer. Das hohe Gewicht des Musters verlangt jedoch nach kräftigerer Ausrüstung, um es noch passable werfen und präsentieren zu können. Beide Muster sollten aktiv gefischt werden und schon während der Driftphase durch wiederholtes, kurzes Zupfen und Einholen der Schnur in Bewegung versetzt werden.
Bindematerial
Haken: Gamakatsu F314 #4
Faden: UNI 6/0
Körper: Eumer Brass body and conehead [15×4 mm] in Schwarz
Kopf: Sculpin Head in Small
Schwinge: Zonkerstripe in 5mm gebändert (olive)
Im Eumer Tuben Set sind bereits passende Plastik Innentuben enthalten. Diese auf eine passende Nadel aufziehen und den Körper bis zum Ende aufschieben. Der Bindefaden wird am Ende des Körpers mit ein paar Wicklungen festgelegt.
Mit Sekundenkleber wird diese Wicklung gesichert.
Aus einem 5mm Breiten Hasenzonker wird ein ca. 6-8cm langes Stück herausgeschnitten und wie gezeigt eingebunden. Wir achten darauf das dieser ca. 3cm nach vorne übersteht und der Rest nach hinten.
Mit einer Haarklammer wird der Zonkerstreifen nach vorne fixiert, und der Bindeschritt mit einem Kopfknoten und etwas Sekundenkleber abgeschlossen.
Mit der Haarklammer wird der Zonkersteifen nach hinten zusammengebunden, damit dieser bei der weiteren Bindearbeit nicht im Weg ist.
Ein ca 4-5cm langes Stück wird aus dem Zonkerstreifen herausgeschnitten und ins Marc Petitjean Magic Tool eingelegt. Anschließend werden die Haare mit eine Klemme übernommen, und die Haare vom Fellstück getrennt.
Der Bindefaden wird vor dem Körper auf der Tube angelegt. Danach wird eine Dubbing Schlaufe gelegt oder der Faden geteilt. In die Schlaufe werden nun mit der Klammer die Hasenhaare eingelegt und verdrallt.
Dieser Strang wird nun direkt hinter dem Körper aufgelegt.
Jetzt wird der Zonker noch umgeklappt und mit ein paar Wicklungen fixiert.
Mit einem Kopfknoten wird die Bindephase abgeschlossen, und mit Sekundenkleber wird der Kopf gesichert.
Ein Sculpin Head wird auf die Tube aufgeschoben, und ganz fest gegen den Körper gedückt.
Mit einem Feuerzeig wird nun die Tube angeflämmt, so dass diese sich wie eine Wulst zusammenzieht und den Kopf vor dem Verrutschen sichert.
Zum Aufmontieren wird der mitgelieferte Hakenschutz aufgezogen, hier verwende Marco Reisen einen F314 von Gamakatsu in #4. Dieser passt Prima zur Tube hat ein weiten Hakenbogen und greift gut.
Ab und an trifft man am Wasser auf Situationen wo man schwere Streamer fischen muss. Marco Reisen benutzt gerne diese Tubenversion, da damit der Haken gewechselt werden kann, wenn dieser mal stumpf ist und gegebenenfalls die Hakengröße angepasst werden muss. Marco wünscht den Lesern von Forelle und Äsche viel Spass beim Nachbinden
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Borgmann Gerd jun says
Hallo Sven, genau meine Taktik . Super für träge Frühjahrs Forellen und mit deinen Streamern viel Petri !
SvenOstermann says
Hi Gerd, darum diese Muster für Frühjahrsfischerei und außerdem Rehhaar ;-)
Beim nächsten Mal zeige ich meine Beschwerungsmethode für das Koppenmuster.
Tight lines and dry socks
Sven