© Sven Ostermann
Large Brook Duns zählen zu den wichtigsten und zugleich am meisten ingnorierten Eintagsfliegen. Dass die frühe Geschichte des Fliegenfischens und der Entomologie, hauptsächlich an den gleichmäßig verlaufenden und gemächlich fliessenden Kreideflüssen Südenglands geschrieben wurde, trug dazu sicherlich ihren Teil bei. Zur Familie der Heptageniidae zählend – die bevorzugt rauhen, unebenen und steinigen Gewässergrund bewohnen – tauchten alle Vertreter dieser Familie unter den Radar der Schreiber der vorherrschenden Literatur zum Thema Entomologie und Fliegenbinden des frühen 20. Jhdt.
Bereits dem lateinischen Namen ‘torrentis – reißend, schnell fließend’ lässt sich das Hauptvorkommen dieser Maifliegenart entnehmen. Hinzukommt der Umstand, dass Large Brook Duns selten in konzentrierten Massen schlüpfen. Dem geballten Schlupf zu kurzer Zeit anderer Maifliegenarten, hält die Large Brook Dun als Überlebensstrategie einen unauffälligen aber steten, oft über Wochen und Monate anhaltenden kontinuierlichen Schlupf entgegen. Als Trockenfliege ist deshalb dieses Insektenart von untergeordneter Bedeutung. Nicht zuletzt herrscht noch immer Uneinigkeit darüber ob LBDs zum Schlupf an Wasserpflanzen und Steinen an die Oberfläche kriechen, oder ob sich diese noch unter Wasser ihrer Nymphenhülle entledigen. Zwei von mir hochgeschätzte autodidaktische Entomologen vertreten dazu unterschiedliche Meinungen – ich sitze zwischen zwei Stühlen.
Unumstritten ist jedoch das Heptageniidae eine wichtige Nahrung für Forelle & Äsche darstellen, auch wenn Magenobduktionen wenig Hinweis dafür bieten. Warum? Die Nymphen der Steinklammerer verlassen mit Vorliebe erst gegen späten Nachmittag und Abend ihr sicheres Versteck. Bis zum nächsten Morgen oder Nachmittag sind sie bereits gut verdaut. Tagsüber heften sie sich mit ihrem flachgedrückten Körper und den immens kräftig gebildeten Beinen, in turbulenteren Gewässerabschnitten an der Unterseite von Steinen fest. Macht selbst einmal den Test und dreht inmitten von Riffles oder anderen schneller fliessenden Abschnitten einige Steine um. Festgekrallt am glitschigen Gestein werdet ihr Sci-Fi artige Geschöpfe mit überdimensionierten Kopf feststellen.
Sven Ostermann – Steinklammerer Nymphe (Heptageniidae)
Mit der Imitation von Steinklammerern hat sich die Fliegenbindergemeinde immense lange Zeit gelassen. Der großartige Oliver Edwards erkannte als erster publizierter Autor, dass in den vom ihm befischten steinigen Flüssen Nordenglands, Heptageniidae – dazu zählen auch March Brown, Olive Upright, Yellow May Dun – in größerer Anzahl anzutreffen waren als Baetiden (Schnellschwimmer) z.B. Large Dark Olive, Iron Blue. Viele Versuche waren nötig um die Charakteristika dieser Eintagsfliegennymphen naturgetreu nachzubilden: der abgeflachte Körper, der breite überdimensionierte Kopf mit den großen Augen und die stämmigen Beine, stellte ihn lange Zeit vor eine große Herausforderung, bevor er eine zufriedenstellende Imitation entwickelte. Ein sicherlich nicht einfach zu bindendes Muster das uns Sven Ostermann somit, in Anlehnung an Oliver Edwards Heptageniidae Nymphe präsentiert. Eines dass sich aber lohnt dabei zu haben, wenn man vergeblich auf den erhofften Abendschlupf wartet.
Bindematerial:
Haken: Kamasan B405 #10-16
Faden: Dyneema
Kopfschild: Flexibody
Augen: Kugelkettchenaugen klein
Unterkörper: Bleidraht flachgedrückt
Schwänzchen: Elkhair (Weißwedelhirsch)
Abdomen: olivfarbenes Eichhörnchendubbing
Flügelscheide: Entenfeder mit Lack oder UV-Kleber verstärkt
Beinchen: Fasenstoßfibern geknotet
Thorax: beiges Eichhörnchendubbing
Den Haken im Bindestock fixieren und zuerst den Flexibody des Kopfschilds einbinden.
Die Kugelkettchenaugen mit einer Kreuzwicklung befestigen.
Auf etwa der Hälfte des Hakens einen leicht konische Grundwicklung anbringen.
Von der Hakenmitte beginnend eine Bleiwicklung bis an die Augen legen. Eine zweite Lage über ungefähr der Hälfte der Unterwicklung anbringen.
Mit einer Flachzange das Blei zusammendrücken, sodass sich ein breiter, beschwerter Vorderkörper bildet. Danach mit dem Bindefaden abdecken und konisch zum Körperende hin wickeln.
Entlang des Hakens ein Elkhaar anbringen und ein kleines Dubbingbällchen anbringen. Dieses dient dazu die beiden Elkhaare im nächsten Schritt gut zu spleißen und vom Körper abstehen zu lassen.
An den jeweiligen Außenseiten des Hakens ein Elkhair befestigen und mit einigen Wicklungen gut fixieren.
Die hintere Körperhälfte mit olivfarbenem Dubbing versehen.
In der Körpermitte eine mit Lack oder UV-Kleber verstärkte Entenfeder anbringen, die später als Flügescheide nach vor geklappt wird.
Nun einige mühsame Bindeschritte die in einem Foto zusammengefasst wurden. 1. An den jeweiligen Außenseiten des Hakens drei verknotete Fasanenstoßfibern anbringen. Fibern zu knoten kann ein haareraufender Prozess sein. Ich empfehle den Kauf bereits vorgeknoteter Beinchen. 2. Den freiliegenden Körperteil mit Eichhörnchendubbing versehen. 3. Die Entenfeder schliesslich über den Thorax legen.
Den Flexibody über die Flügelscheide legen um den Kopfschild nachzuahmen. Danach den Kunststoff mit schwarzem wasserfesten Stift fleckig bemalen.
Zuletzt die Beine aus Fasanenstoßfibern zuschneiden und danach wie meistens, das Köpfchen mit etwas Lack versehen. Fertig ist die faszinierende Steinklammerer Nymphe. Viel Spaß und Geduld beim Binden!
Walter Reisinger – Large Brook Dun – Nassfliege
Walter Reisinger tendiert zur jüngeren Meinung – da ist er nicht alleine – dass LBDs nicht wie oft behauptet zum Schlupf ans Ufer kriechen, sondern im freien Wasser in Pooleinläufen und tieferen Rinnen schlüpfen. Die Häutung vollzieht sich am Gewässergrund und das geflügelte Insekt steigt wie ein Korken zur Wasseroberfläche empor. Somit integrierte er bewusst eine Beschwerung an dieser Nassfliege. Zu tief sollte das Muster aber nicht gefischt werden, weil am Grund stehende Fische, eine Drift im seitlichen Mittelwasser von unten gut sehen und die Fliege beim Aufsteigen abfangen.
Bindematerial:
Haken TMC 2312, Gr. 10
Bindefaden olivegrün
Körper je zwei Stränge hellbraunes und olives Floss, verdrallt
Thorax Messing- oder Tungstenperle 2,8 mm kupfer mit Hohlkehle, Dubbing
Flügel Woodcock Flügelfeder und einige Fibern gelbolive gefärbtes Rebhuhn
Kopfhecheln Hennenhechel furnace
Perle mit der Hohlkehle Richtung Hakenbogen aufschieben. Den Bindefaden anlegen und das Floss einbinden.
Die Flossstränge mit einer Hechelklemme nehmen, verdrallen und den Körper formen. Den Bindefaden festlegen und abschneiden. Etwas Sekundenkleber auf die Abbindestelle geben und die Perle fest aufschieben. Den Faden wieder vor der Perle anlegen.
Etwas Dubbing vor der Perle anwinden. Die Flügelfeder vorbereiten, die hinteren Fibern entfernen und die Flügelspitze herausschneiden.
Die Feder mit dem Kiel mittig einbinden und auf die Länge wie abgebildet durchziehen. Darauf einige Fibern gelbolive gefärbte Rebhuhnfibern legen und festbinden. Festbinden Richtung Perle, sodass die Feder und die Fibern aufgerichtet werden.
Die Hechel anwinden, maximal drei Windungen, abbinden, mit einem Kopfknoten abschließen und diesen lackieren. Fertig ist die LBD Nassfliege. Viel Spaß beim Binden!
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