Caenis Spinner © Pat O’Reilly: Matching the Hatch
Wer kennt sie nicht, diese Situationen am Wasser? Forelle & Äsche dümpeln genüsslich, doch jede von uns präsentierte Trockenfliege in gewöhnlichen Größen (12-18) wird mit Verachtung bestraft. Viele unter Euch verbringen bestimmt die Sommerwochen an alpinen Bergseen, oder in Schottland, vielleicht auch in Skandinavien. Insbesondere dort kann man Zeuge werden von flächendeckenden Massenschlüpfen, dieser kleinsten aller Maifliegen mit ihren verschwindend geringen Ausmassen von 4-6mm. Millionenfach entledigen sich diese ihrer Haut und steht man erst inmitten eines Schlupfs, bedecken sich Wathose und -jacke mit hunderten, wenn nicht tausenden kleinen Maifliegen.
Es war ein besonderes Schauspiel, dass ich an Loch Swanney auf den Orkney Inseln erleben durfte. Während sich meine Polbrille verdunkelte wie eine Windschutzscheibe bei einer 130 km/h Fahrt durch ein Spinnermeer und ich bei jedem Atemzug ungewollt Insekten in meine Nasenflügel einsog, schlürften Forellen mit einem einzigen Auftauchen des weit geöffneten Mauls, Dutzende kleine Maifliegen aus der Suppe an treibenden Spinnern. Und fluchen musste ich in wenig jugendfreier Sprache. Konnte ich doch meine winzige Fliege in den millionenfach an der Oberfläche zuckenden Caenis Spinnern nicht ausmachen. Und der gerne ausgesprochene Ratschlag mit größeren Mustern aus der Reihe zu fallen, erfüllte an jenem Abend nicht den gewünschten Effekt. Und so musste ich mitansehen wie nur Millimeter links und rechts neben meiner Spinnerimitation, Forellen sich ohne viel Anstrengung an kleinsten Insekten die Bäuche füllten.
Während viele vor dem Binden von Mikromustern zurückschrecken – da schliesse ich mich nicht aus – existiert in den USA eine seit Jahrzehnten blühende Szene an Fliegenbindern, die Fliegen in Kleinstgrößen nicht als letzten Ausweg sondern als erste Wahl betrachten. Ed Koch, Vincent Marinaro oder Ed Engle oder sind nur einige der Protagonisten die sich Maifliegen und Zweiflüglern Imitationen annehmen, von denen zehn auf einer 1¢ Münze Platz finden. Online Anleitungen unzähliger Mikromuster finden sich auf dem wunderbaren Blog Andy Baird’s Small Fly Funk.
Um mir und auch anderen, die Scheu vor den ersten Schritte beim Binden winziger Fliegen zu nehmen, beschlossen ich und die Fliegenbinder der Serie ‘Fliege des Monats‘ die Caenis für diese Bindeanleitung in Größe 18 zu binden. Gelingt es einem erst, Proportionen in dieser Hakengröße richtig hin zu bekommen, ist der Schritt zum Mikromuster in den Größen 22-30 ein geringer. Denkt daran, entsprechend dünnes Bindegarn zu verwenden und den Druck auf das Garn an die geringe Reißfestigkeit anzupassen. Manchmal ist weniger mehr!
Dass es sich aber lohnt Kleinstmuster in der Fliegendose mitzuführen, beweist eines meiner Kyll Erlebnisse des letzten Jahres.
Hans Hilgers – Caenis
Bindematerial
Haken: Varivas 2210 oder 2300, Partridge K1A; Größe 22-26
Garn: UNI Trico 17/0 oder Hends Synton – weiß
Flügel: Hahn Weiss
Hechel: Hahn Weiss
Thorax: Pfauengras
Den Haken im Bindestock befestigen, das Garn anbringen und eine kurzfibrige weiße Hechel am Haken befestigen.
Mit dem Bindegarn ein Bett für die Hechel formen und mit einer Kreuzwicklung die Hechelflügel in aufrechter Position fixieren. (zur Erinnerung an die Technik s. Fliegenbinden für Anfänger #9 Traditionelle Trockenfliegen Techniken)
Caenis besitzen für ihre Körperlänge sehr lange Schwanzfibern. Somit an dieser Stelle einige weiße Fibern – durchaus etwas überproportioniert – einbinden.
Mit dem Garn einen gleichmäßigen, jedoch schlanken Körper bilden und an etwa 2/3 des Körpers mit einer Fiber Pfauengras, einen Thorax vor und hinter der Hechel formen.
Nun hinter dem Thorax eine weiße Hechel einbinden und in etwa 5-6 Windungen an das Hakenöhr winden.
Das Garn abbinden und mit einem Kopfknoten versehen und fertig ist die Caenis Ein schwimmfähiges Muster in kleiner Größe für selektive Forelle & Äsche.
Sven Ostermann – Caenis
Sven macht sich in seinem Muster daran das Stadium zu imitieren, wenn Caenis – auch Broadwing Fliegen genannt – sich zu abertausenden im erschöpften (‘Spent’) Zustand, mit gespreizten Flügeln auf der Wasseroberfläche finden.
Sven Ostermann benutzt für solche kleine Fliegen am liebsten Haken mit geradem Öhr. Der Körper kann ruhig etwas pummeliger sein und die Flügel können mittig am Hakenschenkel eingebunden werden.
Bindematerial
Haken: Trockenfliegenhaken 22 mit geradem Öhr (Größenvariationen 18-26)
Bindefaden: Dyneema
Schwanzfäden: hellgraue Hechelfiebern drei Stück gespreizt einbinden
Körper: Polypropylen gekräuselt weiß
Flügel: Polypropylenfasern (Lureflash glatt)
Thorax: braunes SLF-Masterclass Dubbing
Den Haken in den Bindestock spannen, eine Grundwicklung legen und drei hellgraue Hecheln gespreizt einbinden.
In der Mitte des Körpers einige Stränge glattes Polypropylen anbringen, welches die Flügel bildet.
An selber Stelle gekräuseltes Polypropylen einbinden.
Das Polypropylen zum Hakenende winden und anschliessend einen verjüngten Körper wickeln. Dabei nicht an den Flügeln Halt machen, sondern einen Grund für den Thorax bilden.
Das Dubbing nun vor, zwischen und hinter den Flügeln anbringen.
Mit einer Kreuzwicklung die beiden Flügel spreizen und in eine horizontale Position bringen. Mit einem Kopfknoten abbinden. Fertig ist die Caenis.
Viel Spass beim Binden!
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