To Wax or Not To Wax – eine Frage die sich nicht nur Körperhaar Phobiker stellen!
In Fliegenbinden-Foren sind gelegentlich hitzige Debatten zur Sinnhaftigkeit von Bindewachs zu verfolgen. Für viele Binder ist die Nutzung von Bindewachs selbstverständlich, wohingegen andere komplett darauf verzichten. Dennis Shaw befindet sich im Camp Letzterer und bezeichnet die Verwendung von Bindewachs als unnötig. Niemandem soll die Nutzung von Wachs in Abrede gestellt werden. Wem es nützlich und einfacher erscheint sollte auf keinen Fall darauf verzichten. Wer sich aber manchmal zum Sinn und Zweck von Wachs Fragen gestellt hat, findet jedoch vielleicht in der Begründung zum Verzicht, die Bestätigung die er gesucht hat. Dennis Shaw hat die Antwort auf die Frage – To Wax Or Not To Wax – schon längst gefunden. Erstens ist es aus seiner Sicht komplett unnötig. Im obenstehenden Foto wurde völlig ohne Wachs, von links nach rechts folgendes Dubbing Material verzwirnt: Eichhörnchen, Seehund, Orvis Spectrablend, Flash Bright und Glister. Ohne Wachs und zudem auf Kupferdraht gewunden. Beweis, dass es auch ohne geht.
Auf Dubbing kann man getrost verzichten, da der Bindefaden einzig als Seele für den Dubbingstrang herhält. Dubbing ist einfach ein Mischmasch aus verwobenen Fasern die ineinandergreifen und um einen einen Kern, oder eine Seele gewickelt werden. Es klebt nicht am Bindegarn und muss es auch nicht. Die Nahaufnahme des obigen Fotos unterstreicht das.
Benutzt man Wachs fällt es leichter, das Material um den Bindfaden zu wickeln. Im Grunde genommen umgeht man damit aber nur eine schlecht entwickelte Bindetechnik. Es ist sicherlich besser, die Technik des Dubbing Verzwirnens gut zu beherrschen!
Mit der Verwendung von Wachs, verliert man auch Kontrolle beim Binden – der zweite Grund warum Dennis Shaw auf Bindewachs verzichtet. Lässt man Wachs beim Binden aus, kann man das Dubbing am Bindfaden auf und ab schieben, wohin man auch möchte.
In der Abbbildung oben wurde ein wenig Hasenohrdubbing auf den Faden verarbeitet und wie man sehen kann besteht zwischen dem Dubbing und dem Haken eine kleine Lücke. Wäre der Faden zuerst gewachst worden, müsste der Faden erst zwei- bis dreimal um den Haken gewickelt werden, bevor mit dem Doubeln des Körpers begonnen werden kann.
Weil auf Wachs verzichtet wurde, kann das Dubbing aber an beliebiger Stelle positioniert werden, indem es am Bindefaden auf und ab geschoben wird.
Somit beginnt man mit der allerersten Windung bereits, den Dubbing Körper zu formen.
Wie anfangs betont, soll Niemandem die Verwendung von Wachs in Abrede gestellt werden, der weiterhin dieses Hilfsmittel einsetzen möchte, oder der Meinung ist, dass dieses unverzichtbar sei. Dennis Shaw möchte einzig darauf hinweisen, was seine Gründe sind darauf zu verzichten und wie er zu diesem Entschluss kam.
Twist (Direct) Dubbing
OK, wer aufmerksam die ersten Folgen dieser Dubbing Serie las wird ein gutes Verständnis von unterschiedlichste Materialien und deren Vorbereitung zum Dubben haben.
Die erste Technik die Dennis Shaw hier zeigen möchte ist das einfache Verzwirnen von Dubbing, häufig auch ‘Direct Dubbing’ genannt. Wahrscheinlich ist es die geläufigste Art und mit Sicherheit, die am meisten genutzte. Anhand des Fotobeispiels wird die Verzwirnung von Robbenfell gezeigt. Die Technik eignet sich aber für alle Arten von Materialien, egal welche.
Um uns ins Gedächtnis zu rufen, wie Dubbingmaterial vorbereitet wird, erinnern wir uns an die im Serienteil 4 gezeigten Schritte. Dieses bestimmte bearbeiten von Dubbing ist nur für langfasriges Dubbing nötig. Mit Hasenohr Dubbing oder ähnlichem, kann dieser Schritt ausgelassen werden.
Wir nehmen also ein wenig Dubbing zwischen die Finger.
Danach schieben wir die Fasern zusammen, zupfen sie aus und reißen sie ab, bis diese eine kürzere und besser verarbeitbare Länge haben.
Nun ist das Material fertig um am Bindfaden angebracht zu werden. An zwei Dingen halten wir fest: “weniger ist mehr” und “wenig dafür öfter!”
“Weniger ist mehr?” Die meisten Bindeanfänger aber auch erfahrene Fliegenbinder verwenden viel zu viel Dubbing. Versucht nicht in diese Falle zu geraten und nehmt viel weniger Material zur Hand, als ihr denkt zu brauchen. Es wird Euch überraschen wie viel man aus einigen wenigen Fasern Dubbing herausholen kann.
“Wenig dafür öfter?” Es ist viel einfacher Dubbing nachzulegen als Überschuss zu entfernen. Mit ein wenig Erfahrung kann man die erforderliche Menge ganz gut einschätzen. Anfangs ist es aber besser weniger zu verwenden.
Also, nun zum Eigentlichen – Fell um den Faden!
Um das Dubbing um die Seele zu bekommen, müssen wir es um den Faden winden. Dies kann im, oder gegen den Uhrzeiger erfolgen – das bleibt jedem selbst überlassen. Dennis Shaw windet im Uhrzeigersinn wie die Abbildung zeigt. Wer lieber in die entgegengesetzte Richtung dreht, verfährt dennich ganz gleich wie in der Anleitung.
Wichtig dabei jedoch – das Dubbing wird immer nur in eine Richtung verzwirnt. Zwirbelt nicht vor und zurück. Nehmt also ein klein wenig eures vorbereiteten Dubbing. Bringt es zwischen Zeigefinger und Daumen an den Bindefaden. Den Daumen nun nach vor drücken (nach links, wie abgebildet) und den Zeigefinger nach hinten ziehen (nach rechts, wie abgebildet) Diese Bewegung verzwirnt das Dubbing um den Faden zwischen euren Fingern.
Zeitgleich muss etwas Druck zwischen Daumen und Zeigefinger angebracht werden.
Diese Bewegung wird so lange ausgeführt bis man mit dem Dubbing Strang zufrieden ist. Man kann jederzeit diesen Schritt unterbrechen. Und natürlich kann man den Prozess fortsetzen um den Strang zu straffen. Mit unterschiedlichem Druck kann man den fertigen Effekt dramatisch beeinflussen. Mit der Zeit entwickelt man dafür ein Gespür. Anfangs neigt man dazu zu wenig Druck auszuüben, ein häufiger Fehler unter Anfängern.
Korrekt ausgeführt, endet man mit einem Strang der ungefähr so aussieht.
Wie man sehen kann, wurde für diesen Strang nur wenig Dubbing verwendet. Nicht genug um einen ganzen Körper zu bilden. Es ist jedoch einfach, etwas mehr Dubbing hinzuzufügen wenn nötig.
Nun beginnen wir damit, den Haken zu umwickeln um den Körper zu formen. Es wird aufgefallen sein, dass das Dubbing am Faden nach oben geschoben wurde. Somit wird mit der ersten Umwindung bereits der Körper geformt.
Nun muss nur noch das Dubbing entlang des Hakens in Richtung Öhr gewunden werden, um den Körper abzuschliessen. Achtet darauf, dass zwischen dem Körper und dem Öhr eine Lücke bleibt. Wäre das eine Fliege die Dennis Shaw nun fertigstellt, könnte er noch etwas Dubbing vor dem Körper hinzufügen. Viel einfacher als mit zuviel Dubbing zu beginnen und nachträglich etwas zu entfernen.
Der abgebildete Körper ist ein gleichförmiger Körper, wie er an Shipman’s Buzzers oder ähnlichen Fliegen angewandt wird. Wie vorher bemerkt, kann man mit unterschiedlichem Druck auf das Verzwirnen des Strangs, das Aussehen des Körpers beeinflussen.
Im Beispiel unten wurde weit mehr Druck am Anfang des Dubbing Zwirnen ausgeübt als später. Und natürlich wird es nicht entgangen sein, dass gegen Ende etwas mehr Dubbing angebracht wurde als anfangs. Das Ergebnis eine, oder sogar beide dieser Techniken anzuwenden ist ein konisch geformter Körper. Indem also unterschiedlicher Druck beim Verzwirnen ausgeübt wird bzw. die angebrachte Menge variiert wird, lassen sich gebrauchsfertige konische Körper bilden. Welche Technik jeder zuletzt bevorzugt, stellt sich mit zunehmender Erfahrung ein.
Der konische Dubbing Strang
Das ist also Dubbing Verzwirnen – ein ziemlich einfacher Schritt. Unter Beachtung dieser einfachen Anleitung und mit ein wenig Übung, wird jeder diese Technik schnell meistern.
Achtet besonders auf den Druck den Ihr dabei ausübt. Wie bereits erwähnt, ist es ein geläufiger Anfängerfehler, zuwenig Druck beim Andrücken und Verzwirnen des Dubbings anzuwenden.
Im Folgenden möchte Dennis Shaw mit einigen Ideen aufwarten, die euch hoffentlich dazu anregen ähnliches selbst zu versuchen.
Im nächsten Beispiel wurde mit Kupferdraht ein Körper gebildet. Danach wurde am Draht ein wenig Fiery Brown Seals Fur Dubbing angebracht, und der Draht zum Ribben des Körpers eingesetzt.
In dem Beispiel wurde mit gelber Bindeseide ein Körper geformt und ein Stück Golddraht eingebunden. Der Draht wurde danach mit superfeinem Trockenfliegen Dubbing verzwirnt, bevor dieser zur Rippung des Körpers herangezogen wurde.
Und schließlich ein Körper aus schwarzem Orvis Spetrablend und einer Rippung aus ovalem, goldenem Tinsel, dass mit ein wenig Peacock (Pfau) Spectrablend verzwirnt wurde.
Die Möglichkeiten des Dubbing Verzwirnens sind endlos. Und doch ist es nicht die einzige Möglichkeit Dubbing an einem Bindfaden oder anderem Material anzubringen. Doch dazu mehr in der nächsten Ausgabe von ‘Dubbing in 12 Schritten’.
Fliegenbinden – Dubbing in 12 Schritten – Teil 1
Fliegenbinden – Dubbing in 12 Schritten – Teil 2
Fliegenbinden – Dubbing in 12 Schritten – Teil 3
Fliegenbinden – Dubbing in 12 Schritten – Teil 4
Fliegenbinden – Dubbing in 12 Schritten – Teil 5
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