Viele Fliegenfischer und Leser — ich übertreibe nicht — warten seit der ersten Ankündigung vor einigen Wochen, gespannt auf diese Nachricht. Es ist endlich da! Oder geschlüpft wie Maifliegen, die in diesem Buch einen prominenten Platz einnehmen. Nicht dass der Wiener Autor Alfred Baudisch ein Problem damit hätte, Nymphen, Streamer oder Nassfliegen ans Vorfach zu knüpfen. Auch die kommen in Das Federspiel – Gelebtes Fliegenfischen nicht zu kurz.
Wer aber seit vierzig Jahren mit der Fliege fischt, hat mitunter die innere Größe erreicht, Fischen ihren Rückzug, und sich selbst, auch mit der Rute in der Hand, eine Auszeit zu erlauben. Da rückt die Beobachtung an die Stelle der Jagd, erfüllt die Pirsch ohne Wurf, nach Fischen die ihre Fressaktivität zur Schau stellen, tiefere Bedürfnisse. Beim Ausschau halten nach verräterischem Verhalten, bei der Beobachtung von noch so kleinen Anzeichen von Nahrungsaufnahme, eröffnen sich weitere Spektren des Naturerlebnisses, weiß der Autor. Was wiederum mehr taktische Aufschlüsse und im Umkehrschluss größere Fänge bedeutet . So einfach können Dinge sein, für den der sich Zeit nimmt und dokumentiert.
Geschlüpft ist Alfred Baudisch auch aus seiner eigenen Hülle vom Autor übers Fliegenfischen (Der Fliegenfischer/ Fliegen, Flossen & Glossen) zum ernst zu nehmenden, genreübergreifenden Schriftsteller. Das oft zitierte schwierige zweite Album, oder Buch in dem Fall, stellte, gemessen am Ergebnis, sichtlich kein Problem dar. Im Gegenteil: In den zehn Jahren die der Autor für sein zweites Werk benötigte, brach seine Stimme zu einer phänomenalen Lebensrückschau aus ihm heraus.
Das Federspiel: Gelebtes Fliegenfischen ist eine Autobiographie in der Alfred Baudisch seine Wurzeln für seine Leidenschaft, gar Obsession, erforscht. Anders lässt es sich nicht bezeichnen, wenn er dreißig Jahre seines Lebens in den Dienst von Hege und Pflege stellt, eine beachtliche (Heim-)Bibliothek von Hunderten Büchern einrichtet, und Dutzende Ruten und Rollen besitzt: Von gespließten Ruten heiß begehrter Rutenbauer, über Glasfaserruten, die während der letzten Jahre ein unheimliches Comeback feiern, bis hin zu High-Performance Kohlefaserstöcken und den dazu gehörigen Rollen aus edlen Schmieden – von Vintage bis Modern.
Erstaunlich was mit einem Lehrergehalt möglich ist, wenn man sich ansonsten genügsam einrichtet und sich von verfänglichen Verführungen nicht beeindrucken lässt. Denn der wahre Luxus ist für Alfred Baudisch die Zeit am Wasser, ob nah oder fern, ob alleine, mit Freunden oder der Familie. OK – gutem Essen, Wein und Whisky sowie Zigarren ist der Autor ebenfalls nicht abgeneigt, entnehmen wir den siebenunddreißig Kapiteln in diesem Buch.
So öffnet Alfred Baudisch für uns Leser eine Tür an ‘seine’ Gewässer in hauptsächlich Österreich, durch seine anglophile Neigung auch in Schottland und, wie sollte es dank der geographischen Nähe auch anders sein, am Balkan. Gewässer die unter manchen Fliegenfischern noch immer irgendwie ein Geheimtipp sind, da ihnen vielleicht die spektakuläre Kulisse an hochragenden Bergen fehlt. Oder warst du schon mal an der Fischa-Dagnitz, der Ybbs, Mühlheimer Ache oder der Thaya? Allesamt Flüsse der typischen Äschenregion, gelegen an den rollenden, hügeligen Ausläufern des Alpenvorlands.
Als Gewässerwart seit nun annähernd dreißig Jahren verbringt der Autor mehr Zeit am Wasser als vermutlich die meisten, mich selbst eingeschlossen. Diese Tätigkeit ist nicht nur pures Vergnügen wie die Ausübung des Fliegenfischens. Und doch erfordert sie die gleiche, wenn nicht sogar größere, Zuwendung und vor allem Beobachtungsgabe, die sich nützlich für den fischereilichen Erfolg, oder eben für ein Buch, umsetzen lassen. So entwickelte Alfred Baudisch eine sehr innige Beziehung zu seinem Gewässer und seinen Bewohnern. Dass dabei nicht nur Liebe aufkommt, speziell für jene die Frassdruck auf seine ‘Schäflein’ ausüben, wird ungeschönt vermittelt.
Als (hinter-)fragender Beobachter an seinem Heimatfluss Fischa-Dagnitz, einem weit über die Grenzen Niederösterreichs hinaus für sein enormes Maifliegenaufkommen bekanntem Gewässer, zerbricht sich Alfred Baudisch natürlich auch den Kopf über die zukünftige Entwicklung der Fliegenfischerei in Anbetracht der Bedrohung durch den Klimawandel. Das würde ich auch, wenn ich, wie er Anfang 2023, beobachten müsste, dass mein Heimatgewässer aufgrund ausbleibender Winterniederschlägen, im Oberlauf über eine Strecke von mehreren Kilometer austrocknet.
Das Federspiel ist ein, typisch für Autobiographien, sehr persönliches Buch. Alfred Baudisch gestattet uns darin Einblick in seine Gedankenwelt rund um das Fliegenfischen im Wechsel der Jahreszeiten, als auch in Bezug auf die Veränderung während der Jahrzehnte. Verknüpft sind diese Überlegungen und Erinnerungen mit seiner persönlichen Entwicklung und seiner Familiengeschichte. Deren Verästelungen kleine Räume im weiten Trakt des Lebens von Alfred Baudisch öffnen, die aus österreichischer Sicht einige bekannte Köpfe auftauchen lässt: Von Ignaz Seipel, über Kurt Ostbahn und Ludwig Hirsch.
Ohne jetzt künstlich für Verknappung sorgen zu wollen, komme ich nicht umhin, zu erwähnen, das
Das Federspiel – Gelebtes Fliegenfischen in nur mittlerer dreistelliger Höhe gedruckt wurde. Denn explodierende Rohmaterialkosten und Inflation treffen einen Kleinverlag wie Forelle & Äsche hart. Darum gilt mein Dank, und der von Alfred Baudisch, Sonja Behr vom Österreichischen Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz und vor allem den zahlreichen Käufern bisher, die mit ihren Vorbestellungen dieses fantastischen Buchs, den Autor und mich vor schlaflosen Nächten bewahrten. Ein herzliches Dankeschön – ihr wisst wer ihr seid!
Wenn es Dich neugierig macht, mit welchen Ansätzen man schonendes und nachhaltiges Fliegenfischen betreiben kann, in welchem Zusammenhang Gewässerbeschaffenheit, Tieraufkommen und Besatzmaßnahmen stehen, es dich interessiert, welchen fischereilichen Werdegang der Autor zurücklegte, und Du dabei auch einen kleinen Einblick in die österreichische Seele erfährst, dann lass Dir dieses Buch nicht entgehen.
Noch nicht ganz entschlossen? Lies hier meine Gründe, Das Federspiel – Gelebtes Fliegenfischen zu veröffentlichen. Ein Gespür für den Ton des Buches findest Du hier.
Alfred Baudisch fischt seit 50 Jahren, vierzig davon mit der Fliegenrute. Seit bald drei Jahrzehnten ist er Gewässerwart an der Fischa-Dagnitz, einem Fluss der Österreichischen Fischereigesellschaft. Zum Schreiben kam er als aktives Mitglied im Autorenrat der Zeitschrift “Der Fliegenfischer”. Er sammelt leidenschaftlich gerne fremdsprachige als auch deutsche Bücher über das Fische fangen, sowie Ausrüstung aller Art zum Fliegenfischen. Vor vielen Jahren schon wurde er zum besorgten Beobachter der bedrohlichen Veränderung an Gewässern durch den Klimawandel.
Das Federspiel – Gelebtes Fliegenfischen
Alfred Baudisch
294 Seiten / 25,90€
Forelle & Äsche Verlag
ISBN: 978-3-9818566-6-8
Erhältlich bei www.fundae.de
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Wieditz, Gerd-Peter says
Sehr geehrter Herr Baudisch.
Ein wirklich schönes Buch . Es geht hier nicht um ” Rekorde “, große Fische, ich bin ein toller Binder und Werfer, sondern um die schönen und nachdenklichen Geschichten und Erlebnisse die man im Laufe eines Fischerlebens erlebt. An vielen Stellen des Buches finde ich mich wieder.
Das Buch gehört in die Bibliothek eines jeden Fliegenfischers. Danke dafür
Mit freundlichen Grüßen
GPW
Tankred Rinder says
Lieber Gerd-Peter,
im Namen von Alfred Baudisch und von Forelle & Äsche Verlag bedanke ich mich für Deine Worte. Erfahrung und Reife öffnet die Augen für die Wunder, die unsere Leidenschaft jenseits von Maßeinheiten zu bieten im Stande ist. Es freut uns unglaublich, in gestandenen Fliegenfischern wie Dir, die alles gesehen und vieles erlebt haben, diese Begeisterung auszulösen.
Viele Grüße, Tankred
Michael Rzepa says
… erstklassig geschrieben … tolle Aufmachung und schöne Gestaltung … Danke lieber Freund, Mentor und unerschöpfliche Wissensquelle des Fliegenfischens
Tankred Rinder says
Hallo Michael, nach bestem Wissen hat dich dein Mentor und Wissensquelle schon persönlich kontaktiert und für das Lob bedankt. Als Verantwortlicher für die Umsetzung des Buches, freut es mich sehr zu hören, dass du von der Gestaltung des Buches begeistert bist. Alle Beteiligten haben sich große Mühen gegeben. Schön, dass es honoriert wird. Grüße, Tankred