Methoden und Praktiken des Fliegenfischens entwickelten sich häufig simultan an geografisch entfernten Plätzen. Angepasst an örtliche Bedingungen unterschieden sich diese zumeist nur in Kleinigkeiten. Es darf dabei auch vorausgesetzt werden, das bestimmte Techniken nicht an einem bestimmten Zeitpunkt erdacht und erfunden wurden, sondern diese bloß zum ersten Mal dokumentiert und einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
Während in England Frank Sawyer mit beschwerten Nymphen am ‘Induced Take’ feilte, beschrieb der Amerikaner James Leisenring in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts, eine ähnliche Taktik. Der ‘Induced Take’ und der ‘Leisenring Lift’ gleichen sich in der Vorgehensweise, eine gesichtete Forelle zum Zupacken zu verleiten, indem mit einer abtreibenden Nymphe der Aufstieg zum Schlupf imitiert wird.
Der wesentlichste Unterschied zwischen beiden Methoden besteht im Umstand, das bei ersterer Taktik flussaufwärts präsentiert wird und der ‘Leisenring Lift’ bei flussabwärts gesichteten Forellen angewandt wird.
Um die Nymphe auf die gewünschte Tiefe zu bringen, wird diese zunächst flussaufwärts präsentiert, um im ‘dead Drift’ auf den Gewässergrund abzusinken. Nähert sich die Fliegenschnur dem gesichteten Fisch, wird diese gestoppt und als Folge die Nymphe durch das Strecken des Vorfachs an die Oberfläche geschwemmt. Hierin verbirgt sich ein weiterer feiner Unterschied zur Sawyer Methode, denn dieser erzeugt das Aufsteigen der Nymphe mit einem Anheben der Rute.
Ähnlich wie Sawyer, entwickelte Leisenring seine Taktik in Umständen in denen die Forelle bereits beobachtet wurde. So aufregend das Befischen gesichteter Fische ist, selten erschließt sich aber die Möglichkeit Salmoniden bei der Nahrungsaufnahme zu beobachten. Speziell wenn diese tief im Wasser stehen. Deshalb ist es angebracht an verdächtigen Fischstandorten, der Nymphe oder Nassfliege mittels Stopp der Schnur an die Oberfläche zu befördern und somit Leben zu verleihen.
Unbewusst wird dieser Effekt von vielen Fliegenfischern angewandt, wenn beim klassischen Nassfliegenfischen schräg stromab, die Fliege durch das Strecken der Schnur durch das Wasser, seitlich in Richtung des eigenen Ufers schwingt. Auch wenn bei dieser wohl ältesten Methode des Fliegenfischens unzählige Salmoniden sich zum Biss verleiten lassen, so wirkt der vertikale Aufstieg einer künstlichen Fliege natürlicher, als der seitlich Aufstieg der aus dem ‘Wet Fly Swing’ resultiert.
Tight Lines!
Mehr zu Jim Leisenring und dem Lift der um die Welt ging, gibt es in unserem Buch – ‚Nymphenfischen: Geheimnisse entlarvt‘
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