© Furled Leaders – Jim Williams – http://www.furledleaders.co.uk
Mein Freund Tobias lud mich vor kurzem dazu ein, ihn einen Tag an die Bröl zu begleiten. An der Bröl, einem in Schnitt 3-7 Meter breiten Fluss des Bergischen Landes, herrscht ‘Indianerfischen’ im ‘grünen Tunnel’ vor. Kurze Ruten und Vorfächer, flache Leerwürfe, präzise Rollwürfe sind das Handwerk, welches verhindert den Großteil der Fliegen in der dichten Uferbewachsung wieder einzusammeln. Nicht wirklich auf diese Art der Fischerei vorbereitet, mühte ich mich ab und pflückte wenn auch nicht übermäßig viele, aber doch genug Nymphen aus dem Geäst vor und hinter mir. Mittags beschlossen wir, das Bruthaus des FSV Brötal aufzusuchen, um im Beisein zweier gediegener Vereinsmitglieder die wunderbare Arbeit des Fischereivereins näher kennen zu lernen.
Und während wir uns so unterhielten und ein Wort das andere gab – auch in Bezug auf unsere leichte Abneigung von gezogenen Vorfächern und deren Neigung zu Memory Effekten (Verkringelungen) -, wurde uns beiden von den unglaublich aufgeschlossenen und hilfsbereiten Vollblutfliegenfischern des Vereins ein circa ein Meter langes verdralltes Vorfach aus Eigenproduktion in die Hand gedrückt. Wenige Stunden später wieder am Wasser, konnte ich bereits nach wenigen stets zielgenauen Würfen zu der Erkenntnis kommen, das Furled Leaders für mich eine Offenbarung darstellten. Für die Fliegenfischerei mit kurzen Vorfächern z.B. typisches Fluss-oder Bachfischen, möchte ich nicht mehr auf die Abrollfähigkeit und Streckeigenschaft eines Furled Leaders verzichten.
Eine kurze Recherche danach ergab, das es durchaus nicht ungewöhnlich ist Furled Leaders selbst herzustellen. In der Tat geht die Herstellung von gedrallten Vorfächern auf die Zeit Izaak Walton’s (1593 – 1683) zurück. Zu Walton’s Zeit wurden diese Vorfächer aus Pferdehaar geknüpft. Diese wurden miteinander verflochten und der Verjüngungseffekt des Vorfachs durch Reduzierung der verwendeten Haare erzeugt, die miteinander verknotet wurden. Kürzlich erlebte diese Art der Vorfachkonstruktion ein Revival. Nicht verwunderlich wenn man die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten dieser Vorfächer bedenkt. Die Kombination aus Robustheit und Geschmeidigkeit, eignet sich ganz vorzüglich für feine und exakte Präsentation bei der Trockenfliegenfischerei.
Erzeuger und Verkaufstellen für gedrallte Vorfächer sind relativ dünn gesät. Eine große Auswahl an kommerziell erhältlichen Furled Leaders, in allen möglichen Längen und Farben, finden sich aber im gleichnamigen UK Shop. Dort wurde ich auch auf Jim Williams der Wiltshire Flyfishing School aufmerksam, der mit weiteren zertifizierten Ausbildern das wunderbare E-Zine, Eat Sleep Fish veröffentlicht.
Der freundlichen Genehmigung Jim Williams‘ ist es auch zu verdanken, dass ich hier die Herstellung von Furled Leaders, basierend auf seiner Anleitung vorstellen darf.
Herstellung eines Furled Leaders (Gedralltes Vorfach)
Es gibt unterschiedlichste Methoden, Werkzeuge und Materialien zur Herstellung eines gedrallten Vorfachs. Jim Williams stellt folgende Anleitung zur Verfügung. Eine aus seiner Sicht einfache zu erlernende Methode zur Fertigung eines sich gleichmäßig verjüngenden Vorfachs.
Selbst fand ich noch nicht die Gelegenheit vor, basierend auf dieser Anleitung ein gedralltes Vorfach selbst herzustellen. Mein relatives handwerkliches Ungeschick schreckt mich nach wie vor ein wenig ab.
Die bastelbegeisterten Leser unter euch werden hoffentlich, diese Anleitung heranziehen und mich und alle anderen Leser, über die Effektivität des beschriebenen Vorgangs unterrichten.
* alle Angaben sind in Inches (”). Umrechung: 1 Inch = 2.54cm
Materialliste:
- Holzbrett: (Das Maß ist von der Länge des Leaders abhängig). Dieses Beispiel verwendet ein Brett in der Länge von 137cm (4,5ft). Das in diesem Bild verwendete Brette misst sogar 243cm (8ft) auch wenn für dieses Beispiel nur die Hälfte der Gesamtlänge benutzt wird.
- 20mm tiefe Löcher an der Stelle von Absteckpfählchen (Peg) 1, 2, 3, in die 5cm lange Absteckpfählchen passen
NOTIZ: Zur Konstruktion des gedrallten Vorfachs ziehen wir das Brett-Diagramm heran. Es empfiehlt sich ein Ausdruck.
Warum, Was, Wann?
F: Mit welchen Materialien kann man dieses Vorfach herstellen?
A: Womit man möchte. Macht euch aber Gedanken dazu, welche Funktion das Vorfach erfüllen soll
F: In welcher Länge kann man dieses Vorfach herstellen?
A: In der Länge, in der ein geeignetes Arbeitsbrett gefunden werden kann. Jim Williams benutzt an Flüssen Vorfächer in der Länge von 120 – 135 cm. An Bächen von ungefähr 90 cm.
F: Wie steht es um Verjüngungen des Vorfachs?
A: Die Länge des Vorfachs ist abhängig von der Stelle an der Hook A platziert wurde. Hook B ist mehr oder weniger fixiert. Die Verjüngung ist bedingt durch die Position der Pfählchen (pegs) zwischen den beiden Haken, auf der jeweiligen Seite des Brett. Eine unbegrenzte Anzahl an Verjüngungen kann erzeugt werden. Jim Williams empfiehlt 3, 4, oder 5 – schrittige Verjüngungen. Im angewandten Verdrallungsbeispiel wurde eine 3-schrittige Verjüngung vorgenommen.
F: Warum wurde ein Zopfflechtgerät anstelle eines Bohrers verwendet?
A: Das Flechtgerät weist Federclips auf zur Erzeugung von Spannung. Zusätzlich ist es sehr leicht wenn es an einem motorbetriebenen Werkzeug befestigt ist. Dadurch erlangt man mehr Gefühl bei der Herstellung. Elektrische Bohrer sind zu schwer und da Jim Williams mehrere Hundert gedrallte Vorfächer erzeugt, bevorzugt er leichtes Werkzeug. Der Zopfflechter wiederum ist nur durch den Anschluss an einen elektrischen Motor stark genug, um die Verdrallung durchzuführen. Der eigene Batteriebetrieb des Flechters ist dazu zu schwach.
F: Was hat es mit dem Milchschaumgerät auf sich – es ist doch auch batteriebetrieben?
A: Jim Williams nutzt es aus dem selben Grund, wie die Flechter und motorbetriebene Werkzeug Kombination. Es ist sehr leicht und schnell. Der Batteriebetrieb ist dabei nebensächlich, da das Gerät sich in die selbe Richtung dreht, in die das Vorfach drängt. Dabei muss das Gerät nicht die selbe Kraft aufwenden, wie bei der entgegen gesetzten Verdrallung des Zopfflechters.
Zur Erinnerung:
- Der Butt des verdrallten Vorfachs soll gleich dick oder dünner als die Fliegenschnur sein.
- Zur Optimierung der Wurfenergie, erhöht oder verringert die Anzahl der Schlaufen von einem Pfählchen (peg) zum Anderen.
- Aber Vorsicht bei der Übersetzung! Eine zu hohe Verringerung der Schlaufen von Peg zu Peg erzeugt Verbindungsschwachstellen.
Nun wünsche ich euch viel Erfolg bei der Herstellung eurer Furled Leaders. Mein Dank gilt an dieser Stelle nochmals Jim Williams, der seine Anleitung zur Erstellung von Furled Leaders willig mit mir und euch teilte. Die oben gezeigten Anleitungsschritte stehen in PDF Form auf englisch auf Jim William’s Homepage zur Verfügung.
How To Make A Furled Leader bzw. How To Make A Shorbed Loop
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SvenOstermann says
Hallo Tankred,
im Buch Micropatterns von Darrel Martin ist das verdirllen von Vorfächern auch sehr gut beschrieben Erstmals gesehen habe ich das auf einer der Fliegenfischershows vom Herrn Schück (Herausgeber von Der Fliegenfischer). Dort hat Henri Hosinger aus Luxemburg das vorgeführt, allerdings noch mit auf dem Boden liegender Bohrmaschine.
Perfekte Demos bekommt man bei Theo van de Pol zu sehen (den hast Du sicher bei Rolf Renell beim EFFM gesehen).
Tight lines and dry socks
Sven
Tankred Rinder says
Hallo Sven,
Theo van de Pol’s Demo konnte ich auf der EFFM bewundern. Allgemein ein aufwendiger Prozess – Vorfachpräsentation wird dadurch aber ungemein erleichtert.
Interessant dass Du Darrel Martin erwähnst, da ich schon länger ein Buch von ihm lesen wollte. Dieses wird nun wohl den Zuschlag erhalten – da ich mir doch erst kürzlich Haken in Gr.22 – 28 gekauft habe. Danke für den Hinweis!
Beste Grüße
Tankred