Zugegeben, eine provokative Frage die mir kürzlich von meinem nichtfischenden Schwager gestellt wurde. Frisch zurück gekehrt von einem Hausbooturlaub in den Norfolk Broads mit Freunden – darunter ein Lachsfischer mit seiner Frau – erzählte mein Schwager Andrew mit schelmischen Grinsen, vom Fangerfolg jener Gattin mit dem sprichwörtlichen Besenstiel. Ausgestattet mit einem Kinderset des ufernahen Lebensmittelgeschäfts – ein spontanes Geschenk meines Schwagers – vertrieb sich das üblicherweise nach edlen Salmoniden fischende Paar die Zeit damit, den einen oder anderen Weißfisch aus dem Kanal zu ziehen. Was sollte man auch sonst als Fischer auf einen Boot tun.
Während sich die anderen Gäste auf Deck sonnten und dabei Gin & Tonic nippten, blieb kein Auge trocken als Lucy unter Anweisung ihres Lachsgatten Justin, Döbel um Döbel fing. Justins Fangerfolg müßte ich nur dann hervorheben, wenn ich Salz in die Wunden des angeschlagenen Experten streuen möchte. Angesprochen auf den jährlichen Ausflug des Paares an den River Dee, kam zu Tage das Lucy selbst als Anfängerin regelmäßig den Fangerfolg Justin’s einstellte oder überbot.
Und Justin – kommt wie die meisten fischenden Männer mit diesem Phänomen sehr gut klar. Auch wenn er sich wie andere fragen wird woran es liegt, dass trotz der vielen von Frauen gehaltenen Rekorden – speziell bei der Lachsfischerei -, relativ wenige Frauen sich dem Fischen allgemein und dem Fliegenfischen im Speziellen widmen. Doch auch dieser Wind ist im Begriff sich zu drehen.
In den letzten Jahren zeichnet sich ein erkennbarer Trend ab. Mehr und mehr Frauen organisieren sich um gemeinsam zu fischen bzw. andere Frauen für das Thema Fischen oder Fliegenfischen zu begeistern. Ich sehe keine Veranlassung über die Beweggründe zu mutmaßen, sich innerhalb seiner Geschlechtergruppe zusammen finden zu wollen. Denn mal ehrlich Männer, genießen wir es nicht auch – vorausgesetzt die Zusammenstellung passt – uns unter unseresgleichen zu gruppieren und dabei unserem Hobby nachzugehen?
Nebst altbekannten Reizen – Naturempfindung, Entspannung, Gesundheit u.v.m. – erkennen mehr und mehr Frauen, dass sie so wirklich gut bei der Ausübung unseres gemeinsamen Hobbys sind.
Denn auch der Rekord, für den größten mit einer Fliege gefangenen Lachs, wird von einer Frau gehalten.
Durch die Auseinandersetzung mit der Frage ob Frauen die besseren FischerInnen seien, bin ich auf folgendes Buch gestossen. Salmon and Women: The Feminine Angle (Wilma Paterson, Peter Behan).
Eine Zusammenfassung des Inhalts lässt die Vermutung aufkommen, die Erklärung des Erfolgs fliegenfischender Frauen, sei in der erhöhten Präsenz von Pheromonen zu suchen. Nicht im Können, der Erfahrung, dem Wissen oder selbst Glück, wird der Erfolg geortet. Nein, durch hormonelle Botenstoffe werden Lachse und vermutlich Forelle & Äsche – männliche versteht sich – dazu verleitet, sich mit besonderer Vorliebe an der von Frauen geführten Fliege zu verbeissen. Zweitausend Jahre Religionserziehung, hinterlassen ihren Abdruck in unserer DNA.
Es drängt sich unweigerlich die Vermutung auf, der Erfolg vieler Frauen ist viel prosaischer: Beharrlichkeit, Lernbereitschaft und Motivation. Kursanbieter für Fliegenfischen berichten häufig von der Unterschiedlichkeit vieler Männer und Frauen, bei der Aufnahme des Lernstoffs. Während des Lehrgangs suchen Frauen nach Rat, sind gute Zuhörerinnen und dabei aufnahmefähig und wahrscheinlich am wichtigsten: Gewillt das soeben Vermittelte umzusetzen. Männer hingegen hören sich gute Ratschläge an und greifen dann doch auf eigene Ideen zurück – oft mit fatalen Folgen, auch wenn doch manchmal der große Durchbruch gelingt.
Eine größere Beteiligung von Frauen an unserem faszinierenden Hobby ist begrüßenswert. Fliegenfischende Frauen bereichern in Deutschland mit ihrem Können, Einsatz und Flair seit einigen Jahren die bis dato männlich dominierte Szene. Und wie ich vermute, erhalten sie dabei sehr viel Anerkennung. Mehr Begeisterte für das Fliegenfischen zu finden um auch in Zukunft durch den steten Einsatz aller vorhandenen Kräfte, unserer und den nächsten Generationen weiterhin unbehinderten Zugang an naturbelassenen Vorkommen zu gewähren, birgt Chancen und Potential für Mensch und Natur.
Möchte die eine oder andere Leserin von Forelle & Äsche sich auch gerne am Lachsfischen im Kreise ihrer Schwestern versuchen, so wäre auf die alljährlich stattfindende Ladies Only Salmon School hingewiesen. Der Lehrgang wird abgehalten am River Annan, der zu den besten Lachsflüssen Schottlands zählt. Durch den Kurs führt neben qualifizierten Instruktoren, die deutsch sprechende BBC Nachrichtensprecherin Fiona Armstrong.
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