Die letzten beiden Jahre zog es mich zu Allerheiligen an die Flensburger Förde zum Meerforellenfischen. Nicht ganz unberechtigt hielt mich meine Frau in diesem Jahr von einer weiteren Reise ab. Gilt es doch zuerst die Kreditkartenlast des großen Kanadatrips im Mai auszugleichen. So sitze ich bloß in meinem Sofa. Auf meinen Knien einen Titel des Verlags North Guiding aufgeschlagen – Angelführer Ostseeküste: Flensburg / Kappeln – lasse ich mir folgenden Slogan durch den Kopf gehen: ‘Die neue Generation Angelführer’. Mich interessierte welche Überzeugung sich hinter dieser selbstbewussten Aussage befand und so stellte ich Michael Zeman, North Guiding Verlagsgründer einige Fragen.
F & Ä: Die neue Generation Angelführer: Wie kam es zu der für manche sicherlich mutig erscheinenden Idee, sich einer bis dahin offensichtlich erfolgreichen und auch zeitgenössischen Serie an Angel- Reiseführern gegenüber zu stellen?
MZ: Die Idee kam mir, dass ich zu Angelplätzen für meine Ostseetouren begonnen hatte GoogleEarth-Bilder auszudrucken und durch die vielen Reisen in die unterschiedlichen Reviere Plätze entdecke, die bisher kaum bekannt, geschweige denn beschrieben waren. Aus diesen Gründen hatte ich mir fundiertere Angelführer insbesondere mit exzellenten Luftbildaufnahmen gewünscht. Da ich merkte, dass ich mit diesem Wunsch nicht alleine war, habe ich beschlossen, dies einfach selbst anzugehen. Etwas verrückt, aber ich bin überzeugt, dass man mit Qualität schlussendlich überzeugt.
F & Ä: Worin und wodurch unterscheiden sich die Bände des North Guiding.com Verlags von zuvor bekannten Angelführern?
MZ: Mir ging es von Anfang an darum, die Leser / Angler durch die besondere Qualität der Angelführer zu begeistern, die ich mir selbst gewünscht hatte.
Und so entwickelte sich das Konzept der neuen Generation Angelführer aus der Sicht der Angler, die ein Maximum des Urlaubs und bestens informiert am Wasser verbringen möchten:
- Insiderinformationen – Man kann noch so oft in ein Urlaubsrevier fahren und den lokalen Angelhändler löchern, aber wir werden kaum die Revierkenntnis erlangen, die lokale Experten erreichen, die dort seit 25 Jahren und mehr sowie das ganze Jahr fischen. Dieses Wissen wollte ich verfügbar machen und so entsteht jeder Angelführer in der engen Zusammenarbeit mit lokalen Spitzenanglern. Dadurch ist es gelungen, eine ganz tolle Qualität bei der Angelplatzbeschreibung zu erreichen.
- Luftbildaufnahmen – Jeder Küstenangler möchte so genau es geht verstehen, wie es am jeweiligen Angelplatzplatz denn unter Wasser aussieht. Wo sind Steinriffe, Tangfelder, Rinnen oder Sandbänke? Selbst wenn wir vor Ort am Strand stehen, lassen ein bewölkter Himmel, Wassertrübung sowie Wellen uns dies oft nicht genau genug erkennen. Ein Luftbild lässt uns dies auf unnachahmliche Art aber erkennen. Und so können wir mit dem Angelführer in der Hand selbst noch vor Ort entscheiden, wie wir unsere Taktik dann ausrichten. Und gibt es etwas schöneres, als sich zu Hause in die Luftbilder hinein zu träumen und uns auf die Erlebnisse des nächsten Küstenausflugs zu freuen?!
- Vollständigkeit – Jedes Revier wird von uns sehr ausführlich beschrieben, so dass der Angler einen kompletten Überblick aller sinnvollen Angelplätze bekommt. Wenn uns dann sogar lokale Angler loben, dass sie durch uns neue Anregungen für ihr Revier erhalten haben, dann wissen wir, dass wir den richtigen Ansatz gewählt haben. Geheime Geheimplätze gibt es mit der neuen Generation Angelführer nicht mehr. Dies führt auch dazu, dass orts- unkundige Angler sich nicht nur auf wenige Plätze konzentrieren
- Straßenkarten, GPS-Punkte – Es gibt so viele küstenbegeisterte Angler, die zu weit weg wohnen, um permanent an der Ostseeküste fischen zu können. Damit ist die Urlaubszeit an der Ostsee umso wertvoller und die sollte nicht durch das Suchen von Plätzen und rumkurven auf verwinkelten Feldwegen vergeudet werden. Daher haben wir für jeden Angelplatz die genauen Daten (Straßenname / Stadt) sowie die GPS-Punkte ermittelt. Diese braucht man nur ins Navi eingeben und erreicht ohne Umwege jeden Angelplatz. Selbst wer kein Navi besitzt, erhält durch die Straßenkarten des Angelführers eine optimale Unterstützung .
- Lesespaß – Erfahrungsbericht und ausführliche Revierinfos runden jeden Angelführer ab. Dies gibt nicht nur viele zusätzliche Einblicke, sondern macht auch viel Freude beim Schmökern.
F & Ä: Mir fällt ein immenser Output auf seit der Verlagsgründung 2010, an Angelführern für die Ostsee und Skandinavien sowie Strategiebüchern zu Angeltechniken und Zielfischen. Wie viele Titel wurden innerhalb der drei Jahre veröffentlicht?
MZ: Bis Ende 2013 werden 28 Buchtitel lieferbar sein. Dazu kommt, dass es das Buch „Küsten-Strategie – Meerforellen“ inzwischen auch in einer dänischen Übersetzung gibt. Dies alles ist nur mit Begeisterung, Leidenschaft, einer tollen Teamarbeit sowie einem intensiven Einsatz möglich gewesen. Die vielen positiven Rückmeldungen lassen uns aber so schnell nicht die „Puste“ ausgehen.
Inzwischen sind wir mit 14 Angelführern für die Ostseeküste (Reviere in Deutschland, Dänemark, Südschweden), vielen erstmals beschriebenen Revieren und 860 Angelplätzen auf insgesamt über 2.200 Buchseiten Marktführer. Im Schnitt „kostet“ ein Angelplatz 31 Cent auf 2,6 Buchseiten. Damit haben wir, glaube ich, in Summe tolles Preis-Leistungsverhältnis für unsere Leser erreicht.
F & Ä: Wie lange befand sich die Verlagsgründung in der Planung vor der ersten Veröffentlichung?
MZ: Nachdem die Grundidee gereift war, habe ich die Sache gute 1,5 Jahre vorbereitet.
F & Ä: Wie gut warst Du zuvor bereits mit den vielfältigen Schreibern deiner Veröffentlichungen vernetzt?
MZ: Einige Revierexperten kannte ich bereits vorher. Andere habe ich bei meiner Vorort-Recherche kennen und schätzen gelernt. Da sind zum Teil auch ganz tolle Freundschaften entstanden. Besonders hat mich gefreut, als mich Bernd Kuleisa kontaktierte, um mir das Zweihand-Projekt vorzuschlagen. Ich empfand dies als tolle Auszeichnung für so einen jungen Verlag, dass so ein renommierter Autor North Guiding als Partner gesucht hatte.
F & Ä: Was war Dein beruflicher Background vor der Gründung des Verlags? Medienwirtschaft?
MZ: Nein, bis zur Verlagsgründung war ich in einer ganz anderen Branche, nämlich in der Industrie tätig. Aber ich war und bin immer leidenschaftlicher Angler, aber auch Buchliebhaber gewesen. Und mit Motivation, Lernbereitschaft und Engagement gehe ich einfach Schritt für Schritt vor …
F & Ä: Der Trend – wenn auch weniger für Fachbücher – geht in Richtung eBooks. Wie ist Deine Haltung zu elektronischen Veröffentlichungen und siehst Du Potential zukünftig auch Ausgaben für eReaders / iPad/ Tablets zu veröffentlichen.
MZ: Der Trend ist unverkennbar da, auch wenn sich noch kein einheitliches Format / technischer Standard herauskristallisiert hat. Sicher ein Thema, dass wir über kurz oder lang aufgreifen werden.
F & Ä: Fischer/Angler neigen zur Geheimniskrämerei. Manche von ihnen beklagen überlaufene Strände an der Ostsee. Bist Du mit der Idee, die fängigsten Stellen der Ostsee einem breiten Publikum bekannt zu machen auf Widerstand gestoßen?
MZ: Die „Klagen“ die es vor einigen Jahren noch gab, sind inzwischen kaum noch zu hören. Unsere Angelführer zeigen eine große Anzahl an Plätzen auf. Und wir heben nicht einige, wenige Plätze im Sinne todsicher Fangplätze hervor, bei denen es dann zu Massenaufläufen kommen würde wie z.B. am Weißenhauser Strand. Jeder Angler kann ganz individuell seine Entscheidung treffen, an welchem Platz er fischt. Revierbesonderheiten sind in den Angelführern beschrieben. Wer sein Hintergrundwissen ausbauen möchte, bekommt mit dem Standardwerk „Küsten-Strategie – Meerforelle“ alle Infos an die Hand, um ganz persönliche Taktiken auch in neuen Revieren zu verfeinern.
F & Ä: Die North Guiding Reise- Angelführer werfen ihr Netz mittlerweile weiter als das an das benachbarte Dänemark und liefern Reisehinweise für Norwegen und Island. Gibt es Pläne für weitere Destinationen für Meerforellen- und Lachsfischer?
MZ: Gibt es. Aber je weiter wir uns von heimatlichen Revieren entfernen, desto weniger Käufer wird es für solche Reiseführer geben. Das will gut überlegt sein.
F & Ä: Spannend ist die Beschäftigung des Verlags mit speziellen Zielfischen wie Rapfen/ Wolfsbarsch. Gibt es Pläne dieses Angebot auszuweiten? z.B. Meeräsche, Hecht, Zander
Das kann ich mir gut vorstellen. Mit den beiden Zielfisch-Büchern haben wir Mut bewiesen und Lücken in der deutschsprachigen Fischerliteratur geschlossen. Bücher zum Rapfen-Angeln gab es auch international bisher nicht.
F & Ä: Welche Ereignisse und Begegnungen während Deiner Arbeit blieben Dir ganz besonders in guter Erinnerung?
Auf Bornholm habe ich viele Jahre intensiv gefischt. Das Revier ist nicht immer ganz einfach zu bewaten. Große Steine, Rinnen und Schiefersteinriffe machen es für Watanfänger nicht ganz einfach und so gehört der Watstock an einigen Plätzen unbedingt zur Ausstattung dazu. Solch ein Riff ist auch bei Sorthart: Große Steine kombiniert mit einem Schiffersteinriff – da kann man schon einmal ein Bad nehmen, hehe!
Mit dem Dänen Thomas Vinge ist es nicht nur spannend gemeinsam, fischen zu gehen. Mit dem Journalist und Buchautor entstehen immer besonders feine Gespräche. Es ist eine Freude, durch die Verlagsarbeit auch länderübergreifende Kontakte zu knüpfen. Und so lag es nahe, auch seine beiden Bücher zum Meerforellenangeln und Fliegenbinden, in deutscher Sprache herauszugeben.
David Miller hat mich schon früh fasziniert und ich besitze seit langem eine ganze Reihe seiner unglaublich faszinierenden Bilder. Als die ersten beiden Bücher (Strategie Küste und Fluss) veröffentlicht werden sollten, hatte ich lange über die Covergestaltung nachgedacht. Dann fiel mein Blick auf die Bilder von David, die auch in meinem Arbeitszimmer hängen. Ich nahm sofort Kontakt mit David Miller auf, der seine Zustimmung zur Covergestaltung gab. Heute verbindet uns eine Freundschaft, die während meines ersten Besuch in Wales entstand. In dieser Woche fischten wir gemeinsam auf Meerforellen in den besten Flüssen Wales und auf Wolfsbarsch an der beeindruckten Küstenlinie. Übrigens sind die Kunstdrucke von David Miller im Onlineshop erhältlich.
Wer einmal an die Mörrum gefischt hat, wird nicht nur immer wieder kommen. Sondern wer hier zurechtkommt wird auch anderen Flüssen oft exzellent fischen. Mit dem Ausnahme Fliegenfischer/–binder Ulf Sill von Mörrums Kronalaxfiske verbindet mich viel und so organisieren wir heute gemeinsam Reisen an die Mörrum, um mit möglichst vielen Fischern unsere Liebe zur Mörrum zu teilen.
Für die deutsche Ostseeküste habe ich alle Luftbildaufnahmen selbst gemacht und so konnte ich jeden Meter Strand von der deutsch-dänischen bis zur deutsch-polnischen Grenze aus der Luft betrachten und fotografieren. Ein beeindruckendes Erlebnis, dass viele tausend Fotos ergab, wovon ihr die besten in unseren Angelführern findet. Neben der Nordspitze von Hiddensee finde ich insbesondere das Kap Arkona am schönsten.
Auf Michael Zemans Frage was es schöneres gibt, als sich zu Hause in die Luftbilder hinein zu träumen und sich auf die Erlebnisse des nächsten Küstenausflugs zu freuen, fällt mir nur ein spontan zu sein, ins Auto zu steigen und nichts wie rauf an die Küste. Manchmal muss man sich doch mit dem zweit besten zufrieden geben und statt in die Wathose zu steigen, im Lesestuhl Platz nehmen. Bei Michael Zeman bedanke ich mich herzlich für die Einwilligung meine Fragen zum Verlag zu beantworten und das Bildmaterial zur Verfügung gestellt zu haben. Wie meine Eindrücke zu den mir bekannten Titeln aus der Reihe von North Guiding sind, erfahrt ihr in den nächsten Wochen.
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