Der Verlauf des diesjährigen Frühjahrs verstärkt langsam in mir den Glauben, der Sommer in diesem Jahr wird sich, entgegen den Hoffnungen des Großteils meiner Arbeitskollegen und – Kolleginnen, zu einem kühlen und verregneten dreimonatigen Aufenthalt im Kalender einfinden.
Denn während Millionen Mitbürger sich sehnlichst auf den Sommer freuen, erfüllt mich ab Anfang Juni der Gedanke an 30º+ Celsius und mehr zumeist mit Schaudern. Jede Jahreszeit stellt den Fliegenfischer vor besondere Herausforderungen, jedoch ergeben sich bei grellem Sonnenschein von früh bis spät abends, in Zusammenhang mit brütender Hitze, besondere Erschwernisse für den Fang von Forelle & Äsche.
Verleihen Schneeschmelze und Frühjahrsniederschläge Revieren starke bis leichte Färbung die es uns erleichtert, sich an unsere Beute zuweilen recht unvorsichtig zu nähern, verlangen sommerliche Niedrigwasserstände, größere List bei der Pirsch auf Forelle & Äsche. Das wochenlange Ausbleiben von Regenfällen spült in unseren Flüssen wenig Feingestein auf, schwemmt keine Laub- und Holzreste vom Ufer mit und lässt somit unsere Gewässer aufklaren.
Plötzlich ergibt sich die Möglichkeit unseren Blick bis auf den Gewässergrund zu werfen und Fische oder deren Schatten zu erkennen. Umgekehrt eröffnet sich auch für Salmoniden die Möglichkeit, trotz reduziertem Sichtfenster, Objekte ausserhalb ihres Elements wenn auch nicht deutlich, aber immerhin zu sehen oder über deren Seitenlinie wahrzunehmen.
Dass sommerliche Temperaturen und Witterungsverhältnisse deshalb noch lange kein Grund sein müssen, unsere Ausstattung in unseren Abstellräumen zu lassen, belegt die Erinnerung an einen Ausflug an die Ahr im letzten Jahr. Um sich eine realistische Chance für den Fang von Forelle & Äsche im Sommer zu einzuräumen, lohnt es sich bereits früh am Wasser zu sein. Es ist jedes Mal aufs Neue erstaunlich welch weit jenseits des Mindestmaß sich befindliche Forellen, ihre Scheu für kurze Zeit verlieren, um sich im flachen Uferbereich aufzuhalten und nach Kleinfischen und Insekten zu jagen.
Während ich also den von mir gewählten Pool und seine Rinne weitläufig umging, ohne dabei den Blick aufs Wasser zu verlieren, muss eine schöne Forelle im 35+ Bereich sich das Niedrigwasser am Ufer als Jagdplatz ausgesucht haben. Vorsichtig stieg ich in den knöcheltiefen Uferbereich, mit der Absicht diesen Tiefenbereich nicht zu verlassen und lieber etwas weiter zu werfen, als mit vom Waten verursachten Wellen die kurzfristig ihre Scheu verlorenen Fische in Unruhe zu versetzen.
Besagte Forelle konnte ich in 30m Entfernung dabei beobachten, wie sie mit entblößtem Rücken kleinen Elritzen oder ans Ufer kriechende Eintagsfliegennymphen bis an das Ufer nachstellte. In der Zeit die es dauerte bis ich mich in gut kontrollierbare Wurfweite begab – gerne vermeide ich es, mit all zu langen Würfen weiter unterhalb stehende Fische der ausgemachten Beute unnötig aufzuscheuchen – hatte sich die beobachtete Forelle wieder in die Tiefe der Rinne zurück gezogen und war nun nicht mehr an der Wasseroberfläche wahr zu nehmen.
Als ich mich nun bereits auf vermeintlich exakter Höhe der zuvor beobachteten Fressorgie befand, ergab ich mich der Vermutung, mich zu unvorsichtig dieser Stelle genähert zu haben und somit den schönen Fisch in Alarmbereitschaft versetzt zu haben. Noch mit diesem Gedanken hadernd, nahm ich plötzlich schräg rechts von mir in maximal fünf Meter Entfernung, das mehrmalige rasche Aufblinken einer buttergelben Flanke wahr. Auf äusserst leisen Sohlen begab ich mich in winzigen Schritten rückwärts ans Ufer um meine beiden Spiders abzuknipsen und diese mit einer Parachute Adams als Springer und einer 14er Goldkopfnymphe in helloliv zu ersetzen.
An Gewässern die das Fischen mit mehr als einem Haken erlauben, bringe ich gerne zwei Fliegen zum Einsatz, um in unterschiedlichste Wassertiefen meine Fliegen anzubieten. Der soeben beschriebene Neuseeland- oder Duo-Nymph Stil, eröffnet nicht nur die Möglichkeit die am Vorfachende befindliche Nymphe in bestimmter Tiefe zu führen, sondern bietet Forelle & Äsche zugleich Nymphe und Trockenfliege an. Zu guter Letzt kann die Trockene wenn man möchte, als Bissanzeiger eingesetzt werden.
Meine Annahme die Forelle mit meiner Annäherung an ihren Jagdplatz vergrämt zu haben, wurde bereits mit meinem ersten Wurf widerlegt. Nach kürzester Drift, tauchte die Parachute Adams vehement in die Tiefe. Der entschlossene kurze Anhieb liess sofort einen besseren Fisch erahnen und nach einigen Minuten, mehreren Sprüngen und wildem Tosen an der Wasseroberfläche gab sich die Forelle in ihrer vollen Länge zu erkennen. Nach diesem traumhaften Einstieg in einen Tag am Wasser, dachte ich mir dies wäre an Aufregung nicht zu überbieten. Das ich auch mit dieser Vermutung völlig daneben lag, darüber informiere ich in einem weiteren Beitrag.
Welche Trägersysteme gibt es sonst noch? Mehr dazu in unserem Buch – ‚Nymphenfischen: Geheimnisse entlarvt‘
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