Krautbett Forelle – ©Flickr: Jean-Louis Vandevivère
Fliegenfischen und seine Techniken und Fliegenmuster wurden bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, maßgeblich von Beobachtungen und Entwicklungen in England beeinflusst. Während die ersten Jahrhunderte (1500 – 1850) der Berichterstattung über fischereitechnische Fortschritte geprägt von Protagonisten aus Englands Norden und Westen waren, riss der Süden Englands später diese Vormachtstellung an sich, mit Fang- und Bindemethoden die an den Südenglischen Kreideflüssen Test und Itchen ausgearbeitet wurden.
Während der Mitte des letzten Jahrhunderts gesellte sich mit Frank Sawyer, ein weiterer Hauptakteur zum illustren Duo Frederic M. Halford und George E. M. Skues. Während erstere sich noch im bitteren Streit zur angemessensten Art der Befischung von Forelle & Äsche befanden, konnte Frank Sawyer als angehöriger der nächsten Generation an Innovatoren, sich einigermaßen losgelöst von den Dogmen vergangener Jahrzehnte der effektivsten Form der Nymphenfischerei widmen.
Am River Avon in Wiltshire – ebenfalls ein Kreidefluss – angesiedelt, verfeinerte Sawyer die von Skues propagierte Methode des Nymphenfischens zum Fang von Forelle & Äsche. Es ist durchaus anzunehmen, dass auch Skues über die Fängigkeit beschwerter und tief geführter Nymphen wußte. Zu dieser Zeit aber, war das ethische Ideal des Fliegenfischen angesiedelt, in der Präsentation einer trockenen Fliege zu einem beim Fressvorgang beobachteten Fisch. Die These, ein Insekt im Nymphenstadium zu präsentieren, glich bereits einem Hochverrat an ‘ehrenhaftem’, sportlichen Verhalten zum Fang von Salmoniden.
Frank Sawyer, bei seiner Aufgabe als Flusswart für die Services Dry Fly Fishing Association, konnte am glasklaren River Avon tiefstehende Forellen bei der Suche und Nahrungsaufnahme von aufsteigenden Nymphen beobachten. Diese Wahrnehmung führte zur Entwicklung der minimalistisch gebundenen PTN (Pheasant Tail Nymph), welche als beschwertes Muster, tiefstehenden Forellen serviert wurde. Näherte sich die im dead-drift befindliche Nymphe einem Fisch, wurde dieser mit Anheben der Rutenspitze Leben eingehaucht und vor dem Auge des Fisches ein Aufstieg zum Schlupf imitiert. Forellen schießen sich besonders auf diesen Bewegungsablauf ein und sehen im Aufstieg einer Nymphe, einen Auslöser nach diesem im Wasser treibenden Körper zu schnappen.
Die Grundvoraussetzung zur Anwendung des Induced Take (provozierter Biss), ist an schnell und unregelmäßig fließenden Mittel-und Vorgebirgsflüssen häufig nicht gegeben. Quell- und Kalkflüsse fließen häufig unregelmäßig, sind durchzogen von unterschiedlichsten Strömungen und führen im Gegensatz zu Kreideflüssen oft kleinen Schutt und andere Fremdkörper, die auf die Klarheit des Wassers Auswirkung zeigen. Somit wird das Sichten von tieferstehenden Forellen deutlich erschwert. Das Fliegenfischen an Kreideflüssen wird zumeist auch nicht im Wasser, sondern von erhöhten Ufern ausgeführt, was wiederum auch Einfluss auf die Sichtbarkeit von Fischen im Wasser hat.
Das Prinzip des Induced Take ist dennoch überall anwendbar. Beim Nymphenfischen flussaufwärts, bewehrt es sich, die abtreibenden Nymphe gelegentlich mit Heben der Rutenspitze an die Wasseroberfläche zu bringen. An fischträchtigen Stellen an der man Stellplätze von Forelle & Äsche vermutet, provoziert dieses Manöver oft den erhofften, herzhaften Biss.
Tight Lines!
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