Als Anfang letzten Jahres Steve Tyler von Aerosmith als ‘American Idol’ Juror gemeinsam mit Carrie Underwood vor einem millionenschweren US Fernsehpublikum auftrat, konnten Fliegenfischer und – binder weltweit nicht die Auswirkungen einschätzen, die ein alternder Rocker auf die Mode- genauer gesagt Hairstylingwelt, und als Konsequenz auf weltweite Bestände von Hecheln haben würde.
Während Rockfans sich resistent gegenüber der ornamentalen Verschönerung Steve’s Metal-Mähne wussten, kannten Fashionistas von Florida bis Seattle keinen Einhalt mehr. Mit Smartphones und YouTube Clips wurden Friseure auf und ab der USA mit Wünschen nach ebensolchen Haarextensions überhäuft.
Dem kapitalistischem Prinzip von Angebot und Nachfrage gerecht werdend, fanden sich bald tausende von Friseuren in Tackleshops, auf ebay, im Online Handel, bei Metz und Whiting ein und deckten sich mit Bälgen, insbesondere Grizzly Hecheln ein um den Kundenwünschen gerecht zu werden und eine lange Feder oder zwei für 10$-25$ pro Stück ins fein gestylte Haar einzubinden.
Für Bindematerial Einzelhändler die seit Jahren von der Online Konkurrenz an den Rand der Existenz gedrängt werden, tat sich über Nacht die Chance auf, den drohenden finanziellen Abstieg Einhalt zu gebieten und nicht selten setzten Händler in zwei Monaten das Volumen von zwei Jahren um. So nebenbei wurden Margen erzielt die selbst den rücksichtslosesten Geschäftsmännern die Schamesröte ins Gesicht treibt. Kein Wunder, wenn plötzlich Bälge die zuvor fuer 60$ gehandelt wurden, fortan Preise bis zu 600$ erlangten.
Produzenten, Händler, klassische Fliegenbindekunden sowie Nachahmer des neuesten Trends zur Aufwertung der eigenen Erscheinung, befanden sich somit über Nacht in einem ungewollten Messen ihrer Kräfte sowie des Ausmass der gegenseitigen Treue.
Produzenten stellen sich die Frage, ob die längst zur Neige gehenden Vorräte an Bälgen an Vertriebe für Haarartikel zu denkbar unmöglich erscheinenden Umsätzen reserviert werden sollen; Einzelhändler stellen die Loyalität der langjährigen Kunden mit exorbitanten Sattelpreisen auf den Prüfstein; und die Fashionistas und deren Versorger z.B. Haarsalons etc., fühlen sich niemanden als sich selbst verpflichtet und schütten mit Freude Öl ins Feuer; warum auch sollte der Feder-und Hechelhandel nicht ähnlichen wirtschaftlichen Zwängen unterliegen wie anderes Rohmaterial oder Handelsgut.
Im Moment scheint dem Phänomen kein Einhalt zu gebieten zu sein, auch wenn Experten und Beobachter damit rechnen, der Trend zur Aufwertung der eigenen Haarpracht mit dem Einknoten einer bis zu dreissig Zentimeter langen Grizzly Hechel könnte schon bald wieder ein Ende nehmen. Ach wirklich? Zum einen verschönerten Frauen als auch Männer seit Jahrtausenden Haar und Kopfbedeckung mittels natürlicher Federn, zum anderen wurden ähnlich tribalistisch verankerten Körperveränderungen wie Piercing anfang der 90 Jahre auch Kurzlebigkeit prophezeit.
Markenvertriebe von Hecheln und Federn gehen davon aus, dass Züchter und Hersteller von genetisch reinen Hühnern auf die gesteigerte Nachfrage reagierten. So rechnen diese, der Bestand an rassenreinen Hühnern, deren Federkleid als Grundlage für Trockenfliegen in der Größe 16 – 28 dient, wurde bereits zu Anfang des Jahres während des Ausbruchs des Trends aufgestockt. Zieht man die zwischen zwölf und achtzehn Monaten dauernde Zuchtphase eines Hahns heran, kann davon ausgegangen werden, dass die wenigen existierenden Züchter Mitte bis Ende 2012 der gesteigerten Nachfrage nach Skalps und in der Zwischenzeit auch Sätteln nachgekommen sein wird. Aus vertrauten Quellen wird die Diversifizierung von Whiting, Metz, Keough und anderen, hin zum Vertrieb von auf die Mode-und Stylingbranche zugeschnittene Paketen von Hecheln eigens für das Einbinden zu modischen Zwecken, verkündet.
Bis die zur Zeit noch enge Pipeline für Bälge wieder gedehnt wird, um Fliegenbindern wieder eine ungestörte Versorgung mit Federn zu einem akzeptablen Preis zu gewährleisten, ist wohl der Umstieg auf Alternativen zu den auf Grizzly Hechel angewiesene Muster geraten.
F-Fly anstatt Adams – wobei wenn man den Verkaufspreis von CDC heranzieht, man ebenso gut bei Whiting Bälgen 1. Grades bleiben könnte!
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