Allgemeines:
Chironomide oder Zuckmücken gehören zu der biologischen Ordnung der Zweiflügler. In dieser Klasse befinden sich mit Haarmücken (Bibio) und Schnaken (Daddy LongLegs) noch weitere für den Fliegenfischer höchst relevante und oft imitierte Insekten. Von allen uns Fliegenfischern dienlichen Wasserinsekten, sind Zuckmücken die anpassungsfähigsten und finden selbst in Tümpeln ein Auskommen.
Zuckmücken ähneln im Aussehen Moskitos (Stechmücken), verfügen aber glücklicherweise nicht über deren lästige Eigenschaft zu beißen. In Stehgewässern zählen Chironomide schon längst zur wichtigsten Nahrungsquelle und finden als künstliche Puppe oder Larve häufige Verwendung.
In Fliessgewässern wird von den Vertretern unserer Zunft, Zuckmücken noch nicht dieselbe Bedeutung beigemessen wie an Seen und Teichen. Das geschlüpfte Insekt reicht in Eleganz bei weitem nicht an Maifliegen ran und segelt auch nicht flussab zum Trocknen seiner Flügel. Es zeigt sich nicht verantwortlich für abendlich, aggressive, klatschende Forellenbisse. Das alles mag ein Mitgrund sein warum Zuckmücken als künstlicher Köder an Flüssen nicht die Aufmerksamkeit zu Teil wird, die den Insekten als wichtiges Glied in der Nahrungskette von Salmoniden zusteht.
Flussverbauungen und abnehmende Wasserqualität sind mitverantwortlich warum Salmoniden zum einen vermehrt ohne umweltempfindliche Insekten auskommen müssen, zum anderen veränderte Habitate und deren Wasserbewohner vorfinden. Zunehmender Wassersport an heimischen Flüssen sorgt darüber hinaus dafür, dass Forelle und Äsche immer häufiger auf Nahrungsaufnahme an der Wasseroberfläche verzichten.
Deshalb laden langsame Flussabschnitte oder tiefe Gumpen dazu ein, zur Abwechslung eine Zuckmückenlarve (Bloodworm) oder Zuckmückenpuppe (Buzzer) anzuknoten und somit der Speisekarte von Salmoniden in bestimmten Situationen gerecht zu werden.
Lebenszyklus – Larve:
Zuckmückenlarven charakterisieren sich durch einen muskulös erscheinenden Körper bestehend aus einer kleinen Kopfkapsel und deutlich segmentierten Thorax (Brust) und Hinterleib (Abdomen). Die Larven halten sich bevorzugt im Grundschlamm von Gewässern auf und erreichen eine Körpergröße von 2cm. Werden sie freigespült, bewegen sich die Larven in rhythmischen achterförmigen Bewegungen. Die Körperfarbe deckt ein breites Spektrum von weiss, gelblich, grün, bis zu graubraun und blutrot ab. Die bekannteste Imitation ist der ‚Bloodworm’ eine Zuckmückenlarve mit einem hohen Gehalt an hämoglobin ähnlicher Körpersubstanz, die die Larve bei der Atmung unterstützt.
Lebenszyklus – Puppe:
In der Zuckmückenpuppe entwickelt sich die Kopfkapsel zu einer ausgeprägten Kopfpartie mit dahinter dicht anliegenden Deckflügeln. Am Kopf befinden sich Filamente in büscheliger Form zur Atmung und der Hinterleib zeigt sich deutlich segmentiert. Zur Hilfe beim Aufstieg durch die Wassertiefe wird der Raum zwischen Puppenhaut und der darin befindlichen Puppe mit Gas gefüllt, was dem Insekt einen silbrigen Glanz verleiht. An der Wasseroberfläche angekommen durchbricht die Puppe mit sich windenden Bewegungen den Oberflächenfilm. Sehr zum Nutzen von Salmoniden und anderen Fischarten, gelingt es vielen Chironomiden nicht immer die Oberfläche des Wassers zu durchbrechen und sie werden daher zu einer leichten und begehrten Beute.
Lebenszyklus – Imago:
Der Imago selbst spielt eine für Fliegenfischer untergeordnete Rolle. Der Schlupfvorgang, so erfolgreich, geht rasch vor sich und adulte Zuckmücken machen wenig Anstalten sich länger denn nötig an der Wasseroberfläche aufzuhalten. Der frisch geschlüpfte Imago trocknet kurz seine Flügel um sich hernach ins ufernahe Gebüsch zu begeben. Das adulte Insekt bereitet sich dort auf die Paarung vor und lebt für einige Tage bis mehrere Wochen.
Imitation – Larve:
Bloodworms werden in der kälteren Jahreszeit gerne als Muster gewählt, da diese selbst bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt aktiv bleiben. Salmoniden in Seen, die sich nun ebenfalls am Grund aufhalten, können diese mit wenig Kraftanstrengung verzehren.
Imitation – Puppe:
Während das Insektenleben im Winter zyklisch bedingt abklingt, machen sich Salmoniden den Umstand zum Vorteil, dass Zuckmücken zu fast jeder Jahreszeit, wenn auch nicht im selben Ausmass, schlüpfen. Leicht erhöhte Temperaturen bei ein wenig Sonneschein ziehen oft bereits einen Schlupf, oder einen Versuch dessen, nach sich. Die Puppen machen sich den Auftrieb des Gases, welches sie unter der Puppenhülle aufbauen zum Vorteil und begeben sich immer wieder an die Oberfläche um die Chancen zum Schlupf zu orten. Erweisen sich Temperatur oder Wetter als zu widrig, lassen sie sich wieder auf den Grund sinken um die nächste bessere Gelegenheit abzuwarten.
Das Aufsteigen und Sinken machen sich Fliegenfischer leicht zu Gute. Beschwerte Chironomid Muster – Epoxy Buzzers – werden in langen, langsamen Zügen an die Oberfläche gebracht und wieder sinken gelassen. Schnurbögen erzielen denselben Effekt und Puppen spielen verführerisch im leichten Wogen der Wellen auf Seen oder uns nicht sichtbaren Unterwasserströmungen.
Imitation – Imago:
Dem Stadium unmittelbar vor und während des Schlupfes einer Puppe zum entwickelten Imago schenken wir die größte Aufmerksamkeit. Wie alle Insekten sind auch Chironomide am verletzbarsten, wenn sie sich unter mächtigen Anstrengungen aus dem Schutz ihrer Hülle quälen. Salmoniden sind auf diesen Moment vorbereitet.
Die aufsteigenden, sich windenden und silbrig glänzenden Puppen werden von Salmoniden verfolgt, bereits kurz vor Erreichen der Wasseroberfläche verschlungen oder genüßlich von der Oberfläche gesaugt wenn diese hilflos im Oberflächenfilm hängen um sich von ihrer Schutzhülle zu befreien.
Das Glänzen der mit Gas gefüllten Puppen imitieren Fliegenfischer mit lackierten Nymphen – Epoxy Buzzer. Das vom Lack verursachte Gewicht ist dabei hilfreich die Nymphe rasch in Richtung Grund sinken zu lassen.
Das hilflose Baumeln der Chironomide im Wasseroberflächefilm wird von vielen weiteren Chironomid Mustern nachgeahmt – Suspender Buzzer, Shuttlecock Buzzer, Bob’s Bits, Midge Pupa.
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