In den langen Winternächten, die endlich spürbar kürzer werden, hatte ich ausreichend Zeit mich genüsslich vom Sofa verschlingen zu lassen und selbiges mit meinen zahlreichen Bücher zu tun. Eines das ich immer gerne zur Hand nehme, ist die deutsche Wasserinsektenbibel des Triumvirats – Reisinger, Bauernfeind, Loidl: Entomologie für Fliegenfischer – vom Vorbild zur Nachahmung. Die Lektüre inspirierte mich, die auf der Homepage des Mitautors Erhard Loidl vorgestellte Idee, der Fliege des Monats aufzugreifen.
Der Reiz der Serie besteht darin, über die Handvoll Muster die ausreichen um das Ganze Jahr über erfolgreich auf Forelle & Äsche zu fischen hinauszugehen und sich mit der Nachahmung der potentiell schlüpfenden Insekten auseinander zu setzen. Dazu gesellt sich der sicherlich vielen Fliegenfischern bekannte Wunsch, immer wieder Neues probieren zu wollen. Sei es die Identifizierung eines geschlüpften oder sich im Nymphenstadium befindlichen Insekts, oder die Aneignung anderer Bindetechniken oder die Benutzung neuen Materials.
Der Reichtum an künstlichen Fliegen lässt sich leicht beim Durchblättern unzähliger Homepages, Kataloge oder Büchern zum Thema Kunstfliegen und Fliegenbinden feststellen. Schwieriger erweist sich für den ‘Match The Hatch’ Interessierten die Auswahl der imitatorisch geeignetsten Fliege, insbesondere wenn der Insektenflug auf sich warten lässt, vereinzelt abtreibende Fliegen in ausreichend Distanz genüsslich von Forelle & Äsche verschlungen werden und trotz uneingeschränkter Sehkraft nicht identifiziert werden können. Zu guter Letzt, kriechen wiederum andere Nymphen zur Paarung ans Ufer, um sich dort der Hülle zu entledigen und entgehen dadurch dem aufs Wasser fixierten Blick.
Das die schier unglaubliche Menge an Kunstfliegen, auf der natürlichen Vorlage von alleine in Europa 350 Eintagsfliegen, 1000 Köcherfliegen, 400 Steinfliegen basiert, trägt das Seine dazu bei die richtige Wahl am Ufer zu erschweren. Nicht wenige Fliegenfischer führen beim Gang an das Wasser ein Insektennetz mit sich. Mit der Spitze des Watschuhs wird das Flussbett vor sich ein wenig aufgewühlte, und die dadurch freigelegten sowie andere ohnehin abtreibende Nymphen, finden ihren Weg in die feinen Maschen des Netzes, um bei der Identifikation selbiger zu helfen.
Sehr viele der mehreren Tausend Insekten – wie wahrscheinlich eine ähnlich große Zahl an Kunstfliegen – spielen eine für den Fang von Forelle & Äsche untergeordnete Rolle. Somit beschränkt sich die Zahl der in dieser Serie vorgestellten Fliegen auf eine pro Monat, auch wenn der Menüplan der Fische sich liest wie eine Speisekarte. Viele Gerichte und einige Tagesmenüs! Die Gerichte basieren auf den Grundzutaten: den Goldköpfen, den Fasanenstößen, Hasenmasken, Marabou, Hahnenhecheln und Epoxy; der Parachute Hechel, dem Hechelkranz, den Federschwingen, dem Dubbing Loop, den Flügelscheiden, und dem Federkörper.
Die Sternenköche die in dieser Serie diese Zutaten vermischen werden, um sowohl Spezialitäten als auch Hausmannskost aufzutischen, um Euch bei der Menüerstellung zu unterstützen, sind die beiden anerkannten Fliegenbinder Hans Hilgers und Sven Ostermann. Es ist mir eine besondere Freude die beiden Herren auf Forelle & Äsche vorstellen zu dürfen.
Wer die Teilnehmerliste unterschiedlichster Events und Veranstaltungen rund um das Thema Fliegenfischen und Fliegenbinden verfolgt, wird dabei regelmäßig auf den Namen Hans Hilgers stossen. Spätberufen zur Leidenschaft Fliegenfischen, entdeckte Hans im Jahr 2000 bei einem Dänemarkurlaub die Leidenschaft Fliegenbinden.
Fasziniert von den Ausführungen eines deutschsprachigem Dänen während eines Volksfest, der seine eigenen Kreationen den Besuchern der Veranstaltung vorführte, machte sich Hilgers von nun an die Sache, Felle, Haare und Federn selbst in die Hand zu nehmen. Die noch vor kurzem erstandenen Fliegen wurden jetzt selbst nach gebunden.
Das die Faszination für das Fliegenbinden, schon bald die Freude und Begeisterung für das Fliegenfischen überschatten würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorherzusehen. Hilgers reihte sich schon bald in die Gruppe der versessenen Binder ein, die wenn vor die Wahl gestellt sich für das Fliegenbinden oder Fliegenfischen entscheiden zu müssen, sich zu ersterem bekennen würden.
Und nun, etwas über ein Jahrzehnt nach der schicksalhaften Begegnung in Dänemark, findet man Hans selbst hinter den Schautischen unzähliger bundesweiter Vorführungen, wo Experten des Handwerks einer interessierten Gemeinde, Einblick in die Geheimnisse der Fliegenbindekunst gewähren.
Die in Eigenherstellung vertriebenen Kunstfliegen, haben Ihren Weg hinaus aus der eigenen Bindewerkstatt in die Vitrinen namhafter Tackleshops gefunden. Weiters darf man gespannt sein auf die Verwendung der Fliegen Hans Hilgers, für den im Mai erscheinenden Lars von Trier Streifen Nymphomaniac.
In näherer Zukunft kann man sich in der Fliegenbindewerkstatt Hans E. Hilgers zu folgenden Terminen in das Fliegenbindens einweihen lassen, und Hans beim Eifeler Fliegenfischer Meeting (EFFM II), über die Schultern schauen. Wer lieber einzukauf anstatt nachzubinden findet unter diesen Verkaufsaddressen sowie der Bindewerkstatt Hans E. Hilgers ein reichhaltiges Angebot.
SVEN OSTERMANN:
Der Autor Ted Leeson behauptet, ‘das Selbststudium bietet viele Vorteile, aber keinen Qualitätsunterricht’. Zu den Fliegenfischern und -bindern, auf die dieser Leitspruch nicht im Geringsten zutrifft, gehört Sven Ostermann.
Ostermann kam bereits früh mit der Maxime ‘geht nicht, gibt’s nicht’ in Berührung. Ohne familiären Einfluss, der den Werdegang des jugendlichen Sven Ostermann beeinflusste hätte können, machte sich dieser im Alter von dreizehn daran alles über das Fischen zu erfahren, inklusive dem Kauf der nun leider eingestellten Zeitschrift ‘Der Fliegenfischer’.
Das mehrjährige ‘Studium’ der Fischerei in Bibliotheken und bei lokalen Fachhändlern, noch vor den ersten wirklichen Besuchen am Wasser, spricht für Ostermanns Enthusiasmus und Wissbegierde. Der familienbedingte Umzug eröffnete schliesslich den Zugang an Gewässer. Sven übte aber nicht einzig konsequent Werfen und Fliegenfischen, sondern baute sich schon bald die erste eigene Glasfaserrute.
Der Schritt an den Bindetisch war logische Konsequenz des zielstrebigen Sven Ostermann und über Jahre hinweg – lange vor der einfachen Zugänglichkeit durch das WWW – weihte sich Ostermann mit einiger Hilfe hier und da in die Geheimnisse der Wurfkunst und des Fliegenbindens ein. 1995 folgte die erste Einladung zum Danish Fly Festival in Kolding, um am Bindetisch das angeeignete Können, neugierigen Besuchern zu präsentieren.
Dem nicht genug, strebte Ostermann eine Akkreditierung als qualifizierter Wurflehrer nach Grundsätzen der International Federation of Fly Fischers an und absolvierte als erster Europäer, 1997 das Wurflehrer Zertifikat des damals als FFF-Europe gegründeten Instruktoren-Prüfungsprogrammes (heute EFFA).
Seit nun mehr als dreißig Jahren gibt Sven Ostermann, das autodidaktisch erlernte und ständig verfeinerte Wissen – sei es Werfen, Fischen, Binden – an Interessierte, bei Zusammenkünften höchsten Ansehens weiter. Die nächste Gelegenheit Sven Ostermann am Bindetische beobachten zu können und dabei viele nützliche feine Tipps einzuholen, bietet sich im schönen Ambiente der Veranstaltung Erlebniswelt Fliegenfischen (EWF) 2013.
WALTER REISINGER:
Aufgewachsen im oberösterreichischen Linz, kam Walter Reisinger vor vierzig Jahren mit der Fliegenfischerei in Berührung. Der Weg zur Traun – dem Fluss der für die Entwicklung des Fliegenfischens im deutschsprachigem Raum immense Bedeutung besitzt – war nicht weit. Zuerst fischte er am Unterlauf im Stadtgebiet von Traun und Linz, bis es ihn an die Gmundner Traun zog.
Wie die meisten Fliegenfischer machte sich auch Walter Reisinger sehr bald daran Fliegen für die eigene Fischwaid zu binden. Doch nicht genug, das für die jeweilige Situation geeignete Muster zu kennen, entstand in Reisinger bereits früh der Wunsch, das Auftreten und Leben der natürlichen Vorbilder besser zu verstehen. Und so kam es, dass sich Walter Reisinger autodidaktisch zum versierten Hobby-Entomologen entwickelte, der die Stadien und den Lebenszyklus europäischer Vertreter von Eintags- Köcher- und Steinfliegen dokumentierte und photografisch festhielt.
Diese Anhäufung an Wissen und das reich vorhandene Fotomaterial wurden zum Motor hinter der Idee, die bis noch in das Beginn dieses Jahrtausende klaffende Lücke, an einer zeitgemäßen Einführung in Entomologie und Fliegenbinden zu schliessen. Walter Reisinger gewann die Unterstützung für die Umsetzung dieser Idee, in Form eines Verlages und hochkarätiger Mitautoren. Somit erschien 2002 unter der Zusammenarbeit von Dr. Ernst Bauernfeind und Erhard Loidl erstmals das Buch ‘Entomologie für Fliegenfischer‘ – einem in der Zwischenzeit Standardwerk für Insekten- und Bindeinteressierte Fischer.
Die unermüdliche Energie und die Leidenschaft für dieses Thema, ermöglichen es Walter Reisinger, nebst dem Fliegenfischen an heimischen und exotischen Orten, sein Wissen für die Publikationen ‘Fliegenfischen‘ in regelmäßigen Beitragen einzubringen.
Aufgewachsen in der Eifel an der Kyll, fing Marco früh an das Fliegenfischen für sich zu entdecken. Der Junge Angler verbrachte viele Stunden am Wasser und sein Interesse galt nicht nur den Fischen. Auch die Insekten hatten es ihm sehr angetan. Mit seinem fischereilichen Mentor saß er nächtelang im Landesmuseum in Trier und erlernte die Grundtechniken des Fliegenbindens.
Viel Zeit floss in zusätzlich entdeckte Hobby, so dass manch ein Angeltag am Bindestock verbracht wurde, um neue Muster zu binden und Techniken zu verfeinern. Sein Interesse übertraf bald das Wissen seines Lehrmeisters und das Bücherregal begann mit Titeln und Magazinen über das Fliegenbinden überzuquellen.
Mit Erreichen der Volljährigkeit gab Marco seinen ersten Bindekurs und schnell wurde das Hobby mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung. Viele Fliegenfischer ließen sich fortan von ihm mit seinen Fliegen beliefern.
Die Jahre verstrichen und 1998 ging Marco mit seiner ersten kleinen Website Online, die sich bis heute immer weiterentwickelt hat. 2007 wurde aus der kleinen Seite ein Onlineshop für Fliegen. Marco spezialisierte sich schnell auf Bindewünsche älterer Fliegenbinder, die bedingt durch Ihr Alter nicht mehr selbst ihre Lieblingsmuster binden konnten. Auf einigen Messen und Veranstaltungen bewies er seine Bindefähigkeiten und regelmäßig bot er Bindekurse an. Im Herbst 2011 wurde im jährlich veröffentlichten US Magazin Hatches sein erster internationaler Bindebericht veröffentlicht. In deutschen Magazinen sind immer mal wieder Fotos und Anleitungen von Marco zu sehen.
Durch den Onlineshop und den damit verbundenen Aufnahmen der Fliegen wurde ein neues Hobby entdeckt – die Fotografie. 2011 wurde Marco zudem Team Member bei der renommierten englischen Hakenmanufaktur Patridge of Redditch, wo er immer wieder seine Fliegen zeigt. Im September jenes bewegten, an viel Veränderung verknüpften Jahres, zog Marco aus der schönen Eifel ins Schwabenland zu Marios Fliegendose. Dort machte er sein Hobby letztendlich zum Beruf. Mit dem Wechsel und den neuen Herausforderungen wurde sein Onlineshop geschlossen. Marco leitet seitdem die Bindekurse bei Marios Fliegendose und steht dort täglich mit Rat und Tat bei Fragen zur Seite.
Ein herzliches Willkommen den vier Herren auf Forelle & Äsche!
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Hans says
Hallo Tankred,
ich freue mich, dass ich etwas in deinem Blog beitragen kann.
Würde mich freuen, wenn noch weitere schöne Muster folgen.
Viele Grüße
Hans
Tankred Rinder says
Hallo Hans,
die Freude ist ganz meinerseits. Bestimmt werden wir uns über die Monate schöne Muster einfallen lassen.
Beste Grüße
Tankred
SvenOstermann says
Vielen Dank lieber Tankred, es ist mir eine besondere Freude Deinem Blog beitragen zu dürfen.
Tight lines and dry socks
Sven
Tankred Rinder says
Hallo Sven,
Es ist mir eine Ehre.
Viele Grüße, Tankred
Alex says
Hallo,
ich freue mich sehr auf die künftig regelmässig vorgestellten Muster.
Viele Grüße
Alex
Tankred Rinder says
Hi ALex,
das freut mich zu hören und ich bin froh mit der Idee und dem Team auf tolle Resonanz zu stossen. Wir haben bereits spannende Muster in Planung. Freue mich schon auf unseren baldigen, gemeinsamen Ausflug.
Beste Grüße
Tankred