© Barry Ord Clarke
Für viele Neulinge des Fliegenbindens beginnt der Einstieg mit einem Starter Kit. Bedauerlicherweise erzeugen die meisten Starter Kits ähnliche Frustration, wie der Versuch an für den Anfänger zu schwierigen Bindemustern. Die erste Wahrnehmung nach dem Öffnen eines Starter Kits, ist der überwältigende Geruch von Dichlorbenzol, Naphtalin – oder einfacher ausgedrückt – der heftige Duft von Mottenkugeln. Diese organischen Stoffe halten Insekten von Federn und Fellen fern und beschützen euer Material davor, zu einem Sammelsurium an verdautem natürlichem Bindematerial zu werden, sowie beim nächsten Öffnen des Kits von der kreuchenden Babyform der Insekten begrüßt zu werden. Abseits des sinnlichen Eindrucks der Mottenkugeln, heisst euch nach dem Öffnen der Starter Kits eine Reihe an Werkzeugen und Bindematerial willkommen, welche auf den ersten Blick wie eine Anhäufung von glänzenden Instrumenten und Stoffen, höchst exotischer Herkunft wirken.
Bedauerlicherweise lässt die Qualität von Starter Kits zu wünschen übrig und die Brauchbarkeit der beigefügten Materialien ist oft nur mäßig. In neun von zehn Fällen sind die darin beinhaltenden Scheren von minderer Qualität und schneiden Bindegarn und anderes feines Material nur dürftig klar und scharf. Idealerweise legt man sich bereits früh zwei Paar Scheren zu. Eine hochwertige mit feinen Spitzen für sehr präzise Schnitte, sowie ein weiteres kompaktes Paar für das Schneiden von Fellen, Kunststoffen und Drähten.
Bobbin Halter (Spulenhalter) sind oft von ähnlich minderer Qualität und durchtrennen das Bindegarn leicht. Barry ist ausserdem der Überzeugung, dass die Naturfelle und Federn oft von keinen Fliegenbindern ausgewählt werden. Oft steht die Menge an Material bei der Auswahl im Vordergrund und erweist sich als unbrauchbar für den Anfänger. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, einen in der Nähe befindlichen Tackleshop – insoweit möglich – zu besuchen. Verfügt dieser Shop über eine gute Bindeabteilung, bittet einen kompetenten, fliegenbindenden Verkäufer darum, ein Paket mit Material und Werkzeug zusammen zu stellen, welches auf Eure Bedürfnisse und Zielfische abgestimmt ist. Im allgemeinen kann man behaupten, unzureichende Investition bei Material und Werkzeug stellt sich schnell als kontraproduktive Ersparnis heraus.
Barry’s Empfehlung für ein Einsteigerset an Bindematerial und -werkzeug für den Fang von Forelle & Äsche.
Bindestock
Dubbingnadel
Hechelklemme
Schere
Keramischer Bobbinhalter
Kopfknotenbinder
Klarer dünnflüssiger Bindelack
Bindegarne
Whiting Hahnenhecheln (gemischt) – schwarz, braun, grizzle
CdC natur
Pfauenaugenfeder
Fasan Stossfedern (Schwanzfedern)
Hasenmaske
Poly Yarn (Polygarn) weiss
Bleidraht (Wickelblei)
Bindedraht (mittelstark)
Haken
Trockenfliegenhaken (Mustad R30 94833) #12 – oder andere Hersteller # 12 -14
Nymphenhaken (Mustad R73 9671) # 8 – oder andere Hersteller # 10 -14 Streamerhaken (Mustad R74 9672) # 6 – oder andere Hersteller # 6 -10
Wer einige Zeit sein Geschick im Fliegenbinden übt, wird Bindematerial rasch verstehen und dessen Qualitäten zu deuten wissen. Sehr schnell wird sich die Erkenntnis einstellen, wie viel einfacher qualitativ hochwertiges Material anzuwenden ist und wie damit bessere Ergebnisse erzielt werden. Auch hier gilt: der Besuch eines Tackleshops mit grosser Bindeabteilung, bietet für gewöhnlich das beste Material und verfügt über Kundenberater die selbst Fliegen binden und mit Rat zur Seite stehen können. Doch selbst in diesen Läden, kann sich das Material unterscheiden. Achtet also beim Kauf von Bindematerial – sagen wir einem Fasanenstoss – auf folgendes: Nehmt nicht einfach die erstbeste Packung an der Wand. Seht Euch alle erhältlichen Packungen genau an und wählt jene aus die Euren Bindewünschen und -vorstellungen am meisten gerecht wird. Bei allem natürlichen Bindematerial gibt es Unterschiede bei Größe, Zeichnung, Farbe, Hechellänge etc. – und häufig auch bei der Quantität – die auf den ersten Blick nicht leicht erkennbar sind.
Bindestock:
Dieses Werkzeug wird das teuerste aller benötigten Hilfsmittel sein und sollte daher gründlich geprüft und ausgewählt werde. Man sollte dabei in Betracht ziehen, wie viele und welche Art von Fliegen – und in welcher Größe – man zu binden beabsichtigt. Nebst ihrer Hauptaufgabe, den Haken sicher und fest einzuspannen, verfügen moderne Bindestöcke über eine Reihe an nützlichen Funktionen. Höhenverstellung, bewegliche Backen und variable Rotationswinkel sind geläufig und die meisten guten Modelle weisen diese Eigenschaften auf. Bindestöcke erscheinen in vielfältigem Design und sind in unterschiedlichen Preisklassen erhältlich. Am leichtesten gelangt man zu einer Einschätzung über einen Bindestock und dessen Anwendungsbereich – gemessen an den eigenen Bindebedürfnissen – beim Besuch eines Fachhändlers, mit einer guten Auswahl an Bindestöcken in mehreren Preisklassen und Ausstattung. Fragt den Händler nach Vor- und Nachteilen diverser Modelle und probiert diese aus.
Bindegarn:
Siehe: Fliegenbinden für Anfänger #2 Bindegarn und Kopfknoten
Bobbin Halter (Spulenhalter):
Ein qualitativ minderwertiger Bobbinhalter kann ein Ärgernis darstellen. Es lohnt sich wirklich in einen hochwertigen keramischen Bobbinhalter zu investieren. Diese sind den einfacheren Ausführungen bei weitem überlegen. Keramische Röhren sind bedeutend härter als Chirurgenstahl, die sich letztendlich abnutzen und Furchen bilden, die das Garn durchtrennen.
Die Arme des Bobbinhalters müssen verstellbar sein, um Garnspulen unterschiedlicher Größe aufzunehmen und die Spulen unter Spannung zu halten. Die Spannung sollte gering genug sein um das Garn gleichmäßig von der Spule abziehen zu lassen, dennoch ausreichend um den Bobbinhalter an seinem eigenen Gewicht hängen zu lassen, ohne dass sich dieser abspult. Für etwas weniger Spannung, drückt die Arme an beiden Seiten etwas nach außen. Für mehr Spannung, nach innen. Experimentiert mit den Garnspulen und passt die Halterung dementsprechend an.
Scheren:
Es wäre leichtsinnig, beim Fliegenbinden von einer einzigen Schere alle Schnittanforderungen zu verlangen. Letztendlich benötigt man zumindest zwei Scheren. Erstens, eine hochwertige mit feinen Spitzen für die filigrane Arbeit. Zweitens, eine für gröbere Schnitte an Tinsel und Drähten. Beabsichtigt Ihr zahlreiche Rehhaar Fliegen zu binden, lohnt sich die Anschaffung einer Schere mit langer und gezackter Klinge um das steife Rehhaar besser zu greifen und glatt zu durchtrennen. Fliegenbinder mit großen Fingern, sollten beim Kauf von Scheren darauf achten, dass Daumen und Finger bequem in die Griffe passen.
Dubbingnadel:
Die Dubbingnadel ist wahrscheinlich das einfachste, zugleich aber eines der nutzvollsten Werkzeuge, im Besitz des Fliegenbinders. Dubbingnadeln versehen viele Aufgaben, darunter Bindelack an fertigen Fliegen anzubringen, Dubbing ausfransen, teilen von Hecheln, Epoxylack anrühren… Nach der Fertigstellung einiger unterschiedlicher Bindemuster verwandelt sich die Arbeitsfläche schnell in Unerkennbarkeit, und nur zu leicht verbringt man mehr Zeit damit Dubbingnadeln zu suchen, anstatt Fliegen zu binden. Darum besitzt Barry ein Plastozote Schaumkissen in dem Dubbingnadeln verschiedenster Stärke stecken.
Die Spitze der Nadel kann rasch mit Lackrückständen versehen sein. Bindelack lässt sich einfach mit einer Klinge von der Nadelspitze entfernen, doch bevorzuge Barry seine Nadel auf andere Art und Weise zu reinigen. Ein 35mm Filmbehälter hat er mit Drahtwolle gefüllt. Zum Reinigen der Spitze, drücke er diese einige Male in den Behälter und schon ist diese frei von Rückständen.
Hechelklemme:
Mit der Verwendung einer Hechelklemme fällt es ungleich leichter, Hecheln korrekt an einer Trockenfliege anzubringen. Wie alle andere Bindewerkzeuge, befinden sich auch Klemmen verschiedensten Designs und Preisen auf dem Markt. Barry verwendet und empfiehlt ein rotierendes Model. Dieses Design hindert die Hechel daran sich zu verdrehen, wenn diese um den Haken gewunden wird. Egal für welches Model Ihr euch entscheidet, die Backen der Klemme müssen selbst die feinsten Hecheln sicher fassen.
An allen Modellen lässt sich die Grifffestigkeit verbessern, ohne dabei das Risiko einzugehen selbst feinste Hecheln zu beschädigen. Zwei kleine Stücke feinsten Schmirgelpapiers werden mit Klebstoff an der Innenseite der Klemmenbacken angebracht. Das Schmirgelpapier wird danach an die Form der Backen angepasst. Diese einfache Verbesserung sorgt dafür Hecheln sicher zu fassen, und selbst unter maximaler Spannung nicht aus dem Griff der Klemme rutschen.
Kopfknotenbinder:
Auch diese erscheinen in verschiedensten Ausführungen. Der elementarste Unterschied liegt darin ob diese fixiert oder rotierend sind. Ein gut entworfener Kopfknotenbinder ermöglicht rasches und genaues Abbinden von Fliegen, mit dem dafür geeignetsten Knoten. Die meisten Profibinder ziehen den Kopfknotenbinder, einer Reihe von durch Hand ausgeführten Halbstichen (half hitch knot) vor. Materellis Kopfknotenbinder wird nachgesagt der Beste zu sein.
Hecheln:
Hecheln sind mir Sicherheit das meist diskutierte Bindematerial unter Fliegenbindern. Beim Kauf von Hahnenbälgen und -hecheln sollte man sich darüber bewusst sein, dass ALLE Bälge von individuellen Vögeln mit markanten Unterschieden stammen. Man kann sich daher beim Kauf keine Einheitlichkeit erwarten. Achtet daher auf folgende Augenscheinlichkeiten.
Farbe:
Sucht nach der geeignetsten Farbe die Euren Anforderungen entspricht. Die besten Bälge verfügen sogar über hohe Farbkonsistenz. Generell kann sich Farbe von Balg zu Balg unterscheiden. Beim ersten Kauf qualitativ hochwertiger Hecheln, sucht die Farbe aus die ihr wahrscheinlich am häufigsten verwenden werdet. Für Trockenfliegen, haltet nach Bälgen mit kräftiger Farbe Ausschau, die leuchtend glänzen.
Braun:
Das Farbspektrum reicht von blassem rot zu dunklem rotbraun, wird jedoch für gewöhnlich braun bezeichnet. Diese Farbe wird den Bedarf an fast allen Köcherfliegen (Sedge) Mustern abdecken, sowie eine große Anzahl traditioneller Trockenfliegen (Eintagsfliegen, up winged flies).
Schwarz:
Tiefschwarz ist rar in natürlichen Bälgen zu finden und somit sind beinahe alle schwarzen Hecheln gefärbt. Ein schwarzer Balg ist besonders nützlich für Eintagsfliegen, Ameisen, Schwänzchen und Nymphen.
Grizzle:
Weniger eine Farbe, als die Bezeichnung für die schwarze Längsstreifung auf einem cremefarbenen oder weissem Hintergrund. Diese Hechel ist besonders nützlich – nicht nur als alleinige Hechel – insbesondere auch als zweite Hechel in einer Kombination mit einer braunen Hechel z.B. Adams. Darüber hinaus ist grizzle der Standard für sehr viele trockene Mückenmuster (Midges).
Beschaffenheit:
Bälge von gesunden Vögeln fühlen sich beim Berühren wippend an und verfügen über tiefen Glanz. Dr. Tom Whiting lässt uns wissen, dass er bei der Auswahl von Zuchthühnern nicht einzig Farbe und Qualität berücksichtigt. Der Charakter der Vögel spielt eine genau so große Rolle. Unabhängig wie kräftig die Farbe erscheint, sind Hahn/Henne nervös oder niedergeschlagen, wirkt sich das auf die Stellung des Tieres in der Gruppe aus. Das wiederum beeinflusst Gesundheit und Federschmuck. Es lohnt sich ebenfalls die Hechelstämme auf deren Flexibilität zu prüfen. Brüchige Hechelstämme sind unnütz.
Anzahl der Federn:
Je mehr an guten, brauchbaren Hecheln, desto wünschenswerter wird der Balg. Für die Federdichte erhält man ein Gefühl durch die Handhabung des Balgs. Begutachtet dabei einzelne Hecheln nach der Anzahl der Fibern (die Dichte der Fibern entlang des Hechelstamms) und der Steifheit der Fibern. Das mag anfangs schwierig erscheinen, doch nach und nach in Routine übergehen.
Hechellänge:
Moderne, hochpreisige Hahnenbälge sind nummeriert. Somit erhalten Käuferinnen und Käufer einen Hinweis auf die Brauchbarkeit des Balgs für Fliegengröße und die ungefähre Anzahl der damit zu produzierenden Fliegen.
Fasanenstoß:
Der günstigste und geläufigste Fasanenstoss stammt vom herkömmlichen Fasan (Ring Neck Pheasant). Die besten Federn finden sich in der Mitte der Stossfeder des Fasanenhahns. Die langen Federn haben die längsten Fibern und in der Regel die auffälligste, längsgestreifte Markierung. Der Einsatz eines Fasanenstoss reicht von Beinchen von Nymphen und Schnaken, Schwänzchen an unzähligen Trockenfliegen und Nymphen, Flügelscheiden und stellt zudem das einzige Federmaterial dar, das zum Binden der wohl berühmtesten aller Nymphen – der Pheasant Tail Nymphe – benötigt wird.
Hasenmaske:
Damit bezeichnet man die Maske und Ohren des europäischen Feldhasens. Das Farbspektrum individueller Masken reicht von blassem hellbraun, bis beinahe schwarz. Die Beschaffenheit und die Länge der Fellhaare erstreckt sich von feinem, weichem Unterfell – ausgezeichnetes Dubbing – hin zu langen und steifen Deckhaar, das für Fühler und Schwänzchen bei vielen Mustern eingesetzt werden kann. Die Ohren sind bedeckt mit kürzerem und steiferem Haar, mit fast keinem weichen Unterhaar. Ein Mix an Haaren von den Ohren und der Gesichtsmaske, bildet eines der besten ausgefransten Dubbings für Nymphenkörper, wie z.B. die GRHE (Gold Ribbed Hare’s Ear) beweist.
Rehhaar:
Rehhaar wird gewöhnlich als hohl beschrieben, was nicht bedeutet das Rehhaar einem Strohhalm gleicht, sondern das jedes einzelne Haar aus hunderten kleinen Luftbläschen aufgebaut ist. Diese Haarstruktur ist an Rehen mit extrem kalten Wintertemperaturen am ausgeprägtesten. Schlussfolgernd kann man sagen – mit wenigen Ausnahmen – je kälter die Aussentemperatur der Lebensbedingungen der Rehe, desto besser die Spreiz (Spinning) Qualität des Rehhaars. Um optimale Kälteisolierung zu erzeugen, bestehen diese Haare aus unzähligen Luftbläschen, was mitunter zur Versprödung der Haare führt, welche unter dem Druck des Bindegarns brechen können.
Das Haar der Winterdecke des Norwegischen Rehs (roe deer) besitzt besonders viele Luftbläschen und ist somit ideal für das Spreizen, übereinander Legen und Zuschneiden der Haare. Das Haar der Sommerdecke hingegen ist steifer, dabei aber extra fein und somit erstklassiges Material für Schwänzchen und Flügelnachahmungen. Die Farbe variiert dabei von leichtem rotbraun der Sommerdecke, hin zu dunkelgrauem Winterfell mit noch dunkleren Haarspitzen. Das beste Haar zum Spreizen (spinning) findet sich am Rücken entlang der Wirbelsäule. Dieses Haar ist äusserst dicht, nicht im geringsten spröde und treibt wie ein Korken. Das kreideweisse Haar des Steißes eignet sich besonders zum Färben und natürlich für Muster die weisses Rehhaar bedingen.
Man sollte sich auch dessen bewusst sein, das die Rehmaske über mannigfaltiges Haar verfügt, welches seinesgleichen sucht. Diese Körperstelle besitzt Haare unterschiedlicher Länge, Farbtönen und Rauheit – ideal zum Binden von Trockenfliegen der Größe #10 bis hin zu den kleinsten Comparaduns. Jeder der Köcherfliegen bindet, sollte nicht ohne eine Rehmaske sein. Wer einen Jäger oder Hegemeister kennt, sollte sich eine ganze Rehdecke sichern. Man wird davon nicht enttäuscht werden.
Polypropylen Garn:
Ist ein glattes oder auch rauh texturiertes, synthetisches und in vielen Farben erhältliches Garn. Mit geringerer physikalischer Dichte als Wasser versehen, eignet sich Poly Garn besonders vorzüglich für Trockenfliegen Anwendungen, wie Flügeln, Parachute Stämmen, Körperhüllen, Schlaufenflügeln etc. Silikon überzogenes Garn ist sogar stärker wasserabweisend als Standar Polypropylen.
Pfauenaugen Federn:
Das Auge der Schwanzfedern eines Pfaues (Hahn) versorgt uns mit dem Pfauengras. Bedeckt mit irisierenden grünen Fibern, kommt Pfauengras als Material zur Formung von Körpern hunderter Nymphen zum Einsatz. Für abgestreifte Federkiel Muster, eignen sich die unmittelbar unter dem Auge gelegene Fibern am Besten. Die Fibern sind an dieser Stelle kräftiger, als an der Unterseite des Pfauenschwanz.
CdC:
CdC steht als Abkürzung für Cul de Canard oder noch präziser Croupion de Canard oder auf deutsch – den Bürzel. Als Bindematerial kam CdC bereits in den 1920ern in der Schweiz zum Einsatz. In der jüngeren Vergangenheit verdanken wir vor allem Marc Petitjean die Verbreitung von CdC. Alle Vögel verfügen über diese Feder, doch die Besten stammen von Enten. Diese Federn befinden sich am von Fettdrüsen getränktem Bürzel, der das Fett zum Putzen des Federkleids erzeugt. Das enorm wasserabweisend Fett sammelt sich an dieser Stelle und genau dort greifen Vögel mit ihrem Schnabel das Fett zur Körper-/Federpflege auf. Ohne dieses Fett/Öl würden Wasservögel sinken. Die winzigen Fibern sammeln nämlich Luftbläschen.
Abgesehen von der hervorragenden Schwimmfähigkeit (Aquadynamik) der CdC Federn, zeichnen sich diese weiters durch ihre besondere Hydrodynamik (Verhalten von Körpern in der Luft) aus. Soll heissen das CdC Federn im Wasser stark pulsieren, wohingegen die Feder an der Luft durch die Wurfbewegung einfällt und sobald der Wurf beendet ist die Hechel sich wieder öffnet und perfekt in ihren Ausgangszustand zurück fällt.
Dubbing:
Beinahe alle natürlichen Felle, Federn und Haare können zum Dubbing von Fliegen verwendet werden. Viele Fliegenbinder sind dazu übergegangen ihr Dubbing Material zu einer bestimmten Farbe oder Textur zu vermischen. Dabei werden auch mehrere Materialien miteinander vermischt, um eine bestimmte Schattierung oder einen besonderen Glanz zu erzeugen. Beim Gebrauch natürlicher Materialien für eine Trockenfliege zum Beispiel, bedenkt man die Tierart von der diese stammen. Das Fell von Bibern oder Nerzen ist dafür ausgezeichnet, verfügt es doch über ausreichend natürliche, wasserabstossende Fette um der Fliege besonderen Auftrieb zu verleihen. Das Unterfell ist darüber hinaus äusserst fein, weshalb es beim Dubben von Körpern extrem kleiner Trockenfliegen zum Einsatz kommt.
Für eine fransige Nymphe, sucht man hingegen Material das Wasser aufnimmt und leicht sinkt und des weiteren dem Fliegenkörper Volumen verleiht. Künstliches Dubbing ist in sprichwörtlich tausenden Farben und Beschaffenheit erhältlich. Bevor man also zu binden beginnt, lohnt es sich über die Anforderung des in der Erschaffung befindlichen Musters, Gedanken zu machen.
Lack:
Kopflacke für das Fliegenbinden haben in den letzten Jahren eine beachtliche Entwicklung durchlebt. Für manchen Fliegenbinder bedeutet zum Beispiel die Verwendung von Klebern ein absolutes Tabu. Sie sind der felsenfesten Überzeugung das Klebstoffe auf keiner Bindebank zu finden sein sollten und für das Fliegenbinden niemals verwendet werden dürfen. Ich gehöre der Klasse an die sowohl Klebstoffe als auch Epoxidharze beim Fliegenbinden integriert.
Der beste Lack für den Anfang ist Barry’s Meinung nach Veniard Clear (Fine). Dieser Lack wird schnell von den meisten Bindegarnen aufgenommen und härtet rasch und mit passablem Glanz. Möchtet ihr einen extra harte Beschichtung des Fliegenkopfes, empfiehlt er eine Schicht Veniard Clear (Fine), gefolgt von einem weiteren Belag von Nagellack. Die besten Erfahrungen konnte Barry mit Revlon Top Speed und Sally Hansens (Hard as Nails) machen.
Haken:
Trockenfliegen Haken:
Für gewöhnlich besitzen Trockenfliegen Haken einen geringen Durchmesser und sind aus Standard, Fine oder Superfine Draht hergestellt. Somit hat der Haken wenig Gewicht und unterstützt die Fliege dabei auf dem Wasser zu schwimmen. 1X ist Standard und 4X Superfine.
Die wichtigste Überlegung bei der Auswahl des Hakens, gilt dem Einsatz der Fliege ohne dabei Einbußen in der Hakenstärke hinzunehmen. Ein Superfine Haken biegt leichter auf beim Drill eines großen Fisches. Für reguläre, hoch auf dem Wasser treibende Rehhaar oder Haarschwingen Trockenfliegen reicht ein Standard Haken. Für die kleinsten aller Trockenfliegen – #18 und kleiner – ist ein Standard Haken ebenfalls ausreichend. Diese Haken sind so winzig, dass sie beinahe von selbst schwimmen. Somit besitzen selbst kleinste Haken beachtliche Stärke und eignen sich auch für große Fische.
Nassfliegen und Nymphen Haken:
In der Regel befinden sich Nassfliegen und Nymphen Haken in der selben Kategorie, mit der Ausnahme einiger neuerer Spezialhaken, die der Klasse der Aufsteiger (Emerger) zuzuordnen sind. Die beiden ersteren besitzen üblicherweise einen stärkeren Durchmesser, um den Haken Gewicht zu verleihen und deren Sinken zu beschleunigen. Häufig sind die Schenkel der Nymphen Haken etwas länger um dem Binder den nötigen Platz einzuräumen, den schlanken Körper der natürlichen Vorlage nachzuahmen.
Aufsteiger (Emerger) Haken:
Diese Haken besitzen eine rundere Beugung und sind somit konzipiert, das im Oberflächenfilm hängende Insekt zu imitieren. Die betonte Beugung des Hakens hilft dem Binder diesen Schlüpfprozess nachzustellen, indem der Hinterteil des Körpers unter der Wasseroberfläche hängt und der Thorax und die Flügelscheiden sich bereits an der Oberfläche befinden.
Streamer Haken:
Da beinahe alle Streamer Muster Kleinfische imitieren, reflektieren die Haken den Körper dieser Nachahmungen in unterschiedlichster Größe. Die meisten Streamer Haken besitzen Standard oder Heavy Durchmesser Draht und werden in diversen Schenkellängen angeboten.
Haken Größe:
Dieses Thema verwirrt viele Fliegenbinder. Die Nummerierung eines Hakens bezieht sich generell auf die relative Hakengröße in Bezug zueinander. Dennoch gibt es KEINE industrielle Norm und die Hersteller arbeiten mit verschiedenen Standards, um das eigene Hakensortiment mit Größenklassen zu versehen.
In Erinnerung behalten sollte man den Umstand, das die auf der Packung angegebene Nummer eine ‘relative Größe’ ist und KEINE tatsächliche Größe eines Hakens darstellt.
Je höher die Nummer z.B. #28 (sehr kleiner Haken) desto kleiner der Haken. Mit abnehmender Nummerierung, erhöht sich die Hakengröße.
Bei Erreichung der Hakengröße #1 (großer Haken) kehrt sich diese Regel um und bei zunehmender Größe, erhöht sich die Nummer des Hakens und wird z.B. so geschrieben #8/0 (sehr großer Haken).
Denkt daran, bei Fragen steht Euch Barry gerne zur Verfügung. Postet einfach eure Frage in den Kommentarteil seines Original Beitrags.
Wer gerne über das nächste Kapitel in der Reihe ‘Fliegenbinden für Einsteiger’ informiert werden möchte, kann auf The Featherbender seine/ihre Emailadresse hinterlassen. Besten Dank für das Interesse!
Der besonders herzliche Dank von Forelle & Äsche richtet sich an Barry Ord Clarke’s The Featherbender, dessen freundliche Unterstützung diese Übertragung aus dem Englischen ermöglichte.
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Alex says
Lieber Tankred,
vielen Dank für diesen tollen Beitrag, der mit Sicherheit einigen Einsteigern den Weg zu den ersten eigenen Fliegen ungemein erleichtern wird. Bei der “Must-Have-Liste” für den Anfang würde ich ein paar Kleinigkeiten ergänzen/austaschen, aber wie Du sagst: letztlich liegt diese Entscheidung vorallem an den eigenen Zielvorstellungen (welche Muster?) und fischereilichen Notwendigkeiten am eigenen Gewässer. Und im Endeffekt wissen wir ja alle, wie schnell so ein anfänglich überschaubares Bindesortiment in den ersten Monaten wächst ;)
Viele Grüße und bis bald!
Alex
Tankred Rinder says
Hallo Alex,
danke für deinen Kommentar, der mich so richtig neugierig macht. Deine Ergänzungen würden mich interessieren.
Viele Grüße auch und bis bald!
Tankred