Trotz seines modernen Aussehens, reicht die Entstehungsgeschichte des Muddler Minnow zurück auf das Jahr 1937. Sein Erfinder, der Minnesota Fliegenfischer Don Gapen, erahnte anfangs nicht die Vielfältigkeit des Muddlers. Gerade dieser Vielfältigkeit aber, verdankt der Muddler Minnow seine immense Popularität. Ursprünglich als tiefgeführte Koppenimitation konzipiert, konnte der Muddler seine Fängigkeit als Reizmuster für Forelle & Äsche unter Beweis stellen, sowohl bei der Andeutung einer Imitation von Grashüpfern bis hin zu Caddis/ Sedge Fliegen. Somit ist der Muddler Minnow auch zur gegenwärtigen heißen Jahreszeit ein besonders attraktives Muster.
Der beinahe achtzig Jahre dauernde Einsatz des Muddler Minnows, zog natürlich unzählige Material- und Farbvariationen des Originalmusters nach sich. Doch während Profil und Farbton variieren mögen, so weist doch jedes Muddler Muster den charakteristischen, aus Rehhaar geformten Kopf auf.
Ob der Muddler Minnow als Sedgeimitation über die Wasseroberfläche geschlittert wird, oder ob er beschwert an sinkenden Polyleadern oder Schnüren tief geführt wird wie eine grundnah lebende Koppe, ist egal. Dieses Muster ist ein Muss in jeder Fliegenbox und nicht selten die ‘Gefängnis Frei Karte’ an Tagen, an denen das Glück sich mit anderen Fliegentypen partout nicht einstellen mag.
Denkt daran, bei Fragen steht Euch Barry gerne zur Verfügung. Postet einfach eure Frage in den Kommentarteil seines Original Beitrags – Muddler Minnow.
Wenn Ihr eine Nachricht erhalten möchtet, wann die nächste Lektion im Fliegenbindekurs für Anfänger veröffentlicht wird, hinterlasst bitte Eure Email Adresse auf der Homepage von The Featherbender. Danke!
Materialiste
Haken: Mustad R73NP-BR # 10-4
Garn: Dyneema (gewachst)
Schwanz: Truthahn (gefleckt)
Körper: Flaches Gold Tinsel
Rippung: Kupferdraht
Unterschwinge: Eichhörnchenschwanz Grau
Der Haken den Don Gapen, der Entwickler des Muddler Minnows benutzte war ein Mustad 38941 3x Long Streamer. Werden Federfahnen eingebunden, ist es wichtig gewachstes Garn zu verwenden. Der Dyneema den ich für beinahe alle Bindebedürfnisse einsetze ist zu glatt für Nassfliegen Flügel. Darum muss man Dyneema wachsen um das verrutschen der Flügel zu unterbinden.
Die oben angeführten Materialliste entspricht der originalen Bindeanleitung, mit Ausnahme der Kupferdraht Rippung. Kupferdraht wurde dem Muster erst später hinzugefügt. Das ursprüngliche Muster wurde mit Metall Tinsel gebunden und bedurfte somit keines Schutzes vor den kleinen scharfen Zähnen von Forellen. Als Plastik Tinsel als Bindematerial seinen Einzug hielt, musste dieses zum Schutz zusätzlich verstärkt werden. Wird eine große Menge an Rehhaar gespreizt, rate ich zu einer Minimum Bindegarnstärke von 3/0. Damit verfügt man über ein reissfestes Garn, mit dem ausreichend Zugdruck auf das Rehhaar ausgeübt werden kann, um den gewünschten Spreizeffekt zu erzielen. Beim Binden von gespreiztem und anschließend gestutztem Rehhaar ist die richtige Auswahl aus den unterschiedlichen Eigenschaften des Fells zu treffen. In einem früheren Beitrag ging Barry ausführlich auf Unterschiede von Sommer- zu Winterdecken von Rehen ein.
Wäre ich damit bestraft, für den Rest meiner verbleibenden Süß-und Salzwasserfischerei mit einem einzigen Muster mein Auskommen finden zu müssen, hätte ich damit kein Problem. Der Muddler Minnow wäre ohne Zweifel meine erste Wahl! Die Bindeanleitung die ich hier vorstelle, lehnt sich eng an das Originalmuster an.
Den 3XL Streamerhaken im Bindestock einspannen und darauf achten, dass der Hakenschenkel horizontal angebracht wird.
Im nächsten Schritt nehmen wir zwei gefleckte Truthahnfedern, jeweils eine des linken und des rechten Flügels. Für den Schwanz der Fliege schneiden wir zwei kleine Streifen, aus dem selben Bereich der beiden Federn.
Mit dem Garn eine lose Wicklung anbringen und die letzte Windung zwischen Hakenspitze und Widerhaken vornehmen. Die beiden Rückseiten der Flügelspitzen übereinander legen und wie abgebildet am Haken befestigen. Dazu fasst die linke Hand die beiden Spitzen, während die rechte eine lockere Windung um beide Flügel wirft und das Garn zwischen Zeigefinger und Daumen der linken Hand gelegt wird. Die lockere Schlaufe nun festzurren, in dem die rechte Hand das Garn mit dem Bobbinhalter nach oben zieht. Dieser Trick verhindert das Abrutschen der Flügel und fixiert diese in einer geraden Position.
Die überschüssigen Enden nun diagonal abschneiden und am Körperende ein Stück feinen Kupferdraht einbinden. Den Hakenschenkel anschliessend mit gleichmäßigen Garnwindungen abdecken. Dieser Schritt ist wichtig um einen Tinselkörper von konstanter Form wickeln zu können.
Ungefähr 1cm vor dem Hakenöhr binden wir nun ein längeres Stück Tinsel ein. Mit dem Tinsel in eng anliegenden Windungen bis zum Ansatz des Schwänzchens einen gleichförmigen Körper bilden und diesen Bindeschritt in entgegengesetzte Richtung, zurück zum Hakenöhr wiederholen.
Den Tinselrest abschneiden und den Kupferdraht in offenen Windungen entgegengesetzt zur Binderichtung des Tinsel anbringen – wurde das Tinsel im Uhrzeigersinn über den Hakenschenkel gelegt, so wird der Kupferdraht entgegen den Uhrzeigersinn angebracht. Dieser Schritt festigt den filigranen Tinselkörper for den scharfen Forellenzähnen.
Ein mittelstarkes Büschel der Haare eines Eichhörnchenschwanzes entfernen, das fusselige Unterfell und kürzere Haare entfernen. Die Haare in einem Aufstoßer auf gleiche Länge bringen und die Länge der Haare nun am Hakenschenkel messen. Diese sollten nicht über das Schwänzchen hinausragen. Den Haaransatz anschliessend bindegerecht zusammen stutzen. Bevor nun die Eichhörnchen-haare eingebunden werden, tupfen wir etwas Bindelack auf den Haaransatz, um den Ansatz zu bündeln und mehr Reißfestigkeit zu erzeugen.
Als nächstes trennen wir zwei größere Streifen von den beiden Truthahnfedern.
Diese werden nun aufliegend auf den Eichhörnchenhaaren eingebunden. Dabei wenden wir dieselbe Bindetechnik, wie anfangs beim Schwänzchen an.
Nun wählen wir einen Fleck einer dichten Winterhaar Rehdecke aus. In einem früheren Beitrag ging Barry ausführlich auf Unterschiede von Sommer- zu Winterdecken von Rehen ein.
Schneidet ein großzügiges Haarbüschel ab. An der Stelle sind viele Fliegenbinder zu zaghaft und müssen darum später weiter Büschel hinzufügen. Der Kopf aus Rehhaar soll jedoch aus einem einzigen Büschel gebunden werden können. Das Haar vom fusseligen Unterfell, sowie kürzeren Haaren befreien und in einem Aufstoßer auf gleiche Länge bringen.
Das Haarbüschel auf den Haken auflegen, wobei die Haarspitzen nach hinten zur Hakenbeugung deuten. Das Büschel in Position gebracht, werden zwei lockeren Windungen an der Einbindestelle um Büschel und Haken gelegt. Danach wird mit einem kräftigen Zug nach oben die Schlaufe festgezogen. Dieser Schritt spreizt die Haare. Sobald die Haare gespreizt wurden, wird das Garn mit Zick-Zack Bewegungen durch die Haare bewegt und in mehreren engen Windungen an das Hakenöhr geführt. Mit diesem Bindevorgang werden einzelne Haare von Seite zu Seite gedrückt und es verhindert das Einfangen einzelner Haare und dass diese flach niedergebunden werden.
Am Öhr angelangt die Fliege wie gewohnt abbinden und mit einem Kopfknoten versehen. Im Folgeschritt kann damit begonnen werden, den Kopf des Muddlers auf die gewünschte Form zuzuschneiden.
Nun kann sich der Binder für einen trichterförmigen Kopf entscheiden. Euch wird vielleicht auffallen, dass einige Haare zur Akzentuierung angesengt wurden.
Oder doch vielleicht für einen kugelförmigen Kopf. Diese Bindeart verdrängt mehr Wasser, wenn der Streamer gestrippt wird.
Voilà – der fertige Muddler Minnow. Viel Spass beim Binden!
Der besonders herzliche Dank von Forelle & Äsche richtet sich an Barry Ord Clarke’s The Featherbender, dessen freundliche Unterstützung diese Übertragung aus dem Englischen ermöglichte.
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